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Die Farbe der Lüge / Zwischenruf aus
Simbabwe
20. März 2007 / von ***
ACHTUNG! Glauben Sie nichts, was Sie in
diesen Wochen aus Simbabwe hören, sehen
oder lesen! Glauben Sie nicht den
Bildern, glauben Sie nicht den Texten!
Wo befinden Sie sich beim Hören, Sehen
oder Lesen von Geschichten über
Simbabwe? Einhundert Kilometer weit weg?
Eintausend Kilometer weit weg?
Zehntausend Kilometer weit weg?
Ich bin oft nur zehn Meter weit weg, wenn
der Konvoi des Präsidenten Mugabe hier
mit Blaulicht und mit Bewaffneten
vorüberrast, ich sehe aber auch die
flatternden Standarten an westlichen
Botschaftswagen, die neuerdings ganz
undiplomatische Richtungen einschlagen
ich bin so dicht dran, und deshalb
glaube ich nicht mehr den Bildern und den
Texten, die seit Wochen wie Eiter aus
Simbabwes Wunden sickern.
Ich korrigiere mich: Es ist ein falsches
Bild! Die Produktion von Eiter
signalisierte ja einen Gesundungsprozess,
diese Bilder und diese Texte sind eher
wie Maden, die sich in Wunden fressen
sollen bis der Organismus krepiert.
Die Maden sind Halbwahrheiten und
Gerüchte, gepflanzt und gefüttert von
professionellen Giftmischern in einer
grandiosen psychologischen
Kriegsführung, die nicht auf Aufklärung
sondern auf Verrohung der Sinne setzt.
Dabei präsentiert jede Seite
ausschliesslich ihre Opfer und die dazu
passende Geschichte.
Die im Konfliktgebiet agierenden
Berichterstatter, hier ansässig oder
entsandt, haben in der Regel schon bei
Ihrer Beauftragung die Wahl getroffen,
welche Seite gut und welche böse
darzustellen ist. So wählen sie aus dem
Angebot ihre Quellen und Geschichten,
ihre Bilder, ihre Loyalität. Sie sind
selten selber dabei gewesen, sie
erzählen weiter, was sie gehört haben.
Für Sie da draussen, zehntausend
Kilometer weit weg, oder bloss tausend
oder hundert, erscheint Simbabwe als
Konfliktgebiet, in dem Afrikaner wieder
dabei beobachtet werden, wie sie Weisse
verjagen oder sich gegenseitig die Köpfe
einschlagen.
Wer hier lebt, hat lernen müssen, allen
Seiten zuzuhören. Dadurch erkennen die
Menschen leichter, wann die Farbe der
Lüge schwarz und wann sie weiss ist.
Für die meisten hier lebenden Menschen
ist dieses Land nicht in erster Linie
Konfliktgebiet, sie haben es nicht dazu
gemacht. Sie sind damit beschäftigt, auf
ihrem Land zu überleben, sie wollen
nicht mehr den Kopf hinhalten für den
Kampf um Macht und Einfluss von Eliten,
egal ob schwarz oder weiss.
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>>> TEXT-ANHANG 1>>>
Harare, Sonntag, 18. März 2007 08:39
ZIM STANDARD
(eine in Privatbesitz befindliche
Harare-Zeitung)
Brief von: Christopher W. Dell, U.S.
Botschafter, Harare
... Der Schlüssel zu den Anstrengungen
der Regierung, ihr brutales und
ungerechtfertigtes Vorgehen gegen die
eigene Bevölkerung zu rechtfertigen, ist
die Behauptung, daß die Menschen
Simbabwes ein braves und zufriedenes
Leben führen würden, gäbe es da nicht
die Ränke der wählen Sie den
Begriff, der Ihnen passt
Imperialisten,
ehemaligen Kolonialisten oder
Rassisten / Westler / Feinde.
Die Lieblingsgeschichte, die im Moment
von den Propagandisten bevorzugt wird,
ist die von ihnen fabrizierte über mein
angebliches Treffen mit Morgan Tsvangirai
und Arthur Mutambara am 9. Januar im
Bronte-Hotel in Harare.
