Herr
Möllenkamp! Was haben Ihre
Roman-Ingenieure da neben den Bahnsteig
gestellt? ...
10
Die Cassassa-Story stellt
ein überwältigendes Panorama einer
afrikanischen Baustelle dar, es wimmelt
von gescheiten, einfältigen,
sehnsüchtigen und beladenen Menschen,
von Ereignissen und Vorkommnissen, die
die TELESTAR schliesslich veranlassen,
einen Revisor nach Cassassa zu entsenden.
Und dieser Revisor erhält den Auftrag,
festzustellen, ob es in Cassassa
überhaupt eine Baustelle gibt, so
befremdlich sind die Nachrichten, die in
die TELESTAR-Zentrale gelangen ...
Da
stand doch eben noch ein lichtloses
tansanisches Bahnhofsgebäude im
China-Look aber das da, das sieht
so deutsch aus? Und im Treppenhaus, und
oben unterm Dach, da brennt Licht!
Nun, deutsch ist schon
mal eine realistische Annahme in
einem Land, das neben einem Teil dieser
TAZARA-Linie noch das Netz der Tanzania
Railway Cooperation betreibt, und das
stammt im Wesentlichen noch aus der
deutschen Kolonialzeit von vor 1914. Es
war in Meterspur eingerichtet, aber
darauf nahmen die Chinesen sechzig Jahre
später keine Rücksicht, deshalb passt
ihr TAZARA-System leider nicht zum alten
deutschen.
Die Hauptlinie der Tanzania Railway
Cooperation verläuft von Dar-es-Salaam
über Morogoro und Dodoma nach Tabora.
Hier verzweigt sich die Linie nach Kigoma
am Tanganyikasee sowie nach Mwanza am
Victoriasee. Daneben gibt es eine
nördliche Linie nach Tanga und zum
Kilimanjaro ...
Wie
eine deutsche Eisenbahn nach Ostafrika
kam ...
BITTE FILM AB!
CARL PETERS

Deutschland 1940/1941
Regie: Herbert Selpin
Drehbuch: Ernst von Salomon; Walter
Zerlett-Olfenius;
Herbert Selpin
Kamera: Franz Koch
Musik: Franz Doelle
Darsteller u.a.: Hans Albers als Dr. Carl
Peters,
Kolonialpolitiker
Produktionsfirma Bavaria Filmkunst GmbH
NS-Propagandafilm, der einem der frühen
Vertreter des Kolonialismus ein Denkmal
setzt: Der deutsche Philologe Carl Peters
ist Ende des 19. Jahrhunderts ein
fanatischer Verfechter der Idee, deutsche
Kolonien zu errichten. Ohne Rückhalt aus
Deutschland kämpft er auf eigene Faust
in Ostafrika gegen die Engländer.
Später wird er zum Reichskommissar
ernannt und treibt den Aufbau einer
deutschen Kolonie voran. Aber jüdische
und sozialdemokratische Gegner seiner
Pläne beordern ihn nach Deutschland
zurück und zwingen ihn zum Rücktritt
...
...
und was tatsächlich geschah mit
Peters und Ostafrika! ...
ROLLTEXT AB!
Peters entstammte
einer evangelischen Pastorenfamilie und
studierte u. a. bei dem nationalliberalen
und für seine sozialdarwinistischen und
antisemitischen Ideen bekannten
Historiker Heinrich von Treitschke. Er
promovierte 1879 zum Doktor der
Philosophie und habilitierte mit einer
Arbeit über Arthur Schopenhauers
Philosophie, strebte aber keine Karriere
im Schul- oder Universitätsdienst an.
Peters ging nach London zu seinem Onkel
und trat in dessen Importgeschäft ein.
In England kam er nach eigener Angabe zum
ersten Mal in Berührung mit
Kolonialismus und Weltmachtpolitik, die
von nun an sein Weltbild beherrschten ...
Von 1882 bis 1883 beschäftigte Carl
Peters sich in London intensiv mit der
Politik Englands in Übersee und entwarf
ähnliche Pläne für Deutschland. Dabei
verband sich sein ausgesprochenes
kolonialpolitisches Interesse mit einer
geradezu schwärmerischen Anglophilie und
einer grenzenlosen Bewunderung für den
imperialen Lehrmeister eines
künftigen deutschen Kolonialreiches.
