MECKER-ECKE —
GRUMBLER's CORNER — — — — —... zur Aktualisierung diese Seite neu laden!

> Offline: Wenn Parlamentarier sich nicht mehr zuhören
> PLASTIKMÜLL RETTET “SEUTE DEERN"
> "Kein Platz im Ersten für preisgekrönten Dokumentarfilm über Fritz Bauer"
> Weniger taz-Leserbriefe?
> Eine Parlaments-Armee in der NATO-Falle?
> Radio Bremen macht Cosmo klein
> Karl Marx und "Die Zukunft der Arbeit"
> Der WDR kürzt sein Funkhaus Europa zusammen
> Wie taz-Autor Jan Feddersen mit Kritik umgeht
> Flüchtlingsberichterstattung: Journalismus - Empathie - Ethik
> DEUTSCHE POST: EBOLA-KRANK?
> Wie ein Bremer Wutbürger das Lebenswerk eines Bremer Autors würdigt ... und was dem Geehrten bei Radio Bremen widerfuhr
 
ARCHIV ARCHIVE

Have your say!
Was sagen Sie dazu?
RE: grumbler's corner & topic
RE: Meckerecke & Thema


16.11.2019
  Im Bundestagsplenum sind nach Angaben der Pressestelle Smartphones und Tablet-Computer erlaubt, solange damit nicht telefoniert wird. ... Aber ...

Offline: Wenn Parlamentarier sich nicht mehr zuhören

Von Klaus Jürgen Schmidt per Email am 16.11.2019:

Offener Brief an das Präsidium des Deutschen Bundestages

Miteinander streiten!
Aufeinander eingehen!
Und vor allem:
Einander zuhören!

Das, so dachte ich, führen uns die Volksvertreter bei ihrer Arbeit beispielhaft im Parlamentsplenum vor.

Das, was wir zu sehen bekommen – egal ob von der Besucher-Tribüne aus oder als Fernsehzuschauer – ist jedoch ein Abbild des verrückt gewordenen Alltages von Menschen, die nicht mehr lassen können von ihren elektronischen Kommunikationsapparaten.

Eine Mehrheit der Abgeordneten – Kabinettsmitlieder eingeschlossen – tippt, wischt, liest – und: HÖRT NICHT MEHR ZU.

Ich fordere das Präsidium des Deutschen Bundestages auf, für die Arbeit im Plenum das Benutzen von Smartphones, Tablets, IPads etc. zu unterbinden. Auf diese Weise würde u.a. auch sichergestellt, dass Abgeordnete nicht mit Aussenstehenden kommunizieren, sondern sich auf den Meinungsaustausch im Plenum konzentrieren.

Unaufschiebbare Kommunikationsanfragen während Plenarsitzungen können durch einen Saaldienst weitergeleitet werden. Wer glaubt, antworten zu müssen, hat dafür das Plenum zu verlassen.

Ergebnis: Abgeordnete des Deutschen Bundestages als Vorbilder für eine Kultur des Zuhörens und des Meinungsaustausches.
 

LESER-REAKTION 1:
 
Lieber Herr Schmidt,
Sie sprechen mir mit Ihrem Offenen Brief an das Bundestagspräsidium aus der Seele. Dass noch niemand auf den Gedanken gekommen ist, ein Mindestmaß an Aufmerksamkeit und Respekt zu verlangen, macht unsereinen fassungslos. Wenn Abgeordnete und Minister eine so geringe Achtung vor ihresgleichen haben, was mögen sie dann wohl erst von den Menschen halten, die nicht im Bundestag sind.
Gruß
Kurt Nelhiebel



 

Unverbremt:

Klaus Jürgen Schmidt über ein Wahrzeichen

"Seute Deern": Die Rettung
Skurril oder machbar?
radiobridge@aol.com

Fotos: Jörg Rabe / Stand: 07.10.2019
13.09.2019

An die Pressestelle des Bremerhavener Schiffahrtsmuseums:

Sehr geehrter Herr Joppig!
In der Anlage erhalten Sie ein pdf-Dokument mit einer ungewöhnlichen Idee zur Rettung der "Seute Deern".
Bitte leiten Sie das Dokument an Frau Prof. Dr. Sunhild Kleingärtner weiter.
Ich möchte eine öffentliche Debatte vorschlagen, gerne betrieben durch Ihr Haus.
Über Feedback würde ich mich freuen.
Hochachtungsvoll, Klaus Jürgen Schmidt

pdf-Anlage: PLASTIKMÜLL RETTET “SEUTE DEERN"

(Weitere Anschreiben gingen an die Leiterin des Alfred-Wegener-Instituts als auch an den Oberbürgermeister in Bremerhaven
ohne Antwort bisher!)
 
REAKTION 1:

Von: Joppig Thomas
An: radiobridge@aol.com
Verschickt: Mi, 18. Sept 2019 15:37
Betreff: AW: zu meinem Vorschlag vom 13.09.2019: PLASTIKMÜLL RETTET “SEUTE DEERN” der Hinweis ...

Lieber Herr Schmidt,
vielen Dank für Ihren Vorschlag. Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass sich unser Hauptaugenmerk momentan auf die aufwendige Bergung der SEUTE DEERN konzentriert. Alle Vorschläge zur Zukunft des Schiffes werden jedoch gesammelt und nach der Bergung und gutachterlichen Untersuchung des Schiffes in den zuständigen Gremien beraten.
Beste Grüße
Thomas Joppig
 
REAKTION 2:

11.11.2019
Von: Buergerkommunikation@bmz.bund.de
An: radiobridge@aol.com

Sehr geehrter Herr Schmidt,
haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht an das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), in der Sie zur möglichen Förderung eines Umweltprojektes im weiteren Sinne erkundigen.
Das BMZ unterstützt Projekte und Programme von deutschen Trägerorganisationen, die eine direkte und nachhaltige Verbesserung der wirtschaftlichen, sozialen oder ökologischen Situation der Armen in den Kooperationsländern Deutschlands bewirken.
Für die Beratung von entwicklungspolitischen Vorhabenhaben wir die Engagement Global gGmbH gegründet, eine hundertprozentige Tochter des BMZ. Sie ist die zentrale Kontaktstelle für allgemeine Beratung rund um entwicklungspolitisches Engagement im Inland und Ausland. Im Auftrag des BMZ berät Engagement Global Einzelpersonen, Kommunen, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Stiftungen zu entwicklungspolitischen Förder- und Freiwilligenprogrammen, vermittelt Ansprechpartner und Kooperationspartner, erschließt Finanzierungsquellen und vernetzt fachlich. Für eine Beratung können Sie können gerne das gebührenfreie Infotelefon unter 0800 188 7 188 anrufen oder eine E-Mail an info@engagement-global.de schreiben.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg für Ihr Vorhaben, das alte Segelschiff in eine neue Aufgabe zu überführen und bedanke mich für Ihr Engagement.
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Christoph Diener
 
14.11.2019

Pressemitteilung: Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat 46 Millionen Euro für den Nachbau der "Seute Deern" bewilligt.


29.09.2017
 
Weniger taz-Leserbriefe?  
 
www.taz.de/!5450550/

Das Salz im Lesegericht

Werkstattbericht Ab 2. Oktober kommt die neue taz. Wir berichten über die Neugestaltung. Heute: die LeserInnenbriefe. Mittwochs und samstags gehört ihnen künftig eine ganze Seite. Dazwischen: der Brief des Tages

Kritik hält eine Zeitung wach; Kritik ist auch das Salz in jedem Lesegericht. Noch nie sind Sie als taz-LeserInnen zimperlich mit uns als Zeitung umgegangen. Aber wenn Sie begeistert sind, dann erfahren wir das auch postwendend.

Die Lebendigkeit der LeserInnenbriefe hat uns auf die Idee gebracht, Ihre Kreativität auch unter der Woche einmal groß herauszustellen. In der neu gestalteten taz werden die Briefe deshalb immer mittwochs einen prominenteren redaktionellen Auftritt bekommen.

Bisher haben Ihre Zuschriften in der Werktagsausgabe ein unauffälliges Dasein in der Randspalte geführt. Sie kam so bescheiden grau und bleiwüstig daher, dass man sie häufig schlicht übersehen hat. Diese Briefspalten wurden leider auch weitaus weniger gelesen als die große Briefseite in der taz.am wochenende, die mit einem eigenen Layout die Aufmerksamkeit der taz-LeserInnen und RedakteurInnen auf sich zieht. Deshalb erscheint nun ab Oktober nicht nur an den Wochenenden eine ganze Seite mit LeserInnenbriefen, sondern auch an jedem Mittwoch. Und zwar nicht irgendwo hinten in der Zeitung: Wir bringen die LeserInnenbriefe auf Seite vier, damit sie einen größeren Stellenwert im Blatt bekommen.

Neben der nun prominenteren Präsentation möchten wir aber auch garantieren, dass unsere LeserInnen weiterhin in jeder Ausgabe der taz zu Wort kommen. Deshalb drucken wir ab dem 2. Oktober täglich einen „Leserbrief des Tages“. Am Wochenende bleibt es bei der gewohnten ganzen Briefseite. Ihre Zuschriften sind für uns oft ein Kompass, eine wichtige Orientierungshilfe hinsichtlich Ihrer Wünsche, Hoffnungen – und auch Enttäuschungen! – im täglichen poli­tischen Leben mit der taz. Ihre Hinweise und Anmerkungen geben des Öfteren auch Anstöße für Kommentare oder weitergehende Recherchen der Redaktion.

Die taz-LeserInnenkommentare sind etwas Besonderes. Sie nehmen sich Zeit für Ihre Briefe an uns. Und wir nehmen uns künftig noch mehr Zeit für die Gestaltung Ihrer Le­serInnenbriefseite am Mittwoch und am Samstag und für die Auswahl des wichtigsten Briefs an den anderen Tagen.

Es freut uns immer wieder, wie kreativ und originell etliche Briefe geschrieben sind. Karikaturen haben wir schon erhalten, Satiren, Persiflagen und einige Gedichte, die tatsächlich diesen Namen verdienen. Aber auch ihre aktuellen Kommentierungen und Analysen haben es in sich! Die Vielfalt Ihrer Reaktionen auf die tägliche taz wird im Rahmen der beiden gestalteten Briefseiten nun auch ästhetisch zur Geltung kommen – und der LeserInnenbrief des Tages wird uns jeden Morgen an Ihre Sichtweise erinnern.

Gaby Sohl ist Leserbriefredakteurin der taz. Bis zum Start der neuen taz am Montag, den 2. Oktober, bringen wir jeden Tag einen Werkstattbericht zu den konzeptionellen und gestalterischen Veränderungen der Zeitung. Die neu gestaltete taz.am wochenende erscheint dann am 7. Oktober. Alle Werkstattberichte finden Sie im Internet 7unter
taz.de/neu
 

REAKTION 1
 
Am 28.09.2017 um 14:46 schrieb radiobridge@aol.com:
Betrifft: Salz in der taz-Suppe: Leserbriefe
Datum: 28.09.2017 14:46:03

Leserbrief:
Demnächst zweimal pro Woche eine Seite mit Leserbriefen? Dafür viermal pro Woche nur einen "Brief des Tages"? Das wird Sparkost mit weniger Würze: Weniger Leser werden TAGESAKTUELL auf die taz-Kost reagieren können. Ich möchte auch weiterhin täglich aus den fünf bis sieben Zuschriften meinen "Brief des Tages" selber aussuchen dürfen. Klaus Jürgen Schmidt


taz-ANTWORT 1:

Thema: Re: Salz in der taz-Suppe: Leserbriefe
Datum: 28.09.2017 14:59:48 Mitteleuropäische Sommerzeit
Von: briefe@taz.de

Lieber Herr Schmidt,

Ihre Zuschrift hat die taz-Leser*brief-Redaktion erreicht. Vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Es wird sicherlich verschiedene Meinungen zur Neugestaltung der Leserbriefe geben. Einigen wird es gehen wie Ihnen - lieber die tägliche Randspalte und damit, alles in allem, ein paar Leserbriefe mehr. Den meisten aber, hoffen wir, wird die bessere Sichtbarkeit und redaktionelle Aufwertung gefallen. Und viele werden die Leserbriefe überhaupt erst wirklich wahrnehmen. Es ist leider nicht so, dass diese Randspalten viel gelesen wurden. Deshalb sind wir ja auf diese neue Idee gekommen. Und wir haben leider nicht den Platz, eine Seite plus die täglichen Randspalten zu drucken. Wir mussten uns entscheiden und das haben wir getan. Es tut mir leid, dass Ihnen diese Wahl nicht gefällt - aber für uns ist entscheidend, dass die Briefe auch tatsächlich gelesen werden. Und das ist auch im Sinne der meisten LeserbriefschreiberInnen.

Mit freundlichen Grüßen aus der taz, Gaby Sohl

taz.die tageszeitung
Leser*briefredaktion
Rudi-Dutschke-Straße 23
10969 Berlin
briefe@taz.de



KJS-REAKTION am 29.09.2017:

Hallo taz-Leserbrief-Redaktion - Guten Tag, Frau Sohl!

Seltsame Behauptung in Ihrer Begründung: "Es ist leider nicht so, dass diese Randspalten viel gelesen wurden". Meine Wahrnehmung ist ganz anders: Leserbriefe in der Randspalte haben oft dazu geführt, dass sich andere Leser dazu äusserten. Auch das wird wegfallen, wenn viermal in der Woche (von wem eigentlich?) ein einziger "Brief des Tages" ausgewählt wird. Anders als von Ihnen dargestellt, schränkt die Redaktion mit dem angekündigten Konzept die lebhafte Beteiligung von Lesern an einer bislang erfreulich unabhängigen Debatte über Inhalte, Autoren und Redaktionsarbeit ein. Weil dafür kein Platz ist? Interessanterweise war in der taz von heute schon kein Platz für den Abdruck meiner wenigen Zeilen. Wird da eine Leser-Debatte gescheut? Diese kann jetzt online geführt werden in meiner Mecker-Ecke:
www.radiobridge.net/corner.html#tazleser


02.05.2017
 
  Eine Parlaments-Armee in der NATO-Falle?

