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TAZARA ... mit der Eisenbahn durch die Weltgeschichte © KJS / 2009 - 2021
Der Sohn des Spielleiters
Station 86


Es riecht nach Russ und nach Altöl.
Das ist für meine Nase.

Für meine Augen hat beides tranigen Film entwickelt auf verbliebenem Glas im rostigen Dachsieb hoch über der zugigen Halle, in jeder Scherbe schillernde Erinnerung an grossartige Ingenieurskunst durch mehr als zweihundert Jahre ...

Das Licht der Sonne bleibt fahl in dieser monumentalen Halle, egal ob morgens, mittags oder abends — nur für Momente fixiert als gleissende, von oben weisende Finger in wandernden Wolken aus Staub.

1 Ich hatte meine eigenen Sorgen, hatte nicht die Zeit, mich um Vater zu kümmern. Bis zu jenem Tag. Er kam zu mir, aufgeregt, die Hand ausgestreckt. „Schau dir diese Probe an, Harry! Grossartiges Zeug! Das ist ein Vermögen wert!“
Ich nahm den Stein in die Hand, untersuchte ihn. Mein Herz schien auszusetzen, für einen Moment war es mir unmöglich, Vater anzusehen. Das Zeug war wertloses Geröll.
Er fuhr fort mit dem Geplapper über die Mine, die er meinte, gefunden zu haben, „das beste, das ich je gesehen habe.“ Mit einem Stich im Herzen legte ich den Stein auf den Tisch und sagte sanft: „Prima, Vater, mach einfach weiter mit deiner Arbeit.“ Und ich kehrte zu meinen eigenen Aufgaben zurück.
Am nächsten Tag, am Tag darauf, war es nicht anders. „Schau dir das Gold an!“ rief er. Sein Geist war abermals entflogen, weit weg ins Tal des Wahns, und es war Gold, Gold, Gold, überall, in jedem Stückchen Quartz, das aus der Erde ragte.
Als ich es nicht mehr aushalten konnte, brachten Helen und ich ihn zurück nach Johannesburg. Es schien nicht mehr möglich, ihn mit dem Zug hinzubringen. Wir nahmen das Auto. Es war eine fürchterliche Fahrt. Überall, wo Quartz glitzerte, wollte er anhalten. Aufenthalte in Hotels wurden zur Qual, Gäste waren konsterniert über Vaters Verhalten.
Es war drei Uhr morgens als wir die Lichter Pretorias sahen. Ich fuhr direkt zum Eingang des West Koppies Mental Hospital.
Das Personal, erfahren in Auswüchsen schlimmer Schicksalschläge, schien nicht überrascht von unserer ungewöhnlichen Ankunftzeit. Sie waren sogleich bereit, Vater aufzunehmen, und zu unserer grossen Erleichterung war auch er sofort damit einverstanden, dort zu bleiben. Tatsächlich erkannte er einige der Nachtschwestern und begrüsste sie wie alte Bekannte.
Am folgenden Tag besuchte ich ihn zusammen mit Mutter. Er war nicht auf der Station, und eine Schwester teilte uns fröhlich mit: „Sie finden ihn irgendwo auf dem Grundstück, er ist auf Ehrenwort draussen.“ „Aber ist das denn klug,“ fragte Mutter besorgt. „Er könnte sich doch davonmachen.“
Die Schwester schüttelte den Kopf. „Er hat es dem Doktor versprochen, es ist toll, wie die Patienten sich dem Doktor fügen.“ Sie hatte recht, aber es dauerte eine Weile bis wir ihn fanden. Er hatte sich irgendwoher eine Pickhacke besorgt und eine Schaufel, und in seinem besten Anzug arbeitete er hart an einer Schürfrinne. Wären da nicht seine Kleider gewesen, und nicht die Mauern der Anstalt, er hätte ein echter alter Schürfer sein können, auf der Suche nach dem Pfad zu einem Vermögen.
Im Januar 1941 starb meine Mutter. Vater war zu weit weg in seinen Wahnträumen, um an ihrer Beerdigung teilnehmen zu können. Als sein achtzigster Geburtstag näher rückte, wurde er bettlägrig. An einem frühen Morgen, im August 1946, in jener Dämmerstunde, da man die Ochsen anspannte auf dem Pionierpfad, starb mein Vater.
Aber die Todesnachricht in der Zeitung rührte an Erinnerungen, immer mehr Kränze wurden gebracht, von den Clubs und von den Firmen, denen er einst angehört oder vorgestanden hatte, von den Behörden und von den Nachfahren alter Pionier-Familien. Als der Trauerzug das Rathaus erreichte, sank die Flagge auf halbmast, und auf den Stufen stand Bürgermeister Jessie Macpherson, um dem Mann Tribut zu zollen, der als einer der ersten mitgeholfen hatte, das alte Goldgräbercamp in eine lebenswerte Siedlung zu formen.
Dann ging es weiter nach Braamfontein zu dem Platz, den er vor einundsechzig Jahren dem Gesundheits-Komitee als jenen Ort empfohlen hatte, der angekauft werden sollte, um dort die Toten zu beerdigen ...

Wenn ich den Computer abschalte, spiegelt der dunkle Monitor mein eigenes Gesicht, alterslos ... dann beuge ich mich wieder über meinen Schreibblock und notiere ...

„Oh nein, mein Herr. Ich fasse nicht zusammen. Das macht später der Redakteur. Ich notiere nur das, was der Redner sagt, und später schreibe ich alles säuberlich auf.“

Es gilt ...





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