14.05.2013
/ von: K.J.Schmidt an Daniel Hirschler
Hallo, Daniel - Schönen Gruss vom Stadtneurotiker:
"Wenn's doch einmal so im Leben wäre!"
Gruss vom KJS
13.05.2013 / von: daniel.hirschler@jetztkunft.net
Lieber Klaus Jürgen,
wenn wir ehrlich sind, ist selbst das schlichte Training
journalistischen Handwerks bereits ein ziemlicher
Bestandteil gesellschaftlicher Beeinflussung. Denn das
journalistische Handwerk, dass wir da
"schlicht" trainieren, ist Produkt unserer
gesellschaftlichen und historischen Entwicklung. Im Sinne
McLuhans wird es Zeit, dass wir endlich andere Werkzeuge
(einen anderen "Journalismus") formen, damit
diese Werkzeuge dann uns neu formen - und wir aus der
momentanen systemischen Sackgasse herausfinden, in die
wir uns immer wieder hineinmanövrieren.
Beste Grüße,
Daniel Hirschler
www.jetztkunft.net
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13.05.2013 / von: Klaus Jürgen
Schmidt / radiobridge@aol.com
Anmerkung zu Daniel Blank: "Mehr als eine Frage des
Geldes"
Auf den zweiten Blick steckt, wie ich finde, der
Knackpunkt in Blanks Eingangs-Prämisse:
Kleine und große Medien, die durch ausländische
MEZ-Institutionen unterstützt werden, erhalten ihre
Rechtfertigung in vielen Fällen durch einen
Journalismus, der auf gesellschaftliche Veränderung
drängt.
Zu meinen NEUN THESEN für den "Jour Fixe" in
Berlin hatte mir Klaus von Freyhold, ein befreundeter
Afrika-Kenner, nachträglich folgendes geschrieben:
... Kann ich gut unterschreiben. Aber mir fehlt noch
etwas. Bei allen deutschen politischen Stiftungen haben
und machen wohl noch immer sogenannte Medienprojekte Teil
ihrer Programme aus. Was ich dabei immer wieder
festgestellt habe, ist, dass Geld- und Machteliten vor
Ort ein Interesse an ihrer Etablierung angemeldet haben,
um sie dann (meist schon während ihrer Etablierung, aber
auch besonders hinterher) für ihre
"Werbezwecke" hijacken zu können.
"Wertneutrale" Projekte für jedweden Nutzer
werden von vorneherein gar nicht erst zugelassen.
Das ist die eine Ergänzung, meine andere formuliere ich
in folgenden Fragen:
> Um welche Art von gesellschaftlicher Veränderung
kümmern sich ausländische MEZ-Institutionen bei ihrer
Medien-Unterstützung?
> Wer hat dabei die Deutungshoheit über Werte
anzustrebender gesellschaftlicher Veränderungen?
> Gäbe es überhaupt Medien-Unterstützung durch
ausländische MEZ-Institutionen, wenn nicht angestrebt
würde, dabei Werte des eigenen Gesellschaftmodells zu
vermitteln?
Weiter:
Wenn Daniel Blank von "ausländischen
MEZ-Institutionen" spricht, meint er wohl jene,
deren Deutungshoheit in Afrika soeben von der
Volksrepublik China mit eigenen Medien-Initiativen
konterkariert wird; ich hatte dazu kürzlich einen
Hinweis von Klaus von Freyhold auf dieser Liste
weitergegeben: http://thinkafricapress.com/society/changing-channels-rise-chinese-media-africa
Der Artikel wurde ursprünglich von THE EASTAFRICAN
publiziert, und ich übersetze hier ein paar wesentliche
Angaben:
"... Chinas Zentralregierung hat eine grosse
Medien-Initiative angestossen, die der westlichen
Sichtweise entgegenwirken soll. ... sie stellte 7
Milliarden bereit, um ihre staatlichen Medien global
auszuweiten. ... Im Januar 2012 eröffnete Chinas Zentral
Fernsehen (CCTV) ein Hauptquartier in Nairobi, Kenia, und
begann umgehend, Afrikas Top-Journalisten zu umgarnen. Im
Dezember startete CHINA DAILY, Chinas grösste
englischsprachige Zeitung, das Wochenblatt AFRICA WEEKLY.
In Äthiopien stellte Chinas staatliche Agentur XINHUA
riesige Nachrichten-Bildschirme auf. Tausende Stipendien
für afrikanische Journalisten wurden eingerichtet. Und
XINHUA ist mit der kenianischen Mobil-Firma SAFARICOM
eine Partnerschaft eingegangen, um für Subsahara-Afrika
den ersten Handy-Nachrichtendienst zu offerieren.
..."
