SÜDWESTRUNDFUNK
SWR2 Wissen - Manuskriptdienst
Zwischen
Hölle und Paradies
Das
Afrikabild in den deutschen Medien
Autor: Dirk Asendorpf
Redaktion: Anja Brockert
Regie: Günter Maurer
Sendung: Dienstag, 15. Januar 2002, 8.30 Uhr, SWR 2
Archiv-Nr.: 051-1863
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Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen,
privaten Gebrauch bestimmt.
Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der
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Cut 1:
Weltspiegel-Beitrag Das Geschäft mit dem Tod
...
Sprecherin:
Sonntag Abend, Weltspiegel-Zeit. Es geht um Afrika, und
wenn in deutschen Medien dieser Kontinent überhaupt
einmal auftaucht, dann ist der Tod nicht weit.
Medienleute sprechen gerne von den Drei K's -
Kriege, Krisen, Katastrophen. Alles, was sonst noch in
Afrika passiert, kommt kaum vor.
Cut 2 (Schaflinger)
Bedauerlicherweise ja. Die Berichterstattung aus Afrika
gibt's in keiner Systematik. Die Systematik gibt es
nicht. Mitunter absorbieren andere große Themen aus dem
In- wie dem Ausland die Berichterstattung über diesen
Kontinent. Sie findet, wenn man das so sehen möchte,
wirklich nur am Rande statt. Das mag man bedauern, aber
es ist so.
Sprecherin:
Knut Schaflinger ist verantwortlicher Redakteur für die
Auslandsberichterstattung der Tagesthemen. An einem
durchschnittlichen Tag hat er Zugriff auf über 200.000
Agenturmeldungen, kann aber nur zwei bis drei
Auslandsberichte und ein paar Nachrichten in der
halbstündigen Sendung unterbringen.
Cut 3 (Schaflinger) - 0:21:
Wir müssen auswählen, welche Themen sind auf dem Markt,
aus welchen Themen lässt sich Hintergrund-,
Vordergrundnachricht entwickeln. Und in der Tat ist es
so, dass wir uns dann auch - und ich will jetzt nicht den
Ball auf den Rezipienten, den Zuschauer abwälzen - daran
orientieren, was könnte den Zuschauer interessieren. Und
das Interesse der deutschen Zuschauer ist an Afrika
relativ gering.
Sprecherin:
So gering, dass der gesamte afrikanische Kontinent in
manchen Monaten überhaupt nicht in den
Nachrichtensendungen des Fernsehens vorkommt. Auch in den
deutschen Tageszeitungen ist die Lage nicht viel besser.
Sie können zwar deutlich mehr Nachrichten unterbringen
als das Fernsehen oder das Radio, trotzdem ist Europas
südlicher Nachbarkontinent in der Berichterstattung
stark unterrepräsentiert.
Cut 4 (Johnson)
Ein Grundproblem ist, dass man Afrika an sich nicht ernst
nimmt, vor allem auf politischer Ebene. Man hält
politische Entwicklungen in Afrika nicht für besonders
wichtig. Es kümmert sich zum Beispiel keine Zeitung
darum, kontinuierlich über zum Beispiel
Friedensverhandlungen für den Kongo,
Friedensverhandlungen für Burundi, UNO-Einsätze in
Sierra-Leone oder Äthiopien zu berichten. Man macht
vielleicht einmal was und dann wieder zwei Monate nichts.
Das heißt, man nimmt diese Prozesse nicht ernst. Anders
als zum Beispiel Nahost-Verhandlungen, die nimmt man
ernster, will man jeden Tag wissen. Ich denke, es ist vor
allem eine Frage der Einstellung der Journalisten, dass
sie diesen Sachen zu wenig Bedeutung beimessen.
Sprecherin:
Dominic Johnson ist Auslandsredakteur der
taz, die als einzige deutsche Tageszeitung
Afrika zu einem Schwerpunkt ihrer Berichterstattung
gemacht hat. Und trotzdem hat sogar er immer wieder
Probleme, den nötigen Platz für seine Berichte zu
bekommen.
Cut 5 (Johnson)
Man verzichtet gerne auf Genauigkeit, und man hat gerne
die großen, globalen Themen ab und zu mal: Zweimal im
Jahr was über Aids, mal was über die
Bevölkerungskrise, wenn ein großer Bürgerkrieg ist,
dann macht man irgendwann einmal eine Reportage über
Flüchtlinge, aber kontinuierliche Berichterstattung
über politische Prozesse und über gesellschaftliche
Entwicklungen, die nicht spektakulär sind, die findet
sehr selten statt. Was nicht heißt, dass sie nicht
möglich ist. Sie ist möglich. Aber gerade das dann auch
in die Zeitungen zu bringen, das ist ein ständiger Kampf
und Überzeugungsarbeit.
Sprecherin:
Nicht nur die Menge, sondern auch der Inhalt der
Afrika-Berichterstattung lässt erheblich zu wünschen
übrig, davon ist taz-Redakteur Johnson
überzeugt.