An:

Henning Otte, verteidigungspolitischen Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag
henning.otte@bundestag.de

Rainer Arnold, verteidigungspolitischen Sprecher der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag
rainer.arnold@bundestag.de

Agnieszka Brugger, Sprecherin der Grünen für Sicherheitspolitik und Abrüstung
agnieszka.brugger@bundestag.de

Christine Buchholz, verteidigungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE
christine.buchholz@bundestag.de

Klaus Jürgen Schmidt bittet um Stellungnahme:

Die NATO hatte bei ihrem Gipfel im Sommer 2016 die Entsendung von je etwa 1000 Soldaten nach Polen, Lettland, Estland und Litauen beschlossen. Damit reagierte sie auf das gestiegene Sicherheitsbedürfnis der östlichen Bündnispartner, die sich seit Beginn des Ukraine-Konflikts von Russland bedroht fühlen. Deutschland führt seit Februar dieses Jahres den Truppenverband in der ehemaligen Sowjetrepublik Litauen an, zu dem auch Soldaten aus Belgien, den Niederlanden und Norwegen gehören. Über die Situation der rund 600 Bundeswehr-Soldaten und ihre ersten Erfahrungen vor Ort berichtete im April Radio Bremen-Autor Justus Wilhelm in einem ARD-Hörfunk-Feature. Bei der Vorstellung dieses Features im Bremer Presseclub kam es beim Gespräch mit Autor und Redakteur zu der Frage, ob es für den Bundeswehr-Einsatz in Litauen einer Zustimmung des Bundestages bedurft hätte; in der Einführung des Features war nicht darauf eingegangen worden. Dort, im Bundestag, hatte u.a. der Grünen-Außenpolitiker Jürgen Trittin zur Debatte folgendes beigetragen: "Es geht darum, den Zusammenhalt dieses gemeinsamen Europas innerhalb der Nato zu sichern. An dieser Stelle über Aufrüstung zu reden heißt doch wirklich, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen." In der kleinen Gesprächsrunde wurde vermutet, dass ein Bundestagsmandat für den Einsatz in Litauen nicht erforderlich gewesen sei, weil es sich ja um eine Truppenbewegung innerhalb des NATO-Bündnisses handele. Kann es sein, dass deutsche Parlamentarier düpiert wurden, als sie es zuliessen, dass die umstrittene NATO-Ausdehnung nach Osteuropa ohne ihre Befragung stattfand? Dass sie es nun zulassen müssen, auch nicht gefragt zu werden, ob deutsche Soldaten im schlimmsten Fall als "Kanonenfutter", im ebenfalls schlimmen Fall als "Köder" für den "russischen Bären" dienen sollen?


ANTWORT 1

08.05.2017

Sehr geehrter Herr Schmidt,

vielen Dank für Ihre Anfrage und entschuldigen Sie bitte, dass wir uns erst jetzt zurückmelden.
Da Frau Brugger momentan sehr viele Termine hat, möchte ich Sie bitten, sich an das Büro von Herrn Jürgen Trittin MdB zu wenden (jürgen.trittin@bundestag.de), der mit dem Thema NATO ebenfalls befasst ist.
Vielen Dank für Ihr Verständnis.

Mit freundlichen Grüßen

Nike Utz
Persönliche Referentin

Agnieszka Brugger, Mitglied des Deutschen Bundestages
Tel.: 030 227 - 71570 | Fax: 030 227 - 76195 Platz der Republik 1, 11011 Berlin
E-Mail: agnieszka.brugger@bundestag.de

(Info: Die Anfrage an Jürgen Trittin wurde am selben Tag per mail geschickt.)


29.05.2017

ANTWORT 2

Subject: AW: Eine Parlaments-Armee in der NATO-Falle?
Date: 29.05.2017 12:20:54 Mitteleuropäische Sommerzeit
From: henning.otte@bundestag.de

Sehr geehrter Herr Schmidt,

haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage vom 08. Mai 2017.

Russland hat seine Politik auf neue Einflusssphären ausgerichtet, seine Truppenbewegungen an die NATO-Außengrenzen erhöht und setzt durch seine aggressive Außenpolitik seine Nachbarn zunehmend unter Druck. Die Baltenstaaten und Polen befürchteten Grenzkonflikte wie in der Ukraine und haben die Nato um Unterstützung gebeten. Aufgrund dieser veränderten sicherheitspolitischen Lage hat die NATO beschlossen, ihre Fähigkeiten zur Abschreckung an der NATO Ostflanke zu stärken und in Estland, Lettland, Litauen und in Polen eine stärkere Präsenz zeigen.

Ungeachtet der russischen Verstöße hält die NATO bis auf weiteres an der NATO-Russland Grundakte von 1997 fest und stationiert keine „zusätzlichen substantiellen NATO Kampftruppen“ permanent in den neuen Mitgliedsstaaten, sondern entsendet multinationale Gefechtsverbände auf rotierender Basis in die Bündnisstaaten.

Bei dieser Entsendung von Soldaten der Bundeswehr in das Baltikum, handelt es sich um einen Beitrag zur politischen Stabilität. Dabei bleibt der Einsatz der Bundeswehr unterhalb der Schwelle eines parlamentarisch mandatierungspflichtigen Einsatzes.

Im Rahmen der Mitgliedschaft der Bundesrepublik Deutschland in der NATO, erachte ich es als sehr wichtig mit unseren NATO-Partnern in engem Kontakt zu stehen und zusammenzuarbeiten. Nur in gemeinsamer und guter Partnerschaft werden sich die verteidigungspolitischen Herausforderungen der Zukunft bewältigen lassen können.

Und ich bin überzeugt, dass sich ein friedliches Europa grundsätzlich, durch die enge Zusammenarbeit mit unseren internationalen Partnern und im Verbund der NATO sichern lässt.

Ich hoffe, Ihnen mit dieser Antwort dienlich gewesen zu sein.

Henning Otte MdB
Verteidigungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag


KJS-Reaktion:

Sie schreiben:
"Bei dieser Entsendung von Soldaten der Bundeswehr in das Baltikum, handelt es sich um einen Beitrag zur politischen Stabilität. Dabei bleibt der Einsatz der Bundeswehr unterhalb der Schwelle eines parlamentarisch mandatierungspflichtigen Einsatzes."
Ich hatte aber gefragt:
"Kann es sein, dass deutsche Parlamentarier düpiert wurden, als sie es zuliessen, dass die umstrittene NATO-Ausdehnung nach Osteuropa ohne ihre Befragung stattfand? Dass sie es nun zulassen müssen, auch nicht gefragt zu werden, ob deutsche Soldaten im schlimmsten Fall als 'Kanonenfutter', im ebenfalls schlimmen Fall als 'Köder' für den 'russischen Bären' dienen sollen?"
Diese Fragen sind nicht dadurch beantwortet, dass Sie die "Entsendung von Soldaten der Bundeswehr in das Baltikum" einen "Beitrag zur politischen Stabilität" nennen und diese Entsendung deshalb "unterhalb der Schwelle eines parlamentarisch mandatierungspflichtigen Einsatzes" liege.
Ich wollte wissen, ob die umstrittene Ausweitung des NATO-Gebietes hätte "parlamentarisch mandatierungspflichtig" sein sollen, damit die "Entsendung von Soldaten der Bundeswehr in das Baltikum" der parlamentarischen Kontrolle unterworfen geblieben wäre.


06.07.2017

KJS: Angesichts der Verweigerung von Antworten auf meine Fragen aus den parlamentarischen Büros habe ich im Folgenden eine Chronologie zum Thema zusammengestellt:


Ein ZEIT-Gespräch von Christoph Bertram / 02. Mai 1997
Egon Bahr: Entscheidend ist ja nicht der Wunsch der einzelnen Länder, Mitglied zu werden, sondern die Frage, ob die Parlamente aller Nato-Mitglieder der Erweiterung zustimmen. ...
weiter


Auf dem Madrider Gipfel am 8. und 9. Juli 1997 wurden die aussichtsreichsten Beitrittskandidaten bestätigt: Polen, Tschechien und Ungarn werden zu Verhandlungen mit der Allianz aufgefordert. Die Frage nach dem "wer" schien damit geklärt. Allerdings handelte es sich hier, wie man vonseiten der NATO betonte, nur um eine erste Verhandlungsrunde, und die Tür stehe weiteren Bewerbern, in erster Linie Rumänien und Slowenien, offen, die als aussichtsreichste Bewerber für die zweite Runde gelten. Am Rande des Gipfeltreffens tritt der neue Euro-atlantische Partnerschaftsrat ( 10) (CPEA) auf Ebene der Staats- und Regierungschefs erstmals zusammen. So wird laut Schlußkommuniqué des Nordatlantikrats vom 29. Mai 1997 in Sintra der bisherige Nordatlantische Kooperationsrats durch den Euro-atlantischen Partnerschaftsrat ersetzt, in den als Institution die durch NAKR und PfP eingeführten Neuerungen einheitlich zusammengeführt werden. Zwei Grundsätze sind für den Euro-atlantischen Partnerschaftsrat bestimmend: Gleichberechtigung der Mitglieder (Zugänglichkeit) und Selbstdifferenzierung, wonach jeder Partner selbst über den Umfang der Zusammenarbeit mit der NATO und die davon betroffenen Bereiche entscheidet. Die Partner beraten mit den Bündnismitgliedern im Militärausschuß der NATO ( 11) über militärische Fragen. ...
weiter


19.06.2001
Politik Nato-Konzept: Fischer verteidigt Zustimmung

Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) hat vor dem Bundesverfassungsgericht Forderungen der PDS nach erweiterten Mitspracherechten des Bundestages in der Außen- und Sicherheitspolitik zurückgewiesen. Fischer warnte, eine Niederlage der Regierung in Karlsruhe hätte verheerende Folgen für die Glaubwürdigkeit der deutschen Außenpolitik.
Die PDS-Bundestagsfraktion hatte gegen die Bundesregierung eine Organklage erhoben, weil sie anlässlich des 50. Jahrestages der Nato im April 1999 einem neuen strategischen Konzept des Bündnisses zustimmte, ohne zu der Vertragsänderung die Zustimmung des Bundestages einzuholen. Die neue Nato-Strategie sei vom alten Nato-Vertrag von 1949 nicht gedeckt, so die PDS. Von einem Militärbündnis gegen militärische Angriffe von außen habe sich die Nato zu einer Organisation gewandelt, die "Krisenreaktionseinsätze" in Drittländern zu ihren Aufgaben zähle. ...
weiter


Antrag der PDS in Sachen NATO-Konzept zurückgewiesen - Urteil vom 22. November 2001

Pressemitteilung Nr. 105/2001 vom 22. November 2001

Urteil vom 22. November 2001
2 BvE 6/99
Durch Urteil vom heutigen Tage hat der Zweite Senat des Bundesverfassungsgerichts aufgrund der mündlichen Verhandlung vom 19. Juni 2001 den Antrag der PDS-Bundestagsfraktion im Organstreitverfahren zurückgewiesen. ...
weiter


17.03.2017

  Schlechtere Frequenz für Interkulturelles
Radio Bremen macht Cosmo klein
Bremer Rat für Immigration fordert Radio Bremen auf, Frequenzentausch zu revidieren
"Das interkulturelle Radioprogramm Cosmo ist Sprungbrett für migrantische Moderatoren. Auf neuer Frequenz hat sich die UKW-Reichweite jetzt massiv verringert. Radio Bremen spricht von einer „Optimierung der UKW-Frequenzen“, die Medienzeitschrift der Gewerkschaft Ver.di von einer „Nacht- und Nebelaktion“. Die Äußerungen beziehen sich auf die Verbreitung von Cosmo. Cosmo ist ein interkulturelles Radioprogramm, das sich unter anderem dadurch auszeichnet, dass es über Flucht und Migration aus der Perspektive der Betroffenen berichtet. Anfang Februar verkündete Radio Bremen einen „Frequenztausch“ zwischen Cosmo und dem 2016 gestarteten Jugendprogramm Bremen Next." ...  

per Zuschauer-mail an butenunbinnen-Redaktion am 08.03.2017 / 19:50 Uhr

Hallo! Habe ich das eben richtig gehört: Cosmo habe laut Media-Analyse zugelegt? Und das ohne Hinweis darauf, dass RB soeben die Frequenz für Cosmo weggeschaltet hat, und - sowieso - ohne Hinweis auf die öffentlich begonnene Debatte um diese klammheimliche RB-Entscheidung - siehe taz, siehe campact-Aktion. Einordnung: Fake News! Klaus Jürgen Schmidt


REAKTION 1:

16.03.2017

Sehr geehrter Herr Schmidt,

ich habe Ihre Anmerkung zur Media-Analyse und zu den Veränderungen bei COSMO von Herr Schulenberg weitergeleitet bekommen.
Sie fragen, warum in dem kurzen buten un binnen-Nachrichtenfilm zur Media-Analyse die Veränderungen bei COSMO keine Rolle gespielt haben. Die Antwort ist einfach: Weil sich die Veränderungen bei COSMO in dieser Media-Analyse nicht niederschlagen. Die Erhebung fand zu einem früheren Zeitpunkt statt. Wenn bei der nächsten Media-Analyse Reichweiten-Verluste für COSMO gemessen werden, dann werden wir das erklären und einordnen.

Freundliche Grüße,

Frank Schulte

Radio Bremen
Redaktion buten un binnen
Leitung


ANTWORT: 17.03.2017

Sehr geehrter Herr Schulte!

Sie interpretieren meinen Einwand gegen die b&b-Berichterstattung so: "Sie fragen, warum in dem kurzen buten un binnen-Nachrichtenfilm zur Media-Analyse die Veränderungen bei COSMO keine Rolle gespielt haben". Das hatte ich keineswegs gefragt. Ich hatte angemahnt, doch bitte als b&b-Redaktion einer journalistischen Verpflichtung nachzukommen, nämlich nicht bloss (als Sprachrohr der RB-Presse-Abteilung) einen alten Erfolg für COSMO zu melden, sondern auch auf die öffentliche Kritik an der soeben erfolgten COSMO-Amputation einzugehen.

Die b&b-Redaktion hatte offenbar von der Presse-Abteilung des eigenen Unternehmens eine Erfolgsmeldung in eigener Sache auf den Tisch bekommen. Diese sollte am Abend des 08.03.2017 als Nachricht verbreitet werden. Spätestens seit dem Vortag musste die Redaktion durch lokale Presseberichterstattung (taz) allerdings wissen: Der nachrichtlich zu vermeldende Erfolg kann sich nicht wiederholen, das eigene Unternehmen hatte soeben die Voraussetzungen dafür durch einen Wellentausch ausgebremst. Gegen diesen Wellentausch hatte sich umgehend Hörer-Protest formiert, eine Unterschriften-Aktion des "Bremer Rates für Integration" zur Rücknahme der Entscheidung ist seit dem Morgen des 08.03.2017 im Gange.

Sie schreiben an mich, die Veränderungen bei COSMO habe sich in der vermeldeten Media-Analyse nicht niedergeschlagen, und weiter: "Die Erhebung fand zu einem früheren Zeitpunkt statt. Wenn bei der nächsten Media-Analyse Reichweiten-Verluste für COSMO gemessen werden, dann werden wir das erklären und einordnen".
Wenigstens diese beiden Sätze - zusammen mit einer kurzen Erläuterung zum vorgenommenen Frequenzen-Tausch - hätten in die Nachricht gehört.

Bis heute ist die b&b-Redaktion ihren Zuschauern die Berichterstattung über einen Vorgang schuldig geblieben, der in Bremen öffentliche Proteste gegenüber Radio Bremen bewirkt hat.

Übrigens: Dass und weshalb mir Herr Schulenberg freundlicherweise antwortete, und dass er schliesslich meine mail an Sie weiterleiten musste, ist ein weiteres Mysterium. Für meine ursprüngliche Stellungnahme zur bubi-Nachricht vom 08.03.2017 hatte ich das auf Ihrer b&b/RB-Website zur Verfügung gestellte online-Formular genutzt.

Es wird Zeit, dass der Dialog mit RB-Hörern und -Zuschauern zu Fragen der Programmgestaltung vor allem durch die b&b-Redaktion pro-aktiv betrieben wird. Das könnte vielleicht auch den redaktionsinternen Dialog über journalistisches Selbstverständnis und über journalistische Verantwortung befördern.