Also:
Wenn wir wenigstens zur Kenntnis nehmen könnten, dass j
e d e Medien-Förderung, die über schlichtes Training
journalistischen Handwerks hinausgeht, unabdingbar
Bestandteil gesellschaftlicher Beeinflussung im Sinne der
HELFENDEN HAND ist, hätten Hilfe empfangende Kolleginnen
und Kollegen in ihren jeweiligen Gesellschaften
vielleicht eine bessere Chance, ihre Fertigkeiten weniger
fremdbestimmt anzuwenden.
Klaus Jürgen Schmidt
13.05.2013
Beitrag auf der FOME-Liste von Daniel Blank
FINANZIELLE NACHHALTIGKEIT: MEHR ALS EINE FRAGE DES
GELDES
Kleine und große Medien, die durch ausländische
MEZ-Institutionen unterstützt werden, erhalten ihre
Rechtfertigung in vielen Fällen durch einen
Journalismus, der auf gesellschaftliche Veränderung
drängt. Einen Journalismus, der investigativ ist, der
die Themen aufgreift, die bisher einer manipulierten oder
unzureichenden Darstellung zum Opfer gefallen sind.
Dieser Journalismus und diese Medien decken ein bereits
vorhandenes
Bedürfnis an Informationen oder sie wecken solch ein
Bedürfnis. In ihrer Gesamtheit sind sie ein Medium,
durch das ein realer Konflikt in einer Gesellschaft zum
Ausdruck kommt. Im besten Fall sind sie auch ein Medium,
dass zur Lösung dieses Konflikts einen Beitrag leistet.
Um diese wichtige Funktion in einer Gesellschaft
wahrnehmen zu können, bilden ausländische
MEZ-Institutionen Journalisten ganz bestimmter Medien
handwerklich aus, unterstützen zudem den Auf- bzw. Umbau
dieser ganz
bestimmten Medien technisch und organisatorisch. Die
MEZ-Institutionen verfolgen dabei Ziele, die zumindest
theoretisch mit denen der Partnermedien übereinstimmen
und die die Durchsetzungsfähigkeit gerade
dieser Partnermedien in der gegebenen Medienlandschaft
verbessern sollen. Der Erfolg dieser Unterstützung durch
ausländische MEZ-Institutionen misst sich auch in realen
Veränderungsprozessen, die jenseits der reinen
Medienentwicklung stattfinden.
Über die zeitliche Begrenztheit dieser ausländischen
finanziellen, technischen und organisatorischen
Unterstützung wurde in diesem Forum schon vielfach
gesprochen. Wenn bis zum Erlöschen der ausländischen
Hilfe keine
alternativen Finanzierungskonzepte gefunden sind, dann
verstummen die gut ausgebildeten Journalisten wieder, sie
wandern ab oder lassen sich von der Gegenseite aufkaufen.
Es geht mir hier aber nicht nur um die wichtige Frage des
Geldes, wenn ich von finanzieller Nachhaltigkeit spreche.
Es geht mir noch um einen ganz anderen Aspekt, der aber
bisher kaum Erwähnung in unserer Diskussion gefunden
hat:
Die richtige Auswahl und Bearbeitung der Themen ist immer
die Grundvorrausetzung. Aber gleichzeitig muss jedes
Medienhaus sich eine möglichst feste Verankerung im
Wirtschaftskreislauf seiner eigenen Gesellschaft
aufbauen. Nur so können auch zarte Pflänzchen nicht
mehr so schnell ausgerissen werden. Egal, ob die
Finanzierung durch die Werbeschaltung von privaten
Unternehmen geschieht, durch ein freiwilliges
Crowdfunding bei Community Medien oder durch
Veranstaltungs-Medienpartnerschaften. Durch diese
wirtschaftlichen Aktivitäten können neben den Lesern,
Hörern und Zuschauern noch viele weitere wichtige
Stakeholder für ein Medienunternehmen gewonnen werden.
Wenn ein Medienunternehmen sich nicht nur seinen Platz im
Spektrum der Meinungen sichern kann, sondern darüber
hinaus auch einen Teil des Medienmarktes erfolgreich
besetzt, dann findet eine viel nachhaltigere und
tiefere Verankerung in der jeweiligen Gesellschaft statt.
Solange solch ein Medienunternehmen sauberes Geld
erwirtschaftet, und dazu müssen eben auch Marketing- und
Sales-Mitarbeiter durch MEZ-Institutionen frühzeitig
ausgebildet werden, ist jeder Werbekunde, jeder
Medienpartner, jeder zahlende Abonnent und jeder Käufer
von Merchandising-Produkten ein weiterer wichtiger Garant
und Gradmesser für die Legitimität und Relevanz der
journalistischen Inhalte.
