Ihr Vater, Mr.
Rockefeller, hatte früh erkannt, daß
nicht das Fördern von Erdöl, sondern
dessen Weiterverarbeitung und Transport
gewinnträchtig sein würden.
Durch die Konkurrenz
von zwei Eisenbahnlinien und dem
naheliegenden Seeweg, kombiniert mit der
Zusicherung eines gleichbleibenden
Ölflusses für den Transport, konnte er
äusserst günstige Frachttarife bei den
Eisenbahngesellschaften aushandeln.
Die Kombination von Grösse, Effizienz
und Rabatte machten seinen Vorsprung vor
der Konkurrenz aus, und seine Vision war
die Vermeidung von unnötigen Kosten und
Preiskämpfen durch die Fusion aller
Raffinerien in einer grossen
Organisation, er betrieb also die
Monopolisierung der Branche.
Um dies zu verwirklichen gründete er
1870 die Standard Oil-Organisation.
In den Folgejahren vergrösserte sich der
Konzern durch die Übernahme weiterer
Ölfirmen und Raffinerien. Dabei
erhielten die ehemaligen Besitzer eine
Beteiligung an Standard Oil und
profitierten damit von der steigenden
Monopolisierung.
Kartellabsprachen, Aufkäufe durch
Strohmänner, Dumpingpreise, illegale,
sogar kriminelle Methoden waren gängiges
Handlungsmuster beim Aufstieg.
1879 kontrollierte die Standard Oil
schliesslich neunzig Prozent der
Raffineriekapazität in den U.S.A., aber
in der Öffentlichkeit hatte das rabiate
und skrupellose Ausschalten von
Konkurrenten den Ruf des Namens
Rockefeller ruiniert.
Mein Vater wurde achtundneunzig
Jahre alt! Ich war bereits dreiundsechzig
bevor ich sein Erbe antreten konnte, mein
Herr!
Soll
das heissen, der Ruf war schon hin, bevor
Sie ans Ruder kamen, Sir?
Es muss ein Schock gewesen sein
als einziger Spross schon fast im
Rentenalter, immer noch ... und bis
ans Lebensende Junior
genannt ... endlich der erste Versuch,
das Familiengeschäft zu übernehmen, und
dann passiert das:
Ein Streik bei
der Rockefeller-Minengesellschaft
Colorado Fuel & Iron Co. weitet sich
zu bewaffneten Kämpfen aus. Der Streik
begann 1914 in der Minenstadt Ludlow /
Colorado, das Recht zur
Gewerkschaftsbildung sollte durchgesetzt
werden. Als Gegenmittel warf der Konzern
die streikenden Arbeiter, die mit ihren
Familien in konzerneigenen Wohnungen
lebten, mitten im Winter buchstäblich
auf die Strasse.
In einer hastig aufgebauten Zeltstadt
setzten die Arbeiter den Streik fort, bis
es zu ersten Schusswechseln kam mit
Milizen, die von Ihrem Unternehmen
Mr. Rockefeller aktiv unterstützt
wurden.
In erbitterten Kämpfen, die auch mit
Maschinengewehren ausgetragen wurden,
ging den Streikenden schliesslich die
Munition aus, und die Milizen der Mine
übten Selbstjustiz. Sie schütteten Öl
über die Zelte und zündeten sie an,
wobei elf Kinder und zwei Frauen starben.
In den nächsten zehn Tagen wurde weiter
gekämpft, bis Präsident Wilson die
Armee nach Colorado beorderte. Insgesamt
starben dreiunddreissig Menschen.
... Das Ludlow-Massaker blieb an Ihnen
kleben, Mr. Rockefeller wie an mir
die Niederschlagung des
Matrosen-Aufstandes von Kronstadt!
The Colorado
strike was one of the
most important things that ever happened
to the family!
Der
Colorado-Streik war eines der wichtigsten
Dinge, die der Familie je passiert ist?
Das haben Sie Ihrem offiziellen
Biographen, Raymond B. Fosdick, erzählt
und Ihre persönliche Konsequenz?
Ein neues Image musste her! Eines
ausserhalb von Corporate Business. Sie
schufen dafür einen komplett neuen
Industriezweig, Public Relations, mit dem
einzigen Auftrag, die öffentliche
Aufmerksamkeit vollständig auf die von
nun an verstärkte Wohltätigkeitsarbeit
Ihrer Familie zu lenken ...
... Junior übergab das
Familien-Geschäft professionellen
Managern und wurde Philanthrop!
... Sehen Sie, Mr. Rockefeller, es
ist wahr, in der Sowjetunion erhoben sich
Bauern gegen uns, weil wir ihr Korn für
unsere Soldaten beschlagnahmten; es ist
wahr, als Volkskommissar für das
Kriegswesen hatte ich eine Armee aus
schlecht ausgebildeten Arbeitermilizen
und Freischärlern aufzubauen
demokratische Abstimmungen hätten dieser
Roten Armee nicht weitergeholfen gegen
einen bestens geschulten und gerüsteten
Gegner.
Damals, Mr. Rockefeller, mussten wir mit
einer grossangelegten Invasion kämpfen:
So befanden sich auf unserem Territorium
neben Truppen Polens
siebzigtausend Japaner,
zweitausendfünfhundert Briten,
tausendfünfhundert Franzosen, genauso
viele Italiener und achttausend
U.S.-Soldaten, ja auch Amerikaner!
Und die liessen unseren inner-russischen
Gegnern, der Weissen Armee, erhebliche
finanzielle, materielle und personelle
Unterstützung zukommen!
Und warum das alles, Mr.
Rockefeller?
Ich bin bereit
zuzugeben, daß ein
Bürgerkrieg keine Schule für
menschliches Verhalten ist. Idealisten
und Pazifisten haben der Revolution immer
Exzesse vorgeworfen. Die Schwierigkeit
der Sache liegt darin, daß die
Ausschreitungen der eigentlichen Natur
der Revolution entspringen, die selbst
ein Exzess der Geschichte ist. Mögen
jene, die dazu Lust haben, die Revolution
aus diesem Grund verwerfen. Ich verwerfe
sie nicht.
tazara tazara tazara ...
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