Seine Gedankenwelt war vom
Sozialdarwinismus geprägt. Die so
genannten nicht-weißen
Rassen pflegte er in der von ihm
herausgegebenen Kolonialpolitischen
Correspondenz als minderwertig zu
bezeichnen. Als einzige
Existenzberechtigung billigte er ihnen
ein Dasein als Arbeitskräfte unter der
Herrschaft weißer Pflanzer zu. Unter den
Rassenideologen des Wilhelminischen
Zeitalters gehörte er zum radikalen
Flügel.
Nach seiner Rückkehr aus England 1884
gründete Peters die Gesellschaft
für Deutsche Kolonisation und
ließ sich von dieser zusammen mit zwei
Begleitern einen Auftrag zum
Gebietserwerb in Ostafrika erteilen. Am
10. November 1884 kam Peters in Sansibar
an. Die Reichsregierung hatte es
abgelehnt, seine Expedition unter den
Schutz des Reiches zu stellen, was Peters
bei Ankunft in Sansibar vom deutschen
Konsul eröffnet wurde.
Auf dem Festland gegenüber Sansibar
begann er dann, Verträge abzuschließen.
Die Vertragsabschlüsse bestanden darin,
daß Peters örtliche Häuptlinge
aufsuchte und ihnen oft nach
reichlichem Alkoholgenuss
deutschsprachige Schriftstücke vorlegte,
auf die sie dann Kreuze als Unterschrift
zeichneten. Darin wurde ihnen Schutz vor
Feinden zugesagt, umgekehrt wurden die
Rechte der Kolonisationsgesellschaft so
beschrieben: das alleinige und
uneingeschränkte Recht, Zölle und
Steuern zu erheben, eine Justiz und
Verwaltung einzurichten, bewaffnete
Truppen ins Land zu bringen und Siedlern
die Berge, Flüsse, Seen und
Forste zur beliebigen Nutzung zu
überlassen. Eine Prüfung daraufhin, ob
die afrikanischen Vertragspartner
verstanden, was sie vorgelegt bekamen,
oder ob sie überhaupt eine Vollmacht
hatten, über die angesprochenen
Befugnisse zu verfügen, wurde nicht
vorgenommen.
Peters wollte jetzt Schutzbriefe des
Reiches für die erworbenen
Gebiete. Reichskanzler Bismarck äußerte
sich abschätzig über das, was Peters
nach Rückkehr der Reichsregierung
vorlegte: ein Stück Papier mit
Neger-Kreuzen drunter. Peters
drohte damit, daß auch König Leopold
von Belgien an Ostafrika Interesse
hätte, der nach der Kongokonferenz
gerade sein Reich in Zentralafrika
ausbaute. Bismarck lenkte ein, auch aus
innenpolitischer Rücksicht gegenüber
seinen nationalliberalen Verbündeten im
Reichstag, und ließ der neugegründete
Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft
(DOAG) einen kaiserlichen Schutzbrief
nach Vorbild britischer Charters über
die Landschaften Usagara, Nguru, Useguha
und Ukami ausstellen. Damit hatte
Peters in
Deutsch-Ostafrikanische
Gesellschaft umbenannte
Kolonialvereinigung den nötigen
Rückhalt zur weiteren Ausdehnung.
1887 erreichte er ein Abkommen mit dem
Sultan von Sansibar, das den
sansibarischen Küstenstreifen von Umba
bis zum Rovuma der Verwaltung der
Gesellschaft unterstellte ... Der
Versuch, Ostafrika durch die private
Deutsch-Ostafrikanische
Gesellschaft zu beherrschen, brach
im Aufstand der Küstenbevölkerung
1888/89 zusammen. Das Deutsche Reich
übernahm die unmittelbare Kontrolle. Ab
1891 wurde Peters zum Reichskommissar
für das Kilimandscharogebiet ernannt ...
