NEUN THESEN ZUR ENTWICKLUNGSPOLITISCHEN FÖRDERUNG VON MEDIEN

1.
Förderung zur Entwicklung von Medien ist konstitutiver Bestandteil eines entwicklungspolitischen Konzepts,
das behauptet, es gäbe Hilfsbedürftige und diesen könne kompetent und sogar selbstlos geholfen werden.

2. Dieses einseitig von sogenannten Gebergesellschaften definierte entwicklungspolitische Konzept erhebt zugleich den Anspruch, in sogenannten Nehmergesellschaften demokratische Werte zu entwickeln oder sogar zu verankern.

3. Alle organisierten Initiativen, die diesem entwicklungspolitischen Konzept folgen, also auch solche zur Medienförderung, sind tatsächlich nichts anderes als unterschiedliche Arten von Geschäftsmodellen der sogenannten Gebergesellschaften.

4. Wie in allen anderen Sektoren entwicklungspolitischer Aktivitäten sollen auch bei der Medienförderung konstitutive Merkmale von Gebergesellschaften, also hauptsächlich marktwirtschaftliche Strukturen, in den Nehmergesellschaften etabliert werden.

5. Seminare, Workshops und andere Maßnahmen der Medienförderung sind nicht Instrumente interkulturellen Austausches, sondern Gelegenheit, in Nehmergesellschaften Agenten eines Wandels zu schulen, der ihnen Werte und Kompetenz der Gebergesellschaften als dominant und deshalb als erstrebenswert erscheinen läßt.

6. Bei dieser Förderarbeit wird weitgehend ausgeblendet, daß sich die marktwirtschaftlich organisierten Strukturen in den Gebergesellschaften, und damit deren Medien selbst, in einer dramatischen Krise befinden.

7. Es wird ferner ausgeblendet, daß es in den Nehmergesellschaften Kommunikationsformen gibt, die unter Verwendung kostengünstiger moderner Technologien zu einer Revitalisierung traditionellen Geschichtenerzählens und damit zu Medienformaten führen können, die von Strukturen und Ideologien der Gebergesellschaften unabhängig sind.

8. Medienförderer sind aufgerufen, sich in erster Linie mit solchen traditionellen Kommunikationsstrukturen vertraut zu machen und deren Protagonisten, falls gewünscht, beim Erlernen technologischer Fertigkeiten zu helfen.

9. Dann kann vielleicht als Grundvoraussetzung allen Handelns erkannt werden, daß es sich bei den sogenannten Nehmergesellschaften auf Dauer um Überlebensgesellschaften handelt, die Agenten aus der Welt von Erlebnisgesellschaften nicht brauchen.
 
Medienhilfe als:
Brücke zwischen internationalen Unternehmen und Medienhäusern in neuen, entstehenden Märkten?
 
Was sind:
... neue, entstehende Märkte?

Der Artikel rechts stammt aus dem in London erscheinenden renommierten Wochenblatt für Architekten
"BUILDING DESIGN" vom 21.12.2012

In der Überschrift heißt es:
"Architekten suchen neue Arbeit
in kriegszerrütteten Ländern"


... und in der Unterzeile heißt es:
"Architektur-Büros unter Druck,
Projekte jetzt zu finden, oder außen vor zu bleiben"
 
(für eine Vergrösserung auf die Grafik klicken)

Architekten bauen allenfalls die Hülle für Medienhäuser, Journalisten füllen sie mit Inhalt.

Vor mir liegt ein vorweihnachtlicher Rundbrief der taz-Aboabteilung
mit folgender Bestandsaufnahme:
 
  KJS:

Weil ich möchte, dass die taz weiter frei von Machtinteressen berichtet und kommentiert,
(und sich z.B. eben nicht an "Schnäppchenmärkten" beteiligen muß),
will ich helfen,
ihr wirtschaftliches Modell zu sichern.

Die taz gehört ihren Lesern und Leserinnen.

Ich habe der taz-Chefredakteurin versprochen, künftig den höheren, den Poltischen Abo-Preis zu zahlen.

Für mich ist die Konsequenz aus der Erkenntnis von Ines Pohl, dass die Medienhäuser des Südens nicht die selben Fehler machen sollten wie wir hier
.



Medienhäuser des Südens
brauchen Rat,
der sie wegführt
von versagenden
ökonomischen Strukturen!
 
Wie kann das gehen?
 
Auf der Mailingliste des Forums Medien und Entwicklung (FoME) stellte am 10.01.2013 die in Berlin ansässige "Plural Media Services GmbH" – mit der Bitte um Weiterverbreitung – ihr Schulungsprogramm für Medienhäuser in Tunesien, Libyen und Ägypten vor. Wörtlich hiess es:

"Seit einem Jahr gibt es PLURAL MEDIA SERVICES, eine Brücke zwischen internationalen Unternehmen und Medienhäusern in neuen, entstehenden Märkten. Ein Gewinn für beide Seiten. Die Unternehmen können dank Plural ihre Kommunikationsinteressen gezielt platzieren. Die Medienhäuser finden auf diesem Weg politisch unabhängige Anzeigenkunden."
 
Als Mitglied der FOME-Liste mailte ich am selben Tag folgende Einwände:

> Die Kommunikationsinteressen von internationalen Unternehmen in neuen, entstehenden Märkten sind in erster Linie Durchsetzungsinteressen.
> Diese können nun - dank PLURAL - gezielt bei lokalen Medienhäusern platziert werden.
> Ihre Finanziers gelten deshalb als "politisch unabhängige Anzeigenkunden"?

Daraus ergab sich in den folgenden Tagen der Beginn einer lebhaften Debatte, an der sich angemeldete Teilnehmer der FOME-Liste weiterhin beteiligen können ... oder ohne Anmeldung auch auf dieser Seite (siehe weiter unten).

 
Hier geht es zur FOME-Liste und zum Debatten-Forum dieser Seite   Was sagen Sie dazu?
 
 
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