tazara tazara tazara ...
Bin ich der da?
Wer da?
Der da!
Oder die da? ...
tazara tazara tazara ...
Gestatten, Neville Pickering,
Cecils Sekretär.
Aber
hatte Mr. Rhodes nicht behauptet, als
Henry Kissinger auferstanden zu sein? Wir
hätten gern ein bisschen mehr über
diese Seelenwanderung erfahren
Wie Sie wissen, war ich einmal sein
alleiniger Erbe. Ich wäre der
Vollstrecker seines Testaments geworden!
Dann fiel ich vom Pferd,
das war 1884. Als mir zwei Jahre darauf
Spätfolgen dieses Sturzes immer mehr zu
schaffen machten, kam Cecil nach Hause in
unser kleines Cottage. Er liess dafür
eine Geschäftsbesprechung im Stich,
wodurch ihm die angestrebte Mehrheit an
den Witwatersrand-Goldfeldern versagt
blieb. Bei mir zu sein, in meiner
Todesstunde, war ihm wichtiger. Cecil war
dreiunddreissig, ich erst
neunundzwanzig. ...
Nun,
Mr. Pickering, das war sicherlich alles
sehr tragisch. Wenn Sie aber vielleicht
doch ein wenig Licht in die andere
Affäre bringen könnten, wir meinen jene
um seine diversen Testamente. Wir lassen
Sie dafür auch gerne weiter durch unsere
Geschichtstunnel reisen, hin und zurück
Ich weiss, daß Cecil erst nach
meinem Tod zu einem der weltweit
reichsten Männer seiner Zeit wurde, daß
er ein Diamanten-Imperium schuf und einen
Staat gründete, der seinen Namen trug
und der seinerzeit so gross war wie
Deutschland, Frankreich und
Grossbritanien zusammen doch
geleitet hat ihn eine einzige Idee. Er
hat mir von ihr erzählt.
Als diese Idee
ihn mit der Gewalt eines religiösen
Erlebnisses erfasste war er so alt wie
ich zu der Zeit, da wir uns
kennenlernten, vierundzwanzig Jahre. Es
passierte wenige Stunden nach seiner
Initiation als Freimaurer während seines
Studiums an der Universität zu Oxford.
Er dachte in seinem Zimmer darüber nach,
was an diesem Tag geschehen war, und dann
kam es schimmernd und tanzend wie
ein will-of-the-wisp, wie ein
Irrlicht, so beschrieb er es und
nahm die Gestalt eines Planes an.
Cecil nahm eine Feder und schrieb seine
Confession of Faith nieder,
sein Glaubensbekenntnis, das
seine Ambition festhielt: die Etablierung
einer geheimen Gesellschaft, deren
Aufgabe es sein würde, die
Angelegenheiten des britische Empire zu
fördern und die gesamte angelsächsische
Rasse, einschliesslich Amerika, in einem
einzigen Imperium zu vereinen. ...
Im
Geschichtstunnel hat the
will-of-the-wisp aber auch
mindestens zwei Namen bekommen, die wir
den Mitreisenden nicht vorenthalten
wollen.
Der erste Name
Alfred Lord
Tennyson
Er
schreibt 1842 das Gedicht
Locksley Hall, worin er seine
Überzeugung ausdrückt, daß
Grossbritannien die Verpflichtung hat,
die Welt unter britischer Herrschaft zu
vereinigen.
Bitte,
Herr Dunkler, würden Sie uns den
entscheidenden Auszug des Gedichtes
vortragen?
Erst auf Englisch, dann auf Deutsch? Wie
bitte? Das kostet einen Dollar?
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Locksley
Hall
by Alfred Lord Tennyson |
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Danke, Herr Dunkler. Und
jetzt der zweite Name
John Ruskin
Der Professor nimmt 1870 in Oxford
Tennysons Vision auf und überzeugt
seine Studenten, daß sie die
moralische Verpflichtung haben, die
englische Kultur zu verbreiten und die
Welt unter britischer Herrschaft zu
vereinen. Zu Beginn des folgenden
Jahrhunderts halten viele seiner
ehemaligen Studenten strategische
Positionen in der englischen Regierung,
aber keiner treibt die Vision weiter als
Ruskins Zögling Rhodes.
So beeindruckt ist Rhodes von
Ruskins Ideen, daß er sie Zeit
seines Lebens auf einem Zettel bei sich
trägt.
Fahren
Sie doch bitte fort, Mr. Pickering,
vielleicht mit einem Hinweis darauf,
wieviel Mr. Rhodes für seine Idee hat
springen lassen.
