Ja,
welches denn, Herr von Paczensky? Zuletzt
hatten wir von Ihnen etwas über die
Kulturgeschichte des Cognac zu lesen
bekommen. Melden Sie sich hier zu Wort
als langjähriger Gastronomie-Kenner oder
als PANORAMA-Spitzbart? Der ist übrigens
weg, wie wir sehen. Und alles ist schon
eine Weile her
Wir reden vom politischen Spektrum der
Bundesrepublik Deutschland in den frühen
sechziger Jahren. Wer erinnert sich noch
an die Schlagzeile einer deutschen
Boulevard-Zeitung: Der Spitzbart
muss weg!?
Na ich! Das erste mal galt der
Slogan dem DDR-Mauererbauer Walter
Ulbricht, das zweite mal mir! Der
Spitzbart war mein Markenzeichen als ich
1961 zusammen mit dem Kollegen Rüdiger
Proske das deutsche Fernseh-Magazin
PANORAMA gründete. Es hiess, wir
gefährdeten das gerade
aufblühende Pflänzchen
deutsch-französische Freundschaft mit
unserer TV-Dokumentation über koloniale
Gräuel Frankreichs in Algerien. Sie
haben ja darüber schon ein bisschen von
einem früheren Gast auf dieser im Moment
keineswegs rollenden Bühne gehört, von
Frantz Fanon. Ich erhielt wegen dieser
Fernsehsendung ein Einreiseverbot für
Frankreich ...
Natürlich sind meine Bücher Die
Weißen kommen und Teurer
Segen gemeint, das eine 1970
erschienen, das andere 1991.
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Zu unserem Kulturgut gehört ein Film,
der vor vielen Jahren wegen seines Tricks
Filmgeschichte gemacht hat: King Kong.
Ich weiß nicht, ob neuere Versionen die
Szene enthielten, die für mich eine der
wichtigsten war. Die auf einer Insel
gelandeten Mitglieder eines Filmteams
öffnen zum Entsetzen der Einheimischen
das Tor einer sonst undurchdringlichen
Wand, durch das King Kong von Zeit zu
Zeit seinen Menschentribut einfordert.
Die Weißen gelangen nicht nur in den
Urwald, sondern in fürchterliche
Zustände, wie sie in grauer Vorzeit
überall auf Erden geherrscht haben; sie
bekommen es mit Ungeheuern aller Art zu
tun, und natürlich mit King Kong.
Hinter einer ähnlichen Tabuwand, so
kommt es mir immer wieder vor, liegt ein
für uns Europäer ebenso ungeheuerliches
Stück Geschichte. Die Ungeheuer, die
dort hausen, sind Gespenster aus Europas
Vergangenheit. Wenn wir sie kennen
würden, würden wir uns selbst besser
kennen unsere historischen
Wurzeln, unsere psychologische
Entwicklung, unsere Rolle in der Welt,
genauer gesagt: die unserer Vorfahren,
als deren Erben wir uns nicht von ihrem
damaligen Tun freimachen können. Um so
weniger, als viele von uns in dem
Wohlstand leben, dessen Fundament sie
geschaffen haben.
Doch wie sie ihn schufen ... Das liegt
hinter der Wand verborgen.
Mit
Gert von Paczensky gehen wir davon aus,
daß die Wände im
Traufenhaus zu Nienburg an
der Weser auch nicht mehr preisgaben.
Was ist ein Traufenhaus, Herr
Möllenkamp? So etwas wie das da
draussen, von Ihren Roman-Ingenieuren in
einer Nacht- und Nebelaktion an einen
afrikanischen Bahnsteig gestellt?
Bei Nacht ja aber nicht bei
Nebel! Dort, wo das originale Traufenhaus
steht, in Nienburg an der Weser, ist es
öfter mal neblig. Der Nebel
kondensiert zu Regen, und der wird am
unteren Rand eines schrägen Daches in
einer Regenrinne abgeleitet das
ist die Traufe. Gewöhnlich stehen alte
Fachwerkhäuser aber mit dem Giebel zur
Strasse, nicht mit der Traufe. Das
historische Traufenhaus von 1648 in der
Nienburger Altstadt bildet da eine
Ausnahme.
Die Kolonialausstellung war übrigens
eines der letzten überregionalen
Grossereignisse in diesem Haus; der
Gastgeber, das Ostdeutsche
Heimatmuseum musste einem Käufer
weichen, der sich das Traufenhaus als
Privatheim einrichten liess.
Also, das Gebäude da draussen am
Bahnsteig ist zwar aus gegebenem Anlass
kurzfristig aus Nienburg an der Weser
herantransportiert worden, aber es
handelt sich weder um das Traufenhaus
noch um eine Bahnstation, sondern
um ein komplettes Schulgebäude!
Drei Jahre bevor Albert Schweitzer den
Friedensnobelpreis erhielt, bekam er aus
Nienburg an der Weser eine Anfrage
...