Ich erlaube mir, diese Replik sowohl Herrn Schulenberg als auch dem Rundfunkrat sowie der Intendanz von Radio Bremen zur Kenntnis zu bringen.

Mit kollegialen Grüssen

Klaus Jürgen Schmidt



02.11.2016
 
  KARL MARX und die "ZUKUNFT DER ARBEIT"
 
An die ARD-Zuschauer-Redaktion:

Hallo,

bei meiner Suche im Internet nach redaktionell Verantwortlichen für die Gestaltung der ARD-Themenwoche "Zukunft der Arbeit" bin ich nicht so recht fündig geworden.
Ich wäre Ihnen dankbar für eine Weiterleitung meiner Fragen und Anregungen. Vielleicht anwortet mir ja jemand.

Meine Beobachtung:

Vor allem in den ARD-Beiträgen (Spielfilme, Dokumentationen, Talk-Runden) zur wachsenden Rolle von Automatisierung und computergesteuerten Kommunikations- und Produktionsprozessen bleibt das Verhältnis zwischen "Lohnarbeit und Kapital" weitgehend ausgeblendet. "Lohnarbeit und Kapital" ist der Titel einer erstmals 1849 veröffentlichten Schrift von Karl Marx.
Ich finde es schon erstaunlich, wie "Zukunft der Arbeit" besprochen werden kann, ohne einmal nachzusehen, was ein deutscher Philosoph, Ökonom, Gesellschaftstheoretiker, politischer Journalist und Protagonist der Arbeiterbewegung dazu zu sagen hatte und ob seiner Analyse heute noch etwas abzugewinnen wäre.

Mein Hinweis:

Ich habe mir mal die Mühe gemacht, und bei WIKIPEDIA diesen einigermassen lesbaren Text gefunden:

https://de.wikipedia.org/wiki/Lohnarbeit_und_Kapital

... „Wie wirkt das Wachsen des produktiven Kapitals auf den Arbeitslohn?“ Bevor Marx jedoch an die eigentliche Beantwortung der Frage geht, untersucht er zunächst ihre Vorbedingung, das Wachstum des produktiven, bürgerlichen Kapitals. Dieses kann auf dreifacher Weise: „durch größere Teilung der Arbeit, durch Anwendung und Verbesserung neuer Maschinen, durch vorteilhaftere und massenhaftere Ausbeutung der Naturkräfte“ gesteigert werden. Dieses Wachstum, diese Vermehrung der Kapitalien bewirkt jetzt (zunächst einmal) eine Erhöhung der Konkurrenz unter den Kapitalisten, den Produktionsmittelbesitzenden, nachdem es zuvor den Druck auf den einzelnen Kapitalisten gesteigert hat, denn, da er jetzt zum selben Produktionspreis mehr produzieren und damit billiger anbieten kann, muss er dieses Mehr an Produkten auch verkaufen, es hat sich „das Bedürfnis des Absatzes für ihn ausgedehnt“ und „schwierigere Bedingungen der Verwertung seines Kapitals“ sind aufgetreten. Zusätzlich bewirkt der Konkurrenzdruck unter den Kapitalisten, dass nicht nur der Einzelne den Produktionsvorteil behält – über kurz oder lang werden „andre wetteifernde Kapitalisten […] dieselben Maschinen, dieselbe Teilung der Arbeit ein[‚führen‘], führen sie auf derselben oder größrer Stufenleiter ein, und diese Einführung wird so allgemein werden, bis der Preis der [Ware] nicht nur unter ihre alten, sondern unter ihre neuen Produktionskosten herabgesetzt ist.“
Wie vor der Einführung der neuen effizienteren Produktionsmittel konkurrieren die Produzenten/Anbieter jetzt also wieder mit gleicher Ausstattung ihrer Produktionskraft, nur dass „sie jetzt gezwungen [‚sind‘], unter dem alten Preis das doppelte Produkt zu liefern“. Und diese den gesamten Weltmarkt beherrschende Dynamik bleibt nach diesem eben beschriebenen einmaligen Umlauf nicht stehen, mit jeder technologischen Neuerung werden neue potentere Maschinen eingeführt, mit jedem wissenschaftlichen Durchbruch werden die Naturkräfte effizienter ausgebeutet und in der Folge die Arbeit stets aufs Neue geteilt.
„Wir sehn, wie so die Produktionsweise, die Produktionsmittel beständig umgewälzt, revolutioniert werden, wie die Teilung der Arbeit größre Teilung der Arbeit, die Anwendung der Maschinerie größre Anwendung der Maschinerie, das Arbeiten auf großer Stufenleiter Arbeiten auf größerer Stufenleiter notwendig nach sich zieht.“
Im selben Maß, in dem das Produktionsinstrument immer teurer wird (Ankauf neuer und immer neuerer Maschinen), wird der Preis der Ware immer billiger, sodass, um die Produktionskosten zu ersetzen – unterliegen die Wirtschaftsakteure doch dem „Gesetz, welches innerhalb der Schwankungen der Handelsepochen den Preis einer Ware notwendig zu ihren Produktionskosten ausgleicht“ und haben ihm unbedingt zu folgen –, „ein massenhafterer Verkauf jetzt nötig ist“
„Das ist das Gesetz, das die bürgerliche Produktion stets wieder aus ihrem alten Geleise herauswirft und das Kapital zwingt, die Produktionskräfte der Arbeit anzuspannen, weil es sie angespannt hat, das Gesetz, das ihm keine Ruhe gönnt und beständig zuraunt: Marsch! Marsch!“

Nach dieser Klärung der Geschehnisse auf Seiten der Kapitalisten – das Wachsen des produktiven Kapitals – kann Marx nun endlich darangehen, die eigentliche Frage – dessen Wirkung auf den Arbeitslohn – zu beantworten, jedoch nicht ohne vorher dieselbe Frage, wenn auch variiert, noch einmal zu stellen: „Wie aber wirken diese Umstände, die von dem Wachsen des produktiven Kapitals unzertrennlich sind, auf die Bestimmung des Arbeitslohns ein?“. Entgegen der von ihm also bestrittenen bürgerlichen Behauptung der positiven Korrelation dieser beiden Faktoren konstatiert Marx (nun auch) eine Vermehrung der Konkurrenz unter den Arbeitern auf drei Ebenen, als deren Wirkung eine Verringerung des Lohns auftritt: zunächst „machen sich [‚{d}ie Arbeiter‘] Konkurrenz, indem einer sich wohlfeiler verkauft als der andre; [dann] machen [‚sie‘] sich Konkurrenz, indem einer die Arbeit von 5, 10, 20 verrichtet“, also ein einzelner Arbeiter allein die Arbeitsbelastung und den Konkurrenzdruck auszuhalten hat, den früher fünf, zehn oder zwanzig Arbeiter zusammen ertragen mussten, weil er jetzt die Arbeit dieser Arbeiteranzahl verrichtet und daher mit seiner Anstellung ebenso viele verdrängt, ohne aber das betreffende Mehrfache an Salär zu erhalten; und drittens vereinfacht sich die Arbeit infolge der Arbeitsteilung derart, dass „[s]eine Arbeit [eine] allen zugängliche Arbeit [‚wird‘]. Es drängen daher Konkurrenten von allen Seiten auf ihn ein, und überdem erinnern wir, daß, je einfacher, je leichter erlernbar die Arbeit ist, je weniger Produktionskosten es bedarf, um sich dieselbe anzueignen, desto tiefer [‚sinkt‘] der Arbeitslohn […], denn wie der Preis jeder andern Ware ist er durch die Produktionskosten bestimmt.“

Marx konkludiert, dass „[i]n demselben Maße also, worin die Arbeit unbefriedigender, ekelhafter wird, in demselben Maße nimmt die Konkurrenz zu und der Arbeitslohn ab“ und dass „[j]e mehr er [der Arbeiter] arbeitet, um so weniger Lohn erhält er“ , wobei vor allem „die Maschinerie“ maßgeblichen Anteil daran hat. Es wird das Bild des „industriellen Krieg[es]“ bemüht, der auf zwei Fronten – die der Kapitalisten und die der Arbeiter – ausgetragen wird: dieser „Krieg hat das eigentümliche, daß die Schlachten in ihm gewonnen werden weniger durch Anwerben als durch Abdanken der Arbeiterarmee. Die Feldherren, die Kapitalisten, wetteifern untereinander, wer am meisten Industrie-Soldaten entlassen kann.“
Zwar sagen die bürgerlichen Ökonomen, gegen die Marx opponiert, nicht, dass die von den neu eingeführten Maschinen verdrängten Arbeiter neue (adäquate) Beschäftigung finden würden, da dies zu offensichtlich der Unwahrheit entspräche, aber sie behaupten, dass dies „für andre Bestandteile der Arbeiterklasse, z.B. für den Teil der jungen Arbeitergeneration, der schon bereitstand, um in den untergegangenen Industriezweig einzutreten“ zuträfe. Sollte dies wahr sein, was Marx aber bestreitet – viel mehr meint er, darin tröstende Worte zu sehen, die die bürgerliche Ökonomie an die Kapitalisten richtet, deren Klasse, würde die der Lohnarbeiter durch die Maschinen verschwinden, ebenfalls unterginge –, dann würde aber der Lohn für diese neue Arbeit geringer sein. „[D]ie moderne Industrie [‚bringt‘] es mit sich, stets eine einfachere, untergeordnetere Beschäftigung der zusammengesetzten, höheren unterzuschieben.“, welche – wie oben schon dargestellt – schlechter bezahlt wird. Auch das Argument, dass durch den höheren Einsatz von Maschinen „die Beschäftigung der Arbeiter in der Maschinenfabrikation“ zunähme, kann Marx entkräften, indem er feststellt, dass „zum Fabrizieren von Maschinen […] höchst kunstvolle […] Maschinen […] angewandt [werden], gegenüber [denen] die in den Maschinenfabriken beschäftigten Arbeiter […] nur noch die Stelle von höchst kunstlosen Maschinen spielen“ können.
Durch diese „Bewegung […],schon vorhandne riesenhafte Produktionsmittel auf größerer Stufenleiter auszubeuten“, wird der kleine Industrielle, der damit nicht mehr Schritt halten kann, vernichtet; infolge seines Konkurses muss er „sich auf die Industrie werfen […] und [‚hilft‘] damit die Kandidaten für das Proletariat vermehren“: „So wird der Wald der in die Höhe gestreckten und nach Arbeit verlangenden Arme immer dichter, und die Arme selbst werden immer magrer.“ Auch nehmen korrelierend mit der Ausdehnung der Produktenmasse, dem „Bedürfnis nach ausgedehnten Märkten“ die Krisen – „die industriellen Erdbeben“ – zu:
„Sie werden häufiger und heftiger schon deswegen, weil […] der Weltmarkt immer mehr sich zusammenzieht, immer weniger neue Märkte zur Exploitation übrigbleiben, da jede vorhergehende Krise einen bisher uneroberten oder vom Handel nur oberflächlich ausgebeuteten Markt dem Welthandel unterworfen hat. [… G]anze Arbeiterhekatomben, die in den Krisen untergehn.“
Nach Klärung und Darstellung all dieser Sachverhalte nun kann Marx abschließend das Resümee ziehen, dass, „[j]e mehr das produktive Kapital wächst, desto mehr dehnt sich die Teilung der Arbeit und die Anwendung der Maschinerie aus. Je mehr sich die Teilung der Arbeit und die Anwendung der Maschinerie ausdehnt, um so mehr dehnt sich die Konkurrenz unter den Arbeitern aus, je mehr zieht sich ihr Lohn zusammen.“


Alles drin beim alten Marx! Nichts davon in der ARD-Woche zur "Zukunft der Arbeit"!

Meine Anregung:

Wäre es nicht lohnenswert gewesen, im Rahmen dieser Woche ein Format zu finden und zu realisieren, das die Marxschen Thesen verständlich aufgearbeitet hätte?

Es grüsst Klaus Jürgen Schmidt
 
 
REAKTION 1

03.11.2016

Von:
Erstes Deutsches Fernsehen
Programmdirektion
Zuschauerredaktion Das Erste

Sehr geehrter Herr Schmidt,

vielen Dank für Ihre E-Mail und Ihr Interesse am Ersten Deutschen Fernsehen.

Sie gehen in Ihrer E-Mail auf eine ganze Reihe von Aspekten zur Thematik ein, ich werde versuchen, Ihnen zu den Punkten zu antworten, die das Erste Deutsche Fernsehen betreffen. Das Erste berichtet über das Tagesgeschehen in Deutschland und der Welt, in Nachrichten, Beiträgen und Reportagen.

Die ARD-Themenwoche „Zukunft der Arbeit“ befasst sich mit unterschiedlichen Aspekten, wie sich unser Arbeitsleben im Zuge der Digitalisierung in Zukunft verändern wird. Beiträge im Ersten Deutschen Fernsehen, allen Dritten Programme, den Partnerprogrammen Arte, 3sat, Phoenix der Deutschen Welle sowie die Hörfunkwellen und den Webangeboten der ARD tragen den Facetten dieses so aktuellen wie vielfältigen Themas Rechnung.

Die ARD-Themenwoche steht unter der gemeinsamen Federführung des Hessischen Rundfunks (hr), von Radio Bremen und des Saarländischen Rundfunks (SR).

Unter
http://programm.ard.de/TV/Themenwoche-2016/Programmkalender können Sie das vollständige Programm einsehen. Dort finden Sie auch Beiträge, die sich mit wirtschaftlichen Themen wie bedingungsloses Grundeinkommen befassen, sehen Sie zum Beispiel unter http://www.rbb-online.de/wirtschaft/beitrag/2016/11/bedingungsloses-mein-grundeinkommen-projekt-interview-bohmeyer-zukunft-arbeit.html oder Sharing Economy, sehen Sie etwa unter http://programm.ard.de/TV/Programm/Alle-Sender/?sendung=2800718836065531.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen mit den Informationen weiterhelfen. Ihre kritische Anmerkung haben wir zur Kenntnisnahme der Programmverantwortlichen protokolliert.

Mit freundlichen Grüßen

Beate Kirchner
 
 
KJS-ANTWORT

03.11.2016
  Sehr geehrte Frau Kirchner!

Weshalb hat der alte Marx mit seinen Thesen zu "Lohnarbeit und Kapital" in der ARD-Woche "Zukunft der Arbeit" keinen Platz? Frage nicht beantwortet!

Könnten sich bitte Redaktionsverantwortliche dazu äußern, weshalb bloß Folgen und nicht die treibende Kraft des Finanz- und Wirtschaftssystems anhand Marxscher Thesen dargestellt werden?

Martin Luther wird gefeiert, Karl Marx ist vergessen? Opium für's Volk statt Analyse?

Es grüsst Klaus Jürgen Schmidt

Wikipedia
: Religion als „das Opium des Volkes“ ist eine Aussage von Karl Marx. Das Zitat stammt aus der um die Jahreswende 1843/44 verfassten Einleitung zu seiner Schrift Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie.
 