Durch sein brutales Vorgehen gegen die
afrikanische Bevölkerung kam es dann zu
einem Aufstand, der Peters sein Amt
kostete. Peters hatte sich afrikanische
Mädchen als Geliebte gehalten. Als er
entdeckte, daß seine Konkubine Jagodia
ein Verhältnis mit seinem Diener hatte,
ließ er beide öffentlich aufhängen und
ihre Heimatdörfer zerstören. Dies
führte zu bewaffneter Gegenwehr der
Tschagga, die über Monate
niedergekämpft werden musste.
Wie in
einer deutschen Kleinstadt die Geschichte
der weltweiten Siedlungsgebiete der
Deutschen aufgearbeitet wurde!
REGIE! Internet-Verbindung zu Radio
Bridge Overseas bitte!
AFRIKA UND DER FERNE
OSTEN
Geschichte und Völkerkunde der
ehemaligen deutschen Schutzgebiete /
Ausstellung im Ostdeutschen Heimatmuseum
Nienburg / Weser / 18. März bis
30.September 2002
Auszüge aus der DARSTELLUNG DES MUSEUMS:
Die Deutschen und ihre germanischen
Vorfahren waren schon immer ein
reiselustiges Volk. Ob Kimbern, Teutonen,
Vandalen, Goten, Angeln und Sachsen mit
ihren Zügen quer durch Europa, die
Wikinger mit Fahrten zu fernen Gestaden
in früher Zeit oder im Mittelalter die
erfolgte Erschließung und Besiedelung
des Landes jenseits von Elbe und Saale,
hinweg über die Oder sowie die
Auswanderung in die neue Welt
man machte sich seßhaft auf
eigene Faust oder von fremden Herrschern
gerufen. Es ging nicht immer friedlich
zu, manches wurde zerstört, Einheimische
gewaltsam unterworfen, vieles wurde neu
geschaffen, bedeutende Kulturlandschaften
entstanden.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges hat
sich in Mitteleuropa insbesondere für
die Deutschen viel verändert. Nach dem
Verlust der Heimat in den ehem.
Ostprovinzen des Reiches haben es sich
die durch Flucht und Vertreibung
entwurzelten Menschen und die
deutschstämmigen Heimkehrer, vor allem
die aus den Siedlungsgebieten östlich
der ehem. Reichsgrenzen nunmehr in
Nienburg heimischen Mitbürger zur
Aufgabe gemacht, die alte
Heimat und die weltweiten
Siedlungsgebiete der Deutschen
vorzustellen, deren Geschichte und Kultur
zu bewahren sowie weiterzugeben an
folgende Generationen. Hierzu wurde 1994
das Ostdeutsche Heimatmuseum gegründet
und im historischen
Traufenhaus von 1648 in der
Nienburger Altstadt angesiedelt.
Heute begrüßen wir Sie zu einer
Sonderausstellung, die wir den ehem.
deutschen Kolonien gewidmet haben, die
die offizielle Bezeichnung Deutsche
Schutz- und Pachtgebiete getragen
haben. Der historischen Korrektheit wegen
führt unsere Ausstellung diese
Bezeichnung im Untertitel ...
Das GELEITWORT der Ausstellung von
Sebastian Haffner:
Kolonisation ist immer Aggression.
Überwältigung schwächerer Völker und
Zivilisationen durch Stärkere. Sie ist
immer auch Fortschritt, eben weil eine
schwächere und primitive Zivilisation
einer stärkeren, höheren weicht. Sie
ist immer aus Bösem und Gutem gemischt
und das Urteil über sie immer davon
abhängig, ob das Gute das Böse
aufwiegt.
DIE HARKE, 19.03.2002 (Nienburger
Lokalzeitung)
... Das Ostdeutsche Heimatmuseum sei auf
einem guten Wege. Es reiche die Hand
völkerverbindend nicht nur nach Osten
und erinnere an die Wurzeln, wobei die
Betrachtung durchaus kritisch sei.
