Also gut! Die Regierung der U.S.A.
verstand es im Ersten Weltkrieg,
Wissenschaftler, Journalisten und
Künstler in das Kriegsgeschehen fest
einzubinden. Wie zuvor schon die
Privatwirtschaft, so wurde nun auch das
Management des Krieges
methodisch-wissenschaftlich organisiert
und systematisiert. Hier regierte nicht
mehr länger ein U.S.-Präsident durch
Eingebungen und Launen.
Die neuen Technokraten der Macht wollten
ihre Arbeit auch nach dem Krieg
weiterführen. Aus diesem Gedanken heraus
entstand der private Council on Foreign
Relations / CFR.
Ein
netter Versuch, Genosse Trotzki! Aber was
Sie uns verschweigen, ist: der Mann, der
noch vor Henry Kissinger das alter ego
von Cecil Rhodes in der
U.S.-Administration abgab, der Mann, der
wie später Henry Kissinger
hinter den Kulissen die Strippen zog und
den zu seiner Zeit viele als den wahren
Präsidenten der Vereinigten Staaten von
Amerika sahen, dieser Mann war Ihr
Sponsor!
Erinnern Sie sich?
März 1917!
Halifax, im kanadischen Nova Scotia!
Sie waren auf dem Weg nach Russland, sie
wollten dort der Revolution auf die Beine
helfen. Aber die Kanadier verhafteten Sie
und sperrten Sie ein.
Wer half Ihnen da raus?
Zwei fremde Regierungsadminstrationen
setzten sich bei der kanadischen
Regierung für Ihre Freilassung ein: die
Briten durch Sir William Wiseman und die
Amerikaner durch keinen geringeren als
Colonel House, der rechten Hand des
amerikanischen Präsidenten Wilson.
Versehen mit einem amerikanischen Pass
reisten Sie weiter, um sich in Russland
mit Lenin zu treffen
Colonel Edward Mandel House!
Erzählen Sie uns von ihm und von den
Folgen seines Handelns
als Teil
unserer Reise mit der Eisenbahn
durch die Weltgeschichte.
Wieder ein eigener Eisenbahnzug,
den ich erst einmal mühsam
zusammenstellen muss?
Da brauche ich ein Sekretariat, eine
Druckerei, ein Telegraphenamt, eine
Telefunken- und eine elektrische Station,
eine Bibliothek, ein Badebetrieb
und eine eigene Zugzeitung namens WPuti
das heisst Unterweg
...
Aber
bitte ohne Maxim-Maschinengewehre,
Genosse!
Der Lew Dawidowitsch
Bronstein-Express unterwegs zur
ersten Station!
166 167 168
Am 26. Juli 1858 wird hier Edward Mandel
mit dem Familiennamen Huis geboren,
diesen ändert er später in House. Sein
Vater ist im amerikanischen Süden ein
Vertreter englischer Finanzinteressen,
der Sohn erhält eine englisch
orientierte Erziehung in Grundschulen
Neuenglands. 1877 geht er an die Cornell
University, muss das Studium nach dem Tod
seines Vaters aber frühzeitig abbrechen.
Zurückgekehrt nach Texas führt er die
Geschäfte seines Vaters im
Baumwollhandel und im Finanzwesen weiter.
House hilft vier Männern, Gouverneure
von Texas zu werden, allen vier dient er
nach ihrer jeweiligen Wahl als Berater.
Einer von ihnen, James S. Hogg, verleiht
ihm den inoffiziellen Titel Colonel.
Schliesslich verkauft Col. Edward Mandel
House die Baumwoll-Plantagen, investiert
im Bankgeschäft und zieht nach New York
City.
Col. Edward Mandel House wird zu einem
engen Freund und Unterstützer des
Governeurs von New Jersey, Woodrow
Wilson. Er hilft ihm, die
Präsidentschaftskandidatur der
Demokraten zu gewinnen und organisiert
als intimer Vertrauter dessen
Verwaltungsapparat.
Seine politischen Ideen hat er in einem
1912 unter Pseudonym veröffentlichten
Buch notiert: Philip Dru:
Administrator
Dieses Buch entwirft, kaum kaschiert, den
Plan für die Eroberung Amerikas durch,
wie er schreibt, eine Sozialismus
wie ihn Karl Marx erträumte. Er
wählt den Begriff
Konspiration für den im Buch
gelungenen Versuch, einen Präsidenten
durch Täuschung über seine wirklichen
Meinungen und Absichten wählen zu
lassen. Die Verschwörung bestehe darin,
schreibt Col. Edward Mandel House, sich
in die Vorwahlen einzuschleichen, um zu
verhindern, daß ein Kandidat nominiert
würde, mit dessen Ansichten man nicht
übereinstimme. Wahlen hätten sich in
eine Scharade zu wandeln, einzig
durchgeführt, um das Wahlvolk zu
blenden. Die Idee sei es, sowohl die
Demokratische Partei als auch die
Republikanische Partei als Instrumente zu
nutzen, um eine Weltregierung
voranzubringen.