Cut 6 (Johnson)
Zum anderen sind deutsche Medien oft zufrieden damit, ein
bestimmtes Klischee zu bedienen und ihre Recherchen und
Berichte soweit voranzutreiben, bis dieses Klischee
erfüllt ist. Und wenn das erfüllt ist, dann hört man
wieder auf. Zum Beispiel das Klischee, wenn man über
Flüchtlinge berichtet, dass es denen schlecht gehen
muss. Sobald man festgestellt hat, denen geht's schlecht,
hat man ne Story. Man will dann gar nicht mehr wissen: Wo
kommen sie eigentlich genau her, warum ist die Lage
gerade so, wie sie ist, was könnte daran geändert
werden? Es reicht einfach die Darstellung des Elends.
Ähnliches gilt für die Problematik Aids. Man guckt sehr
wenig, wie sich im ganzen Zusammenhang der Gesellschaft
etwas verändert. Man guckt sich vielleicht einzelne
Geschichten von Waisenkindern an und ist damit zufrieden,
weil das ist eine vermittelbare Geschichte. Aber was sich
eigentlich strukturell in den Ländern verändert, bleibt
unterbelichtet.
Cut 6a: Weltspiegelbeitrag von Stefan Schaaf
Die Situation ist sehr schlimm, sagt er. Hier in
den Lagern gibt es viele Probleme, und das Schlimme ist
nicht nur, dass die Menschen nicht genug zu Essen haben,
sondern vor allem, dass sie von hier nicht fort
kommen... - ausblenden, über die Blende:
Sprecherin:
Das Interesse an Afrika ist gering, Afrika kommt in den
Medien kaum vor, und wenn es vorkommt, dann meist sehr
undifferenziert. Diese Erkenntnis ist keineswegs neu. In
den 70er und 80er Jahren war es in akademischen Kreisen
geradezu Mode, sich über ein Afrikabild zu erregen, das
Afrikaner in schlechtester kolonialer Tradition
darstellt: als unwissend, arm und wild oder in der
Opferrolle, talentiert höchstens als Model oder
Fußballspieler. Seit Anfang der 90er Jahre ist die
Kritik verstummt, an den Vorurteilen hat sich jedoch
nichts geändert, wie eine Studie der
Konrad-Adenauer-Stiftung im Sommer 2001 gezeigt hat -
seit Jahren die einzige ihrer Art. Bis auf ganz wenige
Ausnahmen - dazu gehören die taz und auch
SWR2 - stellt die Studie den deutschen Medien und
Schulbüchern ein miserables Zeugnis für ihr Afrikabild
aus.
Cut 7 (Kantara)
Was jetzt speziell Afrika angeht, kann ich sagen, dass
ich in meiner Schulzeit von gar nichts bis nur negative
Sachen über Afrika erfahren hab. Das heißt, ich hatte
nichts, womit ich mich identifizieren konnte.
Sprecherin:
Jeannine Kantara ist in Deutschland geboren und
aufgewachsen, aber ihre Hautfarbe ist dunkel, denn ihr
Vater stammt aus Afrika. 1987 hat sie beschlossen, etwas
gegen die Missachtung Afrikas in der deutschen
Öffentlichkeit zu tun und hat zusammen mit anderen
Betroffenen die Initiative Schwarze Deutsche
ins Leben gerufen - abgekürzt ISD.
Cut 8 (Kantara)
Das Fazit davon war, dass die ISD ja auch deshalb
gegründet wurde, weil die Leute eben ein Bedürfnis
hatten nach Identitätsfindung und im Rahmen dieser
Identitätsfindung sich auch selber auf die Suche gemacht
haben nach der eigenen Geschichte: Was heißt das, wo
kommen - meistens waren es die Väter in meiner
Generation - wo kommt mein Vater her, den viele Leute
persönlich nicht kennen gelernt haben. Und dieser
Prozess der Selbstfindung und der Geschichtssuchung von
den Leuten selber durchgeführt werden musste, weil sie
keinerlei Unterstützung von Institutionen hatten. Und
das traurige ist: Da hat sich bis heute nicht sehr viel
dran geändert.
Sprecherin:
Als diskriminierend empfindet Kantara nicht nur die
Ansammlung schlechter Nachrichten aus Afrika, sondern
auch das Klischee des edlen Wilden, das trotz aller
Aufklärung noch immer durch die Medien geistert.
Cut 9 (Kantara)
Afrika wird ja immer so als der unberührte Kontinent und
der wilde Kontinent beschrieben. Das heißt, da wird
irgendwas hinprojiziert, was so die Ursprünglichkeit in
einzelnen Menschen anspricht. Also das Unverdorbene zum
Teil und Schöne - all das, was wir hier nicht mehr
haben. Das beinhaltet aber auch den Trugschluss, dass
sich eben nie irgendetwas in Afrika verändert hat.
