Nun, Mr. Hammarskjöld wird
doch wissen, daß diese Idee viel älter
ist!
In der Tat! Der Mann, der diese
Idee erstmals formulierte, hat am Anfang
seiner philosophischen Abhandlung ein
Bild beschrieben: Das Aushängeschild
über einer holländischen Gastwirtschaft
in seinem Deutsch aus dem Jahr
1795.
ZUM EWIGEN
FRIEDEN
Ob diese satyrische Ueberschrift auf dem
Schilde jenes holländischen Gastwirths,
worauf ein Kirchhof gemalt war, die
Menschen überhaupt, oder besonders die
Staatsoberhäupter, die des Krieges nie
satt werden können, oder wohl gar nur
die Philosophen gelte, die jenen süßen
Traum träumen, mag dahin gestellt seyn.
Der Mann war Immanuel Kant. Sein
Werk Kritik der reinen
Vernunft kennzeichnete den
zentralen Wendepunkt in der
Philosophiegeschichte und den Beginn der
modernen Philosophie.
Die Schrift auf jenem Gasthausschild, das
den ewigen Frieden von Toten auf einem
Friedhof zeigt, wählte Kant als Titel
seiner Begründung für einen
Völkerbund.
ZUM EWIGEN FRIEDEN
Ein philosophischer Entwurf
Von Immanuel Kant, Königsberg
bey Friedrich Nicolovius, 1795
Nun, Dag, wir haben dir gerne
zugehört, und Ihnen, Mr. Rockefeller
auch ...
Wir entnehmen Ihrem Dialog, Sie beide
kennen sich aus mit der Idee für den
Entwurf einer weltweiten kosmopolitischen
Föderation, von Immanuel Kant entworfen,
von Ihnen, Mr. Rockefeller, unterstützt
mit einer Gebäude-Spende für den ersten
Versuch, 1920 einen Völkerbund zu
gründen.
Haben wir soweit alles richtig
verstanden?
Frieden auf Erden, das war das Ziel?
Dürfen wir auch mal was
fragen, Mr. Hammarskjöld? ... Waren da
eigentlich Afrikaner dabei?
Liberia und Apartheid-Südafrika
gehörten zu den Gründungsmitgliedern
des Völkerbundes. Abessinien kam später
hinzu ... im Rest von Afrika sassen zu
der Zeit noch europäische Siedler und
Kolonisten allerdings nicht mehr
Deutsche! Deren Kolonien waren ja an die
Siegermächte des Ersten Weltkrieges
gefallen, meist als Mandatsgebiete. Die
Weimarer Republik wurde erst am 10.
September 1926 Mitglied des Völkerbundes
und trat am 14. Oktober 1933 unter Hitler
wieder aus.
Der Völkerbund wurde 1946
aufgelöst den Zweiten Weltkrieg
hat er nicht verhindert! Mr. Rockefeller,
Sie hatten doch in die Idee investiert
was ging schief?
Nun, die Idee eines Völkerbundes
kommt wie wir gehört haben
von den Philosophen Europas, aus der
Zeit, da das alte Europa die sogenannte
Aufklärung erfasste. Immanuel Kants
Schrift Zum ewigen Frieden
beschrieb erstmals die Idee einer
durchgängig friedlichen Gemeinschaft der
Völker.
Ein vergleichsweise konkretes Programm
zur Umsetzung dieser Forderung fand sich
dann, ausgelöst durch die Schrecken des
Ersten Weltkriegs, im Vierzehn-Punkte
Programm unseres Präsidenten Thomas
Woodrow Wilson von 1918. Dieses
proklamierte das
Selbstbestimmungsrecht der
Völker und sah einen Frieden
ohne Sieger und Besiegte vor.
Unglücklicherweise trieb Wilson dann die
Ratifizierung der Völkerbund-Satzung
ohne Konsultation mit unserem Senat
voran, der fühlte sich übergangen.
Die Satzung des Völkerbundes war Teil
des Versailler Vertrages und dessen
Ratifizierung wurde vom Senat im Gegenzug
abgelehnt, deshalb wurden meine
Vereinigten Staaten von Amerika leider
auch nie Mitglied des Völkerbundes
...
