Zurück zum New Yorker
Rockefeller-Center.
Man muss wissen, es ist nicht bloss
eindrucksvolle Touristen-Attraktion,
sondern war schon gleich am Anfang
Schauplatz einer interessanten, aber
vergessenen Kontroverse ... in die
übrigens indirekt auch eine Dame
verwickelt war, die in Ihrem Leben
Herr Trotzki eine bedeutsame Rolle
spielen sollte.
Spann uns nicht auf die
Folter, Dag!
Nun, die Dame war Frida Kahlo ...
als Gymnasiastin bei einem Verkehrsunfall
in Mexico-City schwer verletzt, mit
gesundheitlichen Folgen für ihr ganzes
Leben.
Nach dem Unfall begann sie zu malen, 1928
bat sie den berühmten mexikanischen
Maler Diego Rivera, ihr Talent zu
beurteilen. Er war begeistert, 1929
heirateten die beiden.
Die Kahlo wurde eine der bedeutendsten
mexikanischen Künstlerinnen, Rivera
führender Kopf der staatlich
geförderten Initiative zur Renaissance
der Wandmalerei, dem Muralismo.
Zugleich war Diego Rivera prominentes
Mitglied der Kommunistischen Partei
Mexikos. Die Wandmalereien mit sozialer
Thematik, die jederzeit frei zugänglich
waren, entsprachen in besonderem Mass
seiner demokratisch-pädagogischen
Kunstauffassung.
Von 1927 bis 1928 unterrichtete er in
Moskau. Danach arbeitete er eine Zeit
lang in San Francisco, 1932 erhielt er
einen grossen Auftrag vom
Automobilhersteller Edsel Ford, der ihn
nach Detroit führte. In einem
Monumentalgemälde stellte er die
Arbeiter in den Fordwerken dar.
Auch in der Kunst passte auf einmal
zusammen, was sich nach gängiger Lesart
ausschliessen sollte: Diego Rivera, ein
überzeugter Kommunist, arbeitete für
einen der grössten und mächtigsten
Industriemagnaten trotzdem war es
ihm möglich, in das Gemälde seine
eigene Ideologie einzubringen.
Beim nächsten Auftrag sollte das
allerdings schiefgehen, und das war 1933
der Auftrag für das New Yorker
Rockefeller Center. Er gab dem
Wandgemälde den ellenlangen Titel:
Der Mensch am Kreuzweg,
hoffnungsvoll schauend und mit der
grossen Vision auf eine neue und bessere
Zukunft.
Noch bevor das Gemälde vollendet war,
entdeckten Zeitungsreporter, daß sich
auf ihm das Gesicht Lenins befand.
Es kam zum Eklat zwischen Diego Rivera
und dem jungen Nelson Rockefeller. Der
fragte den Maler, ob er das Gesicht von
Kommunistenführer Lenin nicht mit dem
eines Unbekannten übermalen könne.
Darauf erwiderte Diego, im Austausch
dafür würde er dann die Gesichter von
Abraham Lincoln und anderen bedeutenden
Figuren der amerikanischen Geschichte
überpinseln.
Weil Diego zu keinem Kompromissen bereit
war, liess Rockefeller ihm das
vereinbarte Honorar aushändigen ... und
das Wandgemälde zerstören.
Und Frida Kahlo? Wo lernte sie
unseren Genossen Trotzki kennen in
Moskau?
Oh nein ... aber, es ist etwas
heikel, das in allen gebotenen
Einzelheiten darzustellen.
Gut, Dag, unsere Regie wird da
aushelfen mit einem
Film-Ausschnitt ...
REGIE!
LICHT AUS! FILM AN!
FRIDA
Regie: Julie Taymor, Buch: Clancy Sigal,
Diane Lake,
Anna Thomas und Gregory Nava
nach der Frida-Kahlo-Biografie von Hayden
Herrera
2002; 125 Minuten
... Fridas Schwester Cristina (Mia
Maestro) hat sich von ihrem Mann
getrennt. Während eines Besuchs ertappt
Frida (Salma Hayek) sie und Diego (Alfred
Molina) auf dem Boden seines Ateliers.
Seine Affären hat sie geduldet, aber
daß er mit ihrer Schwester schläft,
geht zu weit. Verzweifelt schliesst Frida
sich in ihrem Teil des durch eine Brücke
verbundenen Doppelhauses in San Angel ein
und schneidet sich die langen Haare ab.
Sie will nichts mehr mit Diego zu tun
haben.
Allerdings erfüllt sie seine Bitte und
quartiert den von Stalin verstossenen
Revolutionär Leo Trotzki (Geoffrey Rush)
und seine Frau Natalia Sedova 1937 in
ihrem Elternhaus ein, in dem ihr Vater
seit dem Tod Matildas allein lebt. Als
Trotzkis Frau merkt, daß ihr Mann eine
Affäre mit Frida hat, zieht das Ehepaar
1939 in einen anderen Unterschlupf ...
Dort wir wissen es schon
kommt ein Jahr später ein
tödlicher Eispickel zum Einsatz. Hätte
Stalins Agent Sie auch im Bett der Frida
Kahlo gefunden, Genosse Trotzki? Hätte
Diego Rivera sich mehr um die Revolution
und weniger um seine Mätressen kümmern
sollen, damit die Geschichte einen
anderen Verlauf hätte nehmen können?
Wir wissen es nicht, aber bevor Sie
protestieren, Genosse Trotzki, ein
Schmankerl zur Beruhigung.
Der Maler
hat das Glück, eine
schweigsame Kunst zu betreiben, eine
Kunst ohne Spektakel. Spektakel wird
ohnehin genug gemacht.
Das Zitat muss eine Fälschung
sein! Weder Diego noch seine Kunst waren
je schweigsam oder ohne Spektakel!
Stammt ja auch von einem anderen
Maler, von einem Österreicher
auch ein Zeitgenosse von Ihnen, Genosse
Trotzki: Herbert Boeckl, er lebte von
1894 bis 1966.
Was sich im New Yorker Rockefeller Center
ereignete, war vielleicht nur ein Plagiat
... und das ist unser österreichisches
Schmankerl für Sie.
Diego Rivera hat vielleicht nur
abgekupfert bei dem Fresko-Maler Herbert
Boeckl.
1925 bekam der den Auftrag für ein
Wandgemälde im Maria Saaler Dom ...
REGIE! LICHT AUS! INTERNET AN!
Herunterladen einer hoch aufgelösten
Bild-Version 2964 x 2592 Pixel, 1791 kB
|