Afrika ist halt dieses Bild, was es seit Hunderten von
Jahren gibt und das möchten wir uns auch so gern wie
möglich erhalten. Und natürlich: wenn jetzt gesagt
wird, schwarze Menschen sind besonders schön, sie haben
so viel Rhythmus im Blut und was weiß ich, dann ist das
natürlich auch ne Projektion. Das ist aber auch ne Form
von Rassismus, die es nicht besser macht. Wenn Du auf
bestimmte Stereotypen reduziert wirst, auch wenn sie
positiv sind, heißt das ja, dass man Dir andere
Qualitäten abspricht, was natürlich Dein tägliches
Leben sehr schwierig macht: Aha, die kann singen und
tanzen, aber Denken - in dem Job ist sie halt nicht
geeignet.
Sprecherin:
Jeannine Kantara war stark genug, das Vorurteil zu
überwinden. Sie ist Journalistin geworden, und arbeitet
heute im Hauptstadtbüro der Wochenzeitung Die
Zeit. Was die Afrikaberichterstattung angeht,
unterscheidet sich Die Zeit allerdings nicht
vom Durchschnitt der deutschen Presse. Sie leistet sich
gerade mal einen einzigen Korrespondenten, der von
Kapstadt aus, dem äußersten Südzipfel, über den
gesamten Kontinent berichten soll. Kaum besser sieht es
bei der ARD aus. Ihr Korrespondenten-Büro in Nairobi ist
für fast 40 Staaten im Zentrum Afrikas zuständig. Und
damit steht das deutsche Fernsehen vergleichsweise sogar
noch recht gut da, wie Knut Schaflinger von den
Tagesthemen weiß.
Cut 10 (Schaflinger)
Es gibt vier Korrespondenten, die ARD und das ZDF
zusammen haben glaube ich acht. Das ist weit mehr als CNN
hat, das ist mehr als die BBC hat, und das ist auch mehr
als die Franzosen haben. Also wir sind relativ gut
vertreten. Das Problem dabei ist: Wir haben vier
Korrespondenten - Algerien, Kairo, Nairobi und
Südafrika. Das sind glaube ich 55 Länder, die da zu
betreuen sind. Es gibt eine schwierige Infrastruktur. Man
kann nicht so ohne weiteres von Nairobi nach
beispielsweise Luanda reisen, das führt immer noch über
Lissabon, weil es keine Fluglinien gibt in Afrika, die
Ost-West bedienen, sondern alles nur Nord-Süd.
Die politische Situation ist mit zu bewerten. Es ist
nicht so einfach nach Nigeria zu kommen. Es gab jahrelang
überhaupt keine Chance nach Sierra Leone zu gelangen.
Und wenn, dann ist das extrem gefährlich gewesen. Man
muss sich da ja auch nicht unnötigem Risiko aussetzen.
Das heißt, ein Teil des Berichtsgebietes fällt aus dem
Raster einfach weil man nicht hinkommt, nicht hin darf
und wenn man dort ist, auf Material angewiesen ist,
dessen Quellen man nicht unbedingt überprüfen kann. Da
ist man dann natürlich vorsichtig und zurückhaltend.
Sprecherin: Als seriös gilt in den Redaktionen eine
Nachricht oft erst dann, wenn sie auch über eine der
großen internationalen Nachrichtenagenturen ins Haus
kommt. Doch die sind ebenfalls nur spärlich in Afrika
vertreten. Noch nicht einmal drei Prozent der
Auslands-Meldungen eines durchschnittlichen Tages kommen
von diesem Kontinent, auf dem immerhin zwölf Prozent der
Weltbevölkerung leben.
Cut 11 (Johnson)
Die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen behandeln
Afrika so gut wie gar nicht. Das liegt nicht daran, dass
sie selber keine Informationen haben, sondern dass sie
sie nicht auswerten. Die deutschsprachigen Dienste lassen
fast alle ihre Meldungen, die aus Afrika kommen, weg aus
ihren deutschsprachigen Versionen. Das machen sie mit
anderen Weltregionen weniger. Das führt eben auch dazu,
dass in Redaktionen wenig Aufmerksamkeit da ist, weil
eben die Leute in den Ticker gucken und finden da nichts
über Afrika und denken, dann gibt's da auch nichts zu
sagen.
Sprecherin:
Fast könnte man meinen, hinter der Vernachlässigung
Afrikas in den Medien stecke mehr als nur Desinteresse.
Baffour Ankomah ist überzeugt davon, dass auch
wirtschaftliche und politische Interessen im Spiel sind.
Der Ghanaer ist Chefredakteur des New
African, des wichtigsten afrikanischen
Monatsmagazins, das in London erscheint.
Cut 12 (Ankomah)
In the textbooks we are told that there is a free press
in the West. But having lived in Britain for 14 years and
practised as a journalist I can say with my hand on my
heart that there is nothing like the kind of unfetted
free press that we read about in Western textbooks. It
doesn't exist in Britain, nor in America, nor in Germany
nor in France, nor anywhere. And I challenge anybody who
knows or has ever met this free press in the West to
kindly introduce me to him. I would like to have dinner
with him. What is true - and you don't get it in any of
the textbooks - is, that the freedom of the Western media
ends where national interest begins. The Western media
are restricted by national laws and the various agendas
that influence their reporting of the news. In effect,
the Western media are not free to report freely.