06.11.2016

An Frau Annette Leiterer
NDR Fernsehen
ZAPP - das Medienmagazin
zapp@ndr.de

Guten Tag Frau Leiterer!
      "Tödliche Geheimnisse"
Spielfilm Deutschland 2016
ARD-Themenwoche „Zukunft der Arbeit“
05.11.2016 / 20:15
 

Nun ist sie rum die ARD-Themenwoche "Zukunft der Arbeit". Ich habe mich da durchgezappt. Nachdem nun am Sonnabend in "Tödliche Geheimnisse" aufgeklärt wurde, dass für böse Entwicklungen globaler Konzern-Wirtschaft eine böse schöne Frau verantwortlich ist (die Saatgut-Herrscherin), möchte ich Ihnen meinen Versuch zur Aufklärung nahelegen, nachzulesen in meiner Mecker-Ecke:
http://www.radiobridge.net/corner.html#arbeit

Schönen Gruss von Klaus Jürgen Schmidt


14.02.2016

   

Nun ist sie rum die ARD-Themenwoche "Zukunft der Arbeit". Ich habe mich da durchgezappt. Nachdem nun am Sonnabend in "Tödliche Geheimnisse" aufgeklärt wurde, dass für böse Entwicklungen globaler Konzern-Wirtschaft eine böse schöne Frau verantwortlich ist (die Saatgut-Herrscherin), möchte ich Ihnen meinen Versuch zur Aufklärung nahelegen, nachzulesen in meiner Mecker-Ecke:
http://www.radiobridge.net/corner.html#arbeit

Schönen Gruss von Klaus Jürgen Schmidt


14.02.2016

  Der WDR kürzt sein Funkhaus Europa zusammen.
Der Vorzeigewelle droht das Aus.
Die Angebote für Minderheiten im Rundfunk sterben aus.


"Zunächst war es nur ein Gerücht, aber jetzt ist es amtlich. Der Westdeutsche Rundfunk will seine polyglotte Vorzeigewelle, das Funkhaus Europa, radikal zusammenstreichen. Sowohl im Musikprogramm als auch bei den fremdsprachigen Sendungen, mit denen der WDR die diversen Migrantencommunities auf Arabisch, Türkisch, Spanisch oder Polnisch zu erreichen versucht, sind harte Einschnitte geplant, die das bisherige Profil des Senders einebnen würden. ..."
zum taz-Artikel >>

  ... aus dem taz-Artikel:
"Das 1998 gegründete, international und interkulturell ausgerichtete Funkhaus Europa sendet seitdem – im Verbund mit Mitarbeitern in Berlin und Bremen – aus Köln auch in die Hauptstadt und in alle Welt. Der Sender ist ein Ziehkind des Journalisten Fritz Pleitgen, der von 1995 bis 2007 als WDR-Intendant amtierte. Sein Nachfolger im Amt, Tom Buhrow, wickelt dessen Erbe jetzt ab. ..."

Am 25. Februar 2016 lädt WDR-Intendant Tom Buhrow zur dritten Ausgabe des WDR-Checks.
<< Auf das Bild klicken und nachfragen!
(In Wirklichkeit war's ein Februartag des vergangenen Jahres. Aber der WDR hält das Frage-Formular nach wie vor online vor.
Tom Buhrow per mail direkt erreichen? Bitte um Vorschläge!)
 
Und wer will, kann hier ihren/seinen Kommentar dokumentieren: Kopie an die "Mecker-Ecke" schicken: radiobridge@aol.com


18.03.2016

Fundstück 9:
MEDIEN Korrespondenz / 18.03.2016

(Auszug)

... Keine gute Figur gaben in der Debatte um Funkhaus Europa WDR-Intendant Tom Buhrow und seine Hörfunkdirektorin Valerie Weber ab. Weber sagte in einem Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Ausgabe vom 25.2.16), die Kritiker der Reform verbreiteten in Teilen „absoluten Unsinn“, und in der Rundfunkratssitzung erklärte sie, in der Petition zum Musikprogramm würden Informationen „bar jeder Realität“ verbreitet. Das lässt sich natürlich leicht behaupten, wenn man der interessierten Öffentlichkeit die komplette Planung vorenthält. Denn dass der Rundfunkrat des WDR öffentlich tage, sei „nichts wert, solange die Vorlagen an den Rundfunkrat in der Schublade verschwinden und erst wieder daraus hervorgezogen werden, wenn sie beschlossen werden“, kritisierte das „WDR-Dschungelbuch“ am Tag nach der Rundfunkratsentscheidung.

Tom Buhrow fiel in der Rundfunkratssitzung vom 7. März, als über die Funkhaus-Europa-Reform entschieden wurde, unter anderem dadurch auf, dass er den Wunsch einiger Gremienmitglieder, das Thema noch weiter zu diskutieren, mit der Äußerung „Verschiebung bedeutet: Mehr Kampagne zur Verhinderung“ konterte. Solch ein Ausspruch sollte eigentlich unvereinbar sein mit dem Selbstverständnis des Intendanten eines öffentlich-rechtlichen Senders. Buhrow offenbart hier eine beinahe feudalistische Haltung. Man stelle sich vor, der Vorstandsvorsitzende eines Großkonzerns hätte den Aufsichtsräten seines Unternehmens nahegelegt, es sei nun genug diskutiert, man möge doch bitte abstimmen. Erstaunlich ist die Wortmeldung Buhrows auch deshalb, weil der Intendant vorher betont hatte, das Funkhaus-Europa-Programm liege „fast unter der Wahrnehmungsgrenze von einem Prozent“. Warum ist es dann andererseits so wichtig, dass man bei der Diskussion auf die Tube drücken muss?

Zu den großen Problemen der öffentlich-rechtlichen Sender gehört derzeit, dass ihnen aus rechten und verschwörerischen Kreisen Ablehnung und sogar Hass entgegenschlägt, was sich oft in dem denunziatorischen Ausruf „Lügenpresse“ äußert. Es ist aber auch kein geringes Problem, dass – und das zeigt jedenfalls das aktuelle Verhalten Webers und Buhrows – die Hierarchen der Sender oft nicht adäquat umzugehen wissen mit jenen Kritikern des öffentlich-rechtliche Systems, die Einwände formulieren, gerade weil sie zu dessen größten Anhängern gehören. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat offenbar nicht nur ein Problem mit seinen Feinden, sondern auch mit seinen Freunden.
...
weiter

16.03.2016

An Thomas Reinke
Programmchef Funkhaus Europa

Sehr geehrter Herr Reinke,

danke für Ihre Darstellung. Sie gehen allerdings nicht ein auf eine auch von mir so gesehene erhebliche Verschlechterung im Nachrichten-Angebot von Funkhaus Europa. Diese wird vom Rundfunkrat Radio Bremens so beschrieben:

... Wir bedauern, dass das wellenspezifische Nachrichtenformat für Funkhaus Europa, das bislang von Radio Bremen produziert wurde, eingestellt wird und diese Entscheidung des WDR im Laufe der Umstrukturierungsüberlegungen nicht mehr verhandelbar war. Das Durchschalten der auf nordrhein-westfälische HörerInnen ausgerichteten WDR-Nachrichten erschwert künftig nicht nur für das Sendegebiet von Radio Bremen die Ausstrahlung von FHE. ...


Alle relevanten Stellungnahmen sind dokumentiert unter: http://www.radiobridge.net/newproject.html#funkhauseuropa

Ihre wird erwartet.

Es grüsst Klaus Jürgen Schmidt

16.03.2016

Subject: Funkhaus Europa
Date: 16.03.2016 21:36:03 Mitteleuropäische Zeit
From: funkhauseuropa@wdr.de

Sehr geehrter Herr Schmidt,

Sie hatten die Rundfunk- und Verwaltungsräte der an Funkhaus Europa beteiligten Sender angeschrieben. Im WDR wurde Ihr Schreiben an Intendant Tom Buhrow als Programmverantwortlichen zuständigkeitshalber weitergeleitet. Er hat mich gebeten, Ihnen zu antworten und Sie über unsere Pläne zur Weiterentwicklung unserer Radiowelle zu informieren.

In Bezug auf Sprachensendungen von Funkhaus Europa sind wir der Überzeugung, dass wir in einer digitalen Welt den geänderten Nutzungsgewohnheiten für Einschaltformate Rechnung tragen müssen. Aus diesem Grund sollen in Zukunft alle unsere Sprachensendungen von einer zeitgleichen Ausstrahlung um 18 Uhr im Internet-Livestream profitieren, was für die meisten dieser Sendungen eine bessere Sendezeit als bisher bedeutet. Anschließend stehen die Sendungen "On-Demand" zum Nachhören bereit und werden ab 20 Uhr zusätzlich im linearen UKW-Programm wiederholt. Parallel dazu wollen wir die Präsenz unserer Sprachenredaktionen in den Sozialen Netzwerken ausbauen, um eine größere Reichweite ihrer Inhalte zu ermöglichen.

Für eine zeitgemäße digitale Verbreitung eignen sich kompaktere Audio-Formate nach aller Erfahrung besser als längere Produktionen. Dies ist der wichtigste Grund für unsere Entscheidung, die Sprachensendungen an den Werktagen von bisher 60 minütige Formaten mit vergleichsweise hohem Musikanteil auf 30-minütige Sendungen mit weniger Musik zu verdichten - eine Form und Länge, in der die meisten unserer Sprachen-Sendungen am Abend bis 2010 ohnehin ausgestrahlt wurden. Insofern ist es aus unserer Sicht möglicherweise naheliegend, aber dennoch nicht richtig, allein die Sendezeiten nach Minuten zu vergleichen. Journalistisches Wort, seriöse Nachrichten und unabhängige Informationen für die Zielgruppen bzw. Sprachgruppen bleiben auf jeden Fall in ausreichendem Umfang erhalten, und unser Angebot auf Arabisch wird wegen der aktuellen gesellschaftspolitischen Situation sogar ausgebaut.

Die Musiksendungen von Funkhaus Europa erhalten an den Werktagen (18 bis 20 Uhr) und am Samstagabend (ab 20 Uhr) sogar neue eigene Flächen und damit mehr und bessere Sendezeiten als bisher. Aus Kostengründen müssen wir allerdings einige Spezialformate in der reichweitenarmen Nacht streichen, deren Inhalte allerdings ebenfalls in den neu gestalteten Musikflächen des Tagesprogramms auftauchen sollen.

Ich hoffe, dass Ihnen diese Informationen den Hintergrund der vor kurzem vom Rundfunkrat des WDR bestätigten Änderungen erläutern und dass wir Sie weiterhin als Hörer von Funkhaus Europa begrüßen können.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Reinke
Programmchef Funkhaus Europa


10.03.2016

Pressemitteilung des Rundfunkrats von Radio Bremen

Beschluss zu den Programmschema-Änderungen von Funkhaus Europa

... Wir bedauern, dass das wellenspezifische Nachrichtenformat für Funkhaus Europa, das bislang von Radio Bremen produziert wurde, eingestellt wird und diese Entscheidung des WDR im Laufe der Umstrukturierungsüberlegungen nicht mehr verhandelbar war. Das Durchschalten der auf nordrhein-westfälische HörerInnen ausgerichteten WDR-Nachrichten erschwert künftig nicht nur für das Sendegebiet von Radio Bremen die Ausstrahlung von FHE.
Grundsätzlich begrüßt der Rundfunkrat, dass eine neue vertragliche Grundlage mit dem WDR für die Beteiligung von Radio Bremen am Programm von FHE geschaffen wird. Wir wünschen uns, dass, trotz der Einschränkungen durch die künftig nicht mehr wellenspezifischen Nachrichten insgesamt eine Stärkung des Programms erfolgt.
...
weiter

09.03.2016

SPIEGEL ONLINE KULTUR

WDR beschließt "Funkhaus Europa"-Reform: Der Sound des Immergleichen
Ein Kommentar von Christoph Twickel

Nicht alles ist schrecklich an der Programmreform von "Funkhaus Europa", die der WDR-Rundfunkrat am Montag abgenickt hat.
Eine wochentägliche 30-Minuten-Infosendung in arabischer Sprache: sehr wichtig in Zeiten, in denen hunderttausende Menschen aus dem arabischen Raum versuchen, in Deutschland eine neue Heimat zu finden. Allerdings: das "Herzstück" der Reform ist diese 30-Minuten-Sendung sicher nicht.
Das Herzstück ist vielmehr ein Sparprogramm, das - mal wieder - einen öffentlich-rechtlichen Sender zu einer musikalischen Berieselungsstation degradiert, ihm also einen Großteil seiner Eigenständigkeit und Besonderheit raubt.
...
weiter


09.03.2016 (Erst heute wieder Zugang zum Web, deshalb verspätet hochgeladen! Sorry!)

Ihre E-Mail vom 16. Februar 2016
Date: 04.03.2016 23:39:25 Mitteleuropäische Zeit
From: Rundfunkrat@WDR.DE

Sehr geehrter Herr Schmidt,

vielen Dank für Ihre E-Mail vom 16. Februar 2016 an den Rundfunkrat des WDR, des RBB und von Radio Bremen. Sie kritisieren darin unter anderem die geplanten Änderungen im Programm von Funkhaus Europa und beziehen sich auf einen Artikel der „taz“ vom 11. Februar 2016 und den Offenen Brief von Moritz Eggert zum Verbleib der überschüssigen Einnahmen aus dem Beitragsservice auf Sperrkonten. Insbesondere kritisieren Sie die Kürzungen bei Funkhaus Europa und befürchten Einbußen der Musiksendungen und bei der Fremdsprachlichkeit des Programms.

Als öffentlich-rechtliches Aufsichtsorgan kann der WDR-Rundfunkrat keine Programme oder Beiträge unmittelbar gestalten oder für sie sprechen. Das dient dem Schutz der Rundfunkfreiheit und der redaktionellen Unabhängigkeit. Die Verantwortung liegt in dieser Frage beim Intendanten.

Nur zu Fragen von grundsätzlicher Bedeutung wie der aktuell anstehenden Programm-Schemareform von Funkhaus Europa ist eine Entscheidung des Rundfunkrats erforderlich. Die Beratungen im Gremium sind allerdings noch nicht abgeschlossen. Im Sinne einer notwendigen Fortentwicklung dieser dynamischen Radiowelle wird der WDR-Rundfunkrat die anstehende Reform genau prüfen, um einem sich aufgrund der Migrations- und Flüchtlingsbewegungen wandelnden Publikum besser gerecht zu werden. In dieser Hinsicht werden auch Ihre Anregungen in die Beratungen mit einfließen. In einer der kommenden Sitzungen des Rundfunkrats, die für Interessierte öffentlich zugänglich sind, wird zu diesem Thema abschließend beraten werden.

Falls Sie weiteres Interesse an den Aufgaben und Themen des WDR-Rundfunkrats haben, finden Sie umfangreiche Informationen sowie Einzelheiten zu den öffentlichen Sitzungen des WDR-Rundfunkrats unter
www.wdr-rundfunkrat.de.

Der Intendant wurde darüber informiert, dass Sie dem Rundfunkrat eine Abschrift übermittelt haben. Nach Prüfung der Unterlagen durch den WDR erhalten Sie von dort eine Antwort in der Sache, die mir ebenfalls zur Kenntnis gegeben wird.

