DIE
WELT: Herr Präsident, würden Sie, wenn das Volk
Sie dazu auffordert, Ende 2004 auch zum vierten
Mal kandidieren? Sam
Nujoma: Warum ist das eine Nachricht? Sind das
wirklich Neuigkeiten? Sie sind von so weit her
angereist, um sinnlose Fragen zu stellen. Das
namibische Volk hat das Recht, so wie alle
anderen Völker der Welt, darüber zu
entscheiden, wer sein nächster Präsident sein
wird. Für mich ist das keine Neuigkeit. Außer
dass Sie verwirrt sind und versuchen, in Afrika
Verwirrung zu verbreiten.
DIE
WELT: Nein, es ist eine klare Frage. Natürlich
haben die Wähler das Recht, Sie wieder zu wählen.
Würden Sie akzeptieren?
Nujoma:
Das überlassen Sie mal dem namibischen Volk. Das
ist nicht Ihre Entscheidung.
DIE
WELT: Gut. Hier in der Nähe entsteht ja das
Epupa-Damm-Projekt. Wann wird mit den Arbeiten
begonnen?
Nujoma:
Das geht Sie gar nichts an.
DIE
WELT: Gut. Eine andere Frage, die vielen auf den
Nägeln brennt, ist die Landreform. Können Sie
uns bitte den genauen Standpunkt Ihrer Regierung
erläutern.
Nujoma:
Ich möchte, dass das jeder kapiert. Jede Ecke
der Republik Namibia ist das Eigentum des
namibischen Volkes. Es wurde von deutschen
Kolonialisten von 1884 bis 1915 überfallen, sie
haben unser Land unter sich aufgeteilt, sie haben
niemals den Grund und Boden erworben. Also ist es
nun das Prärogativ des namibischen Volkes zu
entscheiden, wem das Land gehört. Als ihr
Deutschen besiegt wurdet, wurde euer Land geteilt.
Also, warum stecken Sie dann Ihre Nase in unsere
Angelegenheiten?
DIE
WELT: 192 Ländereien, die abwesenden Besitzern
gehören, sollen ja nun in den Zwangsverkauf
kommen.
Nujoma:
Jawohl, wir werden Ausländern, die nicht hier
leben, nicht gestatten, Land zu besitzen. Es ist
die Entscheidung meiner Regierung und des
namibischen Volkes, solches Land zu enteignen,
mit fairer Entschädigung. Ob Ihnen das passt
oder nicht!
DIE
WELT: Aber sagen wir einmal, es hat jemand vor
zehn, 15 Jahren eine Farm gekauft . . .
Nujoma:
Wir wollen nur noch namibische Bürger. Wer Bürger
ist, gleichgültig welcher Hautfarbe oder Rasse,
ja, der hat Anrecht auf Land. Aber nicht Ausländer.
Wir haben ja auch nicht das Recht, in Deutschland
Land zu besetzen.
DIE
WELT: Nicht besetzen, nein. Aber wenn Sie sich in
Bayern ein Stück Land kaufen möchten, haben Sie
dazu das Recht.
Nujoma:
Kaufen oder verkaufen das erlauben wir
anderen nicht mehr. Diese Arroganz von euch Weißen
muss ein Ende haben.
DIE
WELT: Daraus entnehme ich, dass langfristig . . .
Nujoma:
(wütend): Hören Sie auf, mich zu beleidigen!
Sprechen Sie nicht mehr von meinem Grund und
Boden! Wir haben um dieses Land gekämpft und es
mit Blutvergießen befreit!
DIE
WELT: Sir, ich würde Sie niemals beleidigen
wollen. Ich bin nur hier, um . . .
NujomaBeleidigungen
: (mit Zeigefinger drohend): Hören Sie sofort
mit Ihren auf!
DIE
WELT: . . . Klarheit zu bekommen.
Nujoma:
Hören Sie mit der Beleidigung auf, über Boden
in diesem Land zu reden! Sie haben dazu nicht das
geringste Recht!
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