REGIE! FILM BITTE AB!
Lord
of War
Deutscher Titel: Lord of War
Händler des Todes
Erscheinungsjahr: 2005
Regie: Andrew Niccol
Drehbuch: Andrew Niccol
Besetzung:
Nicolas Cage Yuri Orlov
Bridget Moynahan Ava Fontaine
Jared Leto Vitaly Orlov
Ian Holm Simeon Weisz
Ethan Hawke Jack Valentine
Eamonn Walker Andre Baptiste Sr.
Shake Tukhmanyan Irina Orlov
Jean-Pierre Nshanian Anatoly Orlov
Die Hauptfigur Yuri Orlov eröffnet den
Film, dem Zuschauer zugewandt, mit dem
Satz, es gäbe über 550 Millionen
Schusswaffen auf der Welt, was bedeute,
daß jeder zwölfte Mensch auf der Welt
eine besäße. Die Frage sei nur:
Wie bewaffnet man die anderen
elf? Der Vorspann zeigt
dokumentarisch den Weg einer Gewehrkugel
von der Produktion in der Fabrik über
den Handel, die Verschiffung, das
Einlegen in eine Waffe, das Abfeuern der
Waffe und den Flug der Kugel bis in den
Kopf eines afrikanischen Jungen ...
Der Film endet in der selben
Kameraeinstellung wie zu Beginn. Wieder
steht Orlov da und zieht ein Fazit:
Wissen Sie wer die Erde übernehmen
wird? Waffenhändler. Denn alle anderen
sind viel zu beschäftigt damit, sich zu
erschiessen. Das ist das Geheimnis des
Überlebens. Ziehe niemals in den Krieg.
Besonders nicht mit dir selbst. Die
Kamera schwenkt auf die Patronenhülsen
auf dem Boden und das Bild wird schwarz.
Nun, ich hab mir natürlich den
Film angesehen. Regisseur und
Drehbuchautor Andrew Niccol hat jahrelang
im Milieu recherchiert. Seine Hauptfigur
ist mehreren echten Waffenschiebern
nachempfunden, unter anderem dem im
kanadischen Exil lebenden Deutschen
Karlheinz Schreiber, vor allem aber
Wiktor Anatoljewitsch But, oft eher als
Viktor Bout transkribiert.
Bingo!
Er kennt Viktor! Ich werde Mr. Moon
warnen müssen ...
Auf dem Polizei-Radar in Simbabwe hatte
ich den Russen schon als er für ein paar
Jahre seinen Wohnsitz nach Sandhurst, im
südafrikanischen Johannesburg verlegt
hatte. Er war für uns interessant
geworden, als sich Mugabes Armee im
Kongo-Krieg zu engagieren begann ...
In Südafrika war Bouts Flotte von
Transportflugzeugen zeitweise die
grösste überhaupt, oft waren seine
Maschinen die einzigen, die im Auftrag
der Pretoria-Regierung schweres Gerät in
schwer zugängliche Gegenden schaffen
konnten. Als er auch dort von den
Behörden unter die Lupe genommen wurde,
registrierte er Flugfirmen im
benachbarten Swaziland und in zahlreichen
anderen afrikanischen Ländern ...
Ausweislich
eines seiner vielen Pässe wurde
Wiktor Anatoljewitsch But aka
Viktor Bout 1967 in
Dushanbe/Tadjikistan geboren. Er hingegen
behauptet, aus Turkmenistan zu stammen.
Nach dem Schulbesuch wurde er Soldat und
besuchte das Moskauer Militärinstitut.
Er hat einen Abschluss in Wirtschaft und
spricht sechs Sprachen. Bis 1991 diente
er in einem russischen
Luftwaffenregiment, zwei Jahre davon in
Mosambik, bevor dort der Bürgerkrieg zu
Ende ging.
Sein erstes
Geschäft hatte er
mit fünfundzwanzig abgewickelt: Für
120.000 Dollar kaufte er 1992 drei
Antonov-Flugzeuge und gründete in Moskau
ein Transportunternehmen. Neureiche
Russen flogen damals zuhauf zum
zollfreien Einkauf nach Dubai. Sie
wollten alles, von Bleistiften über
Elektrogeräte und Ikea-Möbel bis hin zu
Autos. Bout erkannte eine Marktlücke im
Frachtgeschäft und flog ihnen die Sachen
nach Hause.
Der Durchbruch kam, als er seine
Flugzeuge mit südafrikanischen Gladiolen
belud. Er kaufte eine Blume für zwei
Dollar und verkaufte sie in Dubai für
hundert. Pro Flug brachte er zwanzig
Tonnen ins Land. Das war besser als
Gelddrucken. Ähnlich ging es mit
gefrorenen Hühnern als Luftfracht für
Nigeria. Gladiolen und gefrorene Hühner
das waren Bouts erste afrikanische
Geschäftserfahrungen.