Freundliche Grüße

Ruth Hieronymi

Vorsitzende des WDR-Rundfunkrats


03.03.2016

From: "funkhauseuropa@wdr.de"
Date: 3 March 2016 15:49:14 CET
Subject: AW: Wtrlt: WDR-Check - Frage an Tom Buhrow 2016-02-17 09:17 (WDR Check)

Sehr geehrte Frau Schmidt,

vielen Dank für Ihre Mail an Intendant Tom Buhrow, die er zuständigkeitshalber an uns weiter geleitet hat.

Wir freuen uns über Ihre Wertschätzung für Funkhaus Europa und können Ihnen versichern, dass Sie sich keine Sorgen um die Zukunft unseres Programms machen müssen. Im Gegenteil, wir wollen unsere einzigartige Mischung aus Vielfalt, Sprachen und internationaler Musik weiter verbessern und damit noch mehr weltoffene Menschen als bisher ansprechen.

Die Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Weiterentwicklung von Funkhaus Europa finden Sie auf unserer Homepage:
http://www1.wdr.de/radio/funkhauseuropa/ueber-uns/update-faq-100.html

Wir hoffen, dass Ihnen diese Informationen weiter helfen, und wünschen Ihnen weiterhin viel Freude beim Hören von Funkhaus Europa.

Mit freundlichen Grüßen

Das Funkhaus Europa Team


28.02.2016

Von: Radio Bremen Rundfunkrat
Die Vorsitzende Eva-Maria Lemke-Schulte

Schreiben vom 25.02.2016

An: Klaus Jürgen Schmidt (zum Schreiben vom 16. Februar 2016 – siehe unten)

... Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass der WDR beim Funkhaus Europa federführend ist. Ich habe Ihr Anliegen demnach zuständigkeitshalber an den WDR weitergeleitet.
Nichtsdestotrotz hat sich der Hörfunkausschuss von Radio Bremen mit dem Thema mehrfach intensiv befasst.
Der Rundfunkrat wird die geplanten Veränderungen beim Funkhaus Europa in seiner
öffentlichen Sitzung am 10. März behandeln. ...

28.02.2016

Fundstück 8:
Change.org: WDR kills the radio DJ - STOPPT DIE FUNKHAUS EUROPA REFORM!

19.639 Unterstützer/innen auf Change.org

Der Westdeutsche Rundfunk will mit der Reform seines interkulturellen Radiosenders Funkhaus Europa sämtliche Musiksendungen aus dem Programm streichen. Das bedeutet: Noch mehr Mainstream im öffentlich-rechtlichen Radio. Das braucht kein Mensch! Wir lassen das nicht zu! ...
weiter

26.02.2016

Fundstück 7:
taz, 26.02.2016: Umbau beim WDR
Neue Struktur für Funkhaus Europa

Der Radiosender streicht die täglichen fremdsprachigen Sendungen um die Hälfte zusammen. Es kommt aber ein arabischsprachiges Angebot hinzu. Der WDR müsse beim Funkhaus Europa allein in diesem Jahr eine halbe Million Euro einsparen, sagte WDR-Hörfunkdirektorin Valerie Weber.
...
weiter

24.02.2016

Fundstück 6:
WDR-STATEMENT: Was ändert sich mit dem Update des Programms?
Funkhaus Europa loves the radio DJ

Eine Petition auf change.org und diverse Artikel geben einem zurzeit das Gefühl, Funkhaus Europa würde seinen Charakter verlieren. Vom "musikalischen Untergang" ist die Rede, sogar vom Aus der Welle. Was ist dran an den Vorwürfen? Was wird sich mit dem geplanten Update unseres Programms ab diesem Sommer ändern?
Funkhaus Europa bleibt euer Global Sounds Radio mit Musik jenseits des Mainstream. ...
weiter

23.02.2016

Fundstück 5:
WESER KURIER / Bremen
Programm soll modernisiert werden
Neue Pläne für Funkhaus Europa
Jürgen Hinrichs 14.02.2016

Das Programm vom Funkhaus Europa soll modernisiert werden. Das haben Radio Bremen und der WDR betont. Außerdem soll Radio Bremen auch in Zukunft die gleiche Anzahl Programm-Stunden liefern wie bisher.

Was passiert mit der Radiowelle Funkhaus Europa – dem Programm, das sich gezielt an Migranten richtet? Ein Vertrag für das Kooperationsprojekt von Radio Bremen, WDR und RBB existiert nicht mehr, er ist vom WDR mit Wirkung zum Ende vergangenen Jahres gekündigt worden. Seitdem schießen Spekulationen ins Kraut – vom Streichen ganzer Programmelemente bis hin zum endgültigen Aus der Welle. Radio Bremen und der WDR wiegeln indes ab, beide Sender betonen auf Anfrage des WESER-KURIER, dass mitnichten daran gedacht werde, die Welle Funkhaus Europa abzuwickeln, es gehe vielmehr darum, das Programm zu modernisieren.

Radio Bremen ist nach Angaben des Senders im Moment mit drei Programmen am Funkhaus Europa beteiligt: Café Mondial (montags bis freitags, 14 bis 16 Uhr), Nova (die ganze Woche zwischen 16 und 18 Uhr) und Le Week (jeden Sonntag von 8 bis 12 Uhr). Darüber hinaus werden in Bremen für die Welle während der ganzen Woche die Nachrichten produziert. Mindestens damit, mit dem eigens für das Funkhaus und seine Klientel von Hörern produzierten Nachrichten, soll in wenigen Wochen Schluss sein, heißt es aus verschiedenen Quellen.

„Radio Bremen wird auch nach dem Relaunch vermutlich die gleiche Anzahl von Programm-Stunden zuliefern wie bisher“, betont Programmdirektor Jan Weyrauch. Zukünftig solle zum Beispiel das gesamte Tagesprogramm am Wochenende aus Bremen kommen. „Weitere Details werden wir aber zunächst mit unseren Gremien besprechen“, sagt Jan Weyrauch weiter. Was den neuen Vertrag angehe, seien die beteiligten Sender auf einem sehr guten Weg. Jan Weyrauch: „Kein Grund zur Besorgnis.“ ...
weiter

18.02.2016

Fundstück 4:
DER TAGESSPIEGEL / Berlin, 12.02.2016

Der WDR-Radiosender Funkhaus Europa, der seit dem Aus von Radio Multikulti auch in Berlin zu hören ist, soll eine neue Struktur erhalten. Die bislang an die traditionellen Zuwanderernationalitäten ausgerichtete Welle soll so angepasst werden, dass neue Migrantengruppen und Flüchtlinge berücksichtigt werden, sagte Ruth Hieronymi, die Vorsitzende des WDR-Rundfunkrates, dem Tagesspiegel. „Das Radio ist ein dynamisches Medium. Bei Veränderungen kann nicht alles beim Alten bleiben“, begründete Hieronymi die „notwendigen Veränderungen.
Eine entsprechende Vorlage sei vom Rundfunkrat am Donnerstag an den Programmausschuss verwiesen worden, der darüber Ende Februar berät. Die Empfehlung des Ausschusses soll dann im März erneut im Rundfunkrat erörtert werden. Ein kurzes Radio-Programm für Flüchtlinge gibt es bereits jetzt. Das Funkhaus Europa produziert zusammen mit dem RBB die fünfminütige Nachrichtensendung "Refugee Radio", das in Englisch und Arabisch gesendet wird.
Der öffentlich-rechtliche Sender dementierte dagegen einen „taz“-Bericht über harte Einschnitte und radikale Streichungen beim Funkhaus Europa. ...
weiter

18.02.2016

Fundstück 3:
Themen des WDR-Rundfunkrats im Februar 2016

In seiner öffentlichen Sitzung am 11. Februar 2016 befasste sich der WDR-Rundfunkrat mit den geplanten strukturellen Änderungen der WDR-Hörfunknachrichten, die sich wellenübergreifend neu ausrichten sollen, und den Programmschemaänderungen von Funkhaus Europa. Letztere haben zum Ziel, das Programm unter der Leitidee eines „jungen europäischen Kulturradios“ neu zu positionieren. Zu beiden Plänen lagen dem Rundfunkrat Vorschläge des Intendanten vor, die das Gremium nun zunächst für eine ausführliche Analyse und Beschlussempfehlung an den zuständigen Programmausschuss unter der Leitung von Petra Kammerevert MdEP überweist. ...
weiter

17.02.2016

Fundstück 2:
FUNKE MEDIEN NRW GmbH - WAZ

Aufregung um das Funkhaus Europa
13.02.2016 | 05:34 Uhr

Köln. Die geplante, in einigen Bereichen bereits umgesetzte, Programmreform des WDR sorgt für Aufregung. Nach einem Bericht der „taz“ soll es Pläne geben, das Funkhaus Europa, die „polyglotte Vorzeigewelle“ radikal zusammenstreichen. Vor allem die Minderheitensendungen in Arabisch, Türkisch, Spanisch seien betroffen, heißt es. Sie würden von 60 auf 30 Minuten gekürzt und auf den späten Abend geschoben. Auch die Musiksendungen des Funkhauses seien betroffen. Grundsätzlich ist von „radikalen Streichungen“ im Programm die Rede. Auf den ersten Blick klingt das nicht abwegig. Der WDR muss sparen, auch weil SPD und Grüne vor Kurzem eine Begrenzung der Radiowerbung im Kölner Sender beschlossen haben. Das werde zu „schmerzhaften Einschnitten“ führen, hatte WDR-Intendant Tom Buhrow im Januar gewarnt. Dennoch dementiert Ingrid Schmitz stellvertretende Unternehmenssprecherin des Senders, den „taz“-Bericht. Und zwar „entschieden“. Funkhaus Europa sei auf Grundlage des WDR Gesetzes „ein Hörfunkprogramm, das sich vor allem Themen des interkulturellen Zusammenlebens“ widme. Auf diesem Grundsatz beruhten sogar „Ausbaupläne“. „Diese werden derzeit in den Gremien beraten. Während solcher Prozesse äußern wir uns grundsätzlich nicht zu Details. ...“
weiter

17.02.2016

Fundstück 1:
WESER-KURIER / Bremen

WDR kündigt Vertrag über Funkhaus Europa
Jürgen Hinrichs 19.01.2015


"Der kleinste Sender im Verbund mit dem größten. Radio Bremen zusammen mit dem WDR. Seit 17 Jahren ist das so, so lange gibt es die Kooperation beim Hörfunkprogramm Funkhaus Europa. Jetzt hat der WDR nach Informationen des WESER-KURIER den Vertrag, dem später auch der RBB beigetreten ist, zum Ende dieses Jahres gekündigt. Vorsorglich, wie er betont, und aus rein formalen Gründen. Doch bisher haben solche Gründe nie eine Rolle gespielt, nie gab es eine Kündigung. Ist Funkhaus Europa in Gefahr? Droht dem Vorzeigeprogramm für kulturelle Vielfalt das Aus? Und das in Zeiten, in denen das Miteinander der Völker so oft und heftig beschworen wird? „Der Schritt des WDR war angekündigt“, erklärt Radio-Bremen-Sprecher Michael Glöckner, „wir sind nicht kalt erwischt worden.“ Doch was bedeutet die Kündigung für das Programm und für die Redaktion, der nach Angaben von Glöckner in Bremen rund 20 Journalisten angehören? In einem Brief an die Gremien seines Senders hat Intendant Jan Metzger beteuert, dass es zurzeit für Radio Bremen keinen Grund zur Beunruhigung gebe. Der Redaktion sei zugesichert worden, sie zu informieren, sobald man etwas Neues berichten könne. ..."
weiter

17.02.2016

Im Jahre 2012 bin ich nach 30 Jahren im Südlichen Afrika und zuvor in vielen anderen Teilen der Welt nach Deutschland zu meinen "roots" zurückgekehrt.
Die Integration im Ausland war nicht immer leicht, aber auch die Rück-Integration in die veränderte deutsche Gesellschaft ist kompliziert. Hilfreich war dabei meine Entdeckung der Sendungen von Funkhaus Europa.
Dort habe ich das gefunden, was viele Rückkehrer aus der Fremde, aber auch vor allem Fremde, die aus ihrer Heimat zu uns kommen, sonst vermissen würden, ein internationales Flair, das alle verbindet.
Die Auswahl der Themen, die Musik, die Berichte aus den unterschiedlichsten Kulturen beeinflussen meinen Alltag positiv. Die Tatsache, daß da draußen Menschen wie ich sind, denen das Programm von Funkhaus Europa gefällt und gut tut, "lifts me up". Ohne dieses Programm könnte ich die lange dunkle Jahreszeit nicht so gut überstehen.
Diese fremdenfreundliche Welle darf nicht stranden!


Elsa Maria Schmidt, Bremen
elsamariaschmidt@yahoo.de

16.02.2016

An die Rundfunk- und Verwaltungsräte der am "Funkhaus Europa" beteiligten Sender:
Westdeutscher Rundfunk
Radio Bremen
Rundfunk Berlin-Brandenburg

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Presse ist zu entnehmen, dass der federführende Westdeutsche Rundfunk das "Funkhaus Europa" radikal zusammenstreichen will. Sowohl in den Musiksendungen als auch bei den fremdsprachigen Sendungen, mit denen das Programm die diversen Migrantencommunities auf Arabisch, Türkisch, Spanisch oder Polnisch zu erreichen versucht, sind harte Einschnitte geplant.

Wie stellen sich dazu die Aufsichtsgremien des WDR sowie der kooperierenden Sender Radio Bremen und RBB? Wo bleibt die öffentlich-rechtliche Transparenz, auf die Hörer und Pflichtzahler Anspruch haben?

Der Komponist Moritz Eggert, der wie viele andere Medienschaffende im Juli 2014 vom WDR-Intendanten mit Gründen für Sparmassnahmen angeschrieben worden war, hatte daraufhin in einem Offenen Brief an Tom Buhrow Fragen gestellt, die meines Wissens unbeantwortet blieben, aber dringlich Aufklärung bedürfen:

Auszüge aus Eggerts Brief vom 28.07.2014 an den WDR-Intendanten:

... Sie schreiben der WDR profitiere in keiner Weise von der Gebührenreform. Weiterhin schreiben Sie, der rechnerisch inzwischen nachgewiesene Überschuss dieser Reform ruhe nun auf irgendwelchen ominösen „Sperrkonten“, um die anstehende Senkung des Beitrags zu finanzieren. ... Wem gehören diese ominösen Sperrkonten? Wer verfügt über sie? Ist es nicht gegen das Grundgesetz, wenn für den Rundfunk bezahlte Rundfunkgebühren diesem gar nicht zugute kommen, sondern stattdessen irgendwelche finsteren Herren darüber verfügen, dass man sie eben – ätschebätsch – jetzt erst einmal nicht weitergibt? Aus irgend welchen nicht ersichtlichen Gründen? Das ist dann doch ein Riesenskandal, denn die Rundfunkgebühren heißen ja Rundfunkgebühren, nicht Sperrkontoauffüllungsgebühren. Wessen Schwachsinnsidee ist das? ... Zitat-Ende

Es hat eine öffentliche Debatte begonnen, und ich gehe davon aus, dass gewählte Vertreter in den Kontrollgremien vor allem der drei betroffenen Sender sich gerne daran beteiligen. Eine Möglichkeit dafür gibt es hier: www.radiobridge.net/corner.html

Es grüsst, Klaus Jürgen Schmidt

(ACHTUNG: Diese Nachricht wurde über das "WDR-Check"-online-Formular auch an WDR-Intendant Tom Buhrow abgeschickt.
Ein Automat hat Eingang und Weiterleitung bestätigt.)

