"WIE WAR DAS IN DER DDR?"
TEIL 3
           
  Klaus Jürgen Schmidt erinnert sich
           
BILDER-REISE IN DER "EX"-DDR
           
           

Sächsische Zeitung - 3. Juni 2008
           

31. Mai 2008: nachmittags Wiedersehen ...
       
... im alten Klassenzimmer ...
           

... am Abend Wiedersehen mit Cocktails ...
       
... und ehemaligen Lehrerinnen
           

Bei Schulfreund Ehrenfried Poremba ...
       
... zum Sonntagsspargel am 1. Juni 2008
           

Sächsische Zeitung - 4. Juni 2008 / Rückblick - 30. März 1958
           
       
           

Sang alle Lieder mit: Karl Holluba, links in der Kirche ...
... und links durch's Leben: Bundesschatzmeister der "Linken"
           

Konfirmanden-Kaffee im Gemeindehaus ...
       
... der Evangelischen Kirchengemeinde Bernsdorf
           

Blick aus dem Hotelfenster auf die alte Bernsdorfer Schmiede
           

Auferstanden aus Ruinen ...
           

... das alte Zuhause in der Bernsdorfer ...
       
... Dresdener Straße 62
           

Zwei Übernachtungen am Bernsdorfer Waldseebad ...
           
       
           

... als "Zeitungskurier" kommt Freund Günter...
       
... zum Bier in der "Räuberhütte" am See ...
           

... für die "Wandererhütte" sammelten wir als Kinder
mit einem Holzmodell im Dorf
       
... und Schwimmen war schon möglich ab Mai!
           

Das Rote Rathaus im 11 km entfernten Kamenz
       
Hof der Kamenzer Pension "Goldene Sonne" ...
           

... Monika Otto klagt über zu wenig Besucher
       
... das Nebengeschäft rollt antik!
           

Visite am alten Arbeitsplatz des Vaters ...
       
Erich Hoffmann erinnert sich:
"Ich war Buchdruckerlehrling bei Hilmar Schmidt!"
           
 
1954 in der Kamenzer Lessing-Druckerei:

Ein Buch-Paket vom Weihnachtsmann für den kleinen Klaus ...

... mit Vater Hilmar als Leiter des Betriebschors neben dem Klavier

           

Schulfreund Wolfgang Künanz lebt seit über 30 Jahren in Kamenz,
der Geburtsstadt des Dichters Gotthold Ephraim Lessing
           

Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert,
geht noch immer geschwinder, als jener, der ohne Ziel umherirrt.

Gotthold Ephraim Lessing, 22.01.1729 - 15.02.1781
           
       
           

4. Juni 2008: Mittelschule Lauta, die jetzt auch von
Bernsdorfer Schülern besucht wird ...
       
... Sie sind so alt wie wir vor 50 Jahren, und ich erzähle,
wie es damals war und was ich seither erlebte ...
           

Vier Tage in der Sächsischen Schweiz ...
       
Kurort Rathen als Basis für Ausflüge ...
           

... und zum Ausruhen ...
       
... mit dem schönsten Balkon über der Elbe
           
       
           

Mit einem Raddampfer ...
       
... vorüber an der Basteibrücke ...
           

... am Rokoko-Schloß Pillnitz ...
       
... und Dresden am Horizont ...
           
... Landgang in der Elb-Metropole ...
       
... im Zentrum die aus Ruinen neu erstandene Frauenkirche
           

Radebeul für den Karl-May-Fan: "Villa Shatterhand" ...
       
... und die Indianer-Ausstellung in der "Villa Bärenfett"
           
       
           

           
       
           
       
           
       
           
       
           
           
       
           
       
           

7. Juni 2008: los geht's mit einer Dampflok ...
       
... deren Baujahr auch das meine ist! ...
           

... vor 90 Jahren fuhr auf dieser Strecke mein
Grossvater: als "königlich-sächsischer Lokführer ...
       
... doch wohl nicht so komfortabel! ...
           
       





... wo am letzten Tag bei den Karl-May-Spielen ...
         
... Winnetou & Old Shatterhand zum Silbersee ritten.






... und seinen Thesen an der Kirchentür ...
       
