DER
WEG NACH ZIMBABWE oder VERSUCHE, DIE FREMDE ZU VERSTEHEN
© 1990
Klaus Jürgen Schmidt
ZIMBABWE FAKTEN - DAS DOSSIER
KOLONIALGESCHICHTE
1827 - 1834
Mfecane = "Die erzwungene Emigration" der
Ndebele unter König Mzilikazi aus Südafrika nach Norden
in das Gebiet der Shona-Stämme. Das Viehzüchtervolk der
Ndebele, ein Teil des Zulu-Volkes, entzieht sich damit
den vordringenden burischen Siedlern und Briten sowie dem
Herrschaftsanspruch eines rivalisierenden Clans der militärisch
straff organisierten Zulu-Aristokratie. Einige der
ackerbautreibenden Shona-Stämme werden tributpflichtig,
Ndebele-Kämpfer unternehmen vom Matabele-Land (Südosten
des heutigen Zimbawe) Raubzüge tief in das Gebiet der
Shona, deren Vorfahren im 11. Jahrhundert vermutlich aus
dem Gebiet des heutigen Zaire einwanderten und die den
Verfall verschiedener Reiche wie das von Great-Zimbabwe (13.
Jh.), des Monomatapa (1450 - 1650) oder der Rozwi (1684 -
1830) erlebt hatten.
1853
Potkieter-Silkaats-Vertrag / Ndebele-König Mzilikazi
wird von der jungen südafrikanischen Republik gezwungen,
den Buren Zugang zum Matabele-Land zu gewähren. In den
folgenden Jahrzehnten verfestigt sich unter den Buren das
schon aus dem 11. Jahrhundert stammende Gerücht von
sagenhaften Gold- und Diamantenvorkommen im Land der
Ndebele und Shona.
1856
Livingstone und der "Donnernde Rauch" / Der
schottische Missionar und Entdecker David Livingstone
sieht als erster weißer Mann die Wasserfälle des
Sambesi, die vom hier lebenden Makololo-Stamm als Mosi oa
Tunya (Donnernder Rauch) bezeichnet werden, die er nun
aber nach der britischen Königin Victoria benennt.
1859
Moffat und das Christentum / John Moffat, Sohn des
schottischen Missionars Robert Moffat, der zwei Jahre
zuvor von König Mzilikazi die Erlaubnis zur Einrichtung
einer Missionsstation erhalten hatte, gründet mit der
Inyati-Mission die erste permanente Weißen-Siedlung im
Matabele-Land. Weiße Missonare, Jäger und Händler
folgen.
1871
Mauch und "Great Zimbabwe" / Der deutsche
Geologe Carl Mauch steht als erster Weißer auf den
Ruinen von Great Zimbabwe, dem größten antiken Stein-Bauwerk
südlich der Sahara. Er identifiziert sie fälschlich als
das sagenhafte und goldträchtige Ophir des Königs
Salomo und der Königin von Saba.
1887
Erster Vertragsschwindel / Mzilikazis Nachfolger, König
Lobengula wird von dem Buren-Gesandten Piet Grobler in
einen Bündnisvertrag gelockt, der den Buren - nach
eigener Auslegung - Schürfrechte an Bodenschätzen einräumt.
1888
Moffat-Vertrag / Rudd-Konzession / Der englische Minen-Magnat
Cecil Rhodes hintergeht die Buren und nutzt die schon
seit 1854 bestehende, persönliche Beziehung der
Missionarsfamilie Moffat zur Ndebele-Dynastie, um sich
von König Lobengula zusichern zu lassen, ohne Zustimmung
der britischen Regierung kein Land zu veräußern oder
nutzen zu lassen. Im selben Jahr vergibt Lobengula die
ersten Schürfrechte an den englischen Abenteurer Charles
Rudd, der sie an Cecil Rhodes weiterverkauft.