Nun, in Cecils
letztem, dem siebten Testament
von 1899, dem bis zu seinem Tod fünf
handschriftliche Nachträge und
Änderungen folgten, wurde ja mit einem
Großteil seines Vermögens die bis heute
aktive Stiftung festgelegt: der Rhodes
Trust. Entgegen aller Legenden war die
Summe zwar beträchtlich, aber keineswegs
astronomisch hoch. Ich fand heraus, daß
Cecils Biographen J. G. Lockhart und C.
M. Woodhouse von 3.383.691 Pfund
sprechen, die nach der Abwicklung 1907
auf den Trust übergegangen seien.
Anthony Kenny, Sekretär des Rhodes-Trust
von 1989 bis 1999, gibt in einem
geschichtlichen Rückblick an, daß das
Stiftungsvermögen 1914 mit etwa 3,4
Millionen Pfund bewertet worden sei, ein
Drittel davon immer noch DeBeers-Anteile.
An der Kaufkraft gemessen entspricht
dieser Wert heute wohl etwa 267 Millionen
Euro.
Mr.
Rockefeller, mit Verlaub, wieviel hatten
Sie denn zu der Zeit so auf der Kante?
Nun, um 1905 lag unser Vermögen
bei etwa 200 Millionen U.S.-Dollar, in
heutiger Kaufkraft wären das wohl etwa
3,5 Milliarden Euro. In den folgenden
Jahren wuchs es allerdings noch auf mehr
als das Fünffache.
Im Gegensatz zu
Ihnen, Mr. Rockefeller,
häufte Cecil Geld und materiellen Besitz
nicht systematisch an. Was er hatte,
verteilte er schnell wieder, oft auf
leichtsinnige, unbedachte, in vielen
Fälle auch auf generöse Weise.
Obwohl sich sein Einkommen in den letzten
Lebensjahren auf etwa 250.000 Pfund
jährlich belief, war sein Konto bei der
Standard-Bank meistens überzogen. Das
habe ich von meinem Nachfolger gehört
...
Nachfolger
als was?
Ich bitte Sie! ...
Von Cecils letztem Privatsekretär,
Philip Jourdan.
Von ihm erfuhr ich auch, daß die von
Cecil angestrebte Geheimgesellschaft
durch dessen wichtigsten Treuhänder,
durch Lord Milner, tatsächlich 1909 als
geheime Round Table-Zellen,
zunächst im südlichen Afrika, bald auch
in anderen Teilen der britisch
kontrollierten Welt eingerichtet wurde
und bis zum heutigen Tage in äußerst
einflussreichen
europäisch-amerikanischen Think
Tanks, in sogenannten Denkfabriken,
fortexistiert. Viele ihrer Aktivitäten
sind nach wie vor der Öffentlichkeit
nicht zugänglich.
Der Einfluss dieses Netzwerks ist so
groß, sagt man, daß die Geschichte des
zwanzigsten Jahrhunderts ohne seine
Kenntnis kaum zu verstehen sei.
Tatsächlich lassen sich Verbindungen
herstellen zwischen Cecils Letztem
Willen, den schon genannten Round
Table-Gruppen in aller Welt, dem
amerikanischen Council on Foreign
Relations mit seinem britischen
Pendent, dem Royal Institute of
International Affairs, bis hin zur Trilateralen
Kommission, die den
amerikanisch-britischen Interessen noch
die japanischen hinzufügt, zu den Bilderberg-Konferenzen
und zu zahlreichen Rockefeller-Interessen
... und damit eben auch bis zu ...
... und hier erlaube ich mir eine
Korrektur Ihrer Moderation:
... bis zu Henry Kissinger, dem alter ego
von Cecil Rhodes!
Das
sind jetzt ein bisschen viele
Verschwörer-Kreise, die Sie uns da
aufzählen, Mr. Pickering!
Bilderberg hatten wir schon,
der Council on Foreign
Relations kam vor, auch die in
Room 5600 des New Yorker
Rockefeller-Centers koordinierten
Interessen, und natürlich immer wieder:
Henry Kissinger
Wir brauchen
jemanden, der uns einen Fahrplan für
diese Neue Weltordnung
erstellen kann, wie sie nach dem Ersten
Weltkrieg auf die Gleise gebracht wurde,
einen Zeitgenossen, einen, der sich
auskennt mit Konspiration und
eben
mit Fahrplänen!
Hatte sich nicht einer unserer Gäste
... für immer daran
gewöhnt, unter Begleitung der
Pullmannschen Federn und Räder zu
schreiben und zu denken.
Danke, Herr Dunkler, für
die Tonkonserve!
Genosse Trotzki! Noch da, und
verschwörungsbereit?
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