Auch Werbe- und Medienpartner zeigen viel Mut, wenn sie
bestimmte Medien unterstützen. Das wird oftmals leider
vergessen.
Gruß in die Runde,
Daniel Blank
(Bonn)
02.05.2013 / von: Klaus v. Freyhold /
k.v.freyhold@freyvial.de
Lieber Klaus,
Zu Deinen Thesen. Kann ich gut unterschreiben. Aber mir
fehlt noch etwas.
Bei allen deutschen politischen Stiftungen haben und
machen wohl noch immer sogenannte Medienprojekte Teil
ihrer Programme aus. Was ich dabei immer wieder
festgestellt habe, ist, dass Geld- und Machteliten vor
Ort ein Interesse an ihrer Etablierung angemeldet haben,
um sie dann (meist schon während ihrer Etablierung, aber
auch besonders hinterher) für ihre
"Werbezwecke" hijacken zu können.
"Wertneutrale" Projekte für jedweden Nutzer
werden von vorneherein gar nicht erst zugelassen.
Viele Grüße
Klaus
02.05.2013 / Fundstück zur Debatte über
Medien-Finanzierung
Lieber Herr Schmidt,
hier ein schönes Beispiel dafür, was passiert, wenn
Medien von Werbung abhängig sind.
Ich bin in dieser Diskussion gerade nicht so aktiv, habe
andere Baustellen, aber vielleicht können Sie es ja
verwenden.
Sie können es auch gern bei Fome einstellen.
Viele Grüße
NDR-ZAPP - 24.04.2013 23:20 Uhr Autor/in: Bastian Berbner
Regionalsender, die zur Werbefläche verkommen,
PR-gesteuerte Berichterstattung statt objektivem
Journalismus.
Gegen die Sendergruppe aus Rheinland-Pfalz gibt es
schwere Vorwürfe.
11.04.2013 / von: Klaus Jürgen
Schmidt / radiobridge@aol.com
Impressionen vom FoME Jour Fixe
2013 / Berlin / 10.04.2013
09.04.2013 / von: Klaus Jürgen
Schmidt / radiobridge@aol.com
Nach Veröffentlichung der "NEUN THESEN zum
Charakter von Medienförderung zum FoME Jour Fixe 2013 /
Berlin / 10.04.2013" (siehe unten) erreichten mich
Fragen u.a. zur Klärung des von mir verwendeten Begriffs
"traditionelle Kommunikationsstrukturen", die
ich für dringend förderungswürdig halte, und zwar
"unter Verwendung kostengünstiger moderner
Technologien".
Für Interessenten möchte ich auf einen grundlegenden
Artikel zu dieser Frage verweisen, der bereits 1995 die
Nutzung solcher Technologie für die ländliche
Bevölkerung in einem sogenannten Entwicklungsland
beschrieb ...
The recommended
paper has been taken from the Internet where it
appeared around 1995 as one of the first
important analytical insights in the use of the
web as seen from the perspective of rural
dwellers in developing countries. The author,
Shahidul Alam, is a renown photographer based in
Bangladesh and he is also a pioneer in digital
technology in Bangladesh and introduced email to
the country in the early nineties.
|
When a
modem costs more than a cow
by Shahidul Alam/Drik |
|
|
|
... Language forms
the biggest barrier to computer literacy in
Bangladesh, and when less than 15% of the
population has access to electricity, and a far
smaller fraction owns computers, it is clear that
only the wealthy will have access to this
technology. Here, a modem costs more than a cow.
Yet this technology and this associated language
both exist. We must stare this dual hegemony
straight in the face, but we cannot, dare not,
let this technology pass us by. To find creative
routes to turn this technology to our benefit is
our greatest challenge. ... |
|
08.04.2013 / von: Klaus Jürgen
Schmidt / radiobridge@aol.com
zum FoME Jour Fixe 2013 / Berlin / 10.04.2013
NEUN THESEN zum Charakter von Medienförderung
1. Förderung zur Entwicklung von Medien ist
konstitutiver Bestandteil eines entwicklungspolitischen
Konzepts, das behauptet, es gäbe Hilfsbedürftige und
diesen könne kompetent und sogar selbstlos geholfen
werden.
2. Dieses einseitig von sogenannten Gebergesellschaften
definierte entwicklungspolitische Konzept erhebt zugleich
den Anspruch, in sogenannten Nehmergesellschaften
demokratische Werte zu entwickeln oder sogar zu
verankern.
3. Alle organisierten Initiativen, die diesem
entwicklungspolitischen Konzept folgen, also auch solche
zur Medienförderung, sind tatsächlich nichts anderes
als unterschiedliche Arten von Geschäftsmodellen der
sogenannten Gebergesellschaften.
