ARCHIVE 014      
       
19.03.2002      
Colonial Exhibition in the German town of Nienburg
Kolonialausstellung in Nienburg an der Weser
 
 
 
AFRIKA UND DER FERNE OSTEN
Geschichte und Völkerkunde der ehemaligen deutschen Schutzgebiete

Ausstellung im Ostdeutschen Heimatmuseum Nienburg / Weser
18. März bis 30.September 2002
 
Auszüge aus der Darstellung des Museums:

Die Deutschen und ihre germanischen Vorfahren waren schon immer ein reiselustiges Volk. Ob Kimbern, Teutonen, Vandalen, Goten, Angeln und Sachsen mit ihren Zügen quer durch Europa, die Wikinger mit Fahrten zu fernen Gestaden in früher Zeit oder im Mittelalter die erfolgte Erschließung und Besiedelung des Landes jenseits von Elbe und Saale, hinweg über die Oder sowie die Auswanderung in die "neue Welt" - man machte sich seßhaft auf eigene Faust oder von fremden Herrschern gerufen. Es ging nicht immer friedlich zu, manches wurde zerstört, Einheimische gewaltsam unterworfen, vieles wurde neu geschaffen, bedeutende Kulturlandschaften entstanden.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges hat sich in Mitteleuropa insbesondere für die Deutschen viel verändert. Nach dem Verlust der Heimat in den ehem. Ostprovinzen des Reiches haben es sich die durch Flucht und Vertreibung entwurzelten Menschen und die deutschstämmigen Heimkehrer, vor allem die aus den Siedlungsgebieten östlich der ehem. Reichsgrenzen - nunmehr in Nienburg heimischen Mitbürger - zur Aufgabe gemacht, die "alte Heimat" und die weltweiten Siedlungsgebiete der Deutschen vorzustellen, deren Geschichte und Kultur zu bewahren sowie weiterzugeben an folgende Generationen.
Hierzu wurde 1994 das Ostdeutsche Heimatmuseum gegründet und im historischen "Traufenhaus" von 1648 in der Nienburger Altstadt angesiedelt...

Heute begrüßen wir Sie zu einer Sonderausstellung, die wir den ehem. deutschen Kolonien gewidmet haben, die die offizielle Bezeichnung "Deutsche Schutz- und Pachtgebiete" getragen haben. Der historischen Korrektheit wegen führt unsere Ausstellung diese Bezeichnung im Untertitel...
 
Das Leitwort der Ausstellung von Sebastian Haffner

"Kolonisation ist immer Aggression. Überwältigung schwächerer Völker und Zivilisationen durch Stärkere. Sie ist immer auch Fortschritt, eben weil eine schwächere und primitive Zivilisation einer stärkeren, höheren weicht. Sie ist immer aus Bösem und Gutem gemischt und das Urteil über sie immer davon abhängig, ob das Gute das Böse aufwiegt."

 
 
  19.03.2002
Nienburg (So).
   

"Machen Sie auf diesem Wege weiter"

Das Ostdeutsche Heimatmuseum sei auf einem guten Wege. Es reiche die Hand völkerverbindend nicht nur nach Osten und erinnere an die Wurzeln, wobei die
Betrachtung durchaus kritisch sei.

 