Darüber Zitator:
In den Lehrbüchern steht, dass es im Westen eine freie
Presse gibt. Doch nachdem ich 14 Jahre in Großbritannien
gelebt und als Journalist gearbeitet habe, kann ich
beschwören, dass so etwas wie eine zwanglose freie
Presse, von der in den westlichen Lehrbüchern die Rede
ist, nicht existiert. Das gibt es weder in
Großbritannien noch in Amerika, in Deutschland, in
Frankreich oder sonst wo. Und falls irgendjemand diese
freie westliche Presse kennt oder sie einmal getroffen
hat, dann soll er mich ihr doch bitte vorstellen. Ich
würde gerne einmal mit ihr Essen gehen. Die Wahrheit
ist, und das steht nicht in den Lehrbüchern, dass die
Freiheit der westlichen Medien dort endet, wo das
nationale Interesse beginnt. Die westlichen Medien sind
durch nationale Gesetze beschränkt und unterliegen in
ihrer Berichterstattung vielerlei Einflüssen. Das
heißt: die westlichen Medien haben nicht die Freiheit,
frei zu berichten.
Sprecherin:
Von solchen Verschwörungstheorien hält der
taz-Redakteur Dominic Johnson nichts. Er
sieht stattdessen einen Teufelskreis, bei dem sich
geringes Wissen über Afrika und geringes Interesse immer
wieder gegenseitig verstärken - bei Leserinnen, Hörern
und Zuschauern, aber auch in den Redaktionen selber.
Cut 13 (Johnson)
In deutschen Medien geht ja das Interesse an
Auslandsthemen generell zurück und an entfernten
Regionen mehr als an anderen. Die Länder, die am
wenigsten bekannt sind und am wenigsten relevant für
Deutschland erscheinen, die fliegen als erstes raus, wenn
der Platz für Auslandsberichterstattung sich reduziert.
Und da ist dann eben Afrika an oberster Stelle der
Weltregionen auf die man meint, verzichten zu können.
Zumal ja viele Redakteure und noch mehr Leser sehr wenig
eigene Anschauung vom Kontinent haben. Und dann ja oft
die Klage kommt: Diese ganzen Länder kann man ja gar
nicht auseinanderhalten. Wer weiß schon den Unterschied
zwischen Guinea Bissau und Äquatorial Guinea.
Sprecherin:
Über 80 Prozent der Nachrichten aus Afrika, die es
trotzdem in die Medien schaffen, berichten von negativen
Zuständen. Die Studie der Adenauer-Stiftung nennt diese
Zahl für Deutschland, doch Ähnliches gilt in ganz
Europa. Baffour Ankomah, der Chefredakteur des New
African, sieht darin eine ausgesprochene
Negativpropaganda, die mit dazu beiträgt, dass es in
Afrika wirtschaftlich nicht aufwärts geht.
Cut 14 (Ankomah)
Nobody would want to invest his hard won money in a
hopeless continent or take his holiday in a hopeless
continent. If the continent is dead, if the place is full
of crime - who would want to go to Joburg which has now
become the worst crime ridden city. I like to look at
what Prime Minister Blair said during the recent Foot and
Mouth crisis in Britain. He was complaining that the
negative images of the crisis in the media were costing
Britain Billions of Pounds in tourist revenue. So I ask
myself: Can we imagine the many zillions of pounds worth
of investment and tourist revenue that Africa has lost in
the last 40 years of this sustained campaign of negative
African images?
Darüber Zitator:
Niemand will doch sein schwer verdientes Geld auf einem
hoffnungslosen Kontinent investieren oder auf einem
hoffnungslosen Kontinent seinen Urlaub verbringen. Wenn
der Kontinent tot ist, wenn die Kriminalität überhand
nimmt - wer will denn schon noch nach Johannesburg
kommen, in die weltweit am schlimmsten durch
Kriminalität belastete Stadt. Ich erinnere gerne an das,
was Premierminister Blair während der Maul- und
Klauenseuche in Großbritannien gesagt hat. Er hat sich
darüber beschwert, dass dem Land durch die negativen
Bilder in den Medien Milliarden von Pfund an Einnahmen
aus dem Fremdenverkehr verloren gehen. Da frage ich mich
doch: Können wir uns vorstellen, wie viele Milliarden
und Abermilliarden Pfund an Investitionen und
Tourismuserlösen Afrika während der letzten 40 Jahre
mit der nachhaltigen Kampagne negativer Afrika-Bilder
verloren hat?
Sprecherin:
Tatsächlich kommt Afrika manchmal sogar als
Urlaubsparadies in den Medien vor. Meistens allerdings
als bedrohte Wildnis: Während die Sonne noch durch
Palmwedel lächelt und die Elefantenherde friedlich
grast, wartet die Bedrohung schon hinter der nächsten
Ecke - in Form Wilderern, von Bürgerkriegen, Aids,
wirtschaftlichem Niedergang oder Seuchen - je
unheimlicher, desto besser.
