SCHÜLER 1:
Nach seinem Arbeitsalltag im Hospital in
Lambaréné spielte Albert Schweitzer auf
einem extra für ihn gebauten
tropenfesten Klavier mit Orgelpedal. Er
übte damit auch für seine
Schallplatteneinspielungen mit Werken
Johann Sebastian Bachs und für die
Orgelkonzerte, deren Erlös seiner
karitativen Arbeit zugute kam.
Angeregt von seinem Orgellehrer, brachte
Albert Schweitzer eine komplette
Notenausgabe für Bachs Orgelwerke
heraus, und er veröffentlichte 1908 eine
Bach-Monographie, die in
musikästhetischer Hinsicht nach wie vor
als Standardwerk gilt ...
SCHÜLER 2:
... Bachs Kunst der Fuge ist
ein von Legenden umranktes Spätwerk des
großen Leipziger Thomaskantors. Nach
seiner Veröffentlichung in Bachs
Todesjahr 1750 in Vergessenheit geraten,
wurde es in der zweiten Hälfte des
vergangenen Jahrhunderts einem weltweiten
Publikum wieder nahegebracht, als ein
Buchautor auf die Idee kam, den Namen des
Komponisten und Musiktheoretikers Bach
mit zwei ganz anderen Bereichen
menschlichen Denkens und Fühlens zu
verbinden mit der Mathematik von
Kurt Gödel und mit der Malerei von
Marits Cornelis Escher ...
SCHÜLER 3:
... Alle drei haben es in ihren
jeweiligen Bereichen geschafft, den
menschlichen Sinn zu täuschen, etwas zu
schaffen, das sich von einem Anfang
weiterentwickelt, um genau an diesem
Anfang wieder anzukommen Bewegung
in einer endlosen Schleife.
Beim Maler Escher zum Beispiel sehen wir
Gegenstände oder architektonische
Bauten, die auf den ersten Blick völlig
natürlich zu sein scheinen, auf den
zweiten aber in ihrer Konstruktion
unmöglich sind ...
Wir sprechen hier nicht von der
eigentlich unmöglichen Versetzung
unseres Schulgebäudes an den Bahnsteig
einer afrikanischen Eisenbahnstation, das
scheint wie Ihre und unsere
Anwesenheit an diesem Ort beweist
dem Leiter dieses TAZARA-Spiels durchaus
möglich zu sein ... Wir sprechen von
Eschers Darstellung perspektivischer
Unmöglichkeiten, optischer Täuschungen
und multistabiler Wahrnehmungsphänomene
...
So zeigt sein
Bild Wasserfall
einen
Wasserlauf, der sich vom
Betrachter fortbewegt, dann links
fliesst, als ein Wasserfall nach
unten fällt und dabei wieder an
seinen eigenen Anfang
anschliesst. Was im
zweidimensionalen Bild ohne
weiteres zu funktionieren
scheint, wäre in der Realität
schlicht unmöglich, da das
Wasser hierzu den Berg
hinauffliessen müsste. Sein Bild
Treppauf Treppab
zeigt eine auf ähnliche Weise
konstruierte viereckige, endlose
Treppe ... |
SCHÜLER 3:
... Es ist, wohlgemerkt, kein Abbild der
Treppe hier herauf zu unserem
Giebelsaal! Und um beim
Abbild zu bleiben: Alle unsere
Multimediapräsentationen haben wir durch
blaue Hintergrundfarbe gekennzeichnet,
nicht bloss durch blaue Schriftleisten.
Wo es blau ist, geht es bei uns ins
Internet ...
SCHÜLER 2:
Als Physiker und Informatiker untersuchte
der schon erwähnte Bestseller-Autor
unter Bezug auf die endlosen
Schleifen bei Gödel, Escher und
Bach die Frage, wie aus relativ
einfachen, dummen
Bestandteilen wie beispielsweise
den Neutronen des menschlichen Gehirns
intelligente Systeme mit der
Fähigkeit zur Selbstreflexion entstehen
können ...
Der Autor, Douglas Richard Hofstadter,
ist selber sozusagen nobles Material: Er
kam 1945 als Sohn des
Physik-Nobelpreisträgers Robert
Hofstadter zur Welt, und seit den 1980er
Jahren ist er einer der Vertreter jener
wissenschaftlichen Richtung, die sehr
weitgehende Erwartungen an das Fachgebiet
der Künstlichen Intelligenz
knüpfen.
GÖDEL,
ESCHER, BACH.