Ihr Vater brachte der Welt das
Licht, Sie wollten ihr den Frieden
bringen? Und dann dieser
Management-Fehler?
REGIE! PROJEKTOR AN!
Was sehen wir auf diesem
Schwarz-Weiss-Foto?
Eine triste Waldlandschaft mit laublosen
Bäumen. Ein Schienenstrang führt in die
Mitte des Bildes. Weit im Hintergrund
treffen sich zwei Züge. Vom linken sieht
man das Ende, offenbar geparkt in einer
langen Linkskurve des Gleises, vom
rechten sehen wir den Kopf mit einer
Dampflokomotive; er muss kurz vor einer
Weiche gestoppt haben, die auf das
Hauptgleis führt ...
Was wir tatsächlich sehen, ist eine
Weichenstellung der Weltgeschichte ...
Wir sehen den Rahmen, in dem im Wald von
Compiègne am 11. November 1918 der
Waffenstillstand geschlossen wurde, der
den Ersten Weltkrieg beendete. Links der
Zug des französischen Marschalls
Ferdinand Foch, rechts derjenige der
deutschen Unterhändler unter der Leitung
von Mathias Erzberger.
Und noch ein Bild, knapp zweiundzwanzig
Jahre später, schon in Farbe
derselbe Schauplatz, derselbe
Eisenbahnwagen ... Hitler hatte darauf
bestanden.
Am 22. Juni 1940 wird in Compiègne der
Waffenstillstand zwischen dem Deutschen
Reich und Frankreich unterzeichnet.
Beteiligte sind die Generäle Wilhelm
Keitel auf deutscher sowie Charles
Huntziger auf französischer Seite.
Was wir tatsächlich sehen, ist eine
Weichenstellung in den totalen
Krieg, der wie wir schon
erfahren haben unter anderem
nützlich war für die ...
REPLAY BITTE!
... Standard Oil und die Chase Bank,
die beide von den Rockefellers
kontrolliert wurden. Diese
Geschäftsbeziehungen dauerten bis nach
Beginn des Krieges an; Standard Oil
lieferte noch 1942 über die Schweiz
Benzin an die Nazis, arbeitete mit den
I.G. Farben zusammen, die das Zyklon B
für die Todeskammern der Nazis
herstellten ...
Wir sind jetzt auf Seite 104, und
ich möchte endlich wissen, woher diese
Lautsprecher-Stimmen mit diesen
ständigen Beleidigungen kommen!
Geduld, Mr. Rockefeller
die Geister, die Sie riefen, Sie werden
sie so schnell nicht los! ...
REGIE! ACHTUNG:
TUNNELVERBINDUNG ZWISCHEN PUNKTEN DER
GESCHICHTE!
Sagt Ihnen eigentlich der Name Carl
Leonhard Reinhold etwas, Mr. Rockefeller?
Ein Zeitgenosse Immanuel
Kants!
Natürlich kennen sie ihn!
Und Du, Dag, kennst ihn bestimmt auch
den grössten Förderer der Ideen
Immanuel Kants?
Ohne ihn keine weltweite
Verbreitung der Idee von Friede, Freude,
Eierkuchen!
Ohne ihn keine weltweiten
Verschwörer-Theorien von Umberto
Eco bis Dan Brown!
REGIE! Den Roll-Text bitte!
In Wien trat
Reinhold 1772 in den
Jesuitenorden ein. 1774 erfolgte sein
Übertritt in den Barnabitenorden. Er
studierte dort Philosophie und Theologie
und wurde 1778 Lehrer für Philosophie im
Barnabitenkollegium. 1780 wurde er zum
Priester geweiht und damit
Ordensgeistlicher. 1781 wurde er Mitglied
der Freimaurerloge Zur wahren
Eintracht in Wien. Im November 1783
floh Reinhold aus dem Wiener Kloster
St. Michael nach Leipzig.