4. Wie in allen anderen Sektoren entwicklungspolitischer
Aktivitäten sollen auch bei der Medienförderung
konstitutive Merkmale von Gebergesellschaften, also
hauptsächlich marktwirtschaftliche Strukturen, in den
Nehmergesellschaften etabliert werden.
5. Seminare, Workshops und andere Massnahmen der
Medienförderung sind nicht Instrumente interkulturellen
Austausches, sondern Gelegenheit, in Nehmergesellschaften
Agenten eines Wandels zu schulen, der ihnen Werte und
Kompetenz der Gebergesellschaften als dominant und
deshalb erstrebenswert erscheinen lässt.
6. Bei dieser Förderarbeit wird weitgehend ausgeblendet,
dass sich die marktwirtschaftlich organisierten
Strukturen in den Gebergesellschaften, und damit deren
Medien selbst, in einer dramatischen Krise befinden.
7. Es wird ferner ausgeblendet, dass es in den
Nehmergesellschaften Kommunikationsformen gibt, die unter
Verwendung kostengünstiger moderner Technologien zu
einer Revitalisierung traditionellen
Geschichtenerzählens und damit zu Medienformaten führen
können, die von Strukturen und Ideologien der
Gebergesellschaften unabhängig sind.
8. Medienförderer sind aufgerufen, sich in erster Linie
mit solchen traditionellen Kommunikationsstrukturen
vertraut zu machen und deren Protagonisten, falls
gewünscht, beim Erlernen technologischer Fertigkeiten zu
helfen.
9. Dann kann vielleicht als Grundvoraussetzung allen
Handelns erkannt werden, dass es sich bei den sogenannten
Nehmergesellschaften auf Dauer um
Überlebensgesellschaften handelt, die Agenten aus der
Welt von Erlebnisgesellschaften nicht brauchen.
12.02.2013 / von: Klaus Jürgen
Schmidt / radiobridge@aol.com
So macht's die taz:
Subject: Re: [FoME] Al Jazeera & "Tutu's
Children"
Date: 07.02.2013 14:34:22 Mitteleuropäische Zeit
From: heike.janssen@gmail.com
Hallo Herr Schmidt,
ich kenne die African Leadership Academy weil ich voriges
Jahr mehrere Tage da war. Ich habe mir den Film im link
aus Zeitgründen nicht anschauen können, aber die
Schüler auf der Schule sind extrem intelligent und
motiviert im guten Sinne. Ich fand sie aller sehr
besonders und war sehr beeindruckt. Was stimmt ist, dass
die Schule eng mit der Wirtschaft besonders in den USA
zusammenarbeitet, sponsorenmäßig, denn so eine
Ausbildung kostet auch, und natürlich wollen die Firmen
über die talentierten jungen Leute einen Fuß in die
jeweiligen Länder bekommen.
Dennoch: Ethik und afrikanische Geschichte und Identiät
wird großgeschireben und die, die ich länger interviewt
habe, sind alle nicht wirtschaftsorientiert gewesen.
Viele Grüße von Heike Janßen
01.02.2013 / von: Klaus Jürgen
Schmidt / radiobridge@aol.com
Hier kommt im Zusammenhang mit unserer Debatte über
"Kommerz und Medienhilfe" der Hinweis auf eine
aktuelle Dokumentationsserie von "AL JAZEERA"
(englischsprachiger Dienst), die nach meiner Meinung
verdeutlicht, wohin die Reise gehen kann, wenn Idee,
Struktur und Format der Welt von "Corporate
Business" entlehnt wird.
In vier Episoden, die im Fernsehen und im Internet zu
verfolgen sind, werden in einer Art
"Reality-TV-Format" 5 von insgesamt 23 jungen
afrikanischen Persönlichkeiten dabei begleitet, an
wechselnden exklusiven Örtlichkeiten des "Corporate
Business" darauf gedrillt zu werden, eventuell
einmal moralische Führer Afrikas zu sein.
Nicht Donald Trump oder Reiner Calmund sind Rollenmodelle
dieser Moral-Lehrlinge, sondern: DESMOND TUTU:
www.aljazeera.com/programmes/tutuschildren/2012/10/201210151280403481.html
Desmond Tutu leads an experiment to build a network
of inspirational leaders to tackle Africa's most stubborn
problems...
With exclusive access, this series follows Tutu's 23
person-strong class of 2012, focusing in particular
detail on the lives of five very different participants,
as together they are coached to become a 'moral task
force' for Africa. ...
"Tutu's Children" offers a rare chance to
witness a turning point in the lives of those who may one
day change the course of Africa's history.
WOWWWH!