1889
Royal Charter / Mit diesem Pfand in der Hand erhält
Rhodes für die von ihm beherrschte British South Africa
Company (BSAC) einen königlich-britischen Freibrief für
das Gebiet und für seine BSAC Rechte u.a. zur Ausbeutung
von Bodenschätzen und zur landwirtschaftlichen Nutzung,
die im Vertrag mit Lobengula gar nicht vorgesehen war. Im
Konflikt mit den Buren, die in London vergeblich gegen
diesen Vertragsbruch protestieren, setzt Rhodes schon
1890 durch die Entsendung von Pionierfamilien und BSAC-Polizisten
Fakten. Um deutschen und portugiesischen Ansprüchen
zuvorzukommen, erklärt die Royal Charter 1891 das Gebiet
zum britischen Protektorat. Schon 1894 beginnt der
Kolonialstaat, den Afrikanern Steuern abzuverlangen, um
sie zu Lohnarbeit zu zwingen. Die Bodenschätze erweisen
sich als zu gering, die BSAC beginnt - auf die Rentabilität
ihrer kolonialen Unternehmung bedacht - in großem Maße
weiße Siedler anzuwerben, im Shona-Gebiet wird
Afrikanern fruchtbares Land weggenommen, auf dem sie nun
gegen geringen Lohn arbeiten müssen.
1893
Ndebele-Vernichtung / Unter Leander Starr Jameson, einem
Beauftragten der BSCA, marschieren Truppen in das
Matabele-Land ein. König Lobengulas Krieger werden in
drei Schlachten geschlagen; Lobengula stirbt auf der
Flucht. Auf der Seite der Weißen: zwei Tote und sechs
Verwundete, auf der Seite der Ndebele 15.000 Tote! Die
Existenzgrundlage der Ndebele - ihre Viehherden - sind in
vier Jahren Krieg von 200.000 Stück auf 14.000 dezimiert.
1894
Rhodesien / Das weiße Kolonialregime etabliert sich in
Bulawayo auf den Trümmern von König Lobengulas Kraal.
Das nun unter den weißen Siedlern aufgeteilte Land erhält
den Namen des Mannes, der sich - enttäuscht vom
Ausbleiben größerer Gold- und Diamantenfunde - persönlich
nur wenige Wochen seines Lebens in der Kolonie aufhält,
nun aber von einer Eisenbahnverbindung vom Kap bis nach
Kairo träumt.
1896/97
1. Chimurenga / Rhodes und Jameson schicken BSAC-Truppen
nach Transvaal, um dort die Buren-Regierung zu stürzen
und den vordringenden Uitlanders (vorwiegend Briten) die
Kontrolle der Witwatersrand-Goldfelder zu sichern. Die
Invasion scheitert und die militärische Schwächung begünstigt
zunächst den Aufstand von Ndebele und Shona im 1.
Chimurenga gegen die weiße Vorherrschaft. Rhodes
erreicht im August des ersten Kriegsjahres durch persönliche
Verhandlung einen trügerischen Friedensschluß mit den
Ndebele. Doch die Shona kämpfen weiter, geführt von Häuptlingen
und Geistermedien, lebenden Verkörperungen der
Traditionen und Erfahrungen der Ahnen, deren sich die
Toten in Notzeiten bedienen, um den lebenden Häuptlingen
Rat zukommen zu lassen. Die Propheten Kaguvi und Mbuya
Nehanda werden nach der Niederlage 1898 in Fort Salisbury
gehenkt. Das Mißtrauen vielerShona-Häuptlinge gegenüber
den Ndebele ist nun größer als gegenüber den Weißen;
diese nutzen die Zwietracht zur endgültigen militärischen
Sicherung und Kolonisierung des eroberten Landes.