Anschließend reiste er nach Weimar. Hier
fand 1784 sein Übertritt zum
protestantischen Bekenntnis statt, was
unter der Anregung und Aufsicht Johann
Gottfried Herders erfolgte. Im Mai
desselben Jahres lernte er Christoph
Martin Wieland kennen und wurde
Mitarbeiter an Wielands
Literaturzeitschrift Der Teutsche
Merkur. Für diesen verfasste er ab
1786 die Briefe über die Kantische
Philosophie, die 1790 auch als Buch
erschienen und wesentlich zur
Popularisierung des Kantianismus
beitrugen. 1785 heiratete er Wielands
Tochter Sophie Katharina Susanne und
wurde sachsen-weimarischer Hofrat.
Bereits 1783 war er Illuminat mit dem
Namen Decius geworden und
wurde 1787 Präfekt des
Ordens in Jena.
Oh oh!
Der Illuminatenorden (von lateinisch
illuminati: die Erleuchteten) war eine am
1. Mai 1776 vom Philosophen und
Kirchenrechtler Adam Weishaupt im
bayerischen Ingolstadt gegründete
Geheimgesellschaft. Sein Ziel war es,
durch Aufklärung und sittliche
Verbesserung die Herrschaft von Menschen
über Menschen überflüssig zu machen.
Aufklärer Goethe, Aufklärer
Herder, Aufklärer Knigge sie alle
waren Illuminati!
Goethe nannte sich Abaris nach einem
skythischen Magier, Knigge den
meisten Europäern eher bekannt als
Dozent gepflegter Umgangsformen
hiess Philo wie ein jüdischer Philosoph
... Decknamen wie eben bei geheimen
Unternehmungen üblich!
Der
Illuminatenorden wurde in Bayern
1784/1785 verboten und stellte seine
Aktivitäten daraufhin ein.
Leider glaubt
das keiner! Sie doch auch nicht, Mr.
Rockefeller!
Zahlreiche Mythen und
Verschwörungstheorien ranken sich um die
angebliche Weiterexistenz des Ordens und
seine vermeintlichen Tätigkeiten, wozu
unter anderem die Französische
Revolution, der Kampf gegen die
katholische Kirche und das Streben nach
Weltherrschaft gerechnet werden.
TUNNEL-UMKEHR!
Genosse Trotzki, was sagen Sie denn dazu?
Die rote Kirche hat den Kampf
ja irgendwie schon aufgegeben, jedenfalls
in jenen Territorien, die einst zum
Beispiel UdSSR oder DDR hiessen.
In allen realsozialistischen Staaten
wurde seinerzeit das Wort
Kosmopolit von den jeweiligen
kommunistischen Parteien synonym für
Jude verwandt.
Kosmopolitismus galt als anstössige
jüdische Ideologie ... Ist Ihnen
bekannt?
28 Bereits in
der Volksfront-Ideologie der KPD-Führung
in der Zeit des Nationalsozialismus war
kosmopolitisch negativ mit Fiktionen des
Jüdischen besetzt. In Meyers Neues
Lexikon der DDR hieß es:
Kosmopolitismus: 1. unwissenschaftliche,
äußerst reaktionäre Ideologie der
imperialistischen Bourgeoisie, die in
verschiedenen Spielarten auftritt. Der K.
verlangt den Verzicht auf das Recht der
Nationen auf Selbstbestimmung, auf
staatliche Unabhängigkeit und
Souveränität ... Er wird bes. vom
amerikanischen ... Imperialismus
propagiert, deren Expansionsbestrebungen
er apologetisch mit allgemein
menschlichen Interessen zu
verschleiern sucht. Der K. ist eine
demagogische, historisch unwahre Kritik
der angeblich überlebten und
egoistischen Ideen der
nationalen Souveränität ... Die
Kehrseite des K. ist der bürgerliche
Nationalismus. K. und Nationalismus sind
dem proletarisch-sozialistischen
Internationalismus und Patriotismus
völlig entgegengesetzt ...
Verzicht auf das Recht der
Nationen auf Selbstbestimmung, auf
staatliche Unabhängigkeit und
Souveränität.
Als du deinen Job antratest, Dag, hast du
dich da als Chef einer Art Weltregierung
gesehen?
2 Jemand gab
mir das Weberschiff in die Hand. Jemand
hat die Fäden geordnet.
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