Zitator alt und Zitator jung sprechen abwechselnd und
ineinander überblendet die folgenden Zeitungstitel:
Todesvirus im Kongo
Treibjagd auf Weiße in Zimbabwe
Die Geier sammeln sich über der Leiche Kongo
Unicef will Kinder von den Schlachtfeldern holen
Ebola-infizierte Frau in Gabun verschwunden
Kenia kämpft verzweifelt um den Ruf als Urlaubs-Idyll
Sprecherin:
Schlagzeilen aus deutschen Zeitungen - von der Welt bis
zur Süddeutschen. Zur Medienreife bringen es die
Grusel-Themen aus Afrika meist erst dann, wenn auch
Europäer von ihnen betroffen sind. Tagesthemen-Redakteur
Knut Schaflinger:
Cut 15 (Schaflinger)
Wir entsinnen uns an die Katastrophe in
Anführungszeichen rund um das Ebola-Virus. Das ist dort
ein immer wieder auftauchendes Problem. Erst als zwei
italienische Nonnen davon befallen wurden und das
italienische Fernsehen über dieses Virus berichtet hat,
war daraus ein Weltthema geworden. Dass das Tage zuvor
viele andere afrikanische Menschen betroffen hat, hat man
schlichtweg nicht zur Kenntnis genommen.
Sprecherin:
Afrika geistert noch immer als der schwarze
Kontinent durch unsere Medien. Afrikaner kommen vor
allem als Opfer vor, äußerst selten nur als
selbständig handelnde Menschen. Trotzdem gilt Black als
Beautiful, immer häufiger sind im Fernsehen schwarze
Moderatoren zu sehen - allerdings nicht, wenn es um
Information und Reflexion, sondern dann, wenn es um
Unterhaltung geht. Jeannine Kantara sieht darin eine
weitere Verstärkung des rassistischen Klischees.
Cut 16 (Kantara)
Viva und MTV sind vor ein paar Jahren drauf gekommen,
dass es eben auch Quote bringt, wenn man ein
multikulturelles Bild vermittelt. Also ich glaube, wir
können uns nicht darüber beklagen, dass es zu wenig
schwarze Gesichter in den Medien gibt. Die Frage ist: Was
stellen sie dar? Und haben sie Entscheidungsbefugnisse
zum Beispiel? Können sie das, was sie darstellen, mit
selber bestimmen? Insofern ist es gar nicht die
Quantität, die ich bemängele, es ist die Qualität.
Für mich ist es egal, ob wir nun 20 Musikmoderatoren
haben, ich würde ganz gerne mal eine schwarze
Nachrichtensprecherin in den Tagesthemen oder so sehen,
aber das ist glaube ich eine Utopie, die sich vorläufig
nicht erfüllen lässt.
Mein Name ist Klaus Jürgen Schmidt, ich habe 16 Jahre
lang in Afrika gelebt und ich lade Sie von nun an jede
Woche zu einer Reise dorthin ein. Wir werden dabei den
kurzen Weg über das Internet nehmen. Fast alles, was Sie
in dieser Sendung im Radio hören, kommt aus dem
Internet. Und wenn Sie wollen, können Sie dort noch
weiterreisen, mehr hören und lesen und auch sehen. Wir
haben dafür eine Website eingerichtet, da können Sie
selber mitmachen und uns Fragen schicken, aber auch
Fundstücke von Ihrer persönlichen Reise, Geschichten
und Musik aus Afrika, die Sie im Internet entdecken.
Nach diesem Satz die Musik von Hugh Masekela noch etwas
stehen lassen, dann ausblenden, über die Blende:
Sprecherin:
Und es gibt sie doch, die Nischen, in denen Afrika nicht
nur mit Krise, Krieg und Katastrophe in den deutschen
Medien vorkommt. Zum Beispiel die
Übersee-Brücke des Radiojournalisten Klaus
Jürgen Schmidt. Seine Organisation vermittelt
Hörfunk-Berichte afrikanischer Journalisten an
europäische Medien. Die Sprache ist dabei - entgegen
eines verbreiteten Vorurteils - kein Problem. Wenn die
afrikanischen Journalisten kein Deutsch sprechen, werden
ihre Beiträge einfach nachträglich übersetzt, so wie
in dieser Reportage von Tariro Makanga:
Cut 17a Makanga
Cut 18 (Schmidt)
Wir haben die Erfahrung gemacht, wir haben mal ne Zeit
lang, da war der Ostdeutsche Rundfunk Brandenburg, der
hatte noch ne Sendestrecke, vier Stunden jeden Morgen,
die hieß al globe - Weltmusik und Weltgeschichten. Und
dort haben wir als Radio Brücke Übersee aus dem
südlichen Afrika pro Woche drei, vier, fünf Geschichten
von afrikanischen Autoren untergebracht. Und die Reaktion
der Hörer war spannend. Die fanden das nämlich wirklich
ganz toll. Das waren Geschichten, die haben sie sich gern
angehört. Das waren nicht die üblichen Geschichten von
Katastrophen. Weil es gibt ja - der größte Teil des
Lebens in Afrika ist ein ganz normales, mit ganz schönen
und interessanten Facetten, von denen wir nie was
erfahren.