1902 - 1923
Weiße Vorherrschaft / Im Master and Servants Act wird
1902 nach südafrikanischem Vorbild gesetzlich
festgelegt, daß der Bruch eines Arbeitsverhältnisses
durch einen Schwarzen bestraft wird. Drei Jahre später
wird die Hüttensteuer erhöht, um mehr Schwarze in
Lohnarbeit zu zwingen. Die Werteordnung der Weißen wird
in von der BSAC subventionierten Schulen (vor allem
Missionsschulen) vermittelt, um nützliche Arbeitskräfte
heranzuziehen. 1911 werden seit 1891 nördlich des
Samebsi erworbene Gebiete zu Nord-Rhodesien vereinigt. Im
Ersten Weltkrieg 1914/18 sind weiße und schwarze Truppen
aus Rhodesien auf britischer Seite involviert;
Bestrebungen der Kolonie, sich von der BSAC zu lösen,
werden 1922 in einem Referendum gegen einen Anschluß an
Südafrika und für den Status einer britischen Kolonie
beschieden; abstimmungsberechtigt: 19.000 durch Besitz
und Bildung ausgewiesene Weiße und 30 Schwarze. 1923
wird Nord-Rhodesien britische Kolonie, Süd-Rhodesien erhält
als weiße Siedler-Kolonie die volle Selbstverwaltung in
inneren Angelegenheiten.
1931
Land Apportionment Act / Gesetzliche Aufteilung des
Landes zwischen Weissen und Schwarzen: 49 Mio. Acres (1
Acre = 0,4 ha) für die Weißen / 21,5 Mio. Acres für
die Schwarzen.
1936
Native Registration Act / Jeder männliche Afrikaner über
16 muß einen Paß mit Name, Herkunft, Arbeitsplatz bei
sich tragen, der zugleich die Berechtigung zur
Arbeitssuche regelt; Verstöße werden mit Zwangsarbeit
bestraft.
1951
Native Land Husbandry Act / Verschärfung der
Bewirtschaftsvorschriften über Agrararland für
Schwarze, das Recht der Häuptlinge auf Landverteilung
wird beschnitten, städtischen Arbeitern wird Landerwerb
untersagt, jede schwarze Familie darf auf den ihnen
zustehenden höchstens 8 Acres (3,2 ha) nur noch Vieh in
beschränkter Zahl weiden. Zwischen 1946 und 1953 ziehen
rund eine halbe Million Afrikaner vom Land in die Städte
und bilden dort ein abhängiges Proletariat, das nur in
zugewiesenen Townships nahe von Städten mit weißer Bevölkerung
leben darf. Britische Siedler, vor allem ehemalige
Soldaten, strömen nach dem Zweiten Weltkrieg nach
Rhodesien.
1953
Zentralafrikanische Föderation / Nord-Rhodesien und Süd-Rhodesien
schließen sich mit dem britischen Protektorat Nyassaland
(dem heutigen Malawi) zusammen, ein Plan, der schon seit
den Zwanziger Jahren von der BSAC erwogen wurde.
Afrikanische Nationalisten hoffen auf eine Zusammenarbeit
mit liberalen Weißen, angeführt von Garfield Todd, der
sich als neuer Premier Süd-Rhodesiens bemüht, mehr
Rechte für Schwarze durchzusetzen, damit jedoch am
Widerstand seiner eigenen Partei scheitert und 1958 abgelöst
wird.
1963 - 1965
Einseitige Unabhängigkeitserklärung / Unüberbrückbare
Gegensätze zwischen den Regierungen der drei Territorien
und eine - in der Folge des Zweiten Weltkrieges - von
London verfolgte "Wind of Change"-Politik, die
Unabhängigkeitsbestrebungen in den bisherigen Kolonien
ernster nimmt - läßt die Zentralafrikanische Föderation
zerbrechen: 1964 erlangen Nord-Rhodesien als Sambia und
Nyassaland als Malawi die Unabhängigkeit. In Süd-Rhodesien
übernimmt die weiße Siedler-Partei "Rhodesian
Front" unter Ian Smith die Regierung. Am 11.