"Machen Sie weiter so", ermunterte Regierungspräsidentin Gertraude Kruse am Montag gegen Abend Museumsleiter Dieter Lonchant und die knapp 100 Gäste, die sich zur Eröffnung der Ausstellung "Afrika und der ferne Osten - Geschichte und Völkerkunde der ehemaligen deutschen Schutzgebiete" im Traufenhaus drängelten und die zur Einstimmung nicht nur mit Zebra- und Straußenfleisch-Häppchen, sondern auch mit Original-Bier aus Namibias Hauptstadt Windhuk überrascht wurden.
Die Ausstellung ist bis zum 30. September jeweils sonnabends zwischen 10 und 13 Uhr sowie nach besonderer Anmeldung geöffnet.
"Kolonialismus ist immer Aggression". Mit diesem Satz Sebastian Haffners sei gleichzeitig das Leitwort für die Ausstellung gegeben, unterstrich Dieter Lonchant in seiner ebenso klaren wie differenzierten Einladungsrede. Das Leitwort gebe den kritischen Bezug zu der Ausstellung wieder, die lediglich Tatsachen museal darstelle und bei der sich die Besucherinnen und Besucher ihr eigenes Urteil bilden können. Lonchant bedauerte, dass Namibias Botschafter H. P. Asheeke seinen Besuch in Nienburg wegen eines Diplomatentreffens in Berlin kurzfristig hatte absagen müssen. In einem persönlichen Schreiben versprach er aber, zu einem späteren Zeitpunkt ins Museum zu kommen.
Andererseits freute es den Museumsleiter, dass sich bereits mehrere Schulklassen aus Stadt und Kreis zum Besuch der u. a. vom Nienburger Museum, dem Überseemuseum Bremen sowie von privaten Sammlern unterstützten Ausstellung angemeldet haben.
"Die Ausstellung ist geeignet, viele Fragen deutscher Vergangenheit zu beantworten", meinte auch der stellvertretende Landrat Klaus Dera in seinem Grußwort. Sie trage zum besseren Verstehen der Völker bei und sei deshalb besonders Schulklassen zu empfehlen. Die Besucher erhalten dort neben vielen Bildern, Exponaten und Texten sowie Original-Briefmarken einen Einblick in 35 Jahre deutscher Kolonialgeschichte, in die Kulturlandschaft und in das Leben der Menschen in den einstigen Schutzgebieten Deutsch-Südwest-Afrika, Togo, Kamerun, Deutsch-Ostafrika, Neu-Guinea, Samoa und in das chinesische Pachtgebiet Kiautschou. Dabei werden sie auch auf ein Bild mit zwei Kreis-Nienburgern stoßen. Und zwar auf den Techniker Karl Saft aus Nienburg und auf Gerhard Deking. Der Vater des Heimatforschers Günter Deking aus Estorf hatte dem deutschen Kaiser vier Jahre lang in Togo als "Kaiserlicher Bezirkslandwirt" gedient.

 

Auszug aus einem Leserbrief-Streit

 

16.03.2002 - Zum Leserbrief "Mörderische Vollstrecker" von Herrn Lippel vom 13. März:

Ich gebe Ihnen vollkommen recht, dass die Niederschlagung des Hereo-Aufstandes in der ehemaligen dt. Kolonie Südwest-Afrika eines der dunkelsten und grausamsten Kapitel in der deutschen Kolonialgeschichte ist. Aber mich macht es gleichzeitig traurig, dass Sie die dt. Kolonialgeschichte nur auf dieses eine grausame Ereignis reduzieren und die Deutschen als die mörderischen Vollstrecker bezeichnen. Was sind denn dann die anderen Kolonialmächte, wie zum Beispiel Spanien mit General Cortez?
Wenn es so wäre, Herr Lippel, warum unterhalten die Staaten der ehemaligen dt. Kolonien immer noch sehr gute Beziehungen zu Deutschland? Warum restaurieren sie die alten Kolonialbauten der Deutschen und richten Museen zur Kolonialzeit ein? Warum gibt es in Windhuk (Hauptstadt von Namibia) immer noch die deutschen Straßennamen? Hätten die Afrikaner nicht längst alles vernichtet, was sie an die deutschen mörderischen Vollstrecker erinnert hätte?
Im Gegensatz zu Ihrer Behauptung sind wir Deutschen in den ehemaligen dt. Kolonien immer noch gern gesehene Gäste und Freunde und teilweise sind sie sogar stolz darauf, was die Deutschen während der Kolonialzeit in ihrem Land aufgebaut haben.

