Es riecht nach Russ und nach Altöl.
Das ist für meine Nase.
Für meine Augen hat beides tranigen Film
entwickelt auf verbliebenem Glas im
rostigen Dachsieb hoch über der zugigen
Halle, in jeder Scherbe schillernde
Erinnerung an grossartige Ingenieurskunst
durch mehr als zweihundert Jahre ...
Das Licht der Sonne bleibt fahl in dieser
monumentalen Halle, egal ob morgens,
mittags oder abends nur für
Momente fixiert als gleissende, von oben
weisende Finger in wandernden Wolken aus
Staub.
1
Ich hatte meine eigenen Sorgen, hatte
nicht die Zeit, mich um Vater zu
kümmern. Bis zu jenem Tag. Er kam zu
mir, aufgeregt, die Hand ausgestreckt.
Schau dir diese Probe an, Harry!
Grossartiges Zeug! Das ist ein Vermögen
wert!
Ich nahm den Stein in die Hand,
untersuchte ihn. Mein Herz schien
auszusetzen, für einen Moment war es mir
unmöglich, Vater anzusehen. Das Zeug war
wertloses Geröll.
Er fuhr fort mit dem Geplapper über die
Mine, die er meinte, gefunden zu haben,
das beste, das ich je gesehen
habe. Mit einem Stich im Herzen
legte ich den Stein auf den Tisch und
sagte sanft: Prima, Vater, mach
einfach weiter mit deiner Arbeit.
Und ich kehrte zu meinen eigenen Aufgaben
zurück.
Am nächsten Tag, am Tag darauf, war es
nicht anders. Schau dir das Gold
an! rief er. Sein Geist war
abermals entflogen, weit weg ins Tal des
Wahns, und es war Gold, Gold, Gold,
überall, in jedem Stückchen Quartz, das
aus der Erde ragte.
Als ich es nicht mehr aushalten konnte,
brachten Helen und ich ihn zurück nach
Johannesburg. Es schien nicht mehr
möglich, ihn mit dem Zug hinzubringen.
Wir nahmen das Auto. Es war eine
fürchterliche Fahrt. Überall, wo Quartz
glitzerte, wollte er anhalten.
Aufenthalte in Hotels wurden zur Qual,
Gäste waren konsterniert über Vaters
Verhalten.
Es war drei Uhr morgens als wir die
Lichter Pretorias sahen. Ich fuhr direkt
zum Eingang des West Koppies Mental
Hospital.
Das Personal, erfahren in Auswüchsen
schlimmer Schicksalschläge, schien nicht
überrascht von unserer ungewöhnlichen
Ankunftzeit. Sie waren sogleich bereit,
Vater aufzunehmen, und zu unserer grossen
Erleichterung war auch er sofort damit
einverstanden, dort zu bleiben.
Tatsächlich erkannte er einige der
Nachtschwestern und begrüsste sie wie
alte Bekannte.
Am folgenden Tag besuchte ich ihn
zusammen mit Mutter. Er war nicht auf der
Station, und eine Schwester teilte uns
fröhlich mit: Sie finden ihn
irgendwo auf dem Grundstück, er ist auf
Ehrenwort draussen. Aber ist
das denn klug, fragte Mutter
besorgt. Er könnte sich doch
davonmachen.
Die Schwester schüttelte den Kopf.
Er hat es dem Doktor versprochen,
es ist toll, wie die Patienten sich dem
Doktor fügen. Sie hatte recht,
aber es dauerte eine Weile bis wir ihn
fanden. Er hatte sich irgendwoher eine
Pickhacke besorgt und eine Schaufel, und
in seinem besten Anzug arbeitete er hart
an einer Schürfrinne. Wären da nicht
seine Kleider gewesen, und nicht die
Mauern der Anstalt, er hätte ein echter
alter Schürfer sein können, auf der
Suche nach dem Pfad zu einem Vermögen.
Im Januar 1941 starb meine Mutter. Vater
war zu weit weg in seinen Wahnträumen,
um an ihrer Beerdigung teilnehmen zu
können. Als sein achtzigster Geburtstag
näher rückte, wurde er bettlägrig. An
einem frühen Morgen, im August 1946, in
jener Dämmerstunde, da man die Ochsen
anspannte auf dem Pionierpfad, starb mein
Vater.
Aber die Todesnachricht in der Zeitung
rührte an Erinnerungen, immer mehr
Kränze wurden gebracht, von den Clubs
und von den Firmen, denen er einst
angehört oder vorgestanden hatte, von
den Behörden und von den Nachfahren
alter Pionier-Familien. Als der Trauerzug
das Rathaus erreichte, sank die Flagge
auf halbmast, und auf den Stufen stand
Bürgermeister Jessie Macpherson, um dem
Mann Tribut zu zollen, der als einer der
ersten mitgeholfen hatte, das alte
Goldgräbercamp in eine lebenswerte
Siedlung zu formen.
Dann ging es weiter nach Braamfontein zu
dem Platz, den er vor einundsechzig
Jahren dem Gesundheits-Komitee als jenen
Ort empfohlen hatte, der angekauft werden
sollte, um dort die Toten zu beerdigen
...
Wenn ich den Computer abschalte,
spiegelt der dunkle Monitor mein eigenes
Gesicht, alterslos ... dann beuge ich
mich wieder über meinen Schreibblock und
notiere ...
Oh nein, mein Herr. Ich fasse nicht
zusammen. Das macht später der
Redakteur. Ich notiere nur das, was der
Redner sagt, und später schreibe ich
alles säuberlich auf.
Es gilt ...
Klick!
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