November 1965 erklärt er, gestützt auf eine breite
Zustimmung der weißen Bevölkerung sowie der von der
Regierung kontrollierten Häuptlinge, einseitig die Unabhängigkeit
Rhodesiens von der britischen Krone. Auf die weiße
Siedler-Rebellion reagieren London und der UN-Sicherheitsrat
lediglich mit Sanktionen. Schwarze Nationalisten fordern
für Verhandlungen zwischen Salisbury und London: "Keine
Unabhängigkeit vor dem Zustandekommen einer
Mehrheitsherrschaft" - die schwarze Mehrheit
beginnt, ihren Widerstand zu organiseren.
NATIONALBEWEGUNG & BEFREIUNGSKÄMPFE
Die weiße Kolonialwirtschaft zwingt große Teile der
schwarzen Bevölkerung zu Lohnarbeit auf Farmen und in
Bergwerken. Die kolonialstaatlich geförderte Industrie
ist primär auf den Siedlermarkt und die Regionalmärkte
ausgerichtet. Der koloniale Wirtschaftsboom, der
insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzt, wird
durch die afrikanische Subsistenzwirtschaft
subventioniert, die den Unterhalt von Familien
afrikanischer Lohnabhängiger sicherstellt und eine
Versorgung im Alter, bei Krankheit und bei
Arbeitslosigkeit gewährleistet.
1927 / 1934 / 1944
Gewerkschaften als Widerstandsbasis / Rhodesian
Industrial and Commercial Union, erste schwarze
Gewerkschaftsgründung. Southern Rhodesian African
Congress, die Führer stammen aus der afrikanischen
Mittelschicht, suchen jedoch Unterstützung bei Arbeitern.
Rhodesia Railways African Employees Association /
Eisenbahn-Beschäftigte gründen eine der ersten
schwarzafrikanischen Industriegewerkschaften.
1945 - 1948
Erste Arbeitskämpfe & Wählergemeinschaften /
Weitere Gewerkschaftsgründungen und Zunahme von gut
organisierten Arbeitsniederlegungen mit einem
Generalstreik im Jahr 1948. Die Reformed Industrial and
Commercial Workers Union versteht sich als erste schwarze
Gewerkschaft, die für höhere Löhne und bessere
Arbeitsbedingungen kämpft. Die Rhodesian Bantu Voters
Association versucht, mehr Rechte für die schwarze
Mehrheit durchzusetzen. Die Matabele Home Movement
Association strebt eine gerechtere Landverteilung an.
1954 - 1959
Southern Rhodesian African Trade Union Congress / SRANC /
Joshua Nkomo, bisher schon Führer der Eisenbahner-Gewerkschaft,
wird an der Spitze des SRANC prominenter Vorkämpfer der
schwarzen Nationalbewegung. Drei Jahre später wird die
1955 u.a. von James Chikerema, George Nyandoro, Maurice
Nyagumbo und Enoch Dumbutshena gegründete African
National Youth League mit der SRANC zum African National
Congress / ANC unter Führung Joshua Nkomos vereinigt,
jedoch 1959 gebannt; 500 Anhänger werden verhaftet -
Joshua Nkomo entgeht im Ausland der Festnahme.
1960 - 1963
Konsolidierung & Spaltung der Nationalbewegung / Nur
ein Jahr nach Gründung der ANC-Nachfolgeorganisation
National Democratic Party u.a. durch Michael Mawema,
Ndabaningi Sithole, Joshua Nkomo, Robert Mugabe, Leopold
Takawira, Herbert Chitepo, Eddison Zvobgo und Enos Nkala
wird die NDP verboten, Parteifunktionäre werden
verhaftet. Die NDP-Forderungen nach Gleichberechtigung
aller Rassen (Wahlberechtigung / gleiche
Arbeitsbedingungen / regional nicht eingegrenztes
Wohnrecht / Abschaffung der Paßgesetze) werden 1961 von
der neugegründeten Zimbabwe African People's Union /
ZAPU übernommen. Eine Verfassungskonferenz im selben
Jahr in Victoria Falls sichert die weiße
Regierungskontrolle durch Einführung getrennter Wählerlisten
für Weiß und Schwarz, 1962 gewinnt die Siedlerpartei
Rhodesian Front Wahlen, die ZAPU wird im Jahr darauf
verboten, ihre führenden Köpfe, unter ihnen Nkomo,
Sithole und Mugabe, werden unter Auflagen festgehalten, können
aber nach Tansania fliehen, wo eine Vertrauenskrise
zwischen Nkomo und anderen ZAPU-Führern beginnt, die zur
Spaltung führt: Die radikalere Zimbabwe African National
Union / ZANU unter Ndabaningi Sithole fordert u.a.