Nach Besichtigung einer Folge gestern abend bei "AL
JAZEERA" suchte ich im Internet nach kritischen
Reaktionen aus Afrika. Es ist nicht viel zu finden, weil
das Web voll gepflastert scheint mit Bio-Pics der
teilnehmenden afrikanischen Elite-Vertreter. Auf eine
kritische Stimme, mit einem allerdings wenig afrikanisch
klingenden Namen, sei hier verwiesen:
africasacountry.com/2013/01/22/al-jazeera-joins-the-africa-rising-bandwagon/
Al Jazeera Joins The Africa Rising
Bandwagon
JANUARY 22, 2013 BY STEFFAN HOROWITZ
We recently posted a bit on Forbes Magazines list
of the 40 richest Africans. In a similar vain, Al Jazeera
has chosen to glorify Africas privileged few and
feed into Western media outlets current obsession
with the Africa Rising narrative by releasing
their four-part series, Tutus Children.
With the first two episodes up on the website, Im
still not entirely sure what the point of it all is
supposed to be.
The series follows twenty-five successful business people
(and a Kenyan TV presenter thrown in for good measure)
from across the continent who have been chosen as
Tutu Fellows by the South African non-profit
organization, African Leadership Institute (whose
founders, Sean Lance and Peter Wilson, are themselves
retired white South African oil and pharmaceutical
executives). All twenty-five individuals are flown down
to South Africa, where they participate in group
activities and workshops, as well attend lectures from
icons and experts alike (including Desmond Tutu,
himself). The producers of the series would like us to
believe that these twenty-five corporate darlings are
Africas leaders of tomorrow. Yet, the
whole thing plays out like a cross between a poorly
conceived and edited reality television show (not as bad
as this, but close) and an extravagant corporate retreat.
The take away of the series would appear to be that
business entrepreneurship and corporate capitalism will
be Africas saving grace. ...
The entire group, with the exception of a Tunisian
participant who had been involved in the Arab Spring,
quickly comes to the consensus that Africans are not yet
ready for democracy; implying at times that the so-called
masses are not intelligent enough, or too
easily bought for democracy to work. They instead
consider a benevolent dictatorship, like that
of Paul Kagame in Rwanda, to be a better alternative. The
Zimbabwean sounds like he was making excuses for Mugabe,
and so on. ...
How deeply unsettling it is to see that these folks, who
are supposed to be the new generation of African leaders,
have such little faith in the people they will ostensibly
be leading.
Klaus Jürgen Schmidt grüsst
mit einer Erkenntnis aus Afrika:
"Häuptlingslösung"
vor 23 Jahren notiert und damals schon umstritten:
www.radiobridge.net/der%20weg%20auszug.html
23.01.2013 / von: Klaus Jürgen Schmidt /
radiobridge@aol.com
Die Gedanken Daniel Blanks zu Finanzierungserfordernissen
bei Produktion und Verbreitung von Medienerzeugnissen,
sowie seine Hinweise auf Trainingslücken bei
Medienmachern hinsichtlich des ausgewogenen Umgangs mit
Finanzierungsangeboten sind aus meiner Erfahrung
zutreffend für Medienmärkte im Süden u n d im Norden.
Die Debatte ging aber aus von dem, wie ich fand,
fragwürdigen Trainingsangebot einer Firma am 10.01.2013
auf der FOME-Liste, die in erster Linie internationalen
Werbekunden Dienstleistungen anzubieten scheint:
Auf http://www.plural-mediaservices.com/kreativ/ ist zu lesen: "Plural Media Services
steht für kreative Exzellenz in entstehenden Märkten.
Unsere Zusammenarbeit mit Agenturen vor Ort garantiert
eine zielorientierte und gleichzeitig innovative
Kommunikation Ihres Anliegens in der Region Ihrer
Wahl."
Auf http://www.plural-mediaservices.com/uebersicht/ heisst es: "So rasant sich die
Medienlandschaft in Ländern wie Irak, Sudan oder
Afghanistan entwickelt, so rasant steigt auch die
Nachfrage nach Gütern und Leistungen. Doch trotz ihres
enormen Potentials sind diese Märkte oft schwer zu
erschließen. Für die Werbekommunikation in diesen
Ländern bedeutet das: Es existieren meist weder
Informationen noch Vermittler, die die Umsetzung einer
Kampagne möglich machen."
Hier ist das Wort gefallen, das uns Medienmacher
aufhorchen lassen sollte: WERBEKOMMUNIKATION.
"Werbekommunikation" beschreibt nach meiner
Meinung exakt, wozu Medienförderung verkommen kann.
