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TAZARA ... mit der Eisenbahn durch die Weltgeschichte © KJS / 2009 - 2021

 

Albert Schweitzer wikipedia
Station 53


… In der Zwischenzeit zeigen wir einen Film über einen Mann, der mit Henry Kissinger eines gemein hat: den Friedensnobelpreis! Er wird zum Thema „Ethik beim Handeln in der Welt“ bestimmt einiges beitragen können.
Und er hat — wie wir gehört haben — schon den deutschen Kissinger-Freund und SPIEGEL-Herausgeber Rudolf Augstein zu umfassender Jesus-Recherche inspiriert.
Zwei Doktortitel hatte der Mann schon erworben, den ersten in Philosophie, den zweiten in Theologie, und 1913 folgte seine medizinische Doktorarbeit „Die psychiatrische Beurteilung Jesu: Darstellung und Kritik“.
In dieser Arbeit versuchte er, analog seiner theologischen Dissertation, zeitgenössische Versuche zu widerlegen, das Leben Jesu aus psychiatrischer Sicht beleuchten zu können — gewiss ein ungewöhnliches Thema für eine medizinische Dissertation, aber es sollte ja zu den Heiden nach Afrika gehen!
Im Alter von 38 Jahren war unser Mann also in drei verschiedenen Gebieten promoviert, hatte sich habilitiert und war Professor.
Den Mann wollen wir genauer kennenlernen!

REGIE! BITTE FILM AB!


ALBERT SCHWEITZER
Text geschrieben und gesprochen von Albert Schweitzer
Musik: Alec Wilder, Orchester-Leitung: Leon Barzin
Schnitt: Luke Bennett
Ton: C. Robert Fine
Photographie: Erica Anderson
Regie: Jerome Hill, 1957

Die, die an sich erfuhren, was Angst und körperliches Weh sind, gehören in der ganzen Welt zusammen. Ein geheimnisvolles Band verbindet sie. Miteinander kennen sie das Grausige, dem der Mensch unterworfen sein kann, und miteinander die Sehnsucht, vom Schmerze frei zu werden. Wer vom Schmerz erlöst wurde, darf nicht meinen, er sei nun wieder frei und könne unbefangen ins Leben zurücktreten, wie er vordem darin stand. Wissend geworden über Schmerz und Angst muss er mithelfen, dem Schmerz und der Angst zu begegnen, soweit Menschenmacht etwas über sie vermag, und anderen Erlösung zu bringen, wie ihm Erlösung war.


Als Zeitzeugen begrüssen wir jetzt Herrn Werner Möllenkamp, Jahrgang 1921.
Herr Möllenkamp verbrachte seine Jugendzeit in Ostpreussen. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges von der Schulbank zum Wehrdienst gerufen, nahm er als junger Offizier am Ostfeldzug teil. Nach dem Krieg studierte er technische Wissenschaften und arbeitete für ein deutsches Unternehmen in Übersee ... Willkommen Herr Möllenkamp!
Sie haben uns Ihr Buch mitgebracht, einen Roman ...


„Verzeihung, ich nannte diesen ‚Versuch eines Montageberichts’ nicht einen Roman!“

Stimmt, aber einer Ihrer Rezensenten war so beeindruckt, daß er schrieb ...

10 Dieser Zeitroman wird einmal ein historischer Roman werden aus jener Zeit, als an den Anfängen der Zivilisation die Endprodukte des Wohlstandes abgeladen wurden, als uns die Schwarzen undurchschaubar erschienen, die uns längst durchschaut hatten ... (Bernhard Boie)

Lesen Sie uns doch bitte vor, was Sie für Afrika empfanden — als Sie Ihre eigenen Erlebnisse in dieser Geschichte notierten.

10 Alles im Leben ist Aufbruch, Abschied, Reise und Ankunft. Bilder und Farben prangen am Wege, kein Gesicht so mächtig, allen Zauber dieser Erde zu sehen. Klarheit und Helle des Himmels blenden das Auge, die Gesänge der Nacht betören das Ohr.
Hier in Afrika sind die Sterne fröhlicher, wärmer die Feuer, reissender die Wasser, ärmer und reicher der Mensch, der die Brandung passiert und den Fuss in den rotblassen Staub der Savanne setzt. Unbarmherziger ist das Tier, üppiger die Natur oder steiniger und grausamer denn alle Grausamkeit unter den Wolken.
Schneller rinnen die Stunden, kürzer ist das Dasein und rascher der Tod. Wo eben noch Spiel und Bewegung, ruft schon Verwesung die grossen, gefleckten Hyänen. Geier begleiten den tagmüden Wanderer.
Frucht und Gewinn versagen sich, wo die milden Zonen zum Bleiben verlocken und kommen üppig, wo die Stachel der Tropen in die Poren dringen.
Afrika hebt uns hinauf und stösst uns hinab. Hier sind die Geschicke unermüdlich im Wechsel, unbändiger, unfassbarer als sonstwo unter dem Kreuz des Südens.