Neuverteilung des Landes / gleiche Erziehung für alle
Bevölkerungsschichten, unabhängig von der Hautfarbe /
Verstaatlichung der Industrie und des Bergbaus; unter den
ZANU-Gründern: Robert Gabriel Mugabe. Joshua Nkomo gründet
den People's Caretaker Council. Vor dem Hintergrund
schwerer Auseinandersetzungen zwischen Anhängern beider
Parteien in den Townships werden die Neugründungen
verboten, die Führer, unter ihnen Nkomo, Sithole und
Mugabe, werden bis 1974 interniert.
1964 - 1965
Ende politischer Optionen / Die ZANU richtet sich auf
eine bewaffnete Auseinandersetzung ein, bildet im Exil
ihren militärischen Arm - die Zimbabwe National
Liberation Army / ZANLA - und schickt erste Kader zum
Training in die Volksrepublik China. Die ZAPU nimmt -
ebenfalls aus dem Exil - mit einer eigenen Armee-Formation,
der Zimbabwe People's Revolutionary Army / ZIPRA, den
militärischen Kampf auf. Im Prozeß der Machtübernahme
durch die Rhodesian Front von Ian Smith (1964) und der
Einseitigen Unabhängigkeitserklärung Rhodesiens von
London (1965) gelingt es den Weißen die Ängste der
traditionellen Häuptlinge vor den intellektuellen,
schwarzen Nationalisten für ihre Zwecke zu nutzen: Die
meisten Häuptlinge unterstützen die Politik der
getrennten Entwicklung. 250.000 Weiße gönnen sich -
gegen Forderungen Londons und der UNO nach "Ein
Mensch - Eine Stimme" - das Recht, in
Komplizenschaft mit dem südafrikanischen Apartheid-Regime
und zahlreichen, den internationalen Wirtschaftboykott mißachtenden
westlichen Konzernen, 4 Millionen Schwarze auf
unbestimmte Zeit zu beherrschen.
1966 - 1970
2. Chimurenga / Am 29. April 1966 attackiert ein ZANLA-Kommando
in der Nähe von Chinhoyi zum ersten Mal eine weiße Farm
(dieser Tag wird in Zimbabwe als Beginn des
Befreiungskampfes gefeiert, obwohl der Trupp aufgerieben
wurde). Zwischen 1967 und 1968 führen ZAPU und der ANC Südafrikas
im Südwesten Rhodesiens militärische Operationen durch.
1969 formt die ZANLA den Dare re Chimurenga, einen
Kriegsrat, der nun aus dem Exil in Sambia und Tansania
operierenden ZANU. 1970 erlaubt die in Mozambik gegen das
portugiesische Regime kämpfende FRELIMO der ZANLA,
befreite Gebiete als Basen zu nutzen. Die Rhodesian Front
gewinnt bei Wahlen im selben Jahr alle den Weißen
vorbehaltenen 50 Sitze. Rhodesien erklärt sich zur
Republik.