Machen Sie weiter so,
ermunterte Regierungspräsidentin
Gertraude Kruse am Montag gegen Abend
Museumsleiter Dieter Lonchant und die
knapp 100 Gäste, die sich zur Eröffnung
der Ausstellung Afrika und der
ferne Osten Geschichte und
Völkerkunde der ehemaligen deutschen
Schutzgebiete im Traufenhaus
drängelten und die zur Einstimmung nicht
nur mit Zebra- und
Straußenfleisch-Häppchen, sondern auch
mit Original-Bier aus Namibias Hauptstadt
Windhuk überrascht wurden ...
DIE HARKE, 16.03.2002, Auszug aus einem
Leserbrief-Streit in der Lokalzeitung
Zum Leserbrief Mörderische
Vollstrecker von Herrn Lippel vom
13. März:
Ich gebe Ihnen vollkommen recht, daß die
Niederschlagung des Hereo-Aufstandes in
der ehemaligen dt. Kolonie
Südwest-Afrika eines der dunkelsten und
grausamsten Station in der deutschen
Kolonialgeschichte ist. Aber mich macht
es gleichzeitig traurig, daß Sie die dt.
Kolonialgeschichte nur auf dieses eine
grausame Ereignis reduzieren und die
Deutschen als die mörderischen
Vollstrecker bezeichnen. Was sind denn
dann die anderen Kolonialmächte, wie zum
Beispiel Spanien mit General Cortez? Wenn
es so wäre, Herr Lippel, warum
unterhalten die Staaten der ehemaligen
dt. Kolonien immer noch sehr gute
Beziehungen zu Deutschland? Warum
restaurieren sie die alten Kolonialbauten
der Deutschen und richten Museen zur
Kolonialzeit ein? Warum gibt es in
Windhuk (Hauptstadt von Namibia) immer
noch die deutschen Straßennamen? Hätten
die Afrikaner nicht längst alles
vernichtet, was sie an die deutschen
mörderischen Vollstrecker erinnert
hätte? Im Gegensatz zu Ihrer Behauptung
sind wir Deutschen in den ehemaligen dt.
Kolonien immer noch gern gesehene Gäste
und Freunde und teilweise sind sie sogar
stolz darauf, was die Deutschen während
der Kolonialzeit in ihrem Land aufgebaut
haben.
Marcus René Duensing, Historiker,
Erichshagen
FEEDBACK:
An: Radio Bridge Overseas / 23.03.2003
Von: Hermann Mietz, Geschaeftsfuehrer des
Traditionsverbandes ehemaliger Schutz-
und Ueberseetruppen Freunde der frueheren
deutschen Schutzgebiete e.V.
... Wir haben uns vom reinen
Traditionsverband ehemaliger
Schutztruppler, von denen bekanntlich
keiner mehr lebt, gewandelt zu einem
Verband, der zwar die Erinnerung an den
kurzen Abschnitt der deutschen
Kolonialgeschichte wachhaelt, zudem aber
den Nachfolgestaaten der ehemaligen
Schutzgebiete hilft, wo es moeglich ist.
Finanzielle Unterstuetzung und
Sachspendenaktionen fuer Schulen,
Kindergaerten und Altenheime sollen eine
Hilfe zur Selbsthilfe sein,
auch wenn es immer nur ein Tropfen auf
dem heißen Stein sein kann.
Etwas irritiert hat mich doch die sehr
bestimmte Feststellung vom
Voelkermord an den Hereros.
Leider ist dies seit Drechsler eine immer
wieder kolportierte Behauptung, die in
der neueren historischen Aufarbeitung so
keinen Bestand mehr haben kann.
Unabhaengig davon, daß die Vorkommnisse
nicht bagatellisiert werden duerfen,
lehnen wir eine fuer alle Zeiten
einheitlich einzuhaltende Lehre ab. In
unserem Magazin stellen wir verschiedene
Arbeiten zur Diskussion, die sich mit den
Fragen Schießbefehl,
Völkermord etc. befassen und
moechten Fakten sprechen lassen ...
Fakten sprechen lassen? Mit Zebra-
und Straußenfleisch-Häppchen, und mit
Original-Bier aus Namibias Hauptstadt
Windhuk? Mit Haffner-Gedudel vom
Bösen und Guten in Zeiten
der Kolonisation? Ja, hat
denn niemand meine Bücher gelesen?
|