Wir schauen uns um — weisse Mitreisende nicken heftig, schwarze scheinen weniger beeindruckt von Ihrem emotionalen Afrika-Porträt, Herr Möllenkamp ...
Kofi hat einen Einwand? ... Oh, sorry, Kofi! Du bist ja der Dritte im Bunde der Friedensnobelpreisträger! Hold on — wir planen einen Dreier-Gipfel, sobald wir umgebaut haben, einverstanden? ...
Hach, ist er nicht ein vollendeter Diplomat? ...
Zurück zu Herrn Möllenkamp: Nicht von einer Eisenbahnbaustelle handelt Ihr Buch, sondern von einem anderen gigantischen Projekt der Moderne, von der Errichtung eines Staudamms in Afrika ...
Meine Damen und Herren TAZARA-Reisenden! Nie ‘was gehört von Herrn Möllenkamp?
Mr. Rockefeller! Seine Kollegen brachten A f r i k a das Licht! Deutsche Ingenieure sorgten für Strom aus Wasserkraft, und Werner Möllenkamps „Versuch eines Montageberichts“ erzählt davon, wie sie — dauernd herausgefordert durch afrikanische Versuchungen — die Turbinen einbauten hinter dem Damm eines Flusses im südwestafrikanischen Angola, zu einer Zeit, da sich dort erster bewaffneter Widerstand gegen die portugiesischen Kolonialisten regte.
Ein bis dahin noch unbekannter „Ingenieur der Seele“ hatte knapp fünfzig Jahre zuvor, am 6. Januar 1907, in der Straßburger Kirche St. Nikolai zum Missionsfest gepredigt.

BITTE ROLLTEXT AB!


... An was denken unsere Staaten, wenn sie den Blick über’s Meer richten? ... was sie aus dem Lande ziehen können, immer zu ihrem Vorteil. Wo sind die Arbeiter, die Handwerker, die Lehrer, die Gelehrten, die Ärzte, die in diese Länder ziehen? Macht unsere Gesellschaft eine Anstrengung in dieser Hinsicht? Nichts ... Das Christentum wird zur Lüge und Schande, wenn nicht, was draußen begangen, gesühnt wird, nicht für jeden Gewalttätigen im Namen Jesu ein Helfer kommt, für jeden, der etwas raubt, einer, der etwas bringt, für jeden, der flucht, einer, der segnet.

Als Gabun — nördlich von Angola — noch von Franzosen beherrscht wurde, hiess es Französisch-Äquatorialafrika.
Dort, am Fluss Ogowe, hatte 1913, sechs Jahre nach dieser Predigt der Arzt und Theologe Albert Schweitzer sein lang gehegtes Vorhaben in die Tat umgesetzt, das Urwaldspital Lambaréné.
Und Sie, Herr Möllenkamp, haben ihn 1957 in Lambaréné getroffen ...


10 ... Der aufmerksame Betrachter wurde sofort gewahr, daß Albert Schweitzer die Schatten des Urwaldhospitals längst hinter sich gelassen hatte und Weltgeist geworden war. Der grosse alte Mann liess seine dreiundachtzig Jahre nicht erkennen. Philosoph, Theologe, Arzt und nun seit fünf Jahren Friedensnobelpreisträger ...
Da sich zu unserer Zeit in Lambaréné weder die Vertreterinnen internationaler Frauenorganisationen noch der amerikanische Vizepräsident aufhielten, wurde uns die Ehre zuteil, Dr. Schweitzer an der Mittags- und Abendtafel gegenüberzusitzen. So gerieten wir rasch ins Plaudern. Über die schwarzen Völker und das Gesetz vom zunehmenden Abstand zwischen den Besitzenden und den ‚descamisados‘ (= ‚Besitzlose‘, argentinische Wortschöpfung). Über das Fehlen einer Ordnungsmacht und die Notwen-digkeit, eine Weltordnungsmacht zu etablieren, um den Abstand zu verkürzen, auszugleichen.
Albert Schweitzer sprach von seiner Korrespondenz mit John Foster Dulles, dem er immer wieder klarzumachen versuchte, daß die Vereinigten Staaten nicht in der Lage seien, diese Ordnungsmacht zu werden oder Vorbild der freien Welt zu sein. Um eine Weltanschauung der Toleranz und der Harmonie unter den Völkern zu lehren, bedürfe es wohl der Weisheit einer alten Nation. Und nach einer Pause: „Es ist erstaunlich, wie fortschrittlich sie sind und wie wenig die Amerikaner von Weltpolitik verstehen.“
Albert Schweitzer schob das Gedeck beiseite, schlug die Bibel auf, las ein Station vor und begann mit der Auslegung der Heiligen Schrift. Dann sprach er ein Gebet, ging zu dem Piano an der Wand rechts des Eingangs und spielte ein Kirchenlied. Eine Bachimprovisation schloss sich an ...


Das hat er damals schon gewusst, daß die Amerikaner von Weltpolitik nichts verstehen — 1957? Da hatte „Der stille Amerikaner“ in Indochina doch schon heimlich die Weichen gestellt.

Was ist denn das für ein Geklimper da draussen?

Ein Klavier ist das — eine Fuge!

Eine was? ... Himmel! Da ist ja ein Riesenhaus neben dem Bahnsteig gewachsen!

Und das Geklimper, das kommt von da!

Gelber Anstrich, rote Dachziegel, Giebel-, Fenster- und Türfassungen aus Sandstein gehauen, eine Art Glockentürmchen aus grünspanigem Kupferblech ...

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