Offener Brief an den Intendanten des WDR, Tom Buhrow
28. Juli 2014 von Moritz Eggert

"... Für mich stehen die öffentlich-rechtlichen Sender wie auch der WDR symbolhaft und exemplarisch für eben dies: Bildung und Kultur. Und nicht für „massenattraktive Programme“, bei denen ich die Masse erst für dumm erkläre und dann auch noch dumm unterhalte. Da reicht es nicht, wenn sie als Trostpflaster für den Abbau von Kultur in Ihrem Sender die „europapolitische Berichterstattung“ in Zukunft fördern wollen (wie Sie in Ihrem Brief schreiben). Nein, berichten Sie doch lieber darüber wie es sein kann, dass Deutschland sich im Moment des höchsten Wohlstandes zwar alles trauen und riskieren könnte, auch Experimente….aber vor der Idee eines flächendeckenden Kultur- und Bildungsprogramms in seinen Sendern, das nie und nicht auf die Quote schielen muss, verzagt und kapituliert. ..."


 
17.10.2015
 
  "Sie haben meinen Text offenbar nicht verstanden ..."
Wie taz-Autor Jan Feddersen mit Kritik umgeht
 
Am 08.10.2015 hatte sich Jan Feddersen auf einer Seite der taz mit Kritik am jüngsten Fritz-Bauer-Film auseinandergesetzt.
Zitat:


"Der Film über das Leben des Generalstaatsanwalts Fritz Bauer missfällt einigen – weil er dessen Homosexualität erörtert. Dabei ist das gut so.
Doch heute zu verschweigen, was Bauer damals nicht leben konnte, wäre Verrat an seinen Ideen."

(
zum taz-Artikel)
 

Mail von Klaus Jürgen Schmidt / 11.10.2015:

An: taz-Chefredaktion & Herrn Jan Feddersen

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Feddersen!

Die "Kritikkritik" von Jan Feddersen bedarf einer Gegenrede wie sie kompetent von einem journalistischen Zeitzeugen geliefert wird, den die Produzenten des Films "Der Staat gegen Fritz Bauer" bei ihren Recherchen übersehen haben. Statt dessen diente für sie de facto das Buch von Ronen Steinke als Vorlage. An den Regisseur des Filmes schrieb dieser Zeitzeuge einen Brief, den ich mit Genehmigung des Autors hier zitiere:

Brief an Lars Kraume

Sehr geehrter Herr Kraume,

in einem Interview mit Almode Film zu "Der Staat gegen Fritz Bauer" sagen Sie, Sie hätten bei den Vorarbeiten in einer großen Ausstellung des Fritz-Bauer-Instituts im Frankfurter Jüdischen Museum "viele interessante Dokumente" gesehen. Ich vermute, dass Sie zum Einen die Auszüge aus einer dänischen Polizeiakte meinen, die gewissen Leuten als Nachweis für die unbewiesene Behauptung dient, Fritz Bauer sei schwul gewesen, und zum Anderen das von den Nazis fabrizierte Treuebekenntnis gegenüber der Naziführung, das eben diesen Leute als Nachweis dient, Fritz Bauer sei als Häftling im Gegensatz zu Kurt Schumacher weich geworden und habe so seine Freilassung erkauft.

Ich habe gleich zu Beginn der Ausstellung gegenüber dem Direktor des Fritz-Bauer-Instituts, Raphael Gross, die unkommentierte Wiedergabe des für Fritz Bauer nachteiligen Nazidokuments im Ausstellungskatalog kritisiert und die Schwärzung der betreffenden Stellen gefordert. Herr Gross hat meine Kritik akzeptiert und erklärt, dass das bei einer Neuauflage geändert werde. Auch in der Ausstellung sollten entsprechende Erläuterungen angebracht werden. Nichts davon wurde umgesetzt. Der hesssische Minister für Wissenschaft und Kunst, Boris Rhein, der dem Stiftungsrat des genannten Instituts angehört, hat sich meine Kritik zu eigen gemacht und eine Diskussion darüber im Stiftungsrat angekündigt. Inzwischen hat Raphael Gross seinen Hut genommen.

Ich bedaure, dass Sie sich bei den Vorarbeiten für Ihren Film einseitig informiert haben. Weder Fritz Bauers Herkunft aus einer assimlilierten jüdischen Familie, noch seine sexuelle Orientierung spielten in den politischen Auseiandersetzungen während der 1960er Jahre eine Rolle. Mit Ihrer entgegengesetzten Deutung bedienen sie Vorteile und Klischees, wonach es die Deutschen einem schwulen Juden, der vor Hitler zu Kreuze gekrochen ist, zu verdanken haben, dass ihnen Auschwitz immer noch als Klotz am Bein hängt.

Mit freundlichen Grüßen
Kurt Nelhiebel


Der Zeitzeuge Kurt Nelhiebel lebt in Bremen, ist 88 Jahre alt, war Berichterstatter beim Auschwitz-Prozess und hat einst u.a. mit einem Artikel in einer kleinen Schweizer Zeitung entscheidend dazu beigetragen, dass der Skandal um die tiefbraune Vergangenheit des Bundesvertriebenen-Ministers Theodor Oberländer losbrach. Er hatte auch tätigen Anteil daran, dass Bundespräsident Heinrich Lübke dem stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden der Ruhrchemie Oberhausen, Heinrich Bütefisch, wegen dessen Tätigkeit in Auschwitz das Große Bundesverdienstkreuz nach 14 Tagen wieder entzog.

Das Bremer Kulturzentrum "Villa Ichon" zeichnete im März 2014 den Journalisten, Schriftsteller und Dichter Kurt Nelhiebel mit dem "Bremer Kultur- und Friedenspreis 2014" aus. Im Mittelpunkt der Arbeit des aus Nordböhmen stammenden Autors stehe die Verständigung mit den osteuropäischen Nachbarn. Nelhiebel habe überdies beharrlich davor gewarnt, den Rechtsextremismus zu verharmlosen. Nelhiebel war lange Zeit Nachrichtenchef von Radio Bremen. Er hat sich ausführlich mit den Ursachen der Vertreibung, mit dem deutschen Widerstand gegen Hitler und den Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft auseinander gesetzt. Die Sorge vor dem Abgleiten Deutschlands in den "Sumpf des Vergessens" durchziehe wie ein roter Faden alle historisch-politischen Texte des Journalisten, so die Begründung der Jury. Seine Bücher und die meisten seiner Essays veröffentlichte er unter dem Pseudonym Conrad Taler.

Ich habe in einer
Sendereihe beim Bremer Bürgerradio Leben und Wirken Kurt Nelhiebels dokumentiert, und ich denke, taz-Leser sollten erfahren, welch fragwürdige publizistische Grundlage die Produzenten des Films "Der Staat gegen Fritz Bauer" nutzten. Mit Genehmigung des Autors finden Sie in der Anlage Nelhiebels Rezension des Fritz-Bauer-Buches von Ronen Steinke.

Es grüsst Klaus Jürgen Schmidt

(
zu Nelhiebels Buch-Rezension)

Replik von Jan Feddersen per mail am 12.10.2015:

sehr geehrter klaus jürgen schmidt,

mögen die quellen über fritz bauer auch solche sein, die diesen als - so würde man heute sagen - schwulen mann ausweisen, und mögen diese obendrein solche sein, die die dänische fremdenpolizei (in keineswegs antihomosexueller absicht) erbracht hat: für uns ist fritz bauer nicht beschädigt, wenn er als jurist kenntlich wird, der in seiner liebes- und begehrensfähigkeit ein, so hätte man es damals gesagt, homosexueller mann war.

durch lars kraumes sehr guten film ist diese qualität besonders gut herausgefiltert worden.

wir teilen herrn nelhiebels sicht nicht. für mich, pars pro toto, repräsentiert herr nelhiebel einen blick auf die dinge, der von der beschämungsfähigkeit zum homosexuellen schlechthin lebt. wir sehen dies anders!

danke für die aufmerksamkeit und ihre wohlgesinnte zuschrift,

beste grüße, jan feddersen

 
Mail von Klaus Jürgen Schmidt / 12.10.2015:
 
Sehr geehrter Herr Feddersen,

vielen Dank für Ihre rasche Replik. Die habe ich an Kurt Nelhiebel mit folgender Anmerkung weitergereicht:

Die Frage bleibt natürlich, was Feddersen mit "Beschämungsfähigkeit zum Homosexuellen schlechthin" meint und ob mit seiner schlichten Feststellung "Wir sehen das anders" bei der taz einfach eine Debattentür zugetreten werden kann.

Herrn Nelhiebels Antwort reiche ich Ihnen hiermit weiter:

Lieber Herr Schmidt,

besten Dank, dass Sie mir die Antwort von Jan Feddersen zur Kenntnis gegeben haben. Fragen Sie ihn bitte, ob er das nachträglich in Ordnung findet und ob er an einer Reaktion meinerseits interessiert ist.

Ihr Kurt Nelhiebel.
 
Replik von Jan Feddersen per mail am 12.10.2015:
 
lieber herr schmidt,

wir sind an jeder debatte interessiert, und diese hier ist offenbar (eine), an der etliche unserer leserInnen interessiert sind.

einen eigenen beitrag wird es freilich dazu nicht geben - wir würden uns über eine ausführliche leserInnenzuschrift freuen,

mit besten grüßen, jan feddersen
 
Kurt Nelhiebel per mail am 15.10.2015 an Jan Feddersen:
 
Sehr geehrter Herr Feddersen,

von Klaus Jürgen Schmidt, einem alten Kollegen aus vergangenen Radio-Bremen-Zeiten, habe ich erfahren, dass Sie mir freundlicher Weise in Ausicht stellten, mich in Form eines Leserbriefes zu Ihrem Artikel vom 8. Oktober (Die Denunziation) zu äußern. Die Gelegeheit nehme ich gern wahr. (s.Anhang). Über ein Belegexemplar würde ich mich freuen.

Mit freundlichem Gruß
Kurt Nelhiebel


Was Fritz Bauer wichtig war

Leserbrief zu dem Artikel „Die Denunziation“ (taz 8. 10. 2015)

In meinem langen Journalistenleben habe ich verschiedentlich mit homosexuellen Kollegen zusammengearbeitet, die ich wegen ihres freundlichen Wesens und ihrer Sachkunde auf Anhieb gemocht habe. Auch wenn wir unterschiedlicher Meinung waren, hörte ich von ihnen nie ein verletzendes Wort. Umso enttäuschter bin ich, dass Jan Feddersen in dem Artikel „Die Denunziation“ (taz, 8.10. 2015) gegenüber dem „Zeit“-Kollegen Adam Soboczynski, einen so gehässigen Ton anschlägt, nur weil es dieser nicht richtig findet, dass Fritz Bauer in dem Film „Der Staat gegen Fritz Bauer“ als schwuler Mann dargestellt wird. Soboczynski und auch dem dienstältesten Generalstaatsanwalt der Bundesrepublik, Erardo C. Rautenberg, vorzuwerfen, in ihren Texten schimmere der „übelste Verrat an Fritz Bauer durch“, hat mit sachlicher Kritik nichts zu tun, sondern ist verletzend und bösartig.

Auch gegenüber der Historikerin Irmtrud Wojak schlägt er einen unangemessenen Ton an. Ihre wissenschaftlich fundierte Fritz-Bauer-Biografie, mit der sie sich habilitierte, nennt er „bizarr lückenhaft“. Dagegen habe der SZ-Redakteur und Jurist Ronen Steinke in einer zweiten Biografie eine „echte Würdigung Bauers“ vorgelegt. Wie soll man sich diese unterschiedliche Bewertung erklären? Anscheinend stört sich Jan Feddersen daran, dass Irmtrud Wojak die Unterstellung der dänischen Fremdenpolizei, Fritz Bauer habe im Exil Umgang mit Homosexuellen gehabt, nicht zu einem Hauptthema macht, während Ronen Steinke Fritz Bauer als einen Mann präsentiert, den die Schwulengemeinde nachträglich als ihren Helden verehren kann. Auf Seite 102 seines Buches räumt Steinke ein, dass Äußerungen, auf die sich die Annahme stützen könnte, Bauer habe sich selbst als schwul gesehen, nicht bekannt seien. Am 19. November 2013 sagte er bei der Vorstellung seines Buches in Berlin, es gebe niemanden, der in der Nachkriegszeit in irgendeiner Weise bestätigt habe, dass Fritz Bauer ein homosexueller Mann gewesen sei.

Im Gegensatz zu dem abfälligen Urteil Jan Feddersens nannte die langjährige Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts, Jutta Limbach, Irmtrud Wojaks Buch über Fritz Bauer „eine Biografie mit Spürsinn“, die „Neue Zürcher Zeitung“ schrieb, die „umfassend recherchierte Arbeit“ würdige Bauers juristisches und publizistisches Lebenswerk, die „Süddeutsche Zeitung“ stellte fest: „Eine exzellente Biographie“. Ronen Steinke bezieht sich in seinem Buch nicht weniger als 41 Mal auf die Biografie Wojaks und bezeichnet sie als „hervorragende wissenschaftliche Arbeit“. Zusätzlich beruft er sich 36 Mal auf Irmtrud Wojak als Mitherausgeberin des Buches „Die Humanität der Rechtsordnung“, in dem sie zusammen mit Joachims Perels ausgewählte Schriften Fritz Bauer der Öffentlichkeit zugänglich macht.

Eine persönliche Bemerkung sei mir am Schluss gestattet: Während meiner Frankfurter Zeit habe ich Fritz Bauer bei mehreren Gelegenheiten kennen gelernt und fühlte mich als politisch Verfolgter des Naziregimes ihm verbunden. Ich weiß, wie unfreundlich die deutsche Wohlstandsgesellschaft mit ihm umgegangen ist, weil er die Ursachen der Naziverbrechen bloßlegte und Vielen damit ein schlechtes Gewissen machte. All denen, die sich für Fritz Bauer interessieren, sage ich: Fritz Bauer war ein durch und durch politischer Mensch, weitblickend und gütig. Beschäftigt Euch mit dem, was ihm wichtig war, beschäftigt Euch mit den Ursachen des Bösen, das nach Ansicht Fritz Bauers Auschwitz möglich gemacht hat. Beschäftigt Euch mit seiner Mahnung: „Nichts gehört der Vergangenheit an, alles ist noch Gegenwart und kann wieder Zukunft werden.“

Kurt Nelhiebel Bremen
 
Replik von Jan Feddersen per mail am 16.10.2015:
 
sehr geehrter herr nelhiebel,

ihren brief habe ich an die leserbriefredaktion weitergeleitet – diese entscheidet, ob gedruck wird oder nicht.

unabhängig davon möchte ich sagen: sie haben meinen text offenbar nicht verstanden. aber andererseits: einerlei!

bestes, jan feddersen
 
Mail von Klaus Jürgen Schmidt an taz-Chefredaktion & Jan Feddersen / 19.10.2015:
 
Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Feddersen,

vor zwei Wochen hatte ich die Idee, zu Jan Feddersens Sicht auf Kritiker des Films "Der Staat gegen Fritz Bauer" die Stellungnahme eines Zeitzeugen an die taz zu vermitteln. Dabei war ich ausgegangen vom Beginn einer möglicherweise lebhaften Debatte, bestärkt durch Herrn Feddersens Einlassung in einer seiner Antwort-mails: "wir sind an jeder debatte interessiert, und diese hier ist offenbar (eine), an der etliche unserer leserInnen interessiert sind. ..."