(Anmerkung: beide sind konkurrierende
Führer einer durch westliche
Organisationen unterstützten, aber
gespaltenen Oppositionspartei in
Simbabwe)
Nach Darstellung dieser spin
doctors ist dieses Treffen der
einzige Grund, daß Simbabwer heute mit
zunehmender Lautstärke gegen die
Regierung protestieren und entschieden
eine Änderung durchsetzen wollen. Damit
ihre Phantasie nach Fakten aussieht,
haben die Herren Manheru und Zwayi
(Anmerkung: beide sind als
Zeitungskolumnisten auftretende
Regierungssprecher)
aufgehetzt durch
pseudo-intelektuelle Wortschwälle des
Tafataona Mahoso in der Sunday
Mail und durch Legionen
gesichtsloser Herald-Reporter
so schillernde Details erfunden
wie die Grösse der Delegationen auf
beiden Seiten, einen Aktenkoffer voller
Geld, etc.
Die Tatsachen sehen ein bisschen anders
aus:
1. Am Tag unseres angeblichen Treffens
war ich in Bulawayo, auf einem Ferientrip
mit Familienbesuch. Falls das
irgendjemand überprüfen möchte,
braucht er nur zum Naturgeschichtlichen
Museum zu gehen und sich anzuschauen, wo
ich mich im Gästebuch eingetragen habe.
(Mir ist natürlich klar, daß die
entsprechende Seite vermutlich unter
mysteriösen Umständen
verschwinden wird, sobald das hier
veröffentlicht ist, aber kein Problem:
es gibt andere Zeugen, die bestätigen
können, daß ich tatsächlich an jenem
Tag in Bulawayo war, einschliesslich
Diplomaten und natürlich
einschliesslich der allgegenwärtigen
CIO, die mich während meiner gesamten
Ferien verfolgte.)
2. Ich habe nie einen Fuss in das
Bronte-Hotel gesetzt und hatte nicht mal
eine Ahnung, daß es existiert, bevor es
mir freundlicherweise von Zvayi zur
Kenntnis gebracht wurde.
3. Das erste und einzige Mal daß ich
Tsvangirai und Mutambara getroffen habe,
geschah dank der simbabwischen Regierung.
Das Treffen fand statt am 13. März im
Gerichtssaal Nr. 6 in Harare. Ich denke,
wir alle können der Regierung besonders
dankbar dafür sein, daß sie diese
beiden Führer zusammenbrachte zu einer
Gelegenheit, sich besser kennenzulernen.
...
Währenddessen muss sich das
unglückliche Volk Simbabwes weiter mit
der traurigen Wahrheit auseinandersetzen,
daß es zu einem Leben in der Hölle
verdammt wurde dank der verfehlten
Politik einer bankrotten Regierung.
Oh, da scheinen wir ja eine Art
Rambo-Diplomaten zu haben! Nimmt kein
Blatt vor den Mund, gibt es ihnen, den
Feinden westlicher Werte ...
Aber, wir sind da vielleicht nicht die
richtigen Kenner der Szene ... und so
bitten wir um Beistand durch einen, der
sich auszukennen scheint mit gross
angelegten Verschwörungen, bei denen
immer wieder auch Diplomaten eine Rolle
spielen umgesetzt zum Beispiel in
seinem zwanzigsten Roman, "THE
MISSION SONG", in der deutschen
Übersetzung: "GEHEIME
MELODIE".
Wir begrüssen: Mr. John Le Carré
trotz seines französisch klingenden
Namens früher mal selber
britischer Geheimdienst-Akteur und
später Dokumentarist
anglo-amerikanischer
Geheimdienst-Kapriolen!
5 Die
Eroberung der Erde, was hauptsächlich
meint, die Wegnahme von jenen, die ein
anderes Aussehen haben oder eine leicht
flachere Nase als wir selber, ist keine
hübsche Angelegenheit, wenn man sie
genauer betrachtet. Marlow
Ach ja, wer kennt es nicht,
DAS HERZ DER FINSTERNIS von
Joseph Conrad. Ich konnte es mir nicht
verkneifen, seine Worte am Anfang meines
neuen Romans zu zitieren, der ja Afrika
in den Mittelpunkt rückt.