1995 siedelte er seine
Luftfrachtgeschäfte in Ostende, Belgien,
an. Er versorgte die belgischen
UN-Truppen in Somalia. Nachdem dieses
Geschäft mit dem Ende des UN-Einsatzes
vorbei war, transportierte er im Auftrag
der Amerikaner Waffen für die Regierung
Burhanuddin Rabbani in Afghanistan, bis
die von den Taliban verjagt wurde. Bout
hat immer geleugnet, danach einfach den
Geschäftspartner gewechselt zu haben,
also für Taliban und Al Qaida Waffen
geliefert zu haben.
Als belgische Fahnder ihm wegen illegalen
Handels mit Drogen und Diamanten auf den
Fersen waren, verlegte er seine Basis
nach Odessa in der Ukraine. Es war dort
einfach, schnell an all das zu kommen,
was Machthaber und Milizenführer in
Afrika und im Nahen Osten brauchten. Es
waren weder Gladiolen noch gefrorene
Hühner. Zwischen 1992 und 1998 soll in
der Ukraine Kriegsgerät im Wert von
zweiunddreissig Milliarden Dollar aus den
Armeedepots verschwunden sein.
Schliesslich wählte Bout in den
Vereinigten Arabischen Emiraten mit Hilfe
eines syrischen Partners den
Bedarfsflughafen Scharjiah als ständige
Basis. Die liegt günstig am Schnittpunkt
seiner Interessengebiete: Europa, Nahost,
Afrika. Der Flughafen dort ist für
besonders laxe Kontrollen berüchtigt.
1996 war Bout Eigner der größten
Lufttransportfirma des Emirats, mit
eintausend Angestellten.
Seine Hauptkunden in den 90er Jahren
waren Charles Taylor in Liberia und Jonas
Savimbi von der Unita in Angola. Die an
Charles Taylor gelieferten Waffen wurden
an die Kindersoldaten in Sierra Leone
weitergereicht ... Auf der Liste seiner
afrikanischen Kunden finden sich auch:
Paul Kagame (Ruanda), Eduardo dos Santos
(Angola), Mobuto Sese Seko (Zaire),
Pierre Bemba (Demokratische Republik
Kongo). Im zweiten Kongo-Krieg von
1998-2003, der vier Millionen Menschen
das Leben kostete, belieferte er
praktisch alle Kriegsparteien: neben
Mugabe, dessen Soldaten er aus Simbabwe
in den Kongo transportierte, auch Uganda
und Ruanda.
Nachdem Präsident Clintons
Administration vergeblich versucht hatte,
ihm das Handwerk zu legen, schloss die
Bush-Administration offenbar einen Deal
in der Form ab: Bring unsere Leute
zum Kampf gegen die Taliban nach
Afghanistan und wir lassen Dich in
Ruhe. Viktor Bouts Piloten kannten
aufgrund früherer Lieferungen jede
Flugpiste. Bei jeder Boeing- oder
Airbus-Maschine wäre es zu einer
Bruchlandung mit Totalverlust gekommen.
Den russischen Iljuschin-Maschinen
hingegen, mit denen Bout fliegen ließ,
machte raues Terrain nichts aus.
Nicht nur in Afghanistan wurde Bout
gebraucht, sondern auch im Irak. Seine
Flotte von fünfzig Flugzeugen wickelte
bis Ende 2004 etwa eintausend Flüge ab,
gegen Bares aus dem U.S.-Staatssäckel,
versteht sich. Zum gleichen Zeitpunkt, im
Juli 2004, ordnete die Bush-Regierung die
Beschlagnahme sämtlicher Konten Bouts in
den U.S.A. an. Das fassten Kenner der
Szene nur als schlechten Witz auf.
Bouts Geschäftsgeheimnis ist es, alles
nur Vorstellbare zu liefern. Vom
Helikopter bis zum Maschinengewehr vor
die Haustür, kein Wunsch bleibt offen,
ähnlich wie beim Versandhandel. Wofür
andere Waffenhändler Monate brauchen,
erledigt der ehemalige Offizier dank
seiner KGB-Kontakte und seiner Luftflotte
alles in maximal zwei Wochen. Er ist
sozusagen der all inclusive
man. Dafür nimmt er nicht nur
Bares, sondern auch Diamanten, die er
dann wieder über sein Netzwerk
losschlagen kann.
Die Konflikte in Angola, Sierra Leone,
und Liberia sind zwar vorbei, doch
glücklicherweise gehen für Bout andere
Konflikte weiter. So beispielsweise die
Plünderung des Ostens der Demokratischen
Republik Kongo. Dort sichert der
Tutsi-General Laurent Nkunda im Auftrage
von Ruanda den Rohstoffnachschub.
Ruanda, in dem es
keine Unze des für die weltweite
Handy-Produktion unverzichtbaren Coltan
gibt, ist mittlerweile zum größten
Coltan-Exporteur aufgestiegen. Die UN und
kongolesische Regierungstruppen haben
dort nichts zu sagen und die
Zivilbevölkerung leidet.
Viktor Bout hilft mit
Transporten von Rohstoffen und Waffen ...
und wie ein UN-Report im Jahre
2002 enthüllte deutsche Firmen
stecken mit im Geschäft.