Unabhängig davon, ob der mittlerweile bei Ihnen vorliegende Leserbrief des Zeitzeugen Kurt Nelhiebel noch veröffentlicht wird oder nicht, habe ich mich entschlossen, die Debattenkultur von Jan Feddersen in meiner "Mecker-Ecke" Web-öffentlich debattieren zu lassen. Das vor allem deshalb, weil ich den Schluss-Satz in der Antwort des taz-Autors an Kurt Nelhiebel besonders bestürzend finde: "sie haben meinen text offenbar nicht verstanden. aber andererseits: einerlei!"

Die Debatte ist offen:
http://www.radiobridge.net/corner.html#feddersen

Es grüsst
Klaus Jürgen Schmidt

Replik von Jan Feddersen per mail am 19.10.2015:

sehr geehrter herr schmidt,
meine worte waren an herrn nelhiebel gerichtet – aber wenn sie sie von ihm weitergeleitet haben und nun auf ihre weise veröffentlichen: auch gut!
sie sind mit meiner antwort nicht zufrieden? dann bitte ich argumente, was sie an meinem text ernsthaft nicht behagt. probieren sie es einfach, es muss nicht schwer sein. also: was ist daran ehrenrührig, fritz bauer als helden des bundesdeutschen nachkriegs, der schwul war und dies aus gründen der noch gültigen nazigesetzgebung geheim halten musste, zu nehmen?
in diesem sinne, sehr herzlich
jan feddersen


Mail von Klaus Jürgen Schmidt an taz-Chefredaktion & Jan Feddersen / 19.10.2015:

Sehr geehrter Herr Feddersen,
Sie können davon ausgehen, dass Herr Nelhiebel sein Einverständnis zu meinem Versuch gegeben hat, Ihre um es mit meinen Worten auszudrücken herablassende Reaktion in dieser Form aufzuarbeiten.
Was zu Ihrem Artikel aus seiner Sicht zu sagen ist, hat Kurt Nelhiebel Ihnen u.a. in seinem Leserbrief-Text geschrieben. Ich schliesse mich dem an.
Ich habe den Vorgang aufgegriffen und öffentlich zur Debatte gestellt, weil mich nach jahrzehntelanger Arbeit als Journalist Ihr Umgang mit einem Kritiker in Haltung und Wortwahl bestürzt. Mein Thema in dieser Debatte ist die Frage, welchen Anspruch verfolgt die taz-Redaktion beim Umgang mit Feedback, das einem ihrer Autoren nicht passt? Ist es in Ordnung, wenn der schreibt: "Sie haben meinen Text offenbar nicht verstanden, aber andererseits: einerlei!" Wen meint Jan Feddersen, wenn er einem Kritiker schreibt: "WIR teilen Ihre Ansicht nicht ... WIR sehen dies anders"
Stellungnahmen dazu von Ihnen und von Ihren Kolleginnen und Kollegen wären hilfreich. Sie werden wie auch Ihre von heute chronologisch auf dieser Website erscheinen.
Es grüsst Klaus Jürgen Schmidt


20.10.2015

Die Leserbrief-Redaktion der "taz" hat heute Kurt Nelhiebels Leserbrief ungekürzt unter der Überschrift "Ein politischer Mensch" veröffentlicht.
(Text siehe oben)

Redaktioneller Nachklapp
26.10.2015


 
     
02.11.2015 taz-Leser-Antwort:  
     
... dazu zum Schluss u.a. Kurt Nelhiebel
in der "Frankfurter Rundschau":
 
 

 
23.06.2015
 
  Flüchtlingsberichterstattung: Journalismus - Empathie - Ethik
zu einem trimedialen Projekt des NDR
 
Eigendarstellung des NDR:

Protokoll einer Flucht
Stand: 09.06.2015 08:45 Uhr
Flucht aus Syrien: Ramis fünfmonatige Odyssee

Er hatte oft Todesangst, aber auch immer wieder unwahrscheinliches Glück: Fünf Monate lang war der 31-jährige Rami (Name von der Redaktion geändert) aus Syrien unterwegs, um nach Deutschland zu fliehen. Mehr als 4.000 Kilometer legte er zurück, passierte acht Grenzen.
Panorama 3 Reporter Nino Seidel hat Rami am Anfang seiner Flucht im türkischen Mersin kennengelernt - und danach auf seiner Route regelmäßig getroffen. Und immer wieder hat Rami auf seinem Weg selbst mit seinem Smartphone Fotos gemacht und kleine Videos gedreht.
In einem trimedialen Projekt erzählt der NDR Ramis Flucht-Geschichte: im Fernsehen bei Panorama 3, im Radio und Online.

http://
www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama3/Protokoll-einer-Flucht,fluchtprotokoll184.html

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wo sind wir angekommen mit unser Anstrengung, Menschen bei uns journalistisch für das Schicksal von Menschen zu interessieren, die zu uns wollen? Im Dschungel-Camp? Das war meine erste Reaktion, als ich heute morgen bei NDRInfo einen von NDR-Reportern verfolgten Syrer auf einer weiteren Etappe seiner Flucht nach Deutschland hörte. Da lag er im Gestrüpp eines Waldes vor der ungarischen Grenze, am Ohr ein Handy. Flüsternd berichtet er über seine Angst, von anderen Verfolgern entdeckt zu werden, von Grenzschützern.
Und Wut stellte sich bei mir ein, bei der Vorstellung einer NDR-Redaktionskonferenz, die dem journalistischen Projekt Grünes Licht gab. Wo und wann würden die verfolgenden NDR-Kollegen eingreifen oder ihr Projekt gar abbrechen? Als ihn die Schlepper in Athen mit dem Tod drohen? Als ihm Geld fehlt, um seinen Pass zurückzukaufen, als ihm Lederschuhe fehlen, um über ein Gebirge zu klettern?
Ist darüber in der Redaktionskonferenz nachgedacht worden? Oder nur schenkelklopfend gesprochen worden über einen eventuellen Coup beim Wettsteit um journalistischen Lorbeer?
Da dachte ich, wahrscheinlich handelt es sich eher um einen journalistischen Strohhalm, angedient von ENDEMOL:
ENDEMOL, das im Unterhaltungs- und Fiktionsbereich operierende Unternehmen mit Sitz in den Niederlanden ist durch den Erfolg des Formats Big Brother weltweit durch selbstgegründete oder aufgekaufte Unternehmen vertreten, unter anderem in Deutschland, den USA oder Australien. Ende Mai 2007 geriet Endemol in den Niederlanden in die Kritik, als das Produktionsunternehmen ankündigte, eine Gameshow namens De Grote Donorshow (deutsch: Die große Spendershow) auszustrahlen, in welcher der Hauptgewinn eine menschliche Niere als Spenderorgan war. Dabei warben drei Kandidaten um die Niere einer todkranken 36-jährigen. Danach durfte das Publikum per SMS entscheiden, wer die Niere erhalten sollte. Dieses Konzept wurde von vielen Menschen als unethisch kritisiert. Es stellte sich allerdings heraus, dass die Sendung nicht authentisch war. Die angeblich todkranke Spenderin war eine Schauspielerin. Am Ende der Sendung gab der Moderator die Täuschung bekannt. Die Sendung hat somit sicherlich zweierlei erreicht - abgesehen von dem Werbeerfolg für Endemol:
> Sie hat die Aufmerksamkeit auf das brisante Thema Organspende gerichtet.
> Sie hat wieder einmal das Medium kritisch beleuchtet und die Manipulierbarkeit der Öffentlichkeit durch Funk und Fernsehen dargelegt.
https://
de.wikipedia.org/wiki/Endemol

Wo, liebe NDR-Kollegen, ist der letzte Rest Mumm geblieben? Ein Wett-Angebot für NDR-Hörer und Zuschauer? Schafft es der Flüchtling aus Syrien nach Deutschland?

Mit gruseligen Grüssen,
Klaus Jürgen Schmidt
 

07.11.2014
 
  DEUTSCHE POST: EBOLA-KRANK?
Fundstück in einer norddeutschen Post-Filiale:
Original-Auszug aus: Info-Zeitung Nr.38 - 16.10.2014 - Filialbetrieb
Herausgeber: Deutsche Post AG / Prozessdokumentation
Ableitungssperre nach Liberia und Sierra Leone
Aufgrund der Ebola-Epidemie ist ab sofort keine Ableitung von Brief- und Paketsendungen nach Liberia und Sierra Leone möglich. Über den Briefkasten eingelieferte Sendungen werden an den Absender zurückgegeben. Es wird gebeten, die Kunden ggf. darauf hinzuweisen. Der Versand von Express-Sendungen ist bis auf Weiteres möglich.
 
In Abwesenheit einer Post-Antwort / Versuch 1 einer Erklärung:
Wollte uns die Deutsche Post eigentlich sagen, weil Spucke beim Briefezukleben möglicherweise Ebola verbreiten kann, sei in Liberia und Sierra Leone der Postdienst eingestellt worden? Deshalb würden innerhalb dieser Länder auch keine Briefe mehr weitergeleitet und die Deutsche Post wolle A) einen Poststau vermeiden und könne B) deshalb eine Zustellung auch nicht mehr garantieren? KJS
 

17.03.2014
 
Wie ein Bremer Wutbürger
das Lebenswerk eines Bremer Autors würdigt
...
 
 
  Am 16.03.2014 erschien im Bremer Weser-Kurier ein Interview zur Verleihung des Kultur- und Friedenspreises der Villa Ichon an den Bremer Autor Kurt Nelhiebel. Einen Tag später fiel mir in der online-Kommentar-Spalte für Leser des WK eine Zuschrift auf, aus der sich der hier dokumentierte Disput mit dem Bremer Bürgerschaftsabgeordneten Martin Korol ergab.

Über dessen politische Laufbahn berichtete am 23.10.2013 die Bremer Redaktion der taz:




Die Beiträge sind in chronologischer Reihenfolge von oben nach unten zu lesen.
 
DER ANLASS: Martin Korols öffentliche Stellungnahme auf dem online-Portal des Bremer WESER-KURIERS

nizo800 am 16.03.2014 10:55
Auf die Frage: „Was halten Sie vom Einwanderungsland Deutschland?“ antwortet Kurt Nelhiebel: „Ich empfinde eine persönliche Genugtuung, wenn ich sehe, dass die Gesellschaft der Edelgermanen durch die Einwanderung so richtig aufgemischt wird. Das wird auf Dauer den Überlegenheitswahn in sich zusammenfallen lassen.“
Ich frage mich: Von welchem Deutschland spricht Herr Nelhiebel? Wo sieht er „Edelgermanen“, selbst unter den jüngeren Leuten? Wo nimmt er einen „Überlegenheitswahn“ wahr? Was meint er mit „aufmischen“?
Ich sehe da keine Versöhnung, sondern nur, wie er selber sagt, „persönliche Genugtuung“. Immigranten taugen ihm dazu, seine Rachegelüste zu befriedigen. Ich fühle da Hass oder Selbsthass. Das mag durch die furchtbaren Erlebnisse bedingt sein, die ihm und seiner Familie widerfuhren. Die möge er bitte aufarbeiten (Martin Schulz: "Wir Deutschen sind ein traumatisiertes Volk.")
Herr Nelhiebel spricht von "Haltung". Für mich ist er ein starrsinniger alter Mann. Dass er dafür den Kultur- und Friedenspreis der Villa Ichon bekommt, finde ich ziemlich kulturlos und alles andere als friedensstiftend.
Martin Korol, Bremen

Von: Radiobridge@aol.com [mailto:Radiobridge@aol.com]
Gesendet: Montag, 17. März 2014 16:58
An: 1848@gmx.net
Betreff: Villa Ichon Ehrung / Ihr Kommentar

Ich habe mir erlaubt, auf der WK-Seite Ihrem Kommentar meinen eigenen hinzuzufügen. Sie werden ihn sicherlich auch zu dem Ihren auf Ihrer Website stellen.

Schönen Gruss, K.J.Schmidt

17.03.2014 / WK-Kommentarseite

Der Bremer Autor Kurt Nelhiebel ist durch die Villa Ichon als konsequenter Mahner faschistischen Denkens und Handelns in deutscher Tradition geehrt worden. Die Verleihung dieses Kultur- und Friedenspreises sei "ziemlich kulturlos und alles andere als friedensstiftend," findet der Bremer Wutbürger Martin Korol. Für ihn sei der Geehrte ein "starrsinniger alter Mann". Wann, Herr Korol, sind nach Ihrer Meinung Starrsinn und Alter ehrenswert? Als Ihre friedensfeindlichen Tiraden gegen Roma und Sinti auf Ihrer Website auffielen, Herr Korol, bagatellisierten sie die zu „marottenhaften und bizarren Privatansichten“, deren Publikation nach dem „Grundsatz ’erst denken und dann schreiben‘ besser unterblieben wäre“.
Klaus Jürgen Schmidt

In a message dated 17.03.2014 17:10:45 Mitteleuropäische Zeit, 1848@gmx.net writes:

Sehr geehrter Herr Schmidt,

Dankeschön! Als Freund des Art 5 GG ist das doch für mich doch selbst verständlich.

Zur Sache selbst: Als ich vor einem Jahr den Eindruck hatte, ich hätte da wohl etwas sehr Falsches auf meiner Homepage veröffentlicht, trat ich sofort den Rückzug an und duckte mich bis hin zum Kniefall. Mich. Ich war der Versager. Herr Nelhiebel hingegen kritisierte sich selbst offenbar nie. Er pflegte unverdrossen seine Feindbilder.

Das macht den Unterschied:

Beste Grüße
Martin Korol

Von: Radiobridge@aol.com [mailto:Radiobridge@aol.com]
Gesendet: Montag, 17. März 2014 17:38
An: 1848@gmx.net
Betreff: Re: AW: Villa Ichon Ehrung / Ihr Kommentar

Sehr geehrter Herr Korol,

Wenn ich etwas "sehr Falsches" veröffentliche - das habe ich in über 45 Jahren Medienarbeit gelernt - so war nicht mein Knie in Unordnung, sondern mein Kopf! Den habe ich zu beugen, nicht das Knie! Um dann wieder Ordnung herzustellen - im Kopf! Das kann vor allem durch gründliches Lesen erfolgen, z.B. durch Lesen der Bücher Kurt Nelhiebels. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir daraus die eine oder andere "Feindbilder-Pflege" belegen könnten.

