ratenco ratenco ratenco ...
Nun, Mr. Rockefeller, was haben
jene rostbraunen da am Ende des blauen
TAZARA-Express zu suchen?
Das sind ja Vieh-Waggons!
Europe meets Africa!
Latin America! Asia!
Australia!
Keine Eisenbahn-Nostalgie mehr auf einem
dieser Kontinente ohne Erinnerung an die
rostbraunen Vieh-Waggons!
Arbeit macht frei!
Wir sind nicht die Erste,
nicht die Zweite, nicht die
Dritte Internationale,
Genosse Trotzki!
Wir Wissenden Stimmen sind
auch nicht die Vierte
Internationale, Mr. Rockefeller!
Hallo, Mr. Kissinger wo immer Sie
gerade einen
Dreissigtausend-Dollar-Vortrag halten
mögen ...
... wir sind die Geister, die Sie nicht
mehr loswerden
... wir sind die Malträtierten des
Ludlow-Massakers
... wir sind die Malträtierten des St.
Petersburg-Massakers
... wir sind die Geister der Toten in
Chile, im Kongo, in Indochina, im Irak
...
... wir sind die Internationale der
Malträtierten
... mit Gastrecht in diesen Viehwaggons,
gewährt
von Juden und von Christen
von Schwulen und von Kommunisten
von Gewerkschaftern und von Krüppeln ...
REGIE! FILM AB!
DER LETZTE
ZUG 
Deutschland, Tschechien 2006
Verleih: Concorde Filmverleih GmbH
Regie: Joseph Vilsmaier, Dana Vávrová
Drehbuch: Stephan Glantz
nach einer Geschichte von Art Bernd
Darsteller: Gedeon Burkhard, Lale Yavas,
Lena Beyerling,
Juraj Kukura, Sibel Kekilli
Laufzeit: 123 min
Die Dinge ereignen sich, dann werden sie
zur Geschichte. Von Historikern/innen
wird Geschichte aus Quellen
rekonstruiert. Geschichte wird aber auch
in vielen Geschichten konstruiert, etwa
von Dichtern und den Medien. Der Film
Der letzte Zug erzählt so
eine Geschichte. Es ist die des letzten
Judentransports von Berlin nach Auschwitz
im April 1943.
DER HINTERGRUND
In der Zeit der nationalsozialistischen
Diktatur von 1933 bis 1945 verantworteten
die Entscheidungsträger und Funktionäre
der Deutschen Reichsbahn, die dem
Reichsverkehrsministerium unterstellt
war, den Transport von mehreren Millionen
Menschen in westeuropäische
Durchgangslager und osteuropäische
Ghettos, in Konzentrations- und
Vernichtungslager, zu den Mordstätten in
der Nähe der lettischen Hauptstadt Riga
oder nach Minsk in Weißrussland.
Schätzungen zufolge wurden allein
zwischen 1941 und 1945 etwa drei
Millionen Menschen mit Zügen der
Deutschen Reichsbahn in den Tod
geschickt.
In der Betriebsabteilung der Reichsbahn
wurden die Fahrpläne für diese
Transporte ausgearbeitet. Die
Deportationen erfolgten mit Sonderzügen
und mit Waggons, die zum Teil auch an
Züge des regulären Personenverkehrs
angehängt werden konnten, je nach Umfang
der zu verfrachtenden Menschen.
Die Reichsbahn legte den üblichen
Fahrtarif von vier Reichspfennig pro
Person und Schienenkilometer zugrunde,
für Kinder wurde ein verbilligter
Fahrpreis in Rechnung gestellt. Bei der
Belegung eines Zuges mit mindestens 400
Menschen galt ein Rabatt von
50 Prozent. Die Kosten für den
jeweiligen Transport wurden aus den
konfiszierten Mitteln der Deportierten
gedeckt. Es war ein rentables Geschäft
für die Deutsche Reichsbahn, da Juden
aus ganz Europa verschleppt wurden, die
weite Fahrtwege zurücklegen mussten. 560
Kilometer Entfernung liegen zwischen
Auschwitz und Berlin, etwa 1000 Kilometer
zwischen Auschwitz und Frankfurt am Main.
Zudem waren die Züge völlig
überfüllt, 1000 bis 2000 Menschen
wurden in den Waggons während eines
einzigen Transports zusammengepfercht.
Der Transport erfolgte anfangs in Güter-
oder Personenwagen, schließlich sogar in
Viehwaggons ...
Diese Vieh-Waggons können von
der Geschichte nie mehr abgehängt
werden!