Der Elsässer
Theologe, Arzt,
Musiker und Kulturphilosoph Albert
Schweitzer gab seine persönliche
Zustimmung, daß die Schule als erste in
Deutschland seinen Namen tragen dürfe.
Am 17. Juni 1999 beging die
Albert-Schweitzer-Schule den 50.
Jahrestag ihrer Namensgebung.
Nehmen die Treppen nie ein Ende?
Hallo,
hat jeder eine Eintrittskarte?
Eintrittskarte?
Sie
befinden sich im Moment in einer
deutschen Kultureinrichtung, auf den
Treppen aufwärts zum
Giebelsaal der
Albert-Schweitzer-Schule in Nienburg an
der Weser in Deutschland; sollten sie
gehbehindert sein, ist Ihnen anheim
gestellt, um Assistenz nachzusuchen!
Eintrittskarten waren im Vorverkauf unter
anderem im Stadtbüro der Lokalzeitung
DIE HARKE erhältlich ...
Angesichts besonderer Umstände sind
Passagiere des afrikanischen
TAZARA-Expresses von der
Eintrittskartenpflicht ausgenommen ...
Sie sollen alle drei da sein! Die
Friedensnobelpreisträger Albert
Schweitzer, Henry Kissinger, Kofi Annan
...
Obwohl, unser Afrikaner hat den seinen ja
2001 teilen müssen mit seiner
Organisation, den Vereinten Nationen ...
... wie Kissinger, 1973 mit dem
Nordvietnamesen Lê Ðúc Tho der
den Preis jedoch ablehnte, da der
Vietnamkrieg zu dieser Zeit noch
andauerte.
... und der Nobelpreisträger von 1952
spielt zur Begrüssung eine Bach-Fuge!
Herr
Möllenkamp, Sie erinnern sich an das
Klavier an der Wand, gleich rechts vom
Eingang in Lambaréné? ... Beeilen Sie
sich, die anderen sind schon die Treppen
hoch! ... Dort übernimmt in diesem
Moment ...
SCHÜLER 1:
Die ARBEITSGEMEINSCHAFT NOBLE
FRIEDENS-PREISE eine
Initiative von Schülern der
Albert-Schweitzer-Schule in Nienburg an
der Weser begrüsst Sie, meine
Damen und Herren, zu einer Nachtsitzung
unter Einsatz von Multimedia-Anwendungen
hier im historischen
Giebelsaal!
SCHÜLER 2:
Die Albert-Schweitzer-Schule Nienburg ist
eine der ältesten Lehranstalten im
niedersächsischen Raum. Im Zuge der von
Graf Jobst II von Hoya im Jahre 1525
durchgeführten Reformation der Kirche
wurde auch ein Schulwesen entwickelt.
Dies geschah wahrscheinlich unter dem
Einfluss seiner gesellschaftlich
aufgeklärten Ehefrau Anna von Gleichen.
Es ist zu vermuten, daß die Schule ihre
Anfänge auch um 1525 hat. Denn in diesem
Jahr hat Martin Luther ein Sendschreiben
an alle deutschen Städte gerichtet, in
dem er die Einrichtung eines
christlichen Schulwesens
forderte.
Die älteste urkundliche Erwähnung
findet die Schule 1541 in
Kirchendokumenten: Der Kantor liess zum
ersten Mal seine Schüler in der
Nienburger Kirche St. Martin singen ...
Im Herbst des Jahres 2000 feierte die
Schule ihren 150. Geburtstag als
staatliches Gymnasium sowie ihr
475-jähriges Bestehen.
SCHÜLER 3:
Dieser Giebelsaal hier wird
nicht nur als Schul-Aula genutzt, sondern
auch für öffentliche Veranstaltungen
der Stadt Nienburg, zum Beispiel für die
jährlich stattfindenden
Meisterkonzerte ... Heute
abend erleben Sie als Bach-Solisten: Dr.
Albert Schweitzer! Was Sie im Moment
hören, kommt allerdings von einer
Schallplatte ...
Tatsache ist, daß Albert Schweitzer im
aktuellen Schulleben schon lange keine
Rolle mehr gespielt hat. Es gibt keine
schulische Arbeitsgemeinschaft, die sich
um ihn oder um seine Arbeit in Afrika
gekümmert hätte.
Daß heute abend Albert Schweitzer im
Mittelpunkt der Präsentation einer
Arbeitsgemeinschaft von Schülern steht,
ist der Anfrage zu verdanken, ob der
Bahnhof Nienburgs kurzfristig nach
Afrika, oder der afrikanische
TAZARA-Express auf die Gleise des
Bahnhofs in Nienburg zu versetzen sei. In
jedem Fall sollte es zu einer Begegnung
von TAZARA-Reisenden mit Schülern
unserer Albert-Schweitzer-Schule kommen.
Die Schüler-Vertretung hat für eine
dritte Alternative optiert: für die Zeit
unserer Präsentation sei der historische
Teil der Albert-Schweitzer-Schule
Nienburgs nach Afrika zu transportieren.
Heia
Safari!!!?
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