Und natürlich gehe ich davon aus, dass unser kleiner Disput, auch Ihre mail an mich, Eingang in Ihre Website findet.

Mit freundlichem Gruss
Klaus Jürgen Schmidt

In a message dated 17.03.2014 18:04:58 Mitteleuropäische Zeit, 1848@gmx.net writes:
Hallo Herr Schmidt,

ich habe unseren Sohn gebeten, der meine Homepage betreut, Ihren Kommentar und meine Erwiderung samt dem jew. kurzen Begleittest auf die Homepage zu setzen. Das wird er auch tun.

Private Federkriege wie den, zu dem Sie mich gerade herausfordern, könnte man natürlich dazupacken, aber das ist sehr aufwendig und sieht auch angeberhaft oder kleinkrämerisch aus. Richtig? Nicht gut für Ihr und mein Image. Statt dessen meine herzliche Einladung zu der Gruppe „Art. 5 GG“. Die trifft sich das nächste Mal am Mi, 26.3., 16:45 h, Eingang BB. Programm: Eine Stunde BB ankucken, danach auf ein Bier oder einen Kaffee zusammenkommen und über Politik und Bratkartoffeln reden.

Vielleicht haben Sie dazu Lust? Ist streng überparteilich und jeder, der sich an die Formen hält, ist dazu herzlich eingeladen. Sie natürlich auch. Wir brauchen den Austausch zwischen den politischen Fronten, bevor sie sich im weiteren Verlauf des Lebens und des Wahlkampfes noch weiter verhärten. Vgl. dazu das just erschiene Buch „Das Hohe Haus“ von Roger Willemsen.

Wenn Sie dazukommen wollen: Einfach Herrn Oliver Meier Bescheid sagen – Mailadresse unter CC. Er organisiert das freundlicherweise.

Beste Grüße
Martin Korol

Subject: Re: AW: AW: Villa Ichon Ehrung / Ihr Kommentar
Date: 17.03.2014
From: radiobridge@aol.com
To: 1848@gmx.net

Sehr geehrter Herr Korol,

"Angeberisch"? "Kleinkrämerisch"? "Nicht gut für's Image"?

Sie treten einem Mann für sein Lebenswerk in's Schienbein, nur aus Image-Gründen? Und dann bieten Sie einem Kritiker Ihres Vorgehens ganz leutselig an, "auf ein Bier oder einen Kaffee zusammen(zu)kommen und über Politik und Bratkartoffeln (zu) reden"?

Es handelt sich hier nicht um einen "privaten Federkrieg", sondern um einen öffentlichen Disput, ausgelöst durch Ihre öffentliche Abwertung der Ehrung für ein publizistisches Lebenswerk.

Ich hatte Sie gebeten, aus Ihrer Lektüre von Nelhiebel-Büchern die Behauptung zu belegen, dass der Autor "Feindbilder pflegt". Das wären Sie nicht nur Kurt Nelhiebel gegenüber schuldig, sondern auch gegenüber der Öffentlichkeit.

Oder ging es Ihnen nur um eigene "Image-Pflege"? Die Öffentlichkeit sollte das erfahren! Insofern betrachte ich unseren mail-Austausch nicht als privat.

Klaus Jürgen Schmidt

Subject: AW: AW: AW: Villa Ichon Ehrung / Ihr Kommentar
Date: 17.03.2014 21:34:27 Mitteleuropäische Zeit
From: 1848@gmx.net

Hallo Herr Schmidt,

ich komme gerade von einem Treffen der Gruppe „Art. 5 GG“ im kleinen Kreis, wo der nächste Besuch der BB geplant wurde: Ganz unterschiedliche Biographien, ganz unterschiedliche Weltbilder, aber der Wunsch eint(e) uns, gemeinsam für die Meinungsfreiheit zu streiten. Im schönsten Sinne des Wortes.

Eben nicht als „Federkrieg“. Darum hatte ich ausdrücklich gebeten und dabei bleibe ich. Die Alternativen hatte ich ebenfalls aufgezeigt.

Die Möglichkeit, über mich öffentlich herzuziehen, ist Ihnen unbenommen. Das bin ich gewohnt. Aber bitte nicht per Mail.

Allemal schöne Grüße
Martin Korol
 
Stand 21.03.2014: Auf seiner Website hat der Wutbürger Karol diesen Disput abgebrochen; sein Angebot "auf ein Bier oder einen Kaffee zusammen(zu)kommen und über Politik und Bratkartoffeln (zu) reden", bleibt da ausgeblendet. Doch – wie die Dokumentation unten beweist – gibt es unter Deutschen viele Arten des Ausblendens.
 
... und was dem Geehrten bei Radio Bremen widerfuhr

Der Kultur- und Friedenspreisträger Kurt Nelhiebel
(in der ersten Reihe im Saal der Villa Ichon, zwischen Luise Scherf und Klaus Hübotter)
 
WK © Roland Scheitz
 
19.03.2014 ... Lieber Herr Schmidt, ... Ich danke Ihnen, dass Sie sich meinetwegen in einen Disput mit jemandem eingelassen haben, der es nicht verdient.

Viel mehr beschäftigt mich der Umgang von Radio Bremen mit dem Kultur- und Friedenspreis. Ein Jahr lang haben es die Kollegen des Fernsehens und des Hörfunks nicht für nötig befunden, mit mir Kontakt aufzunehmen - dann wollte Buten un Binnen vor Beginn der Veranstaltung in der Villa Ichon noch auf die Schnelle ein Interview mit mir machen. Dann wäre der Beitrag am Abend vielleicht 25 Sekunden lang geworden, statt der gesendeten 22. Danke.

Der Intendant hat mir am 22. April des vergangenen Jahres geschrieben: "Es freut mich als Intendant von Radio Bremen, dass verdiente Mitarbeiter auch in ihrem Ruhestand Wertvolles schaffen und dass sie dafür geehrt werden. Natürlich auch, weil ein kleiner Teil des Glanzes dabei auf Radio Bremen abfällt."

Ich selbst brauche den Weihrauch nicht mehr. Ich versuche, den journalistischen Niedergang des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu thematisieren. Dass man Quote auch mit Qualität machen kann, ohne den billigen Boulevard-Journalismus zu kopieren, das will in manche Köpfe nicht hinein. Kostet allerdings Mühe - und Geld.

Lieber Herr Schmidt, das musste mal gesagt werden, und Sie können es weitersagen. ... Kurt Nelhiebel
 
Über die innere Unordentlichkeit der Deutschen

Kurt Nelhiebels Rede zur Überreichung des Kultur- und Friedenspreises der Villa Ichon am 15. 03. 2014 (Auszug)

Wenn man, wie ich, quasi zweimal existiert, einmal real und einmal virtuell, erlebt man immer wieder merkwürdige Situationen. Nachdem ich während meiner Zeit bei Radio Bremen wieder einmal unter meinem Autorennamen Conrad Taler den Frühkommentar gesprochen hatte, hörte ich durch die halb geöffnete Tür eine neue Sekretärin erstaunt sagen: „Der Conrad Taler hat dieselbe Stimme wie Herr Nelhiebel.“

Umgekehrt fiel es einem Bremer Politiker, der später als Kulturstaatsminister von sich reden machte, nicht auf, dass der Nachrichtenchef von Radio Bremen, dessen Arbeit er nach eigenem Bekunden schätzte, dieselbe Stimme hatte, wie jener Conrad Taler, über dessen Kommentare er sich als Mitglied des Rundfunkrates hin und wieder heftig geärgert hat.

Ein anderer Bremer Politiker war als Innensenator besser im Bilde, wenn auch in ganz anderer Hinsicht. Kurz vor Ablauf meiner Probezeit suchte er den Intendanten des Senders in dessen Büro in der Heinrich-Hertz-Straße auf, um ihm – lange bevor es den Radikalenerlass gab – Erkenntnisse des Verfassungsschutzes über den Neuling zu unterbreiten und ihn vor mir zu warnen. Ich kam nämlich von einer antifaschistischen Zeitung.

Für die Jüngeren sage ich, dass das Wort antifaschistisch Menschen unterschiedlicher Herkunft verbindet, die sich einig sind in der Ablehnung des Naziungeistes. Überall auf der Welt öffnen sich bei dem Wort Türen und Herzen, nur bei uns nicht. Aber der Intendant, der mir von dem Besuch des Innensenators erzählte, vertraute mir. Der Chefredakteur, auf dessen Wunsch hin ich nach Bremen gekommen war, hatte sich mit seinem Amt für mich verbürgt.

Ich begann als Nachrichtenredakteur, war aber von Anfang an auch als Kommentator und Feature-Autor tätig, wurde dann stellvertretender Leiter der Nachrichtenabteilung und schließlich Nachrichtenchef. Als mir der Posten des Chefredakteurs angeboten wurde, winkte ich ab. In den Annalen von Radio Bremen erscheine ich lediglich als Erfinder der plattdeutschen Nachrichten, mit denen der Sender über Deutschlands Grenzen hinaus für Aufsehen sorgte.

 
20.03.2014
Von: Radiobridge@aol.com [mailto:Radiobridge@aol.com]
Gesendet: Donnerstag, 20. März 2014 15:25
Betreff: Nachricht an den Rundfunkrat von Radio Bremen

Hallo RB-Rundfunkrat!

Mir scheint, bei der Behandlung der RB-Berichterstattung über die Verleihung des Kultur- und Friedenspreises der Villa Ichon an den Bremer Autor, den ehemaligen RB-Kollegen Kurt Nelhiebel, ist einiges schief gegangen. Vielleicht sollten Sie sich mal die Dokumentation dazu im Web ansehen: http://radiobridge.net/
Ziemlich peinlich die zitierte RB-Intendanten-Eloge, und – wie ich finde – geschichtslos im Verständnis der Redaktionen von RB!

Schönen Gruss,
Klaus Jürgen Schmidt
 
16.04.2014
Subject: AW: Nachricht an den Rundfunkrat von Radio Bremen
Date: 16.04.2014 11:37:46 Mitteleuropäische Sommerzeit
From: intendanz@radiobremen.de
To: Radiobridge@aol.com

Sehr geehrter Herr Schmidt,

vielen Dank für Ihre E-Mail vom 20. März 2014, die der Rundfunkrat zuständigkeitshalber an mich zur Beantwortung weitergeleitet hat.
Zunächst einmal: Wir hier bei Radio Bremen schätzen Herrn Nelhiebel sehr und haben uns mit ihm darüber gefreut, dass er den 32. Kultur- und Friedenspreis der Vereinigung der Freunde und Förderer der Villa Ichon bekommen hat. Deshalb hat Radio Bremen bei der Bekanntgabe des Preisträgers vor einem Jahr eigens eine würdigende Pressemitteilung herausgegeben. Außerdem habe ich ihm einen persönlichen Glückwunsch-Brief geschrieben. Ich denke, das lässt keinen Raum für Missverständnisse.
Dass sich einige Beteiligte eine andere Form der Berichterstattung über die Verleihung des Preises gewünscht haben, ist ein anderes Thema. Ich fürchte aber, hier gilt, was auch in anderen Fällen gilt: Dies ist eine redaktionelle Entscheidung, die wir in aller Unabhängigkeit treffen - und die sich in diesem Fall nach den Erfordernissen der Aktualität zu richten hatte.
Ich möchte Ihnen kurz schildern, was sich im Hintergrund abgespielt hat:
Buten un binnen hatte die Preisverleihung in der Villa Ichon rechtzeitig im Blick. Die Planungsredaktion hat die Preisverleihung als tagesaktuelles Kurzmagazin mit einer Länge von 1’30 Minuten bewertet. Der Auftrag wurde am Vortag vergeben. Die Autorin hat sich unverzüglich mit dem Veranstalter und dem Preisträger in Verbindung gesetzt, um eine Drehgenehmigung und eine Interviewzusage zu erhalten. Die Drehgenehmigung gab es, die Interviewzusage nicht. Der Beitrag über die Preisverleihung ohne Interview ist dann in ca. 0’30 Minuten in buten un binnen gesendet worden. Mit einem Interview von Herrn Nelhiebel wäre der Beitrag 1’30 Minuten lang geworden. Ihnen mag das zu kurz, zu aktuell, zu schnell erscheinen. Geplante 1'30 Minuten bei einer Gesamtlänge der Sendung von 28 Minuten erscheinen uns auch heute noch in einem Tagesmagazin für eine Preisverleihung angemessen.
Ich bin Ihnen dankbar, wenn Sie dieses Schreiben ebenfalls auf Ihrer Website veröffentlichen. An der Wertschätzung Radio Bremens für Herrn Nelhiebel sollte es keinen Zweifel geben.

Mit freundlichen Grüßen
Jan Metzger
Intendant

Radio Bremen
Diepenau 10
28195 Bremen
 
16.04.2014
Subject: Re:Villa Ichon-Preisträger
Date: 16.04.2014
From: radiobridge@aol.com
To: intendanz@radiobremen.de

Sehr geehrter Herr Metzger,

vielen Dank für Ihre Stellungnahme, die selbstverständlich auf der RBO-Website veröffentlicht wird, ebenso wie diese Replik.
Mit Ihrer Stellungnahme wird das Missverständnis, und damit auch ein professionelles Unverständnis fortgesetzt: Es ging und geht nicht darum, in wievielen Minuten der ehemalige Arbeitgeber Kurt Nelhiebels, also Radio Bremen, in einem Nachrichten-Magazin die Verleihung eines Preises an ihn beleuchtet hat, oder wie verständnisvoll die Worte in einer Pressemitteilung und in einer Glückwunsch-Adresse vor einem Jahr ausgefallen sind.
Es geht darum, dass niemand bei Radio Bremen in diesem verstrichenen Jahr, und schon gar nicht seit der Preisverleihung an Kurt Nelhiebel Mitte März dieses Jahres, auf die Idee gekommen ist, den medialen Schatz vor der Haustür zu heben, mit anderen Worten: mit journalistischer Kompetenz aus dem Lebenswerk eines Mannes zu schöpfen, der wie kaum ein anderer dem unheilvollen Wirken faschistischen Denkens und Handelns in unserer Gesellschaft nachgegangen ist.
Wo ist das Feature-Programm, wo ist die Sendereihe, wo ist die Radio Bremen-Profession, die eben nicht bloss eine Minute Nelhiebel-O-Ton hervorbringen will, sondern sich in das einzigartige Archiv eines Mannes versenkt, um daraus Bedenkenswertes für unsere Gesellschaft heute erkennen zu lassen?
Es wird diese Sendereihe geben, leider nicht bei Radio Bremen!
Ich erlaube mir, diese Antwort an Sie auch Herrn Nelhiebel zur Kenntnis zu bringen, der – wie ich weiss – immer bereit gewesen ist, Neugier und Sachverstand kooperativ zu begegnen. Das hätte ein B&B-Team Radio Bremens u.a. erleben können bei Debatten des 86-Jährigen mit Jugendlichen in Bremer Schulen.

Mit freundlichem Gruss
Klaus Jürgen Schmidt
 

 
Have your say!
Was sagen Sie dazu?
RE: grumbler's corner & topic
RE: Meckerecke & Thema
 

 
ARCHIV / ARCHIVE - WHERE YOU CAME FROM - WOHER SIE KAMEN