Klaus Jürgen Schmidt
16.01.2013 / von: Klaus Jürgen Schmidt /
radiobridge@aol.com
Interessierten Kolleginnen und Kollegen, die in der
Südwelt als Medien-Berater unterwegs sind, können
vielleicht etwas anfangen mit einem Papier, das ich vor
acht Jahren (!) als Dozent für Studenten eines
Medien-Instituts in Kambodscha vorbereitet hatte. Deren
Aufgabe war es, die in dem Papier genannten afrikanischen
Zielsetzungen für eine Umsetzung in die kambodschanische
Realität zu überprüfen und neu zu formulieren.
Ich denke, ähnlich könnte in anderen Weltgegenden damit
verfahren werden, sogar nach acht Jahren ...
Unten ist die englischsprachige Einführung in das Papier
kopiert:
Klaus
Juergen Schmidt
Media Advisor / SES
Cambodia Communication Institute
Royal University of Phnom Penh / Cambodia
Mission: 03.05. - 10.06.2005
PAPER 03
The following paper is an introduction to a
multimedia training & production project
which was developed and realized by the lecturer
in an African context.
It is anticipated that such an intercultural
exchange, repeated and further developed, would
have a good chance to receive sponsorship through
fellowship programs for international interns
delegated by media related foundations, academic
and commercial organisations worldwide, thereby
providing a reliable source of financial support
for establishment and operation of a local radio-
& multimedia system to be developed in rural
Cambodia.
Such an internship program underwent a trial
period from April '96 to April '97, with four
groups of participants from Germany (who paid for
travel, accommodation and tutoring), twinned with
young colleagues from Zimbabwe, Zambia, Botswana
and Mozambique and accommodated at a rented RBO
venue in the capital Harare. Their co-produced
radio programs, with authentic content from local
African environments, were - in several language
versions - on air in Germany, Austria, U.S.A.,
Zimbabwe, Zambia, Botswana, Namibia, Ethiopia,
Kenya and Tanzania.
TASK:
> Replace all African context, including local
and regional terms, with a Cambodian equivalent
(having in mind the 1621 local communities which
exist in this country, and which are supposed to
be self-governing since local elections took
place in February, 2002).
> Replace Radio Bridge Overseas,
RBO, with your department of the Royal University
of Phnom Penh, the Cambodia Communication
Institute, as the facilitator.
> Identify then aspects & areas of
possible interest which could be incorporated in
a development plan for a local radio- &
multimedia system to be developed in rural
Cambodia. |
Das gesamte Dokument kann hier
abgerufen werden: www.radiobridge.net/Cambodia Internet Reporter
Paper.pdf
Zu einer Gesamtdarstellung der kamboschanischen
Arbeitsergebnisse geht es hier: www.radiobridge.net/cambodia/Cambodia%20Radio//START.html
Für Feedback wäre ich dankbar.
Klaus Jürgen Schmidt
16.01.2013 / von: Klaus Jürgen Schmidt /
radiobridge@aol.com
Hier kommen ein paar Überlegungen zu Möglichkeiten
einer inhaltlichen und finanziellen Sicherung lokaler
Medien-Häuser oder Community-Multimedia-Initiativen, die
ich aus meiner Erfahrung als Medien-Arbeiter in Afrika
und in Asien empfehle.
Das erste Schlüsselwort ist: Rückkehr zur
"Vermittlung journalistischer Qualifikation"
durch Eigenanstengung und durch internationale
"Medienhilfe". (siehe www.radiobridge.net/rbomanual)
Das zweite Schlüsselwort ist "Community", das
dritte: "Multimedia".
Ich denke, es ist hohe Zeit, sich nicht nur in der
Südwelt zu verabschieden von der Etablierung (und
Förderung) separierter Print- / Radio- / TV-Projekte und
zugehöriger Produktions-Häuser, zumal in
überregionalen Dimensionen. Solche Dimensionen sollten
getrost einheimischen, d.h. Eigenkapital-bewehrten,
Monopolisten überlassen bleiben. Dagegen zu setzen ist
Aufbau und Betrieb attraktiver lokaler
Medien-Initiativen.
"Multimedia" heisst in diesem Zusammenhang:
Zusammenführung medialer Produktionsprozesse zu
neuartiger kommunaler Kultur-Produktion in Verantwortung
demokratisch regulierter Vor-Ort-Initiativen.
Wie in einigen englischsprachigen RBO-online-Verweisen
bereits dargelegt (u.a.: www.radiobridge.net/rboissue.html), scheint mir die Abkehr von der Vorstellung
erforderlich, der Aufbau einer funktionierenden
Medienlandschaft (sprich Interaktion) müsse sich
überall an den Mustern nördlicher Medienstrukturen
orientieren.
