Quellen
Einführung
Vorwort
Station 01
Station
02
Station
03
Station
04
Station
05
Station
06
Station
07
Station
08
Station
09
Station
10
Station
11
Station 12
Station
13
Station
14
Station
15
Station
16
Station
17
Station
18
Station
19
Station
20
Station
21
Station
22
Station
23
Station
24
Station
25
Station
26
Station
27
Station
28
Station
29
Station
30
Station
31
Station
32
Station
33
Station
34
Station
35
Station
36
Station
37
Station
38
Station
39
Station
40
Station
41
Station
42
Station
43
Station
44
Station
45
Station
46
Station
47
Station
48
Station
49
Station
50
Station
51
Station 52
Station
53
Station
54
Station
55
Station
56
Station
57
Station
58
Station
59
Station
60
Station
61
Station
62
Station
63
Station
64
Station
65
Station
66
Station
67
Station
68
Station
69
Station
70
Station
71
Station
72
Station
73
Station
74
Station
75
Station
76
Station
77
Station
78
Station
79
Station
80
Station 81
Station 82
Station 83
Station 84
Station 85
Station 86
Station 87
Station 88
Station 89
Station
90

 
TAZARA ... mit der Eisenbahn durch die Weltgeschichte © KJS / 2009 - 2021
Endstation
Station 88


43 ... Die Lok ist 23 Meter lang, hat 1400 PS bei einem Gewicht von 136 Tonnen. Zum Vergleich: Eine moderne Lok wiegt rund 80 Tonnen ... Auf große Fahrt geht die von fünf Achsen angetriebene Dampflok (insgesamt hat sie sechs) während der Saison (Mai bis Oktober) mindestens einmal im Monat.
Die Fahrt führt heute von Rinteln über Hessisch Oldendorf, Hameln, Bad Münder, Springe, Weetzen, Wunstorf und Nienburg nach Bremen ... Weil bis zur Kreisstadt schon mehrere Tausend Liter Wasser verbraucht worden sind, betankt die Nienburger Feuerwehr die Lok mit 20.000 Litern. Der Tankvorgang (Ein B-Schlauch wird benutzt) wird rund 15 Minuten dauern ...


„Vor einem Jahr war der Wiener Prater wieder ein Ort, an dem sich der Blick auf ‚das Fremde‘ richtete. Ich weiss, dieser Blick kann Massen in Bewegung setzen, wenn die Begierde als leitendes Motiv entsprechend wach gerufen wird. Und das ist ja mein Metier. Seit Jahren habe ich es verstanden, diese Anziehungskraft mit multimedialen Illusionswelten zu erzeugen, mit emotional aufgeladenen Erlebnisräumen, die immer auch den tristen Alltag ein wenig vergessen lassen. Jetzt war meine Produktion ‚Afrika! Afrika!‘ in Wien ... Und was für einen Schmäh musste ich bei jenen lesen, die meinem Charme, meiner internationalen Reputation, noch nicht verfallen sind?“

Daß sich mit Events und Spektakelkultur viel Geld verdienen lässt, ist eine Zeiterscheinung, zu der André Heller nicht unwesentlich beigetragen hat. (??? nicht Dunkler???)
Noch gilt er manchen als moralische Instanz, gegen seinen Willen wird er immer wieder für ein politisches Amt ins Spiel gebracht. Ein bizarrer Mosaikstein mehr im gegenwärtigen Sittenbild der Republik, denn hinter dem Afrika-Entertainment des „Magiers der Fantasie“ tun sich historische und politische Zusammenhänge auf, die mit den Erfordernissen einer zeitgemäßen, demokratischen und weltoffenen Gesellschaft nicht vereinbar sind.
Die Wiederbelebung kolonialer Phantasmen ist ein völlig ungeeignetes Mittel, Afrika in das Blickfeld öffentlicher Aufmerksamkeit zu rücken. Es ist diese Inszenierung des Staunens, die letztlich Andersartigkeit zementiert — mit oftmals fatalen Folgen. Die glanzvoll dekorierten Zeltpaläste schaffen das Refugium, für wenige Stunden mit leuchtenden Augen einem kulturellen Ausnahmezustand beizuwohnen. Diese Umkehrung der Wahrnehmungen darf allerdings nicht ohne Widerspruch hingenommen werden. Denn außerhalb herrscht eine Normalität, die für jene Menschen, die auch aus Afrika zu uns kommen, um vor Elend, Umweltzerstörung und Perspektivenmangel Zuflucht zu finden, keine sichere Distanz bereithält, sondern eine immer größere Gefahr bedeutet. Das Staunen gebührt eigentlich einem Europa, das zur Abwehr der Migration aus Afrika Festungen hoch zieht und beim Vollzug immer neuer Fremdengesetze eine Dimension erreicht, die das Fundament der Grundrechte zunehmend erschüttert ...