Wilson veranlasst Col. Edward Mandel
House, ein Team von akademischen Experten
zusammenzustellen, die sich effiziente
Massnahmen einfallen lassen sollen, wie
nach dem Krieg die Probleme der Welt
gelöst werden könnten.
Dieses Team wird THE INQUIRY genannt. Es
ist der Beginn einer geheimdienstlichen
Organisation.
Im September 1918 betraut Wilson Col.
Edward Mandel House damit, die
Konstitution für eine League of Nations,
für einen Völkerbund, auszuarbeiten.
Einen Monat später, als sich Deutschland
auf der Grundlage eines
14-Punkte-Vorschlags der Amerikaner zu
Friedensverhandlungen bereiterklärt,
beauftragt Wilson Col. Edward Mandel
House, mit den Alliierten die
Einzelheiten eines Waffenstillstandes
auszuhandeln.
1919 ist das Jahr, in dem sich Col.
Edward Mandel House mit Mitgliedern des
Round Table trifft, um eine Organisation
zu etablieren, die den Bürgern Amerikas,
Englands und des übrigen Westeuropas
durch Propaganda die Vorteile einer
Weltregierung schmackhaft machen soll.
Das Schlagwort dafür ist: Frieden!
Der Council on Foreign Relations / CFR
wird in Paris formal gegründet, zusammen
mit der britischen Partnerorganisation,
dem Royal Institute of International
Affairs. Die Wurzeln beider
Organisationen lassen sich
zurückverfolgen zu den Anfängen der
durch Cecil Rhodes initiierten geheimen
Geselllschaft.
Viele der amerikanischen Mitglieder sind
Agenten von INQUIRY, des ersten
U.S.-amerikanischen Geheimdienstes. Viele
britische Mitglieder sind Angehörige des
britischen Geheimdienstes. Zu INQUIRY
gehören neben Col. Edward Mandel House
amerikanische Persönlichkeiten wie
Walter Lippmann, Isaiah Bowman, und James
Shotwell. Sie waren es, die die meisten
der vierzehn Punkte des Friedensplans von
Präsident Woodrow Wilson formuliert
hatten. Punkt 14 lautet:
35
Eine allgemeine Vereinigung der
Nationen muss durch besondere Verträge
geschaffen werden zur wechselseitigen
Garantie der politischen Unabhängigkeit
und territorialen Integrität
gleichermassen für grosse und kleine
Staaten.
Als Präsident Wilson schwer erkrankt,
torpediert Col. Edward Mandel House als
amerikanischer Verhandlungsführer
Wilsons ursprüngliche Absicht, auch das
niedergerungene Deutschland in die Lage
zu versetzen, Mitglied der angestrebten
League of Nations, des Völkerbundes zu
werden.
Wilson ist so entäuscht, daß er sich
weigert, jemals wieder mit seinem
einflussreichen Berater Col. Edward
Mandel House zu sprechen.
Der CFR bekommt
ein eigenes Büro in New York. Bald
erscheint die Zweimonatszeitschrift
Foreign Affairs, durch die nicht aktive
Mitglieder sowie interessierte
Außenstehende an den Verein gebunden
werden. Aktiv sind in diesem Verein
vornehmlich Wissenschaftler, Medienleute
und Juristen. Bankiers und Industrielle,
die das Geld spendieren, hören sich
gerne die Vorträge an. Aktiv werden sie
immer erst, wenn bei einem Thema ihre
persönlichen Geschäftsbereiche berührt
werden. Zu den aktiven Geschäftsleuten
gehört Thomas Lamont aus dem Vorstand
des seinerzeit weltgrößten Bankhauses
Morgan. Oder sein Kollege Otto Kahn vom
Bankhaus Kuhn, Loeb & Co. Im selben
Bankhaus arbeitet auch Paul Warburg, der
die Idee für eine Zentralbank aus Europa
in die U.S.A. gebracht hatte.
Schließlich bringt sich die
Rockefeller-Sippe immer stärker ein. Das
wichtigste Ziel ist zunächst,
Deutschland vor dem Kollaps der
Reparationszahlungen zu retten. Die
CFR-Strategen liefern das theoretische
Fundament für die wirtschaftliche
Übernahme Deutschlands durch die Wall
Street-Banken. Sie wird im Dawes- und im
Young-Plan festgeschrieben.