EIN ENDLOS GEFLOCHTENES
BAND
(Douglas R. Hofstadter,
übersetzt von Hainer Kober,
Hermann Feuersee und Philipp
Wolff-Windegg, mit einem Vorwort
von Gero von Randow, Klett-Cotta,
2006, 17. Auflage)
... Worum
geht es? Nicht allein
um Mathematik, nicht nur um
Logik, schon gar nicht nur um
Musik oder Kunst. Das Buch ist
ein Werk, das viele verschiedene
Gebiete behandelt, nicht bloss im
Vorübergehen streift, sondern
aus vielen verschiedenen
Wissenschaftsbereichen
Erkenntnisse sammelt und dabei
versucht, eine der wichtigsten
Fragen zu beantworten:
Wie
entsteht das Ich, das Selbst?
Wie kann
sich Bewusstsein aus einem
unbewussten Stoff entwickeln?
Welches
Gebilde ist das Ich
und wie konnte es sich aus
Materie entwickeln? ...
Kategorie:
dummer Bestandteil im
DDR-Hirn
In der
Straßenbahn liest ein Musiker
eine Partitur. Ein
Staatsschützer hält das
Notenblatt für Geheimschrift und
verhaftet den Musiker unter
Spionageverdacht, obwohl der
versichert, das sei eine Fuge von
Bach.
Der Verhaftete wird am nächsten
Tag einem Kommissar vorgeführt,
der ihn anschreit: Also
raus mit der Sprache! Sie
könnens ruhig sagen, Bach
hat schon gestanden! |
SCHÜLER 1:
Heute abend bei uns im
Giebelsaal der
Albert-Schweitzer-Schule zu Nienburg an
der Weser erleben Sie:
SCHWEITZER, KISSINGER, ANNAN
EIN ENDLOS GEFLOCHTENES BAND
... Worum geht es?
Nicht allein um Caritas, nicht nur um
Diplomatie, schon gar nicht nur um Krieg
oder Frieden. Unsere Arbeitsgemeinschaft
behandelt heute abend viele verschiedene
Gebiete nicht bloss im Vorübergehen,
sondern sie sammelt aus vielen
verschiedenen Wissenschaftsbereichen
Erkenntnisse und versucht dabei, einige
der wichtigsten Fragen zu beantworten:
Wie hat sich das
Bewusstsein von
Friedensnobelpreisträgern entwickelt?
Aus welcher Materie ist
es entstanden?
Wie entstand das Ich von
Albert Schweitzer, von Henry Kissinger,
von Kofi Annan?
Albert
Schweitzer war ein
bekannter Orgelspieler,
Musikwissenschaftler, Theoretiker
des Orgelbaus und einer der für
das zwanzigste Jahrhundert
stilbildenden Interpreten der
Musik Johann Sebastian Bachs. |
SCHÜLER 2:
Doch dafür erhielt er nicht den
Nobel-Preis!
In der
Quintessenz seines
philosophischen Denkens ging
Schweitzer davon aus, daß sich
Menschen beim Nachdenken über
sich selbst und über ihre
Grenzen wechselseitig als Brüder
erkennen, die über sich selbst
und ihre Grenzen nachdenken. Im
Zuge des Zivilisationsprozesses
werde die Solidarität, die
ursprünglich nur auf den eigenen
Stamm bezogen war, nach und nach
auf alle, auch unbekannte
Menschen übertragen. Zentral
für seine Ethik der
Ehrfurcht vor dem
Leben ist der Satz:
Ich bin Leben, das leben
will, inmitten von Leben, das
leben will. |
SCHÜLER 1:
Doch dafür erhielt er nicht den
Nobel-Preis!
Trotz aller
Ängste vor anderen
militärischen Mächten forderte
Schweitzer aus elementarer Angst
vor dem Geist der
Unmenschlichkeit eine einseitige
Abrüstung. Obwohl die
Menschlichkeit doch das
eigentliche Wesen der Menschheit
sei, sei die resignierte Vernunft
zu befangen und erkenne nicht,
daß Vernichtungskriege in keinem
Verhältnis zu den Problemen
stünden, die mit ihnen gelöst
werden sollten. Nur mit dem Mut
der Lehre der Ehrfurcht vor dem
Leben könne der
Massenvernichtung vielleicht
begegnet werden, ohne diesen Mut
habe die Menschheit gar keine
Chance. Sie müsse die Hoffnung
und das Pflichtgefühl
entwickeln, daß die
Öffentlichkeit die Verantwortung
über Krieg und Frieden
übernehmen könne, und sie
müsse die Idee einer
weltbejahenden Kultur entwerfen,
die Kriege gegen Mensch und
Kreatur unmöglich mache. |
SCHÜLER 2:
Doch dafür erhielt er nicht den
Nobel-Preis!
Den Friedensnobelpreis erhielt Albert
Schweitzer, weil er dank der Wirksamkeit
neuer, weltweit wahrgenommener Medien als
der gute Doktor von
Lambaréné bekannt wurde.
|