Sprecherin:
Um das ganz normale Leben geht es auch in einer deutschen
Monatszeitung, die von Afrikanern herausgegeben wird. Mit
einer Druckauflage von 50.000 Stück ist der
englischsprachige African Courier an allen
großen Kiosken erhältlich. Alfred Oryeda gehört der
Redaktion an.
Cut 19 (Oryeda)
Deutsche, die an Afrika interessiert sind, sollen auch
Informationen über Afrika von Afrikanern bekommen. Es
wird über Tourismus, es wird über Bücher, die
Afrikaner schreiben auch berichtet. Und es gibt Berichte
für Deutsche, die an Afrika interessiert sind,
Erfahrungen über in Deutschland lebende Afrikaner von
Afrikanern selbst zu bekommen. Die Sichtweise ist anders.
Also, ein Bericht, der von einem Afrikaner über Afrika
geschrieben wird, ist inhaltlich oder der Schwerpunkt ist
anders. Ich nenne ein Beispiel: In der neuesten Ausgabe
des African Courier gibt es einen Bericht über den
Fußballer Akboborie. Die Art und Weise wie die Zeitungen
hier - einige Zeitungen - über seinen Fall dokumentiert
haben, konnte nicht vertretbar sein. Die Ausdrucksweise
ist anders. Es gibt zwar diese Objektivität, aber es
gibt auch die emotionelle oder eine Verbundenheit mit der
eigenen Wurzel sozusagen.
Sprecherin:
Afrikaner könnten längst auch in unseren normalen
Zeitungen aus Afrika berichten und unser Afrikabild so
etwas zurecht rücken. Bisher ist die taz
jedoch die einzige Zeitung, die häufig von dieser
Möglichkeit Gebrauch macht. Auch dafür spielt das
Internet wieder eine wichtige Rolle. Der
Auslandsredakteur Dominic Johnson nutzt es ständig.
Cut 20 (Johnson)
Man kann inzwischen im Internet Zeitungen aus allen
afrikanischen Ländern lesen. Das heißt, wenn man
bestimmte Ereignisse genauer verfolgen will, dann ist es
fast immer möglich, mit den selben Quellen zu arbeiten,
die eben dann selber auch verfügbar sind auf medialer
Ebene. Das war vor ein paar Jahren noch anders. Das hat
sich durch die Ausbreitung des Internets sehr verändert.
Dazu kommt aus dem selben Grund, dass es einfacher ist,
Kontakte zu lokalen Journalisten aufzubauen und zu
halten, so dass die einem Informationen liefern können,
selber Texte schreiben können oder in anderer Weise mit
einem zusammenarbeiten können, so dass es möglich ist,
auch wirklich schnell zu reagieren und gute Berichte zu
bekommen.
Sprecherin:
Ein Internetzugang ist inzwischen in allen Staaten
Afrikas möglich. Zwar wird er hier und da noch durch
Zensurversuche und überhöhte Preise eingeschränkt, mit
einem gewissen technischen Geschick können solche
Behinderungen jedoch oft umgangen werden. Selbst in
vielen Provinzstädten sind ein Telecenter oder ein
Internet-Café mit freiem Zugang zum Netz zu finden. Zum
ersten Mal bekommen afrikanische Journalisten damit die
Chance, ihre Berichte direkt an Medien in Europa zu
verkaufen. Die Radio-Brücke von Klaus Jürgen Schmidt
ist dafür ein wichtiges Hilfsmittel.
Cut 21 (Schmidt)
Ich denke aber, dass mit dem Auftauchen dieser neuen
Technologie, mit der Tatsache, dass man mit dem Computer
und der nötigen Software das alles machen kann und zwar
fast besser und schneller, weil es digital ist und nicht
linear, was man mit nem Studio früher machte, das
200.000 Mark kostet auch in Deutschland. Dass man
professionelle Radioprogramme herstellen kann, dass man
das Internet nutzen kann, indem man komprimierte
Audiofiles hin- und herschicken kann. Dass das ne völlig
neue Chance ist für dieses Freiberufs-Denken von
Journalisten in Afrika. Wenn sich jetzt drei oder vier
zusammentun, können sie sich vielleicht nen Computer
leisten. Wenn sie dann gut sind, wenn sie gute Stories
machen, sind sie dann vielleicht auch in der Lage, in den
Nordmarkt einzubrechen und spannende Geschichten, die sie
gemacht haben, mit Musik und allem drum und dran, zu
verkaufen. Also es sind ganz neue Möglichkeiten da.
Sprecherin:
Voraussetzung für eine solche Zusammenarbeit ist
allerdings, dass die afrikanischen Journalisten wissen,
welche Art der Berichterstattung in europäischen Medien
möglich und gewünscht ist. In Zimbabwe bietet die
Radio-Brücke deshalb Kurse für freie Journalisten an.
Zu Beginn wurde diese Arbeit von der
Friedrich-Ebert-Stiftung unterstützt, die sich in
zahlreichen afrikanischen Ländern für eine Verbesserung
der Journalisten-Ausbildung engagiert. Bisher steht es
darum nämlich überhaupt nicht gut, wie Mbatau Wangai zu
berichten weiß. Er ist Chefredakteur des East
African, einer der wichtigsten afrikanischen
Wochenzeitungen, die in Kenias Hauptstadt Nairobi
erscheint.