Koloniale Phantasmen, was für ein wundervolles Stichwort war das für unseren Plan! Wir würden den Zug weiterdampfen lassen, hinaus aus dem Bremer Hauptbahnhof, wo unsere Rauchschwaden unter dem gewölbten Hallendach schon alle Tauben verscheucht hätten, diese Ratten der Luft — liessen am Bahnhofsvorplatz links liegen die vorüberhuschende Fassade des ehemaligen Bremer Kolonial-Museums, das heute Übersee-Museum heisst.
Über das vorletzte Segment unserer magischen Zeitschiene würden wir zurückrollen in das Jahr 1998, auf das noch existierende Güterzug-Netz der Hafenbahn, hinein in den Bremer Übersee-Hafen. Hier würden wir halten, um schliesslich ein letztes Mal vorzuruckeln, in das Jahr 1999.“ ...

Bremens Übersee-Hafen:
einst Ausfuhr-Port für allerlei Kolonialmissionen
einst Einfuhr-Port für allerlei Kolonialwaren

... Anfang der achtziger Jahre war der Umschlag im Überseehafen dramatisch zurückgegangen. Die Weser war für die grossen Containerschiffe nicht mehr tief genug, und für den einst umsatzstärksten Hafen der Welt kam 1998 das Aus. Im September jenes Jahres legte zum letzten Mal ein Frachter an.
Das Becken wurde zugeschüttet mit 3,4 Millionen Kubikmeter Sand, der Bahnhof beim Hafenhochhaus abgerissen, Stellwerk, Gleise und Schuppen beseitigt. Zwei Jahre lang musste sich die riesige Sandwüste zwischen Europahafen und Holz- und Fabrikenhafen setzen, bis sie ohne Risiko bebaut werden konnte ...


„Der Wind treibt in jenem Jahr den Sand immer wieder in belebte Hafenbereiche, auch in den angrenzenden Ortsteil Walle.
Die Menschen kommen sich vor wie am Rand einer afrikanischen Wüste. Ödnis herrscht plötzlich in Vorgärten, auf Parzellen-Beete rieselt gelber Sand. Es knirrscht in mancherlei Getriebe, es muss etwas geschehen!
Das ist die Ausgangslage für unser Projekt!
Aber wir brauchen kompetente Unterstützung, denn wir haben mit unserem Zug nicht etwa Landarbeiter gebracht, sondern aus über einem Jahrhundert zusammengesammelte Bankiers sowie allerlei Führungspersönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft. Die mögen allenfalls hin und wieder in die Lage gekommen sein, hier und da ein zeremonielles Bäumchen gepflanzt oder begossen zu haben. ... Doch Hilfe ist bald gefunden und herbeigeschafft ...

Willkommen beim Verein ‚Internationale Gärten‘!
Die Internationalen Gärten sind Orte, wo Flüchtlings-, Migranten- und deutsche Familien Beziehungen aufbauen und durch interkulturelles Gestalten und Zusammenarbeit positive Beispiele für Völkerverständigung und Integration geben. Das Projekt setzt sich gegen Ausgrenzung ein, in dem es konkrete Perspektiven für die gesellschaftliche Eingliederung von Flüchtlings- und Migrantenfamilien aufzeigt.
Die Grundlage unserer Aktivitäten sind drei Gärten in Göttingen. Seit dem Sommer 2003 entsteht ein weiterer Garten, der Friedensgarten im Ortsteil Grone. Die Gärten bestehen aus Einzelparzellen für den Anbau von Gemüse und Kräutern und aus Gemeinschaftsflächen. Auf diesen können Kinder spielen, Erwachsene sich treffen, Veranstaltungen abgehalten werden.
Im Projekt arbeiten Familien aus sechzehn Nationen und unterschiedlichen Religionen zusammen; insgesamt mehr als dreihundert Menschen ... Mit dem gemeinsamen Gärtnern sind unter anderem folgende Aspekte verbunden:

Förderung der beruflichen Orientierung (Fachdeutsch lernen, gärtnerische Berufszweige kennenlernen, Erarbeitung gesetzlicher Grundlagen usw.)
biologischer Anbau von Gemüse, Kräutern, Obst und Zierpflanzen für die eigenen Haushalte
Erleben der Eigenarbeit durch die Bestellung eines eigenen Gartengrundstücks
soziale und berufliche Integration von Migranten- und Flüchtlingsfamilien
Nachbarschaftshilfe und Familienbetreuung sowie — nicht zuletzt — gemeinsam Feste feiern ...