Marcus René Duensing, Historiker, Erichshagen

 
  Erklärung des Traditionsverbandes, der bei der Nienburger Ausstellung eine wesentliche Rolle spielt:
"Das koloniale Zeitgeschehen bleibt für die deutsche Nation und die Völker in den früheren Schutzgebieten eine unauslöschbare historische Tatsache. Wir können zwar nicht aus eigenem Erleben, aber aus erarbeitetem Wissen die Tradition und das Andenken an die Menschen - gleich welcher Hautfarbe - wahren, die oft unter Einsatz und auch Opferung des eigenen Lebens die Grundlagen für die Entwicklung der Schutzgebiete in Afrika und in der Südsee und damit auch für deren Weiterentwicklung als selbständige Staaten gelegt haben."


Der "Helgoland-Sansibar"-Vertrag
Eine Richtigstellung
 

 
    The so-called Heligoland-Zanzibar-Treaty of 1890
The real story
 
 
FEEDBACK:

An: Radio Bridge Overseas / 23.03.2003

Von: Hermann Mietz
Geschaeftsfuehrer des Traditionsverbandes ehemaliger
Schutz- und Ueberseetruppen
Freunde der frueheren deutschen Schutzgebiete e.V.

...ich habe mir heute einmal die Zeit genommen, Ihren Internetauftritt intensiv zu begutachten und muss schon sagen, dass mir Ihre Arbeit, die mir bis zu unserem Treffen in Nienburg unbekannt war, sehr imponiert.

Wir haben uns vom reinen Traditionsverband ehemaliger Schutztruppler, von denen bekanntlich keiner mehr lebt, gewandelt zu einem Verband, der zwar die Erinnerung an den kurzen Abschnitt der deutschen Kolonialgeschichte wachhaelt, zudem aber den Nachfolgestaaten der ehemaligen Schutzgebiete hilft, wo es moeglich ist. Finanzielle Unterstuetzung und Sachspendenaktionen fuer Schulen, Kindergaerten und Altenheime sollen eine "Hilfe zur Selbsthilfe" sein, auch wenn es immer nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein kann.

Etwas irritiert hat mich doch die sehr bestimmte Feststellung vom "Voelkermord" an den Hereros. Leider ist dies seit Drechsler eine immer wieder kolportierte Behauptung, die in der neueren historischen Aufarbeitung so keinen Bestand mehr haben kann. Unabhaengig davon, dass die Vorkommnisse nicht bagatellisiert werden duerfen, lehnen wir eine fuer alle Zeiten einheitlich einzuhaltene Lehre ab. In unserem Magazin stellen wir verschiedene Arbeiten zur Diskussion, die sich mit den Fragen "Schießbefehl", "Völkermord" etc. befassen und moechten Fakten sprechen lassen.

Ein Lob moechte ich Ihnen aussprechen fuer die sehr objektive, ausgewogene Berichterstattung ueber die Ausstellung im OHM Nienburg. Ein Urteil muessen sich
die Betrachter nun selbst machen. Herr Lonchant und Mitarbeiter haben wirklich Enormes geleistet.

Ihnen weiterhin alles Gute fuer Ihre Arbeit...

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office@radiobridge.org

 

Menschenversuche in der Deutschen Kolonialmedizin
Feature von Stephan Krass

 
 
  "Was Bremen mit Windhuk zu tun hat - Die Rechtsentwicklung in Namibia" / "Wo Jugendliche eine neue Chance erhalten - Die 'Brücke' in Mariental" / "Wie es kam, daß ein Multi Armut bekämpft - Die Rössing-Stiftung" / "Wie aus Wilderern Wildhüter werden - Profit von wilden Tieren" / "Wo Öko-Tourismus den Menschen dient - Dörfliche Ferien-Angebote"

"Common past: NAMIBIA & GERMANY - Constitutional realities in Namibia" / "Where young offenders receive a new chance - 'The Bridge' in Mariental" / "How a multinational corporation came to fight poverty - The Rössing Foundation" / "How poachers were turned into game-guards - Profit for communities from conservation" / "Where eco-tourism serves people - A community based campsite in Purros"