Nun gut, Coppola hatte ihn schon vor mir
wiederentdeckt, für Indochina, mit
Marlon Brando als Conrads Colonel Kurtz
in seinem grandiosen Film
APOCALYPSE NOW ...
Kann es sein, daß Sie auch bei
der Suche nach einem Handlungsort für
Ihre neue Geschichte ein bisschen
abgekupfert haben, Mr. Carré?
Die Idee, daß Ihr afrikanisch-stämmiger
Dolmetscher bei einem Komplott
missbraucht wird, bei dem westliche
Finanziers und afrikanische Kriegsführer
zu einem Deal auf einer Nordsee-Insel
aufeinandertreffen, diese Idee kommt uns
irgendwie bekannt vor ...
Es freut mich, daß jemand
draufgekommen ist! Das ist mein
täglich Brot: beim Entwerfen von
Thriller-Geschichten in der Realität zu
stochern! Und wer kann da bessere
Vorlagen liefern als ...
Lassen Sie uns raten: Henry
Kissinger?
Treffer! Nur, daß als ich
an meinem Skript schrieb der Kongo
mit seinen bevorstehenden Wahlen im
Brennpunkt öffentlichen Interesses
stand.
Bei Kissinger war es der Iran, aber
genauso bizarr und natürlich als
Idee kaum zu übertreffen: eine
Nordsee-Insel ohne Namen als Zentrum und
Ausgangspunkt für eine Verschwörung
bloss bei ihm war sie nicht
erfunden ...
6 Im Londoner
Royal Institute of International
Affairs (Chatham House), wo sich in
aller Diskretion und Verschwiegenheit die
Herrschaften des Empire
treffen, das heute als Commonwealth
firmiert und wie stets heldenhaft gegen
seine eigenen zentrifugalen Tendenzen
ankämpft, an diesem distinguierten Ort
hat im Januar 2001 Sheikh Ahmed Zaki
Yamani einem ausgewählten Auditorium
einige Einzelheiten über Henry Kissinger
und die historische Ölkrise von 1973/74
dargelegt .... Der ehemalige Ölminister
von Saudi-Arabien, in den siebziger
Jahren spiritus rector der
OPEC, die seit diesen Jahren in den
wohlhabenden Ländern der OECD immer
wieder als der Leibhaftige porträtiert
wird, sprach tags darauf dem
Observer in einem Interview
folgendes aufs Band:
Ich bin mir zu hundert Prozent
sicher, daß die Amerikaner hinter der
Ölpreiserhöhung steckten. Die
Ölkonzerne waren damals in erheblichen
Schwierigkeiten, sie hatten eine Menge
Geld geborgt und benötigten zu ihre
Rettung einen hohen Ölpreis.
Er sagte, er war davon überzeugt
angesichts der Haltung des Schahs von
Iran, der sich an einem entscheidenden
Tag im Jahr 1974 von der Sicht der Saudis
absetzte, die darauf hinauslief, daß
eine Anhebung der Förderpreise für die
OPEC gefährlich wäre, weil sie die
U.S.A. vor den Kopf stoßen würde. Im
Gegensatz dazu befürwortete der Schah
nun höhere Preise.
Yamani: König Feisal sandte mich
zum Schah von Iran, der zu mir sagte:
Warum sind Sie gegen einen
Ölpreisanstieg? Ist das nicht das, was
sie wollen? Fragen Sie Henry Kissinger
er ist es, der höhere Preise
haben will.
Yamani behauptet, daß der Beweis für
diese lange gehegte Überzeugung vor
kurzem aufgetaucht ist, und zwar in
Protokollen von einer Geheimtagung auf
einer schwedischen Insel, wo Amtsträger
aus dem Vereinigten Königreich und den
Vereinigten Staaten, darunter
selbstredend Kissinger, sich auf das
Drehbuch für eine vierhundertprozentige
Ölpreiserhöhung verständigten.«
mal als Zwischenbemerkung
für Mr. Rockefeller hier erste
politische Erfahrung sammelte Henry
Kissinger ja als Berater Ihres
Zweitgeborenen ab 1957, da war Ihr Nelson
schon Gouverneur.
