ÖL FÜR DIE LAMPEN
CHINAS?
Nun, der einheimische Markt war
gesättigt das Kapital musste
expandieren ... und um bei den Tatsachen
zu bleiben, die Idee hatte wohl eher
einer seiner Angestellten, der Mann hiess
William Herbert Libby ...
... in Ostasien liess mein Vater ab
1882 die sichere
Standard-Oil-Kerosin-Laterne verteilen
als Geschenk, oder eben ganz
billig rund acht Millionen Stück
auf einen Schlag ... und noch ein paar
mehr Millionen im Laufe der Zeit ... Good
Luck, so hiessen die Laternen damals
in der Werbung ...
Mei Foo!
Bitte?
Mir geht ein Licht auf ... Good Luck
das heisst in der Sprache meines
Ur... Ur... Ur... Urgrossvaters Mei
Foo! Da war er ein kleiner
chinesischer Junge, wahrscheinlich gerade
so alt wie der kleine amerikanische Junge
...
Und die Väter von den beiden kleinen
Jungen hatten also Good Luck
der eine in seiner chinesischen Hütte
als Licht aus Rockefeller-Kerosin, der
andere in seiner amerikanischen Bank als
Dollars auf dem Rockefeller-Konto...
In den Erinnerungen meines Vaters
war es ein grosses Abenteuer ...
In
manchen Ländern
musste den Leuten erst beigebracht
werden, wie man Öl in Lampen verbrennt
... Wir brachten es mit Kamelen und
Lastträgern in die entferntesten
Gegenden der Welt, wir passten den Handel
den Bedürfnissen der seltsamsten Völker
an.
In den Erinnerungen meines Volkes war es
schlicht ein Trick.
Schon vor Beginn des achtzehnten
Jahrhunderts blühte bei uns das Gewerbe
wie nirgendwo anders auf der Erde, und
mein seltsames Volk kannte
die Öllampe bereits als es in Amerika
noch keinen einzigen weissen Dünkel gab,
der von Standard Oil hätte träumen
können ...
ÖL FÜR DIE LAMPEN CHINAS?
... das Monopol unserer einheimischen
Erdnussöl-Händler war bald gebrochen,
auch der Widerstand unserer Dorfpriester
gegen das fremde Kerosin ... in die
Hütten brachten die geschenkten Lampen
nicht bloss Licht, die Holzgestelle, in
denen sie transportiert wurden, und die
leeren Ölkannen waren nützliche
Hausratergänzung.
Wir Chinesen sind zwar von Natur aus
Händler, aber die Idee, erst etwas zu
verschenken, um dann am ständigen
Nachschub des Betriebsstoffes zu
verdienen, diese Idee hat mein Mr. Moon
auch heute noch nicht in seiner
Trick-Kiste.
Damals wäre es unseren Händlern auch
gar nicht gut bekommen!
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Gelehrte, Lehrer und Beamte galten als
die höchste Klasse, darauf folgten die
Bauern und als dritte die
Kunsthandwerker, und ganz zuletzt als die
niedrigste Klasse kamen die Kaufleute,
denn so hiess es diese
erzielen nur dadurch Gewinne, daß sie
die Früchte der Arbeit anderer Menschen
austauschen, und ein altes chinesisches
Sprichwort sagt Banken werden von
Grossräubern begründet.
Uns Chinesen ist es immer leichter
gefallen, Erfindungen zu machen, als
daraus Nutzen zu ziehen ... Kompass,
Schiesspulver, Papier, Seide, Porzellan,
Buchdruck ...
Übrigens hatten wir schon während der
Han-Dynastie und das war mehr als
zweihundert Jahre vor Beginn der
christlichen Zeitrechnung zwei
Arten von Schnellschriften in Gebrauch,
die die wörtliche Rede aufzeichnen
konnten ...
Moment
... Wollen Sie das etwas genauer
ausführen? Uns erreicht da eine
Nachfrage
Gerne, und mit freundlichem Kompliment
von Mr. Moon!
Die eine Art,
so lässt er ausrichten, hiess xíngshu,
was sich mit rennender
Schrift übersetzen liesse. Die
andere wurde caoshu genannt,
etwa Grasschrift sehr
schwierig zu erlernen.
Mr. Moon meint, die erste Art käme der
Kurzschrift von Herrn Pitman nahe, die
Ihr verehrter Herr Spielleiter so
schätze ...
Aber,
woher ...? Oh ...?
Entschuldigung, uns wird gerade gesagt,
Sie sollten doch bitte fortfahren ...
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Nun, wir zeigten eine prophetische
Verachtung für alle sogenannten
arbeitssparenden Projekte, die fieberhaft
das menschliche Arbeitstempo
beschleunigen, dafür aber die Hälfte
der Bevölkerung wieder arbeitslos werden
lassen. Wir begnügten uns mit der alten
Wirtschaftsweise noch zu einer Zeit, da
europäisches Kapital bei uns 1876
die erste Eisenbahn bauen liess.
Rund sechzehn Kilometer war sie lang, die
Eisenbahnlinie zwischen Schanghai und
Woosung. Das Volk protestierte und
meinte, die Eisenbahn beleidige den Geist
der Erde, und die Opposition wurde so
heftig, daß die Regierung die Bahn
kaufte und Waggons samt Lokomotiven ins
Meer werfen liess ...
tazara tazara tazara ...
Auch
für Standard Oil liefen die lukrativen
Geschäftsverbindungen bald aus dem
Gleis. Kaum hatte die Eroberung des
chinesischen Marktes begonnen, da verlor
Standard Oil das Monopol auf Rohöl ...
Nicht wahr, Mr. Rockefeller, es war ein
böses Erwachen für Ihren Herrn Vater,
als er feststellen musste, daß es Erdöl
nicht bloss in Pennsylvania, in Ihren
Vereinigten Staaten von Amerika gab ...
Schwedens berühmte Nobel-Brüder, die
Rothschilds, die englisch-holländische
Kombination von Shell Oil und Royal Dutch
begannen, enorme Ölfelder vom Schwarzen
Meer bis Ostindien auszubeuten ...
Und was tat der alte Rockefeller? Er
liess das Gerücht von einer Kabale
verbreiten, russische Tanker würden
unter hebräischem Einfluss
durch den Sues-Kanal geschleust, von
asiatischen Konkurrenten, die
...
... kontrolliert
von jüdischen Männern Wolf!
Wolf! Standard Oil Company!
schreien und in den Markt eindringen, um
ihn zu kontrollieren ...
...
und welche die gerechte
Praxis der Standard Oil ersetzen
wollten durch ...
... die
alte, alte jüdische Methode,
einen Kunden so und den nächsten anders
zu behandeln.
Wollen Sie andeuten, die
Rockefellers seien je antisemitisch
gewesen?
Wir
doch nicht! Wir lassen reden ... REGIE!
AUFTRITT!
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