„Hier ist der künftige Wirkungsplatz für unsere ‚wissenden Stimmen‘ aus dem Zug. Hier finden wir Berater mit dem nötigen Know-how. Im Bremer Hafen, über den einst Händler und Missionare, Forscher und Soldaten in den ‚dunklen Kontinent‘ aufbrachen, soll sich unter ihrer Anleitung ein Kunstwerk entfalten, das an die kreativsten Zeiten der Bremer Kulturszene anknüpfen wird.
In den Achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatten Bremer Bürger überall im Stadtgebiet, in ihren Gärten, in öffentlichen Anlagen, die unterschiedlichsten Formen aus Blumenzwiebeln gepflanzt. Unter Anleitung des amerikanischen Landart-Protagonisten Gary Rieveschl entstand daraus, nachvollziehbar auf einem Bremer Stadtplan, ein Gesamtkunstwerk. Bis heute blüht in jedem Frühjahr am langen Deich, der die Hafenanlage zur Stadt hin abgrenzt, die ‚Waller Welle‘, ein schwungvoller Streifen aus gelben Osterglocken.
Bankiers, Kartell- und Politik-Lenker aus unserem TAZARA-Express werden hier lernen, etwas Handfestes zu leisten, sie werden Samen für Pflanzen säen, die den Boden halten können. Und einen Sommer lang, im Jahr 1999, wird als Ergebnis ihrer Handarbeit aus dem alten Bremer Übersee-Hafen ein blühender Teppich entstehen:

Roggen
Ackerquecke
Wiesenrispe
Weißklee

Und wenn dann alles verblüht ist?

Nun, dann rollt unsere Eisenbahn-Bühne durch die Gegenwart:



— kleinod — kleinod — kleinod …


Hier sprechen jetzt Juliane Lenssen & Jens-Erwin Siemssen aus unserem eigenen Eisenbahnzug!
Die Künstlergruppe „Das Letzte Kleinod“ inszeniert Orte und ihre Geschichten. Eine unbewohnte Insel, ein Tiefkühlhaus oder eine Hafenkaje wurden Schauplätze von außergewöhnlichen Theatervorstellungen.

Die Vorstellungen erzählen die Geschichten der Spielorte und ihrer Bewohner.
Die Stücke entstehen meist aus mündlichen Überlieferungen.

Am historischen Bahnhof von Geestenseth, an der Bahnlinie von Bremerhaven nach Buxtehude, sind die zehn Eisenbahnwagen des Theaters „Das Letzte Kleinod“ stationiert. Mit dem Ozeanblauen Zug führt die Künstlergruppe Theaterprojekte auf dem Schienenweg durch.

Der 130 Meter lange Zug wurde kürzlich aufwändig saniert und hat die Zulassung, um auf dem öffentlichen Schienennetz bewegt zu werden.
In vier Schlafwagen können derzeit insgesamt bis zu 17 Mitwirkende in Einzelkabinen wohnen, in jedem Waggon gibt es Duschen und Toiletten.
Ein Speisewagen hat bis zu 32 Sitzplätze, in einer modernen Großküche können 120 Personen am Tag versorgt werden. Im Zug gibt es außerdem ein Theaterstudio, ein Büro, Werkstätten und einen Güterwaggon für Theatertechnik.

Das Theater bevorzugt internationale Themen, bei denen die regionale Geschichte in Bezug zu anderen Teilen der Welt steht. Dafür werden Gastkünstler aus den jeweiligen Kulturkreisen eingeladen und Gastspiele im Partnerland durchgeführt.
„Das Letzte Kleinod“ realisierte zahlreiche Projekte in Deutschland, in Europa und in Übersee.

Weiter TAZARA-Index
Weichensteller

web page hit counter

web page hit counter