Vielmehr wären vor Ort ganz andere Orte interaktiver
Kommunikation zu nutzen:
> Gemeindehäuser
> Gemeindebibliotheken
> Lokale Bildungseinrichtungen
> Lokale Museen
> Lokale Tourismus- und
Produkt-/Kunsthandwerks-Anbieter
> Lokale IT-Anbieter
EINE ANDERE ART VON MEDIENHILFE
Man stelle sich vor: "Medienhilfe" aus der
Nordwelt offeriert Schülern an Orten der Südwelt die
Möglichkeit, die virtuelle Welt des Web zu meistern. Mit
Hilfe lokaler IT-Anbieter (die gerne damit werben
dürfen!) etablieren diese an ihrer Schule einen Service,
der gegen Entgelt der lokalen Gemeinde den
Kontakt zu Familienmitgliedern in der Diaspora z.B. per
SKYPE ermöglicht. Nützliche Veröffentlichungen aus dem
Internet zur Politik- und Ökonomie-Entwicklung
übersetzen sie gegen Entgelt in die lokale
Sprache. Lokale aktuelle und kulturelle Ereignisse werden
per Handy-Video aufgezeichnet und z.B. in einer
wöchentlichen Beamer-Show im lokalen Gemeindezentrum
gegen Entgelt vorgeführt. Und lokale
Unternehmer, vom Bäcker bis zum Bestatter, zahlen für
Werbe-Einblendungen. Schliesslich haben die
herangewachsenen Schüler (mit internationaler
Medien-Hilfe) gelernt, Geschichten aus ihrer Welt so zu
erzählen, dass Surfer, Hörer, Zuschauer in der
Aussenwelt bereit sind, dafür einen kleinen Beitrag zu
zahlen? Vielleich schaffen sie es sogar, auf faire Weise
per Internet das zu "vermarkten", was ihre
Region offeriert: Farm-Produkte, touristische Ziele für
Reisende "ohne footprint", Kunst &
Kunsthandwerk, Autoren & darstellende Künstler ...
Es gibt nationale Organisationen in der Nordwelt, aber
auch UN-Organisationen, die solche Initiativen von
"Kleinunternehmern" in der Südwelt fördern.
Am Ende stünde, vielleicht, eine neue Art von
Kleinunternehmern, die mit lokalem Medien-Angebot Geld
verdienen?
"Medienförderung" würde so zu einem neuen
Begriff.
MIT GENEHMIGUNG DES ABSENDERS FÜR EINE VERÖFFENTLICHUNG
AUCH IN DIESEM FORUM
Subject: Re: [FoME]
Medienhilfe-Debatte
Date: 15.01.2013 08:43:13 Mitteleuropäische Zeit
From: galapagos@gmx.net
Zur Debatte Plural Media Services
zunächst möchte ich allen Beteiligten für die
spannende Debatte auf der FOME-Liste danken, die
ich in den letzten Tagen ein Stück weit für meine
brasilianischen KollegInnen vom Weltverband der Community
Radios (AMARC) aufgerollt habe. Der Grund für diese
Mühe ist naheliegend, seit Jahren vertritt AMARC, so wie
viele weitere Verbände in der Region die Auffassung,
dass auch nicht-kommerzielle Radios sich anteilig durch
Werbung finanzieren dürfen sollten. Erlaubt ist in
Lateinamerika, nicht zuletzt wegen des Lobbyings
grosser Medienhäuser, bisher oft nur die
Nennung von lokalen SpenderInnen und UnterstützerInnen
im Radio. Verstöße dagegen haben die Schliessung der
Radios oder den Verlust der Lizenz zur Folge. Soviel
vorab nur zur Info, um kurz den Kontext zu umreissen, in
dem wir uns hier bewegen.
Sicher, Medienhäuser und Community Radios
haben auf den ersten Blick nicht viel gemein. Finanzieren
müssen sich in ihren Fix- und (oder) Personalkosten
jedoch alle Medien irgendwie. Und genau in diesem Punkt
führt die Debatte auf der Liste zu drei wichtigen
Fragen, die wir uns bei Gesprächen gestellt haben und
die ich für Euch zusammenfassen möchte.
1. Warum ist der Fokus der Schulungen ausschließlich auf
große Medienhäuser ausgerichtet, anstatt
alle interessierten Medien gleichermaßen anzusprechen?
Falls die weiterhin verwendete Formulierung neu
entstehende Medienmärkte mehr als eine allgemeine
Metapher seien sollte, dann findet an dieser Stelle
außerdem eine problematische Vorauswahl statt, die alle
weiteren Medien (gemeinnützig, nicht-kommerziell, frei,
alternativ, etc.) zu nicht-merkantilen
kleinen Anhängseln degradiert.
Keine Frage, unterschiedliche Reichweiten,
Verbreitungswege, Publika, Arbeitsweisen und
Organisationsformen einzelner Medien gilt es zu beachten.