1971 - 1975
Widersprüche im Kampf / Streit zwischen Führern der
externen ZAPU-Spitze in Lusaka/Sambia führt 1971 vorübergehend
zu einem Bündnis zwischen Dissidenten von ZANU und ZAPU
in der Front for The Liberation of Zimbabwe / FROLIZI. In
Rhodesien beleben unterdessen ZANU- und ZAPU-Führer, die
sich nicht im Gefängnis befinden, gemeinsame Aktivitäten
im African National Council / ANC und mobilisieren 1972
erfolgreich die schwarze Bevölkerungsmehrheit gegen
einen Verfassungskompromiß (Pearce Commission). Die
politische Treuhänderschaft übernimmt Bischof Abel
Muzorewa, der sich in der Folge - zusammen mit ZAPU-Führer
Joshua Nkomo gegenüber weißen Verhandlungsangeboten
aufgeschlossener zeigt. 1973 beginnt Muzorewa geheime
Gespräche mit Ian Smith. 1974 - während amerikanischer
Friedensbemühungen für Rhodesien (Kissinger-Initiative)
- übernimmt Robert Mugabe in der Gefangenschaft die
interne ZANU-Führerschaft von dem überrumpelten
Ndabaningi Sithole. Mugabe wird aus dem Gefängnis zu -
von Sambia, Tansania, Mozambik, Botswana, Rhodesien, Südafrika
und den USA befürworteten - Verhandlungen (Detente) nach
Lusaka geschafft und im Dezember 1974 zusammen mit
anderen Nationalistenführern endgültig freigelassen.
Eine zur selben Zeit erreichte Zimbabwe Declaration of
Unity zwischen verhandlungsbereiten schwarzen Gruppen
wird vor allem durch Mugabe mit der Aufforderung zur
Fortsetzung des bewaffneten Kampfes beantwortet.
Innerhalb der schwarzen Nationalbewegung im In- und
Ausland werden jedoch Interessenkonflikte von weißen
Geheimdienst-Operationen, aber auch durch zunehmende
ideologische und tribale Auseinandersetzungen verschärft.
Im Exil von Sambia, Tansania und Mozambik wird die
politische und militärische Schlagkraft vor allem auch
innerhalb der ZANU durch tribale Intrigen, Revolten,
Exekutionen und Attentate geschwächt. In Lusaka kommt
Exil-ZANU-Generalsekretär Herbert Chitepo am 18. März
1975 durch eine Autobombe ums Leben. Sambias Staatspräsident
Kaunda läßt alle erreichbaren Exil-ZANU-Führer
verhaften und zum Teil foltern; eine
Untersuchungskommission der Organisation für
Afrikanische Einheit entscheidet aufgrund der Beweislage:
Chitepo ist internen ZANU-Machtkämpfen zum Opfer
gefallen. (Die amtliche Geschichtsschreibung hält sich
auch nach der Unabhängigkeit an die Version des
rhodesischen Geheimdienstes, wonach Chitepo in Lusaka von
Agenten der Central Intelligence Organisation / CIO
umgebracht wurde.) Im April 1975 flieht Robert Mugabe mit
seinem engsten Gefährten Edgar Tekere nach Mozambik und
etabliert sich dort als endgültiger Führer des
Befreiungskampfs; 10.000 Flüchtlinge folgen ihm schon während
der nächsten sechs Monate. Nach Gewinn der
Regierungsgewalt in Mozambik durch die im Befreiungskampf
erfolgreiche FRELIMO (1974) kreiert der rhodesische CIO-Chef
Ken Flower (von Mugabe auch nach der Unabhängigkeit im
Amt behalten) die Bandenbewegung Mocambique National
Resistance / MNR, die in erster Linie die FRELIMO von
Unterstützung für ZANLA abhalten soll. Die ZANLA knüpft
an die Geschichte des 1. Chimurenga, des ersten - 1897
gescheiterten - Befreiungsversuchs, an und mobilisiert u.a.