Cut 22 (Wangai)
Education system has not collapsed, but its almost there.
It means even the training of journalists is lower today
than it was 15 years ago, 20 years ago. So there is no
one single place where these journalists can go and get
training. In fact, I know, as I am sitting here, if I was
to go until my bosses, I will have found a place where
these journalists can be trained to handle the new tasks
that they will do from the beginning of next month, if I
convinced them that that place exists, they would be only
too willing because there is a certain training money
that was set aside years ago and it has not been used for
a long time. Because: Where do you take them? You take
them to most of the universities in Europe or in Britain
to go for a post-graduate diploma or a masters degree. It
is more academic than practical. But what we need is
practical skills. The training places for these do not
exist, I am afraid. But it's a challenge.
Darüber Zitator:
Unser Bildungssystem ist nicht vollständig
zusammengebrochen, aber fast ist es soweit. Das bedeutet,
dass selbst die Ausbildung von Journalisten heute
schlechter ist, als sie es vor 15 oder 20 Jahren war. Es
gibt nicht eine einzige Journalisten-Schule. Wenn ich
heute zu meinen Verlegern gehen und ihnen sagen würde,
dass ich eine anständige Journalistenschule entdeckt
habe, das eine solche Einrichtung tatsächlich existiert,
dann wären sie nur zu gerne dazu bereit, ihre
Journalisten dort hinzuschicken. Tatsächlich haben sie
schon vor Jahren Geld für diesen Zweck zurückgestellt,
das bis heute nicht genutzt worden ist. Denn wohin sollte
man die Journalisten auch schicken? Man kann sie an eine
Universität in Europa oder Großbritannien schicken,
damit sie dort ihren Diplom- oder Master-Abschluss
machen. Aber das ist sehr akademisch, und was wir hier
brauchen sind praktische journalistische Fertigkeiten.
Und dafür gibt es leider einfach keine
Ausbildungseinrichtungen. Das ist eine Herausforderung
für uns.
Sprecherin:
Trotzdem gibt es auch heute schon eine ganze Menge
afrikanischer Journalisten, die für die Korrespondenten
europäischer Medien arbeiten. Allerdings tun sie das nur
im Hintergrund, berichtet der taz-Redakteur
Dominic Johnson:
Cut 23 (Johnson)
Es gibt viele afrikanische Journalisten, die für
ausländische Medien arbeiten, vor allem für
Nachrichtenagenturen. Das Phänomen des Stringers ist ja
weit verbreitet. Das ist dann der unterbezahlte und
unterbelichtete Kollege, der dem eingeflogenen Deutschen
alles erklärt hat, und der eigentlich die gesamte Arbeit
gemacht hat, und der Deutsche macht dann nur noch die
schöne Schreibe dazu. Das ist das extreme Beispiel von
Zusammenarbeit.
Sprecherin:
Hearing only bad news on Radio Africa - es gibt nur
schlechte Nachrichten auf Radio Afrika. Trotz vieler
kleiner Versuche, etwas daran zu ändern, haben die
Bhundu Boys aus Zimbabwe noch immer Recht mit dem Refrain
ihres Liedes. Es wäre allerdings auch falsch, die
schlechten Nachrichten aus Afrika nun plötzlich
wegzulassen. Schließlich sind all die Krisen, Kriege und
Katastrophen ja keine Erfindung der Medien, sondern
afrikanische Realität. Wünschenswert wäre jedoch, die
schlechten auch mit guten Nachrichten zu mischen. Denn
nur so entstünde ein angemessenes Bild dieses
Kontinents. Der britische Afrika-Journalist Russel
Southwood macht dies an einem Vergleich mit dem Londoner
Stadtteil Brixton deutlich.
Cut 25 (Southwood):
Brixton is a good place to live, is very lively and very
vibrant. It has good bars and good restaurants. But I
could also tell you that if you go to Brixton you are
likely to be robbed at some occasions. If you are a woman
you might be raped or you might be attacked in some way.
Now if I simply tell you the good news and I go along
thinking all this is a nice sunny place to be, then you
are not aware of what might happen to you. If you are not
aware of what might happen to you, then you are not in
the position to understand the full reality. You have to
have both the good news and the bad news to understand
the reality of somewhere.
I think that there is much that can be said about the
African continent that is good. And there is plenty of
good news that will come out of Africa increasingly. But
if we don't have the bad news, then things will continue
to go on in the ways that they have always gone on, and
without the bad news nothing will change. So we have to
have a balance between the good and the bad.
Darüber Zitator:
In Brixton kann man gut leben kann, es ist sehr lebendig
dort, es gibt gute Kneipen und Restaurants. Aber ich
könnte auch sagen, dass man in Brixton ein ziemliches
hohes Risiko hat, ausgeraubt zu werden. Manche Frau wird
dort vergewaltigt oder überfallen. Wenn ich also nur die
gute Nachricht kenne, dann laufe ich arglos durch Brixton
und denke, was für ein schöner, sonniger Ort das ist.