Ein weiteres zentrales Thema des Councils
ist die möglichst rasche
Wiedereingliederung der UdSSR in die
Weltwirtschaft. Soll heißen:
U.S.-amerikanische Firmen möchten ihre
verlorenen Anteile in der UdSSR zurück
haben. Die Regierung der U.S.A. soll
sofort mit der UdSSR diplomatische
Beziehungen aufnehmen. Denn der Bericht
der Soviet Study Group urteilt am 23.
März 1923, Lenins Neue Ökonomische
Politik bedeute eine Rückkehr zu
Gesundheit und zu soliden
Geschäftspraktiken.
Die diplomatische Anerkennung läßt noch
bis 1933 auf sich warten. Aber die
Rockefellers schließen einen lukrativen
Vertrag mit dem sowjetischen Ölkonzern
Azneft ab. Und CFR-Unternehmer Averell
Harriman errichtet Manganerzbergwerke im
Südkaukasus.
Die Council-Männer sind weder Nazis noch
Faschisten. Wie mehrere
Untersuchungsausschüsse im Kongress der
U.S.A. nachweisen, finanzieren und
bestücken die Geschäftsleute jedoch
alle potentiellen Kontrahenten eines
kommenden Krieges gleichermaßen mit Know
How, Kapital und Investitionsgütern,
also auch die Nazis und Faschisten aller
Couleur. Dann bedrängen sie die
Regierung der USA, gegen die aufgeblähte
Bedrohung vorzugehen. Franklin Delano
Roosevelt hatte es verstanden, eine
eigene Denkfabrik aufzubauen und sich die
Berater des CFR vom Hals zu halten.
Jedoch wird die braune Bedrohung derart
heftig, daß im Herbst 1939 das
U.S.-Außenministerium für die Berater
des CFR geöffnet wird ...
Rasche
Erinnerung, Mr. Rockefeller:
Es war Ihr Sohn Nelson, der 1939
Präsident Roosevelt durch Room 5600
vorschlagen liess, der Nazi-Propaganda in
Lateinamerika zu begegnen. Seine Aktion
wurde schliesslich mit 140 Millionen
Dollar staatlichen Mitteln, mit einem
Stab von 1.200 Festangestellten in den
U.S.A., sowie mit zahllosen
freischaffenden Journalisten und
Werbefachleuten vor Ort zur grössten
Lügen-Kampagne, die die U.S.A. bis dahin
initiiert hatte ...
Kaum sind die U.S.A. 1941 in den Zweiten
Weltkrieg aktiv eingetreten, da entbrennt
bereits die Debatte über die neue
Weltordnung, die nach dem Ende der
Kampfhandlungen quasi am
Reißbrett entstehen soll. Allen
Beteiligten innerhalb und außerhalb des
CFR ist klar, daß es dann nur noch zwei
Großmächte geben wird, nämlich die
U.S.A. und die UdSSR. Damit aber nicht
nach dem Zweiten Weltkrieg Gewinner und
Verlierer gleichermaßen in den Strudel
einer Rezession geraten wie nach
dem Ersten Weltkrieg , sollen
diesmal weltumspannende Organisationen
für Krisenprävention,
Wirtschaftsbelebung und
Währungsstabilität errichtet werden.
Die CFR-Planer sehen vor, daß private
Unternehmen, insbesondere Banken und
deren Denkfabriken diese neue Weltordnung
aufbauen. Dem stellt sich U.S.-Präsident
Franklin Roosevelt energisch entgegen.
Roosevelts Politik des New Deal
unternimmt beträchtliche Anstrengungen,
staatliche, kommunale,
genossenschaftliche und gewerkschaftliche
Strukturen nachhaltig zu stärken.
Roosevelts Finanzminister Henry
Morgenthau sowie dessen Staatssekretär
Harry Dexter White entwerfen eine
weltumspannende Nachkriegsordnung, die
von demokratisch legitimierten
staatlichen Organen kontrolliert werden
soll.
Nach Whites Plänen vereinbaren 1944 in
Bretton Woods Delegierte aus 44 Staaten
eine Weltordnung, gestützt auf vier
Säulen. Mit UNO, Weltbank,
Internationalem Währungsfonds sowie
einer Welthandelsorganisation sollten, so
Morgenthau Instrumente souveräner
Regierungen und nicht privater
finanzieller Interessen entstehen.
Ganz selbstverständlich sollte zu diesem
System auch die UdSSR gehören, die in
den IWF-Topf mit 1.2 Milliarden Dollar
den drittgrößten Beitrag einzahlen
wollte.
