tazara tazara tazara ...
Bin ich der da?
Wer da?
Der da!
Oder die da? ...
tazara tazara tazara ...
Spielt das noch eine Rolle? Die Rollen
scheinen verteilt, wir sind die
Statisten!
Wie in der richtigen Welt ...
Die da vielleicht, nicht ich! Bin noch
nie Statist gewesen. Mein Interesse als
Akteur steigt mit jedem
Eisenbahn-Kilometer.
Die sonderbaren Gäste, die auftauchen
und wieder verschwinden ...
Die auch der eine oder andere mag
mir nützlich sein für meinen Plan. Ich
möchte zum Beispiel wissen, wie das
Interesse zur Finanzierung des
Eisenbahn-Baus quer durch die Anden
mobilisiert wurde. Bei Briten, die sich
für Wein interessierten ...? Darauf muss
man kommen!
Ich meine, für diese TAZARA hier haben
Chinesen gelöhnt, damals als sie noch
nicht wirklich interessiert waren an
einer Kosten-Nutzenrechnung, als alles
noch mit Hammer und Sichel funktionieren
sollte ... Mit solidarischen Sprüchen
lässt sich heute kein Dampf mehr machen.
Da hilft mir mein Klempner auch nicht
weiter obwohl, auf den richtigen
Dampfer hat er mich schon gebracht ...
mein Ringelnatz ...
Ein
Sauerampfer auf dem Damm
Stand
zwischen den
Bahngeleisen.
Machte vor jedem D-Zug
stramm,
Sah viele Menschen
reisen.
Und stand verstaubt und
schluckte Qualm
Schwindsüchtig und
verloren.
Ein armes Kraut, ein
schwacher Halm
Mit Augen, Herz und
Ohren.
Sah Züge schwinden,
Züge nahn.
Der arme Sauerampfer
Sah Eisenbahn um
Eisenbahn,
Sah niemals einen
Dampfer.
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Mr. Moon denkt, es war ein
schlechtes Geschäft, aber die
Erfahrungen möchte er nicht missen. In
überbordender Solidarität war auch noch
der Ausbau der Zufahrtstrassen zu allen
Bahnhöfen angeboten worden wäre
ein Abwasch gewesen, meinten unsere
Hammer- und Sichel-Planer. Dabei hatten
sie den Faktor Nationalstolz
übersehen. Das, so sagte eines der
schwarzen Staatsoberhäupter, werden wir
doch wohl selber schaffen, und wedelte
indigniert mit seinem stets weissen
Taschentuch.
Oh, Taschentücher blieben für seine
Landsleute in regem Gebrauch auf den
Wegen zu fast allen TAZARA-Bahnhöfen,
die Bewältigung von Schlaglöchern und
Schlammpfützen ist seit dreissig Jahren
eine schweisstreibende Angelegenheit ...
Solidarität kommt nicht mehr infrage,
sagt Mr. Moon.
TANZANIA ZAMBIA RAILWAY AUTHORITY
Eine Eisenbahn, verwaltet durch zwei
Länder! Damit fing es schon an ...
Mr. Moons Vorgänger bauten den Herren
Nyerere und Kaunda zwei prächtige
Flügel links und rechts von der
Bahnhofshalle in Dar-es-Salaam, einen
für die tansanischen Verwalter, einen
für die sambischen. Das Chefbüro
besetzte mal der eine, mal
der andere Flügel. Daß dennoch der eine
oder andere Zug rollt, dafür sorgt
weiter hinten in einem unauffälligen
Büro unser Mann, der ist nie abgereist,
der ist in Wartestellung ...
Und Mr. Moons Spezialist hält das Ohr
auf die Schiene. Wenn etwas rumpelt im
Bahnnetz Afrikas, dann hört er es. Oben
im Norden hat er was gehört, bevor
es die anderen wahrnahmen in
Gaddafi-Land!
Das
Projektgeschäft brumme in Libyen, der Staat
würde die explodierenden Gewinne aus
Erdöl- und Gasexporten in den Ausbau der
Infrastruktur stecken, sagte Mr. Moons
Spezialist voraus. Seit 1969 rolle nichts
mehr über Schienen, sie brauchten eine
neue Eisenbahn bingo!
Einhundertdreiundsechzig Kilometer wird
sie lang, die Eisenbahnline von Tripolis
an die tunesische Grenze, mit sechzehn
Bahnhöfen. Mr. Moon verdankt dem guten
Gehör seines Spezialisten den Auftrag
über vierhundertsiebenundsiebzig
Millionen Dollar.
Und weil sein Spezialist wieder was
gehört hat, sitze ich in diesem Abteil,
mit der neuesten Weisung von Mr. Moon:
Ich soll ihn nicht aus den Augen lassen,
diesen weissen Dünkel da.
Der habe einen wichtigen Tipp von seinem
Klempner erhalten, hat Mr. Moon gehört,
Code-Name Ringelnatz ...
Damit habe er die Nase vorn, meint sein
Spezialist!
Das soll sich ändern, meint Mr. Moon.
tazara tazara tazara ...
Bin ich der da?
Wer da?
Der da!
Oder die da? ...
tazara tazara tazara ...
Sollte ich den
Schritt in die
Selbstständigkeit wagen oder lieber auf
die sichere Pension hinarbeiten? Vor
dieser Entscheidung stand ich vor knapp
zwanzig Jahren. Bisher habe ich es nicht
bereut, meinen Arbeitgeber, die ehemalige
Deutsche Bundesbahn, verlassen zu haben.
Ich wäre ein kleiner Beamter geblieben,
meine Ideen wären weiter verkümmert auf
dem Bummelzug durch den Behördenapparat.
Mit einem Gleisbauunternehmen machte ich
mich selbständig.
Ich bin Schweissfachingenieur. Meine
Firma entwickelte die
Abbrennstumpf-Schweißmaschine
Was das ist?
Damit wäre das verdammte Rumpeln über
diese Schienen hier ganz schnell
erledigt, glauben Sie mir. Wir haben das
vorgemacht, in Deutschland, in Spanien,
in Schweden, in Israel, in Taiwan ...
tazara tazara tazara ...
... Das kostet natürlich! Auf einem
Zweiwege-Fahrgestell kann das Gerät
sowohl auf der Straße als auch auf
Schienen fahren. Ein eigener Generator
erzeugt die nötige Energie zum
Schweißen direkt dort, wo sie gebraucht
wird. Mit dieser Maschine können
täglich bis zu siebzig Schienenstränge
geschweißt werden. Weltweit gibt es
bisher zwanzig solcher Maschinen ...
Beim Gleisbau werden die Schienen direkt
vom Walzwerk an die Baustelle geliefert
und anschließend verschweißt. Im
Vergleich zum herkömmlichen Vorgehen,
bei dem die Schienen den Umweg über ein
Schweißwerk nehmen, können mit dieser
Methode rund vierzig Prozent der Kosten
sparen.
... Meine Firma schloss einen
Kooperationsvertrag mit dem
Schienenhersteller Thyssen...
Das Glück hat mir zum zweiten Mal die
richtige Weiche gestellt. Beim ersten Mal
waren es die politischen Veränderungen
nach dem Fall der Berliner Mauer. Sie
bescherten meinem gerade gegründeten
Unternehmen ein enormes Wachstum, und mir
ein Vermögen, ein Anwesen mit Reithalle
und eigenem See ...
Im Osten Deutschlands war ein ganzes
Schienennetz zu restaurieren. Und jetzt?
...
Auf Geschäftsreise in Afrika ...
Auf den Spuren eines anderen genialen
Eisenbahn-Fans ...
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