Aber ich bin nicht darauf vorbereitet, was alles
passieren kann. Und wenn man darauf nicht vorbereitet
ist, dann versteht man nicht die ganze Wirklichkeit. Man
braucht eben beides, um die Realität eines Ortes zu
verstehen: die guten und die schlechten Nachrichten.
Ich glaube, auch über Afrika gibt es viel Gutes zu
sagen. Und immer mehr gute Nachrichten werden uns aus
Afrika erreichen. Aber wenn wir nicht auch die schlechten
Nachrichten bekommen, dann geht alles einfach weiter wie
immer. Ohne die schlechten Nachrichten wird sich nichts
ändern. Wir brauchen ein ausgewogenes Verhältnis
zwischen gut und schlecht.
Sprecherin:
Das Afrikabild, das wir bisher aus unseren Medien
erhalten, ist einseitig. Und genauso einseitig ist auch
das Europabild, das Afrikanern in den Medien vermittelt
wird. Der Chefredakteur des New African hat
am eigenen Leib erfahren, wie falsch die Vorstellung vom
reichen Norden war, die er aus afrikanischen
wie aus europäischen Medien in Ghana gewonnen hatte.
Cut 26 (Ankomah)
European media will project 80 per cent positive images
of Europe, 20 per cent negative images of Europe. So you
see all these beautiful films coming from Hollywood. My
first time I went to the USA I was shocked to see the
difference between - you go up Central Park and down
there you go to Harlem, and you see this stark contrast
between the poverty and the wealth living side by side in
New York. But you rarely, rarely see Harlem portrayed the
way it is in the films. Africans want to come here
because we have these heavenly images of Europe. And we
see it in the films, we see it in the newspapers, we see
it in the magazines. So this is a place where the street
is paved with gold.
Darüber Zitator:
Die europäischen Medien zeigen zu 80 Prozent ein
positives Bild von Europa, und nur zu 20 Prozent negative
Bilder Europas. Man bekommt all die schönen
Hollywood-Filme zu sehen. Als ich das erste Mal in die
USA kam, war ich von dem Unterschied geschockt: Wenn man
durch den Central Park nach Harlem geht und dann diesen
gewaltigen Kontrast sieht zwischen Armut und Reichtum,
die in New York Seite an Seite leben. Aber Harlem kommt
in den Filmen nur äußerst selten vor. Afrikaner wollen
nach Europa kommen, weil sie ein himmlisches Bild von
diesem Kontinent haben. Wir sehen das doch in den Filmen,
in den Zeitungen, in den Zeitschriften. Es muss einfach
ein Ort sein, an dem die Straßen mit Gold gepflastert
sind.
Sprecherin:
Es steht nicht gut um das Bild, das Afrikaner und
Europäer voneinander haben. Und es steht auch schlecht
um der Verhältnis zwischen Europa und Afrika. Wir wissen
viel zu wenig voneinander, und leider helfen uns die
Medien nicht dabei, diesen Mangel zu beheben. Allerdings
gibt es mit dem Internet heute zumindest die technischen
Voraussetzungen für eine Annäherung. Und an manchen
Stellen setzt sich die Erkenntnis durch, dass Afrika und
Europa keine getrennten Welten sind, sondern Nachbarn,
die sich gegenseitig beeinflussen. Bei aller Kritik an
den europäischen Medien fasst sich Mbatau Wangai, der
Chefredakteur des East African, dann auch an
die eigene Nase.
Cut 27 (Wangai)
If we ourselves locally are reporting our country the way
that we are saying that the western media should not, it
is a little bit more than being hypocritical. Because in
our own papers, if we look at them, we talk about murder,
the more gory the better. We talk about corruption, the
bigger the amount the better. We talk about the
statements made by politicians. Whether we believe them
or not, this is what you report. And we are saying, yes,
this is what we have been doing over the last 30 years.
This is wrong. We have to have papers that are thinking.
Papers that will make our readers also think. So what I
am hoping: When we change, that the western media that
covers Nairobi, that covers Kenya from Nairobi will move
with us. But its no more than a hope.
Darüber Zitator :
Wenn wir hier vor Ort genau auf die Art und Weise über
unser Land berichten, die wir den westlichen Medien
vorwerfen, dann ist das schon ein bisschen mehr als
heuchlerisch. Denn in unserer eigenen Presse, da
berichten wir doch von Morden, je gruseliger, desto
besser. Wir berichten von Korruption, je höher der
Betrag desto besser. Wir beten die Erklärungen der
Politiker nach. Ob wir sie nun glauben oder nicht, das
ist es, was wir berichten. Und das haben wir die letzten
30 Jahre lang gemacht. Es ist falsch. Wir brauchen
Zeitungen, die nachdenken, Zeitungen, die unsere Leser
zum Nachdenken bringen. Also das ist meine Hoffnung: Wenn
wir uns ändern, dann werden auch die westlichen Medien
mitziehen, die von Nairobi aus über Kenia berichten.
Aber das ist nicht mehr als eine Hoffnung.
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Verwendete Musik:
Cut 24: Bhundu Boys: Radio Africa - © 1995 Polymedia
525791-2 |