Doch nach dem Tod von Roosevelt werden
seine Mitstreiter allesamt aus dem
inneren Zirkel der Macht in Washington
verbannt. Die Konzeption des CFR, daß
die Neue Weltordnung vornehmlich von
Privatbanken gemanagt werden sollte, hat
nun freie Fahrt. Doch ist man sich im
Jahre 1945 im Council nicht klar
darüber, wie mit der UdSSR zu verfahren
sei. Zu verlockend ist für die
Geschäftsmänner die Aussicht auf den
gigantischen Markt in der UdSSR.
Raymond Buell formuliert die
Thermidor-Theorie: Im Grunde
sei doch die UdSSR auf dem Weg zur
Marktwirtschaft und müsse sich nur noch
von ein paar radikalen Überresten
befreien, wie dereinst die französischen
Revolutionäre von Robespierre.
Die UdSSR ist solchen Avancen gar nicht
abgeneigt.
Stalin bittet die Wall Street-Banken um
einen Kredit in Höhe von sechs
Milliarden Dollar zum Wiederaufbau der
UdSSR. Von den mit diesem Kredit
verbundenen Aufträgen hätten allerdings
vornehmlich mittelständische
U.S.-Unternehmen im Zivilbereich
profitiert. Im U.S.-Außenministerium und
im CFR, die ja eine große gemeinsame
Teilmenge bilden, setzen sich jene
Kräfte durch, die in einer erneuten
Aufrüstungsrunde gegen einen aufgebauten
Feind größere Ertragsmöglichkeiten
für die im Krieg aufgeblähten Kartelle
sehen.
CFR-Bankier Frank Altschul gibt zudem zu
bedenken, die UdSSR sei gefährlich nahe
an den Ölquellen im Mittleren Osten.
Da die Mehrheit der Bevölkerung der
U.S.A. 1945 die UdSSR positiv
einschätzt, malt der CFR von nun an ein
immer dunkleres Bild des
Kriegsverbündeten.
In Foreign Affairs erscheint 1946 der
Artikel eines Mister X.
Hinter diesem nicht eben originellen
Pseudonym verbirgt sich der
Russlandexperte und Mitarbeiter der
amerikanischen Botschaft in Moskau,
George Kennan.
CFR-Mitglied Kennan enthüllt seinen
Landsleuten, die Russen
hätten keineswegs von ihren
Weltrevolutionsplänen Abstand genommen.
Die Russen seien von Natur
aus misstrauisch und würden langfristig
nur auf den Zusammenbruch des
Kapitalismus lauern. Da die
Russen mit ihrer starren Diktatur
wenig wandlungsfähig seien, sei der
Westen gut beraten, Russland
zu isolieren und einzudämmen
(Containment).
Unter dieser Isolierschicht werde der
Kommunismus von selber implodieren.
Ein Bericht des US-Geheimdienstes OSS,
der besagt, die Sowjets seien viel zu
erschöpft, um einen neuen Krieg zu
wagen, wird diskret entsorgt. Präsident
Truman hat keine politische Hausmacht.
Also bestimmen Außenminister Dean
Acheson und seine CFR-Freunde die
Richtlinien der Politik. Begründet durch
die vermeintliche sowjetische Bedrohung
bauen die CFR-Leute ganz dem
undemokratischen Credo Walter Lippmanns
verbunden das politische System
der U.S.A. zu einem Präsidialregime um.
Der neue Nationale Sicherheitsrat ist nur
dem Präsidenten rechenschaftspflichtig.
Ab jetzt kann der Präsident unter
einem Notstandserlass von 1950
ganz alleine einen atomaren Erstschlag
veranlassen.
Der Kongress in Washington nimmt seine
Entmachtung ohne Murren hin. Mithilfe
dieser Aushebelung der Gewaltenteilung
kann die nächste Eskalationsstufe
gezündet werden. So schreibt CFR-Mann
Paul Nitze aus dem Policy Planning Staff
im Außenministerium 1950 ein Memorandum,
das NSC-68. Dieses Papier des
Nationalen Sicherheitsrates
gibt zwar zu, daß die UdSSR sowohl in
punkto Militärpotential als auch an
Wirtschaftskraft dem Westen weit
unterlegen ist. Aber die Sowjets
könnten ja in den nächsten vier Jahren
im Bereich Nuklearwaffen mit den USA
gleichziehen. Aufgrund dieser holprigen
Beweislage steigt im September 1950,
unter dem Eindruck des Korea-Krieges, aus
dem Stand der Militärhaushalt der U.S.A.
um dreihundertfünfzig Prozent an. Der
Grundstein des Militär-Industriellen
Komplexes in den U.S.A. ist gelegt.
Die amerikanische Kriegführung ist
programmiert: ...
für Vietnam
für Irak
für Afghanistan
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