Die Konzeption allgemeiner Schulungsprogramme
für Fundraising & Marketing wird dadurch
sicherlich erschwert. Dennoch, in Lateinamerika wird in
letzter Zeit verstärkt krisitiert, dass nahezu alle
bestehenden Monopole und Oligopole im Mediensektor in
ihrer Entstehung staatlich subventioniert und gefördert
wurden. Historisch betrachtet steht diese
Ungleichbehandlung bis heute einer Demokratisierung der
Medien im Weg. Vielleicht sollten EZ-Organisationen
aufpassen, dass sie sich wegen der Auswahl ihrer
PartnerInnen nicht zehn Jahre nach dem Arabischen
Frühling mit der gleichen Kritik herumschlagen
müssen...
2. Sollen die Medien ewig von
Entwicklungshilfegeldern abhängig bleiben? - tun
sie ja gar nicht, denn zumindest in Lateinamerika, kommen
die meisten existierenden Community Media nicht in diesen
Genuss, weil das intensiv geförderte media building
gerade anderswo stattfindet. Ist aber verständlich und
nicht so schlimm. Das Problem ist vielmehr, dass viele
Community Radios (um zum Beispiel zurückzukommen) vor
der ungelösten Frage stehen, wie sie sich als Medien
finanziell überhaupt nachhaltig organisieren können?
Nicht zuletzt ihre prekäre ökonomische Situation
verführt eine Reihe von Sendern beispielsweise dazu,
alle Wahljahre wieder (oder auch häufiger) ihre
politische Unabhängigkeit zu opfern, um durch diese Art
von Patenschaften auch bei leeren Kassen den Sendebetrieb
zu gewährleisten. Ein hoher Preis.
Doch die Alternativen dazu? Sicherlich gibt es strahlende
Beispiele, wie den Unterstützungsfonds der radios
associatives in Frankreich, der die jährlichen
steuerlichen Abgaben kommerzieller Radio- und TV-Sender
an nicht-kommerzielle (nicht-staatliche) Projekte
umverteilt. Doch dass ist politisch auf die Schnelle oft
ein schwer umsetzbares Ziel. Zyklische
Projektfinanzierung durch Stiftungen, etc. allein, führt
in der Praxis ebenfalls zu Diskontinuitäten: kurz vor
Ablauf der Projekte versuchen viele MitarbeiterInnen
schnell irgendwo anders unterzukommen, wenn das eigene
Radio keine Anschlussförderung bekommt. Und Sender
allein durch den Verkauf von T-Shirt und die Organisation
von Soli-Parties zu erhalten, ist ebenfalls kein
tragendes Universalrezept und erfordert einen hohen
personellen Aufwand ausserhalb der Sendekabine.
3. Warum also nicht Werbung und Anzeigen?
Das Erstaunliche an der Pro-Kontra-Debatte der Liste
darüber, welche Finanzierungsmöglichkeiten nun
politisch legitim oder nicht sind, erschienen uns weniger
die Argumente der Beteiligten (auch wenn diese durchweg
spannend und gut informiert sind) sondern eher die
oftmals erhobenen Zeigefinger zwischen den Zeilen. Hier
in Brasilien überlässt es AMARC den Community Radios zu
entscheiden, wie sie es mit der Werbung halten. Da es ein
Anliegen und eine Forderung vieler Radios ist, Werbung
senden zu dürfen, um ihren nicht-kommerziellen
Sendebetrieb dauerhaft zu gewährleisten, ist es jedoch
ein wichtiges Thema bei der Diskussion über eine neue
Mediengesetzgebung. Sicherlich gibt es Vorbehalte, was
eine drohende Kommerzialisierung der Programmstruktur und
-inhalte angeht, aber anstatt die antikapitalistische
Keule zu schwingen, hat sich AMARC hier für eine
pro-aktive Position entschieden. Die besteht zum Beispiel
im Verweis auf die (in Irland) erfolgreiche Beschränkung
der Werbefinanzierung eines Radios auf 50% der
Gesamteinnahmen, in der Forderung, staatliche Anzeigen
nach einem transparenten Schlüssel auf alle Medien zu
verteilen (und nicht wie bisher, damit defizitäre
große Medienhäuser am Überleben zu halten)
und eben auch dem Aufbau öffentlicher Fonds, die einer
zu starken Abhängigkeit von Werbeeinnahmen
entgegenwirken.
Darin liegt ein Versuch begründet "gemeinsam vor
Ort [zu] entwickeln", kritisch aber ohne
ideologische Scheuklappen. Die können sich die Radios,
wenn sie wollen, ja auch selber überziehen...
Leider werde ich zum jour fix nich in Berlin sein,
beteilige mich jedoch gern weiter online an der Debatte,
auch gern in puncto konkrete Finanzierungsmodelle.
Beste Grüße,
Nils Brock
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