... zu Wittenberg
           
       



ENDE EINER BILDER-REISE IN DIE "EX-DDR"

... und nachfolgende Erkenntnisse:

Am 13. August 2009 eröffnete eine neue Schule in Bernsdorf. ...

 
Gelöscht ist der Name "Karl Liebknecht"!
Gelöscht ist die gesamte Existenz unserer Schule in dieser Chronik:
www.oberschule-bernsdorf.de/chronik.html

Wer mag auf die Idee gekommen sein, als Termin für die Eröffnung einer "Freien Oberschule" ausgerechnet den 13. August zu wählen? Dieses Datum bleibt ein geschichtsträchtiger Tag in der Chronik der "Ex-DDR". 1961 riegelten an diesem Tag DDR-Grenzpolizisten in Berlin den Ostsektor von den Westsektoren ab. Der Mauerbau hatte begonnen.

In den Tagen unseres Schul-Jubiläums 2008 traf ich einen jener Schulkameraden wieder, die nie mit uns TIMUR-Aktionen unternommen und die nie mit uns Friedenspfeifen geraucht hatten. Einer von denen, die seinerzeit dem rumänischen Schuster und mir Angst einjagen wollten, einer, der mich bei Gelegenheit auch verprügelt hatte.
Zum Erinnerungsaustausch in Schule und Kirche war er nicht gekommen. Als hätte er auf mich gewartet, saß er mit seinen Kumpeln in der noch geöffneten Bierkneipe neben unserem Hotel. Als ich eine Runde Bier für alle bestellte, fragte er unvermittelt: "Na biste gekommen, um unsre Dande zu beärbn? Da gibds nischt mehr zu ärbn!"
"Welche Tante?"
"Na die Pfautsch Ilse, die war meine Padendande, die war deine Padendande, die war Padendande von vieln Kinnern hier im Dorf, ungeschtorm isse schon vorner Weile!"

Die Ilse Pfautsch! Eine Erinnerung blitzt auf: Einmal, ich war noch gar nicht eingeschult, da war ich zum Ostereiersuchen in die Bäckerei geschickt worden, die wohl ihrer Familie gehörte. Und es waren auch andere Kinder da gewesen. ... Aber was für ein hässlicher Gedanke, jetzt nach Bernsdorf gekommen zu sein, um mir was von ihrem Erbe zu holen? Wir tranken unsere Gläser leer und verabschiedeten uns.

Sehr viel später erhielt ich Informationen über Geschichten aus dem Bernsdorfer Rathaus:

"Ilse Pfautsch wurde im Zusammenhang mit einer Flugblattaktion die wahrscheinlich gegen die Wahlen zur 1. Volkskammer der DDR am 15. Oktober 1950 gerichtet war, verhaftet. Von 1951 bis 1954 saß sie deswegen im Gefängnis in Waldheim ein. Sie soll 1954 im Rahmen einer Amnestie entlassen worden sein. Zu der Tatsache, dass Ilse Pfautsch Patentante für Neugeborene von Frontsoldaten gewesen sein soll, ist hier nichts bekannt."

Seltsam! Da wusste ein ehemaliger Mitschüler mehr als der Bürgermeister?

Weitere Recherchen ergaben: Ich war auch ein solches Kind, aber meine Mutter hat mir nie gesagt, weshalb ich zu einer fremden Frau zum Ostereiersuchen geschickt worden war. Das Foto fiel mir ein, das Günter Lösche und mich als Babies nebeneinander in Sportwagen zeigte, geschoben von unseren Müttern. Ich kann ihn nicht mehr fragen, ob die Pfautsch Ilse auch seine Patentante war. Im Februar 2014 erhielt ich von Schulfreund Wolfgang Künanz die Nachrich von Günters Ableben.

Auf meine Bitte schaffte es Wolfgang, für das Grab afrikanische Protea-Blüten zu besorgen. ...