In der Folge wurde Kissinger auch von den
U.S.-Präsidenten John F. Kennedy, Lyndon
B. Johnson und Richard Nixon geschätzt.
Mit der Wahl Richard Nixons zum
Präsidenten 1968 wurde Kissinger
offizieller Berater für Außen- und
Sicherheitspolitik. Bei unserer
Spurensuche werden wir immer wieder
feststellen, daß er seine Loyalität
seit 1957 aber niemals wirklich
gewechselt hat!
... Hallo, Mr. Rockefeller! REGIE! ... Wo
ist er denn?
Hat sich gerade zu einem kleinen
Schläfchen zurückgezogen ... Es war
nicht ganz klar, ob wir nun noch in
Lateinamerika sind, oder schon wieder in
Afrika, dort ist Tag, da wäre Nacht
...
Das klären wir gleich mit
Señor Galeano ... Mr. Le Carré, was
sagen Sie eigentlich zu unserem rollenden
Unterfangen: mit einem Eisenbahnzug
unterwegs auf Spurensuche in der
Weltgeschichte?
7 Die
Täuschung der Öffentlichkeit durch
Politik und Medien hat einen Grad
erreicht, den ich für höchst
gefährlich halte. (...) Wir leben in
einer Welt virtueller Nachrichten. Und so
gesehen fällt Autoren und Filmemachern
die Verantwortung zu, diese
Informationslücke zu füllen.
8 Wenn wir
sterben, dann sterben wir an
Selbstbetrug, Desinteresse und Apathie.
Die Medien mit ihrem eingebetteten
Journalismus haben versagt, haben
sich alles erzählen lassen und
verbreiten weiter die Lügen der
Regierungen. Für Mussolini ist der
Faschismus die Identität von Staats- und
Wirtschaftsmacht. Der Unterschied zu
damals besteht darin, daß auch noch die
Medien dabei mitmachen.
Nun, Mr. Le Carré, eigentlich
dachten wir, mit Ihrer Erfahrung könnten
Sie uns bei der Einschätzung helfen, ob
in Simbabwe die Aktivitäten des
amerikanischen Botschafters Vorlage für
einen neuen Thriller wären.
Interessanterweise kann im Web-Lexikon
WIKIPEDIA unter seinem Namen immer der
super-aktuellste Stand seiner weltweiten
Aktionen abgerufen werden, und natürlich
alle Stufen seiner Karriere-Leiter ...
REGIE! Die englischsprachige Website
bitte!
> Christopher
William Dell is a career
United States Foreign Service officer who
has served as United States Ambassador to
the Republic of Simbabwe since August 12,
2004
> Ambassador to Angola, 2001-2004
> Chief of Mission, US Office,
Pristina, Kosovo, 2000-2001
> Deputy Chief of Mission, US Embassy
Sofia, Bulgaria, 1997-2000
> Deputy Director, Office of Regional
Political Affairs, Bureau of European and
Canadian Affairs, 1994-1996
> Deputy Chief of Mission, US Embassy,
Maputo, Mozambique, 1991-1994
> Special Assistant to the Under
Secretary for International Security
Affairs, 1989-1991
> Executive Assistant to the Special
Negotiator for Greek Bases Agreement,
Bureau of European and Canadian Affairs,
1987-1989
> Desk Officer for Spain and Portugal,
Bureau of European and Canadian Affairs,
1986-1987
> Staff Assistant, Bureau of Political
Military Affairs, 1985-1986
> Political Officer, US Embassy
Lisbon, Portugal, 1984-1985
> Vice Consul, US Consulate Oporto,
Portugal, 1983-1984
> Vice Consul, US Consulate Matamoras,
Mexico, 1981-1983
Eindrucksvolle Karriere
sozusagen immer am Puls der Zeit, der
Mann! ...
Wissen Sie, in meinen Romanen gab es nie
auf der einen Seite die Guten
und auf der anderen die
Bösen, die gibt es ja auch
im wirklichen Leben nicht! ...
Schlagen Sie doch mal bei WIKIPEDIA
unter meinem Namen nach ...
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