traditionellen Geisterglauben, der mit einer durch
chinesische Ausbilder in tansanischen Camps gelehrten
Guerilla-Taktik und mit Waffenlieferungen aus China,
Nordkorea und aus Rumänien kombiniert wird. Die ZAPU erhält
für ihre ZIPRA Waffenhilfe aus der Sowjetunion, die nach
wie vor Joshua Nkomo als Führer favorisiert. Im August
1975 versucht Südafrikas Präsident Vorster bei einem
Treffen an den Victoria-Fällen, angesichts des
Zusammenbruchs portugiesischer Macht in den Nachbarländern
nationalistische weiße und schwarze Rhodesier (unter
ihnen Nkomo) sowie Sambias Präsident Kaunda zu einer
Politik der Öffnung zu überreden. Im November desselben
Jahres bilden ZANLA und ZIPRA mit dem Zusammenschluß in
der ZIMBABWE PEOPLE'S ARMY / ZIPA eine gemeinsame militärische
Struktur; doch statt den Guerillakampf zu intensivieren,
kämpfen Truppenteile von ZANLA und ZIPRA weiterhin
gegeneinander.
1976 - 1979
Patriotische Front / Verhandlungsfrieden / In
mozambikanischen Lagern sterben bei Angriffen des
rhodesischen Militärs Tausende von Flüchtlingen.
Versuche der Frontlinien-Staaten, die Führer der
zerstrittenen zimbabweschen Nationalisten politisch zu
einigen, scheitern bei einem Treffen im September 1976 in
Lusaka. Drei Wochen später akzeptiert Ian Smith das
Mehrheitsprinzip für Wahlen in Rhodesien (Majority Rule)
entsprechend einem amerikanisch-britischen Plan. Am 9.
Oktober 1976 werden in Dar-es-Salaam - gefördert durch
Tansanias Präsident Nyerere - endlich ZANU und ZAPU zur
Patriotischen Front zusammengeschlossen. Zwei Wochen später
beginnt auf Initiative Londons unter Einschluß aller
beteiligten Parteien eine erste Verfassungskonferenz in
Genf, die Mugabe mit der Überzeugung verläßt: "Unabhängigkeit
ist nicht verhandlungsfähig!" Nach einer weiteren
Rebellion in den eigenen Militärkadern werden unter dem
Kommando des (nach 18-monatiger Haft in Sambia
entlassenen) ZIPA-Chefs Tongogara Überfälle und
Bombenanschläge bis nahe der Hauptstadt Salisbury
durchgeführt. Am 31. August 1977 wird Robert Mugabe in
Chimoio / Mozambik offiziell zum ZANU-Präsidenten gewählt.
Am 23. Juni 1978 ermordet ein Guerilla-Trupp in der Elim
Mission nahe der mozambikanischen Grenze 8 britische
Missionare und 4 Kinder, Mugabe weist jede Verantwortung
zurück, aber die britisch-amerikanische Allianz wendet
sich gegen eine weitere Teilnahme seiner ZANU an
Verhandlungen. Joshua Nkomo läßt sich erneut auf
heimliche Gespräche mit Ian Smith ein; im Dezember 1978
sprengt ein ZANLA-Kommando die Öltanks in Salisbury. Der
Versuch Ian Smiths, eine interne Lösung durch
Einbeziehung verhandlungswilliger schwarzer Führer zu
finden, scheitert. Im April 1979 wird zwar Bischof
Muzorewa zum ersten schwarzen Premierminister des nun
Zimbabwe-Rodesien genannten Landes gewählt, das
Ergebnis, das den Weißen mit einer Sperrminorität die
Kontrolle im Parlament vorbehält, wird von London jedoch
nicht anerkannt. Dort wird am 3. Mai Margaret Thatcher
neue Premierministerin. Ihr gelingt es Anfang August während
einer Commonwealth-Konferenz in Lusaka, alle beteiligten
Parteien zu einer Verfassungskonferenz in das Lancaster
House nach London einzuladen, bei der Mugabe am Ende
durch Mozambiks Präsident Samora Machel zum Einlenken
bewogen wird und die am 21. Dezember 1979 mit der
Unterzeichnung eines Friedensplanes zur Unabhängigkeit
Zimbabwes endet. Der Krieg um die Unabhängigkeit hat
etwa 20.000 Menschen das Leben gekostet.
|