... und sein Foto von diesen Blumen erinnerte mich daran, wie gut der alte Bernsdorfer Schneider Panitzek über Afrika Bescheid wusste,
als er erfuhr, dass wir aus Zimbabwe gekommen waren, um meine alte Heimat zu besuchen.
"Wo lebt ihr jetzt? In Zimbabwe?" hatte er bei unserem Besuch 1987 gefragt.
"Lass mal sehen – das ist doch dieser südliche Teil der ehemaligen Rhodesischen Föderation!" – Wom!
"Wohnt ihr in Salisbury? Nein – nein, das heißt doch jetzt Harare!" Womm!
"Ja, ja – euer Robert Mugabe ist bei uns häufig auf dem Bildschirm!" Wommm!

Als Ende September 1991 im Garten des Statehouse von Harare Mikrofone zur regulären Pressekonferenz des Staatspräsidenten aufgebaut wurden, hatte ich kurz zuvor durch eine Unachtsamkeit der deutschen Botschaft davon erfahren, dass Mugabe die Einladung von Weizsäckers zum Gegenbesuch in Deutschland angenommen hatte. Diese Information mischte sich in meinem Kopf mit einer anderen Nachricht, die wenige Tage zuvor aus einer Stadt, nur 15 Kilometer entfernt von meinem Geburtsort, weltweit verbreitet worden war: Was am 17. September 1991 in Hoyerswerda mit einer Hetzjagd auf vietnamesische Menschen begann, mündete in dem ersten Pogrom der bundesrepublikanischen Geschichte. Am selben Abend noch griffen mehrere Dutzend Neonazis unter zustimmendem Gejohle versammelter Hoyerswerdaer das Wohnheim der ehemaligen Vertragsarbeiter mit Steinen an. Am folgenden Abend kamen noch Molotow-Cocktails hinzu, die Polizei griff kaum ein. Schließlich wurden die Vertragsarbeiter evakuiert. Am 20. September wurde auch das Flüchtlingswohnheim angegriffen. Schon in den Wochen zuvor waren die Bewohner immer wieder von Neonazis angegriffen worden. An diesem Abend zogen diese mit dem Mob vor das Flüchtlingsheim und bewarfen es mit Steinen und Molotow-Cocktails. Einzelne Migranten wurden von den Neonazis auch direkt angegriffen, wozu der Mob die Gewalttäter durch Zurufe und Applaus weiter anheizte. Am Morgen des 21. September wurden die Flüchtlinge unter SEK-Begleitung mit Bussen auf Unterkünfte im Umland verteilt. Hoyerswerda wurde von den Neonazis daraufhin zur „ersten ausländerfreien Stadt“ erklärt. Am 19. September 1991, noch während des Pogroms, starb Samuel Yeboah, ein ghanaischer Flüchtling, in Saarlouis (Saarland) durch einen bis heute nicht aufgeklärten Brandanschlag. Das Landratsamt Hoyerswerda veröffentlichte dazu folgende „Lage-Einschätzung“:
„Es besteht einheitliche Auffassung dazu, dass eine endgültige Problemlösung nur durch Ausreise der Ausländer geschaffen werden kann“.

Nach Abwicklung seiner Agenda gibt Mugabe der internationalen Presse Gelegenheit, Fragen zu stellen.
Ich arbeite in diesen Monaten als für die ARD akkreditierter Reporter und frage, ob es stimmt, dass er die Einladung zu einem offiziellen Besuch in meinem Land angenommen habe.„Woher wissen Sie das? Das sollte doch noch ein Geheimnis bleiben?“ Der Vertreter der deutschen Botschaft funkelt mich böse aus dem Hintergrund an. „Aber es stimmt,“ bestätigt er.
„Und könnten Sie sich bitte dazu äußern, was das für ein Gefühl ist, in ein Land zu reisen, in dem gerade Menschen mit anderer Hautfarbe gejagt werden?“

PAUSE

Der alte Mann hat sich mir jetzt komplett zugewendet.
Eine Hand unter dem Ellbogen des anderen Armes, die zweite Hand mit dem Rücken unter dem Kinn, bei ihm die typische Nachdenk-Haltung.
„Ich hoffe, ich werde Menschen treffen, die sich daran erinnern und darüber traurig sind, dass es in ihrer Geschichte eine Zeit gab, in der sechs Millionen Juden umgebracht wurden.“ ...

(aus meinem Buch "Wie ich lernte, die Welt im Radio zu erklären")

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