Wir arbeiten hier!
Wir machen uns frei!
ratenco ratenco ratenco ...
Was, bitte, hat das alles mit uns zu tun,
Mädels?
Jetzt sollen da noch Viehwagen am Zug
hängen, hoffentlich haben sie dafür
nicht unseren Container aus Dubai
abgehängt!
REGIE! Audio bitte!
16

Wacht
auf!
Wacht auf, denn
eure Träume sind
schlecht!
Bleibt wach, weil
das Entsetzliche näher
kommt.
Auch zu dir kommt es, der
weitentfernt wohnt
von den Stätten, wo Blut
vergossen wird,
auch zu dir und deinem
Nachmittagsschlaf,
worin du ungern gestört
wirst.
Wenn es heute nicht
kommt, kommt es morgen,
aber sei gewiß.
"Oh, angenehmer
Schlaf
auf dem Kissen mit roten
Blumen,
einem Weihnachtsgeschenk
von Anita, woran sie drei
Wochen gestickt hat,
oh, angenehmer Schlaf,
wenn der Braten fett war
und das Gemüse zart.
Man denkt im
Einschlummern an die
Wochenschau von gestern
abend:
Osterlämmer, erwachende
Natur, Eröffnung der
Spielbank in Baden-Baden,
Cambridge siegte gegen
Oxford mit zweieinhalb
Längen,
das genügt, das Gehirn
zu beschäftigen.
Oh, diese weichen Kissen,
Daunen aus erster Wahl!
Auf ihm vergißt man das
Ärgerliche der Welt,
jene Nachricht zum
Beispiel:
Die wegen Abtreibung
Angeklagte sagte zu ihrer
Verteidigung:
Die Frau, Mutter von
sieben Kindern, kam zu
mir mit einem Säugling,
für den sie keine
Windeln hatte und der
in Zeitungspapier
gewickelt war.
Nun, das sind
Angelegenheiten des
Gerichtes, nicht unsre.
Man kann dagegen nichts
tun, wenn einer etwas
härter liegt als der
andre.
Und was kommen mag,
unsere Enkel mögen es
ausfechten."
Ach, du schläfst schon?
Wache gut auf, mein
Freund!
Schon läuft der Strom in
den Umzäunungen, und die
Posten sind aufgestellt.
Nein, schlaft nicht,
während die Ordner der
Welt geschäftig sind!
Seid mißtrauisch gegen
ihre Macht, die sie
vorgeben für
euch erwerben zu müssen.
Wacht darüber, daß eure
Herzen nicht leer sind,
wenn mit
der Leere eurer Herzen
gerechnet wird!
Tut das Unnütze, singt
die Lieder, die man aus
eurem Mund nicht
erwartet!
Seid unbequem, seid Sand,
nicht das Öl im Getriebe
der Welt!
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Hallo!
Wir würden gerne wissen, warum wir jetzt
schon seit einer Stunde nicht mehr
fahren!
Brauchen wir dafür einen Kissinger oder
die CIA?
Sie hörten soeben das
Schlussgedicht aus einem der bekanntesten
deutschsprachigen Hörspiele.
Die Ursendung von Günter
Eichs Radiosendung Träume am
19. April 1951 begann um 20.50 Uhr, etwas
später als gewöhnlich, weil man
die Kinder schon in den Betten
wissen wollte. Eine
mörderische Angelegenheit
sollte es laut
Spiegel-Vorbericht werden,
und tatsächlich schien es dies für
manche zu sein.
Der Nordwestdeutsche Rundfunk in Hamburg
erhielt wütende Telefonanrufe und
Beschwerdebriefe: Wir haben da eben
Ihr Hörspiel gehört, von dem Eich. Kann
man den Mann nicht einsperren?
Fünf Szenen geben fünf Albträume
wieder. Die Szenen spielen je in einem
der fünf Kontinente, und vor jeder wird
in der nüchternen Sprache einer
Nachricht von einem harmlosen Menschen
berichtet, der den jeweils folgenden
Albtraum erleidet.
Im Zweiten Traum findet sich eine
Menschengruppe in einem Viehwaggon auf
einer nicht endenden Zugfahrt, in einer
nicht endend wollenden Debatte darüber,
wer für ihr Schicksal Verantwortung
tragen mag.
Vermutlich werden die angenehmen
Träume dieser Welt von Schurken
geträumt.
...
Ist die Lok kaputt, oder was?
Wir bauen um! Träumen Sie doch
solange!
Klick!
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