Also: Der Merchant of
Death stellt keine Waffen her, er
benutzt sie auch nicht, er transportiert
sie nur!
Das erinnert uns an die
Geschäftsphilosophie Ihres Herrn Vaters,
Mr. Rockefeller: Nicht mit der Förderung
von Öl machte der das grosse Geld,
sondern mit dessen Weiterverarbeitung und
Transport.
Ein abartiger Vergleich! ...
Oh, sein Bruder Sergej steht da ganz auf
Ihrer Seite, Mr. Rockefeller. In einem
Interview mit Radio Moskau sagte er ...
21 Er ist ein
einfacher Geschäftsmann, er
transportiert bloss Fracht, und in diesem
Sinne unterscheidet er sich nicht von
einem einfachen Taxifahrer.
Und jetzt erklären Sie uns doch
bitte: Was hat das alles mit Ihrem
Uhren-Hobby zu tun?
Nun, seit die belgische
Staatsanwaltschaft nach ihm fahnden
lässt, hat er sich für heimliche,
geldwerte Transaktionen etwas Neues
einfallen lassen statt Diamanten
und Drogen: Vintage-Uhren!
Ich hatte mir einen gut gehenden
Reparaturdienst für Vintage-Uhren
aufgebaut, drei Schweizer Rentner, die
bei Bedarf für mich zu Hause arbeiten.
Für Sammler in aller Welt ist mein
Angebot ein Rettungsdienst. Niemand sonst
kann ihre Lieblingsstücke mit
Originalteilen wieder zum Laufen bringen.
Solche Ersatzteile sind oft nur unter der
Lupe herzustellen. Sie lassen sich
problemlos in preiswerten Luftpostbriefen
verschicken. Kein Büro, keine
Buchhaltung, keine Unterlagen, alles in
meinem Kopf und in den trainierten
Hirnwindungen meiner Schweizer
Altherren-Riege und natürlich im
Internet, das ich in meinem
portugiesischen Café, neben dem
vorzüglichen Espresso, täglich nutzen
kann.
Eines Tages setzte sich an meinen
Caféhaus-Tisch ein Bote, Viktor Bout
hatte ihn geschickt.
Als ich ihn das erst Mal traf, war das
Polizei-Radar abgeschaltet es war
ja eine Weile her, daß ich mich mit ihm
dienstlich beschäftigt hatte. Mir war
nicht klar, daß mich der Merchant of
Death zum Hochseefischen auf eine
Yacht vor Namibias Küste eingeladen
hatte. Er sieht nicht aus wie Nicolas
Cage, wissen Sie.
Der Mann, der mich schliesslich als
seinen Uhren-Doktor engagierte, ist
einsachtzig gross, eher bullig,
Schnurrbart und Kopfhaar ordentlich
getrimmt, kann sich in einem halben
Dutzend Sprachen verständigen ... Er
sammle Vintage-Uhren als mobile
Geldanlage, sagte er bei einem
Möhrensaft Bout ist Vegetarier,
müssen Sie wissen ...
Die Einladung auf die Yacht hatte mir ein
Schweizer Bankier vermittelt,
Uhren-Sammler und Kunde ... man kennt
sich ...
Nun, wir sehen, Ihr
Polizei-Radar scheint wieder
eingeschaltet
21 ... von wem auch
immer, vielleicht als Quelle CS
1, als Confidential Source
One als jene langjährige
Bekanntschaft Bouts, die ihn schliesslich
an die Amerikaner verraten wird
?
21 Its Bout
Time ...
Vermutlich wird dieses Radar
nicht bloss registrieren, sondern vor
allem steuern, wohin Ihre Kuriere im
Verlauf unserer Reise verschwinden sollen
mit einigen von Mugabes
Geheimdienst beschafften Vintage-Uhren,
wie wir vermuten dürfen, als Begleichung
eines Aussenstandes ... ?
Wir bedanken uns fürs Mitspielen!
Bleiben Sie doch noch, vielleicht kann
unser Regisseur Ihnen einen Espresso
brühen?
Zum Thema internationale
Waffenvermarktung werden unsere
Gipfel-Gäste sicherlich das eine oder
andere aus eigener Erfahrung beitragen
können.
Sir Hiram, verzeihen Sie die
Unterbrechung. Bitte schütteln Sie
Michail Tifomojewitsch Kalaschnikow die
Hand!
Sie haben Ihren russischen Kollegen nie
treffen können. Er wurde erst drei Jahre
nach Ihrem Ableben geboren
aber
einer unserer Geschichtstunnel macht es
möglich!
Michail Tifomojewitsch, bitte begrüssen
Sie mit uns den Dritten in Ihrem Bunde:
Mr. Benjamin Tyler Henry, nicht bloss
Zeitgenosse von Sir Hiram, sondern einer,
der als Waffenschmied ebenfalls in die
Literatur eingegangen ist
Wir sagen nur: Silberbüchse,
Bärentöter, Henry-Stutzen!
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